Samstag, 4. April 1964 Scheitert Kilia an der VfL-Deckung? Gewinnen die Kieler, sind sie praktisch Meister. Chancen auch für Oldesloe. Sein schwerstes Spiel in der Rückrunde der Amateurliga hat der VfL Oldesloe morgen um 15 Uhr in Kiel gegen die auf dem zweiten Tabellenplatz liegende Kilia zu bestreiten. Beide Mannschaften sind die erfolgreichsten dieser Saison und haben imponierende Erfolgsserien aufzuweisen.

Herbstmeister Kilia erzielte in den ersten 13 Spielen 25:1 Punkte bei 42:10 Toren. Die Oldesloer begannen etwas schwächer, steigerten sich aber famos und holten aus den letzten 15 Spielen 28:2 Punkte und 36:5 Tore. Die Oldesloer Erfolgsserie wurde nur von der groß herausgekommenen Mannschaft Schleswigs gestoppt. Über Ostern blieben beide Titelanwärter ohne Sieg. Kilia hatte Mühe, gegen den abwehrstarken Phönix ein 1:1-Unentschieden zu erzielen, und Oldesloe spielte ebenfalls 1:1 gegen den Ahrensburger TSV in einem Freundschaftsspiel.

In Lübeck zeigte sich die Schwäche der Kilianer. Gegen eine verstärkte Deckung tun sie sich schwer, vor allem ihr Torjäger Bygand kommt bei konsequenter Manndeckung nicht zur Entfaltung; ein Spieler wie er braucht viel Raum. Und hierin liegt die Oldesloer Chance! Bei der starken Abwehr müßte mindestens ein Unentschieden zu erkämpfen sein. Alles in allem sind die Chancen recht ausgeglichen. Kilia hat den Platzvorteil und auf dem kurzen Spielfeld kommt manche Mannschaft nicht zurecht. Aber die Oldesloer kennen das Feld schon aus früheren Begegnungen und werden sich darauf einzustellen wissen. Trainer Artur Jantz möchte gern die stärkstmögliche Besetzung aufbieten; allerdings ist der Einsatz von Manfred Dau noch immer fraglich, und gerade er könnte dem Oldesloer Sturm den nötigen Schwung geben, den er morgen benötigt.

Bei einem Kieler Sieg dürfte Kilia als Meister feststehen, da sie dann drei Minuspunkte weniger aufzuweisen hat als der VfL. Bei einem Oldesloer Sieg oder Unentschieden bleibt die Meisterschaft noch völlig offen, zumal dem VfL noch die schweren Spiele in Segeberg und Lübeck gegen Phönix bevorstehen. ST

 

Sonntag, 5. April 1964 - ?????spiel

Kilia Kiel - VfL Oldesloe 1:3 (0:0)

Oldesloe in meisterlicher Form. In einem glänzenden Schlußspurt die führende Position durch 3:1 über Kilia Kiel gefestigt. So könnte der VfL in der Regionalliga-Aufstiegsrunde eine hervorragende Rolle spielen. Das war ein Schlagerspiel, das man auf dem Kilia-Platz zwischen den beiden führenden Mannschaften, VfL Oldesloe und Kilia Kiel, sehen konnte, eine Begegnung so recht nach dem Herzen der Zuschauer, unter ihnen als prominenter Gast Verbandstrainer Klaus-Peter Kirchrath. Trotz schneebedeckten Bodens, der nach spätestens zehn Minuten Spieldauer eine matschige Rutschbahn war, erlebte man eine Auseinandersetzung, die bei vielen noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Kilia hatte bei Halbzeit, die 0:0 endete, die Nase nach Punkten vorn. Nach Wiederanpfiff drängten dann die Gäste. Es fiel ein unglückliches Eigentor gegen Oldesloe. In der 69. Minute ging dann Panier verletzt vom Platz. Der Sturm der Rothemden war danach nicht mehr voll da. Oldesloe entwickelte jetzt eine ungewöhnliche Kraft und kämpfte verbissen und verließ mit einem 3:1-Erfolg als glücklicher Sieger den Platz. Die Mannschaft war an diesem Tage einfach konditionell stärker als Kilia.

Keine fünf Minuten war die Begegnung alt, da hatte Heitmann seine erste Chance. Vanini parierte jedoch diesen Schuß aus acht Metern Entfernung großartig. Auf der Gegenseite bleibt in der 12. Minute ein Kopfball von Panier im Schlamm Zentimeter vor der Torlinie stecken. In eine schlechte Rückgabe von Stoltenberg springt wenig später Bieschke - wiederum kann Vanini retten. Einen Schuß von Wilke faustet Dau dann mit letzter Kraft aus dem Winkel. Eine flache Warnholz-Bombe erreicht er mit Mühe. Das waren die herausragendsten Szenen der ersten Halbzeit. Immer wieder kurbelten in diesen 45 Minuten Warnholz und Stoltenberg ihren Sturm an. In ihm war Siek an diesem Tage einfach zu verspielt. Er trickste oftmals zwei, drei Gegenspieler aus - und zum Schluß sich selbst. Mit seiner Kondition war dann auch Mitte der zweiten Halbzeit endgültig Schluß. Anders die Gäste. Horst Liedtke schaffte hinten mit weiten Schlägen Luft. Ebenso bedienten Bliebenich und Alfred Liedtke ihre Außen mit langen Pässen, und sowohl Kößling als auch Meins fackelten nicht lange. Sie flankten oder schossen beherzt aufs Tor.

Die zweite Hälfte begann mit einem Paukenschlag. Bereits in der 46. Minute hieß es 1:0 für Kilia durch ein Eigentor von Peters. Ein Schuß von Sander wurde unglücklich abgefälscht, da gab es für Dau keine Rettungsmöglichkeit mehr. Es schien, als hätte der VfL seine spielerische Linie verloren. In der 52. Minute kam Bygand zum Schuß, traf aber nur die Latte. Danach spielte aber nur noch der VfL! In der 75. Minute fiel der erlösende und hochverdiente Ausgleichstreffer durch Manfred Dau, der eine Flanke Bliebenichs wunderschön mit dem Kopf verwandelte. Unhaltbar für Vanini. Bereits drei Minute später gab es die Chance zum Führungstreffer, aber Kößling, vier Meter frei vor dem Tor stehend, verstolperte diese gute Möglichkeit. Die Entscheidung fiel in der 85. Minute durch Alfred Liedtke, der eine Bliebenich-Flanke zum 2:1 unhaltbar verwandelte. Nun war der Jubel unter den Schlachtenbummlern natürlich groß und als dann Herbert Meins in der Schlußminute sogar noch das 3:1 gelang, lag sich ganz Oldesloe in den Armen.

Ab der 70. Minute erwies sich dann Oldesloe als die physisch stärkere Elf. Nur wenig Zweikämpfe wurden von den Kielern noch gewonnen. Apropos Kondition: Das war lange Zeit Kilias Stärke. Wieviele Spiele gewannen die Rothemden, weil sie auch die letzten 20 Minuten voll durchspielen konnten. Vielleicht sind sie augenblicklich müde, da sie quasi die ganze Serie von allen Mannschaften gehetzt wurden. Jeder, auch Abstiegskandidaten, wollte gegen den Ex-Spitzenreiter gewinnen. Mindestens Zweiter sollten sie aber trotzdem werden.

Oldesloe dürfte nach der Leistung Spitzenreiter bleiben. Die Mannschaft ist sowohl körperlich als auch spielerisch zur Zeit da. In den drei noch ausstehenden Spielen gegen Flensburg, Phönix und Segeberg sollte der VfL mehr Punkte holen als Kilia gegen den Heider SV, Büdelsdorf und Gut Heil Neumünster. Die Aufstiegsrunde zur Regionalliga haben die Oldesloer bereits erreicht. Selbst wenn sie die drei noch ausstehenden Spiele verlieren, wäre ihnen der zweite Tabellenplatz nicht mehr zu nehmen.

Die herausragendsten Aktiven waren die beiden Torhüter. Sowohl Dau als auch Vanini hielten einige sogenannte „todsichere“ Sachen. Gut weiter beim Sieger Mittelläufer Horst Liedtke, Bliebenich, Heitmann, Bieschke und Manfred Dau. Bei Kilia lieferten Schwerdtfeger, Warnholz, Wilke und bis zu seiner Verletzung Panier neben Vanini eine überzeugende Partie.

Stimmen zum Spiel - Trainer Jöhnk (Kilia Kiel): „Beide Mannschaften lieferten auf dem morastigen Boden ein wirkliches Klassespiel. Schade, daß wir doch noch verlieren mußten. Aber Panier fehlte uns sehr, vielleicht war seine Verletzung sogar spielentscheidend.“ Trainer Jantz (VfL): „Ich meine, wir haben verdient gewonnen. Kilia fehlte in der zweiten Halbzeit die Kraft. Spielentscheidend war meiner Meinung die Tatsache, daß wir uns nach der Pause enorm steigern konnten. Auf jeden Fall war es ein Klassespiel.“ Verbandstrainer Kirchrath: „Das war bei diesen morastigen Bodenverhältnissen ein großartiges Spitzenspiel; kurzum: ein Kompliment an beide Mannschaften. Nach einer guten ersten Halbzeit wurde es in der Tat ein erstklassiges Spiel, das der VfL aufgrund der enormen Kondition und Moral für sich buchen konnte.“ SPM/ST

Kilia Kiel: Vanini - Schwerdtfeger, Jaksch - Warnholz, Uthoff, Stoltenberg - Panier, Sieg, Bygand, Wilke, Sander.

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Alfred Liedtke - Martin Kößling, Horst Bieschke, Manfred Dau, Gerd Heitmann, Herbert Meins.

Tore: 1:0 Eigentor Peters (46.), 1:1 Manfred Dau (70.), 1:2 Alfred Liedtke (85.), 1:3 Meins (90.). - Schiedsrichter: Arend (Meldorf). - Zuschauer: 2300.

 

Samstag, 11. April 1964 VfL ohne Manfred Dau zu Phönix? Oldesloer Invasion auf dem Flugplatz zu erwarten. Erst heute soll sich entscheiden, mit welcher Mannschaft der VfL Oldesloe morgen um 11 Uhr in Lübeck an der Travemünder Allee gegen Phönix antritt. Die alte Verletzung von Manfred Dau ist noch nicht ganz abgeklungen und Bliebenich hat sich eine Erkältung zugezogen. Trainer Artur Jantz genießt aber das Vertrauen, seine Mannschaft auch für diesen wichtigen Kampf in die beste Verfassung gebracht zu haben. Er wird schon die richtige Formation wählen.

Sicher dürfte es morgen vormittag wieder eine Oldesloer Invasion auf dem ehemaligen Flugplatz an der Travemünder Allee geben. Die VfL-Anhänger wollen ihrer Mannschaft die nötige moralische Unterstützung geben. Zweifellos ist der VfL Favorit. Seine Leistung am letzten Sonntag gegen Kilia war zu imponierend, als daß man der Elf nicht zutrauen könnte, auch Phönix zu schlagen.

Leicht ist diese Aufgabe allerdings nicht. Die Lübecker werden versuchen, den VfL-Sturm nicht zur Entfaltung kommen zu lassen, um dann das Bollwerk der Oldesloer zu brechen und Tore zu schießen. Hoffentlich zeigt sich Phönix in dieser Begegnung von einer fairen Seite. Mit einem Kampf auf Biegen und Brechen ist zu rechnen.

An die Schlachtenbummler aus Stormarn hat die Lübecker Polizei die Bitte, daß sie ihre Kraftfahrzeuge auf dem Volksfestplatz hinter dem „Bürgerhof“ gegenüber dem Torneiweg abstellen mögen. ST

 

Sonntag, 12. April 1964 - ?????spiel

Phönix Lübeck - VfL Oldesloe 0:0

VfL Oldesloe kam mit einem blauen Auge davon. In der Schlußphase war der LBV Phönix dem 1:0 sehr nahe. Großartiger Stopper Horst Liedtke! Das soll der VfL Oldesloe, der Spitzenreiter und heiße Meisterschaftsfavorit der Amateurliga, gewesen sein? Lübecks Zuschauer hatten sich weit mehr von dieser Mannschaft versprochen, die im Vormittagsspiel beim LBV Phönix nervös und verkrampft wirkte, nie ihre Linie fand und am Ende froh sein konnte, gegen den zuletzt noch verblüffend gut herausgekommenen LBV ein 0:0 gerettet zu haben. Aber ich habe die Oldesloer auch schon anders, viel besser spielen sehen! Dieses eine Lübecker Spiel kann und darf kein Maßstab sein. Eine Mannschaft, die solange die Tabelle anführt, die in Kiel gegen Kilia 3:1 gewann, muß einfach mehr können! Allerdings: mit ähnlichen Leistungen wird der VfL in der Regionalliga-Aufstiegsrunde nichts zu bestellen haben.

Warum eigentlich waren die Oldesloer so nervös? Wie töricht, sich immer wieder schimpfend mit dem Gegner oder klagend mit dem Schiedsrichter einzulassen (Manfred Dau, Heitmann!). Hätte die Oldesloer Mannschaft sich allein auf das Spiel konzentriert, sie wäre dabei besser gefahren! Die Erwartungen erfüllt hat allein die VfL-Abwehr, in der Torwart Uwe Dau einen sicheren Eindruck machte und Horst Liedtke der Fels in der Brandung war, als der Phönix in der zweiten Halbzeit viel besser herauskam. Horst Liedtke mußte dabei noch oft bei Peters und Westphal aushelfen; er ist in der Tat einer der besten Stopper der Amateurliga (wenn nicht gar der beste!). Aber die Außenläufer „Ala“ Liedtke und Bliebenich bekamen das Spiel nicht recht unter Kontrolle, obwohl Heitmann (reichlich langsam geworden!) meist weit mit zurückhing. So stürmte der VfL durchweg nur mit vier Mann - und das war einfach zu wenig, um Phönix auseinandernehmen zu können! Obwohl damit in der ersten Halbzeit eine deutlichere Feldüberlegenheit herausgespielt werden konnte! Kößling war der gefährlichste Stürmer, von Manfred Dau und Bieschke - war bei Wilkens abgemeldet - aber kennen wir weit bessere Leistungen.

Phönix startete schwerfällig, das Zusammenspiel im Angriff klappte nicht, weil Winkel zu wenig mitmachte (dafür aber durch zwei ganz törichte Unsportlichkeiten auffiel), Beyer zu schwerfällig war und Jahnke das Tempo hemmte. Aber nach dem Seitenwechsel „kam“ der LBV dann, wurde Eckhorst noch einmal wieder jung, drückte Wilkens (dem vorher manches Abspiel mißglückt war) mächtig auf die Tube! Wir notieren - 46. Minute: Uwe Dau konnte Jahnkes Schuß gerade noch mit den Fingerspitzen erreichen, den Nachschuß aber jagte Fritzsche aus fünf Metern über das leere Tor! 70. Minute: Alleingang von Jahnke, aber zuletzt fehlte dem Phönixer die Kraft, Dau hielt den Schuß mühelos! 71. Minute: Fritzsche erwischt eine Eckhorst-Flanke mit dem Kopf, aber Dau hält!

Bester Phönixer aber war Torwart Söchtig, der vor der Pause wiederholt Gelegenheit bekam, sich auszuzeichnen. Vor allem in der 25. Minute, als er eine Bombe von Kößling großartig meisterte! Lolls kraftvoller Einsatz verdient besondere Anerkennung. Prehn ist schon längst kein Ersatzmann mehr. Baberske erlaubte Manfred Dau nicht viel.

Doch wie gesagt: Lübeck sah nicht den echten VfL Oldesloe. Dafür aber wieder einen LBV Phönix, der zwar spielerisch manchen Wunsch unerfüllt ließ, der aber gelernt hat, sich bedingungslos einzusetzen. Auch wenn es um nichts mehr geht! SPM

Phönix Lübeck: Söchtig - Prehn, Loll - Sebelefsky, Baberske, Wilkens - Eckhorst, Beyer, Jahnke, Winkel, Fritzsche.

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Alfred Liedtke - Martin Kößling, Horst Bieschke, Manfred Dau, Gerd Heitmann, Herbert Meins.

Tore: Fehlanzeige. - Schiedsrichter: Weiß (Rendsburg). - Zuschauer: 2000.

 

Montag, 13. April 1964 Hatten die Oldesloer Blei an den Füßen? Die ersten Entscheidungen in der Amateurliga sind gefallen. Mit dem VfL Oldesloe (45:11 Punkte) und Kilia Kiel (43:11) stehen Schleswig-Holsteins Teilnehmer an der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord fest. Weiterhin spannend wird jedoch der Kampf zwischen den beiden um die Meisterschaft sein; nachdem der VfL Oldesloe bei Phönix Lübeck nur mit Glück ein 0:0 erreichte, ist die Meisterschaft wieder völlig offen. ST

 

Samstag, 18. April 1964 VfL muß seine bessere Technik ausspielen. Flensburg 08 kein williger Punktelieferant. Unberechenbare Gäste im Stadion. 3:0 hieß es in der Herbstserie am Schluß der Begegnung mit Flensburg 08 für den VfL Oldesloe. Morgen wollen die Stormarner im Travestadion ein ähnliches Ergebnis erzielen. Sie brauchen die beiden Punkte dringend für die Verwirklichung ihres großen Ziels: die Meisterschaft der Amateurliga. Der VfL wird höchstwahrscheinlich in der gleichen Aufstellung wie gegen Phönix am letzten Sonntag auf das Feld laufen.

Es dürfte allerdings nicht ganz einfach sein, Flensburg beide Punkte abzunehmen. Der VfL darf nicht davon ausgehen, daß die Flensburger zuletzt eine klare Niederlage auf eigenem Platz gegen Lägerdorf (Anm.: 4:7) einstecken mußten, und nun glauben, das Spiel schon im Voraus gewonnen zu haben. Die Flensburger können sich hier präsentieren, daß man sie kaum wiedererkennt. Sie sind für ihre Unberechenbarkeit bekannt. Wir glauben aber, daß der VfL aus dem Spiel des letzten Sonntags gelernt hat, freier aufspielen und auch in taktischer Hinsicht den Gegner verblüffen wird. Vor allem sollten die Gastgeber es unterlassen, sich mit dem Schiedsrichter und den Gegenspielern in ein unnötiges Gerede einzulassen. Das kostet Kraft und Konzentration. Spielen und nochmal Spielen muß die Devise sein. Die Läuferreihe muß den Sturm bedienen mit weiten Schlägen nach vorn. Nötig ist eine rasante und einsatzbereite Stürmerreihe, die plaziert schießt. Sollten all diese Dinge beherzigt werden, so scheint es uns, daß beide Punkte hier in Oldesloe bleiben.

Wir können uns vorstellen, daß die Anhänger des VfL ihre Mannschaft hier im Stadion genauso unterstützen werden, wie es in Kiel der Fall war. Es ist das letzte Heimspiel dieser Punktserie, bevor am 7. Mai (Himmelfahrt) die großen Aufstiegsspiele zur Regionalliga beginnen. Beginn 15 Uhr. ST

 

Sonntag, 19. April 1964 - ?????spiel

VfL Oldesloe - Flensburg 08 4:0 (1:0)

Drei Heitmann-Tore „erschossen“ Flensburg 08. Oldesloe vor der Meisterschaft. In Segeberg genügt Unentschieden zum Titelgewinn. Der VfL Oldesloe ist einen Schritt auf dem Weg zur Meisterschaft weitergekommen! Durch einen klaren 4:0-Erfolg über Flensburg 08 bauten die Oldesloer ihre führende Position weiter aus. Im letzten Spiel bei Holstein Segeberg genügt schon ein Unentschieden, um erstmals Amateurliga-Meister zu werden. Nach dem überlegenen Sieg sah es beim Seitenwechsel noch keineswegs aus, da bis dahin zu überhastet gespielt und vieles verdorben wurde. Im zweiten Durchgang dann allerdings steigerten sich die Oldesloer prächtig und ließen keine Zweifel mehr über den Sieger. Dabei war der Halblinke Heitmann mit drei Treffern am erfolgreichsten; ein weiteres Tor steuerte Bieschke bei.

Mit diesem Sieg, der auch in der Höhe vollauf verdient ist, löschten die Oldesloer das schwache Bild vom letzten Sonntag gegen LBV Phönix einfach aus. Was die Mannschaft in der zweiten Halbzeit bot, das war schon sehenswert. Aber dabei sollte man die sympathischen Flensburger nicht vergessen, die nie aufsteckten und ein fairer und tapferer Verlierer waren. Der Sieg ist auf eine geschlossene Oldesloer Mannschaftsleistung zurückzuführen. Zwar gab es in der ersten Hälfte viele Schwächen in der Hintermannschaft und auch im Sturm, aber später wußte man sich fein zu steigern und nun gab es praktisch keinen Ausfall mehr. Torwart Dau wurde auf keine harte Probe gestellt. Die meiste Arbeit nahmen ihm die beiden guten Verteidiger Peters und Westphal ab. Ausgezeichnet wiederum die gesamte Läuferreihe, herausragend Horst Liedtke, der zwar anfangs mit Petersen Schwierigkeiten hatte, ihn aber später völlig an die „Kette legte“. Unermüdlicher Ankurbler ist Alfred Liedtke, der des öfteren Beifall auf offener Szene bekam. Der Sturm bot recht unterschiedliche Leistungen. Heitmann - zuerst schwach - steigerte sich großartig und wurde zur Schlüsselfigur im Angriff. Prachtvoll seine drei Tore. Neben ihm wußten noch Bieschke und Kößling zu gefallen, während besonders Lütge, der für den verletzten Manfred Dau spielte, farblos war.

Die Flensburger konnten in Bad Oldesloe trotz der Niederlage gefallen. Nach schönem Beginn ließen sie nach und waren dem Oldesloer Angriff einfach nicht mehr gewachsen. Torhüter Neukirchen wurde nach viereinhalbmonatiger Pause erstmals wieder eingesetzt. Ihn trifft an den vier Toren keine Schuld, aber er hinterließ doch einen etwas unsicheren Eindruck, besonders im Herauslaufen; außerdem hielt er die Bälle auch nicht immer fest. herausragend in der Hintermannschaft Mittelläufer Koch, der viele Oldesloer Angriffe durch gutes Stellungsspiel und energischen Einsatz zunichte machte. Etwas schwächer die Außenläufer, die nicht die Zeit für den Aufbau fanden. Heitmann marschierte in den zweiten 45 Minuten an Büge vorbei, wie er wollte. Im Sturm hinterließen Bünner und Petersen den stärksten Eindruck. Wenn Bünner in der 54. Minute eher geschossen hätte, wäre das Spiel noch einmal offen geworden. Durch sein Zögern konnte Westphal rettend eingreifen. Etwas enttäuschend die Leistung von Neujahr, dem vieles daneben gelang. SPM

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Alfred Liedtke - Martin Kößling, Horst Bieschke, Egon Lütge, Gerd Heitmann, Herbert Meins.

Flensburg 08: Neukirchen - Blanke, Heel - Büge, Koch, Dolle - Bünner, Neujahr, Petersen, Müller, Matzen.

Tore: 1:0 Heitmann (36.), 2:0 Heitmann (52.), 3:0 Bieschke (67.), 4:0 Heitmann (74.). - Schiedsrichter: Pooch (Lübeck). - Zuschauer: 1400.

 

Freitag, 24. April 1964 VfL Oldesloe vor der Meisterschaft. Am kommenden Wochenende wird die Entscheidung über die Meisterschaft in der Amateurliga fallen. Tabellenführer VfL Oldesloe (47:11) benötigt noch einen Punkt, um den Titel zu gewinnen, aber selbst bei einer Niederlage der Oldesloer bei Holstein Segeberg sollte ihnen der Titel sicher sein, denn sie hätten in jedem Fall mit größter Wahrscheinlichkeit das bessere Torverhältnis. Kilia Kiel hat darüber hinaus gegen den TSV Büdelsdorf noch lange nicht gewonnen.

Nach Erreichung der Aufstiegsrunde scheint die Kilia-Mannschaft eine Pause zu brauchen. Die über Monate andauernde Anspannung aller Kräfte hat doch an der physischen Substanz gezehrt. Die letzte 1:2-Niederlage bei Gut Heil Neumünster dürfte eine Folge davon sein. ST

 

Samstag, 25. April 1964 VfL-Empfang mit „Pauken und Trompeten“. Spielmannszug erwartet die aus Segeberg kommende Mannschaft. Morgen um 19 Uhr wird ein Spielmannszug, zusammengestellt aus Mitgliedern der Oldesloer Sportvereine unter Leitung des Musikzugführers Paul Fedder, an der Kreisberufsschule in der Grabauer Straße die erste Fußballmannschaft des VfL erwarten, die hoffentlich ihren Einzug in die Sportstadt Bad Oldesloe als frischgebackener Meister der schleswig-holsteinischen Amateurliga halten wird. Aber auch wenn sie dieses Ziel nicht oder noch nicht erreicht haben sollte, ist Grund genug für einen begeisterten Empfang, denn der VfL ist bereits Anwärter auf die Regionalliga Nord und will in den Aufstiegsspielen beweisen, daß er wirklich für die zweithöchste deutsche Spielklasse die Qualifikation besitzt.

Vor dem triumphalen Einzug werden Hunderte von VfL-Anhängern ihre Mannschaft nach Bad Segeberg begleiten, wo der Elf noch ein schweres Spiel gegen Holstein bevorsteht. In der Herbstserie hieß es 2:2. Damals war der VfL durch eine frühzeitige Verletzung von Bliebenich benachteiligt, und die dadurch notwendig gewordene Umstellung wirkte sich für den weiteren Spielverlauf schlecht aus. Die Segeberger bekamen Oberwasser, gingen allerdings im kämpferischen Einsatz bis an die Grenze des Erlaubten. Wir hoffen, daß die morgige Begegnung spritzig und begeisternd, aber fair sein möge.

Die Oldesloer Elf kann in stärkster Aufstellung nach Segeberg fahren. Auf einigen Posten dürften gegenüber dem letzten Spiel Änderungen erfolgen. Alle Spieler sind fit und gewillt, die große Chance, Landesmeister zu werden, nicht ungenützt vorübergehen lassen. Spartenleitung und Trainer rechnen mit mindestens einem Punkt. Wenn die Mannschaft aber von Anfang an ihr Konzept findet, müßte eigentlich ein Sieg herausspringen, der einen großartigen Abschluß einer erfolgreichen Saison bedeuten würde. Ganz Oldesloe drückt seinem VfL die Daumen! ST

 

Samstag, 25. April 1964 Viel Glück dem VfL! Ein altes Mitglied des VfL, das vor Jahrzehnten in dessen erster Fußballelf spielte, ist durch die jüngsten Erfolge in der Amateurliga zu den nachstehenden Reimen angeregt worden:

Mein lieber VfL,

Dein Stern erstrahlt jetzt hell,

Ich staune über dich,

und du begeisterst mich,

Du bist ja ganz enorm,

Bleib’ weiter so in Form,

Dann könnt’ es leicht geschehen,

- wir werden’s morgen sehen,

Daß du, ‘s wär’ märchenhaft,

Erringst die Meisterschaft!

Doch bald schon geht das Kämpfen weiter,

Die Aufstiegsspiele finden statt,

Errichtet ist die Aufstiegsleiter,

Die jeder zu erklimmen hat.

Hätt’st du, mein VfL, auch weiter

Viel Glück hierbei - ach, das wär’ fein,

Dann würdest du auf dieser Leiter

Ganz oben wohl zu finden sein. ST

 

Sonntag, 26. April 1964 - ?????spiel

Holstein Segeberg - VfL Oldesloe 2:0 (0:0)

VfL Oldesloe erstmals Meister der Amateurliga! Der VfL in Segeberg begeistert gefeiert. 3000 Zuschauer erlebten entfesselten FC Holstein. 2:0-Sieg nach großartigem Einsatz. In der schleswig-holsteinischen Amateurliga sind die Würfel gefallen! Der neue Meister heißt VfL Oldesloe. In einem dramatischen Kampf unterlag Oldesloe zwar bei Holstein Segeberg 0:2, ohne daß dies noch Einfluß auf den Titelgewinn des VfL hatte, da Kilia Kiel seine letzte Chance verspielt hatte (die Rothemden unterlagen dem Büdelsdorfer TSV bereits am Samstag 2:3), die Oldesloer noch einzuholen. Der VfL wollte die Serie mit einem Sieg abschließen, traf aber auf einen Gegner, der sich selbst übertraf und mit großem Einsatz kämpfte. Trotzdem wurden die Oldesloer von den 3000 Zuschauern - darunter 700 Oldesloer - begeistert gefeiert. Spielausschußobmann Kurt Hinz (Kiel) nahm die Meisterschaftsehrung vor und wünschte den VfLern für die Regionalliga-Aufstiegsrunde viel Erfolg.

Noch nie hatte Holstein Segeberg eine solche Zuschauerkulisse erlebt und einen Kampf, der an dramatischen Momenten nichts entbehrte. Das Ergebnis geht in Ordnung. Der Sieg der Kalkbergstädter war vielleicht etwas glücklich, aufgrund ihres größeren Einsatzes aber verdient. In technischer Hinsicht hatten die Oldesloer einiges vorweg.

In den ersten 25 Minuten waren die Segeberger ihren Gästen auch technisch gleichwertig. Es gab während dieser Periode manche brenzlige Situation vor den Toren. So köpfte Sorgenfrei in der 17. Minute eine Flanke von Wirbach nur haarscharf neben den Pfosten. Auf der Gegenseite traf Manfred Dau kurz darauf die Latte, man schrie schon „Tor“. In der 22. Minute hielt Uwe Dau einen Prachtschuß von Arndt, und Radzanowski köpfte das Leder über das leere Tor. Munkler im Gehäuse der Segeberger erhielt wiederholt Beifall für prächtige Abwehrleistungen, unter anderem nach einem scharfen Schuß von Alfred Liedtke. Es ging in den ersten 25 Minuten hoch her, dann allerdings flaute das Kampfgeschehen bis zur Pause etwas ab.

Nach dem Wechsel bedrängten die Oldesloer zunächst das Segeberger Tor. Holsteins Hintermannschaft leistete aber eine hervorragende Abwehrarbeit. Als Sorgenfrei in der 51. Minute nach einer Ecke von Arndt zum 1:0 einköpfte, war die „Hölle los“. Das Tempo beider Mannschaften steigerte sich. Kößling, der wenig seinen Platz hielt, verpaßte eine ganz große Gelegenheit. Alfred Liedtke knallte über das Tor. Und dann war plötzlich das 2:0 da, als Arp auf Vorlage von Sorgenfrei unhaltbar einschoß. Alle Anstrengungen der Gäste, das Ergebnis noch zu mildern, schlugen fehl.

Bei den Segebergern war die Abwehr der überragende Mannschaftsteil. Es gab hier keinen Ausfall. Munkler war ausgezeichnet, was auch der wiederholte Beifall bewies. Merkert hatte die Abwehr bestens organisiert. Schwenk löste seine Aufgabe, Heitmann an der Leine zu halten, gut. Im Sturm enttäuschten allerdings Wirbach und Arndt. Arndt hatte wohl den guten Willen, er ist aber zu schwerfällig geworden und war in den letzten 20 Minuten mit seinen Kräften am ende.

Auch der VfL Oldesloe besaß in der Abwehr seinen besten Mannschaftsteil. Ganz hervorragend Uwe Dau im Tor, der immer goldrichtig stand und entschlossen dazwischenfuhr. Er machte manche Gelegenheit der Segeberger zunichte. Aus der Abwehr sind weiter Peters und Horst Liedtke zu nennen. Sie waren ebenfalls überragend. Aus dem Angriff sind Heitmann und Manfred Dau lobend zu erwähnen, Kößling war ein Ausfall, er hielt vor allem wenig Platz.

Stimmen zum Spiel - Trainer Artur Jantz (VfL Oldesloe): „Die Segeberger haben den Kampf infolge des großen Einsatzes gewonnen, technisch aber war unsere Elf besser.“ Trainer Fritz Andree (Holstein Segeberg): „Ich freue mich über den Sieg und meine, daß er verdient war, weil unsere Jungens durchhielten. Leider klappte es im Angriff nicht immer.“ SPM

Holstein Segeberg: Munkler - Kebek, Peters - Schwenk, Merkert, Seydel - Wirbach, Sorgenfrei, Radzanowski, Arndt, Arp.

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Alfred Liedtke - Martin Kößling, Manfred Dau, Gerd Heitmann, Horst Bieschke, Herbert Meins.

Tore: 1:0 Sorgenfrei (51.), 2:0 Arp (73.). - Schiedsrichter: Wolf (Kiel). - Zuschauer: 3000.

 

Sonntag, 26. April 1964 Der neue Meister, dem die Segeberger bereits vor dem Spiel ein Nelkengebinde überreicht hatten, weilte für kurze Zeit im neuen Klubhaus des FC Holstein zu einem Umtrunk. Dieser sollte zur weiteren Festigung der schon immer bestehenden freundschaftlichen Beziehungen zwischen Holstein und VfL beitragen. In den Glückwünschen kam die aufrichtige Freude über den Titelgewinn zum Ausdruck, der die Krönung der schon immer intensiv betriebenen Jugend- und Breitenarbeit darstellt.

Triumphaler Einzug des Fußballmeisters! Die fußballbegeisterte Kreisstadt bereitete dem neuen schleswig-holsteinischen Landesmeister einen jubelnden Empfang. In der Grabauer Straße formierte sich nach der Rückkehr des VfL aus Bad Segeberg eine lange Autokolonne. Der jüngst gebildete Spielmannszug geleitete die offenen Wagen, in denen jeweils ein Spieler stand, durch die Stadt. Hunderte hatten die Meisterelf bereits an der Berufsschule erwartet. Freudestrahlend winkten die Spieler auf ihrer Fahrt den vielen Fußballfreunden auf den Bürgersteigen mit ihren Blumensträußen zu. Im ersten Wagen der erfolgreiche Stürmer Gerd Heitmann. SPM/ST

 

Montag, 27. April 1964 Oldesloe und Kilia. Der VfL Oldesloe wird als Meister und Kilia Kiel als Tabellenzweiter in die Regionalliga-Aufstiegsrunde ziehen. Beide Mannschaften gehen nicht chancenlos in dieses Wettrennen, in dem sich schon oft nicht die beste, sondern die nervenstärkste oder glücklichere Mannschaft durchgesetzt hat.

Jetzt stehen im übrigen sieben von acht Teilnehmern fest (nur Hamburgs Tabellenzweiter - Sperber, Rasensport Harburg oder TSV Uetersen - muß noch ermittelt werden!) So wird es in den Gruppen aussehen - Gruppe A: SV Meppen (Niedersachsen I), VfL Oldesloe (Schleswig-Holstein I), TSV Uetersen (Hamburg II), Leu Braunschweig (Niedersachsen III); Gruppe B: VfL Pinneberg (Hamburg I), Blumenthaler SV (Bremen), Kilia Kiel (Schleswig-Holstein II), Göttingen 05 (Niedersachsen II). SPM

 

Mittwoch, 29. April 1964 Glückwünsche für den VfL. Kreispräsident Friedrich Hardt und Landrat Dr. Wennemar Haarmann haben dem VfL Oldesloe in einem Schreiben ihre Glückwünsche zur Erringung der Meisterschaft in der Amateurliga ausgesprochen und der Mannschaft zu der sportlichen Leistung ihre Anerkennung ausgedrückt. Dem Schreiben war ein Scheck beigefügt, der zur Anschaffung von Sportkleidung dienen soll. ST

 

Donnerstag, 30. April 1964 Fußballmeister zu Gast im Rathaus. Der VfL zählt zur sportlichen Elite! „Halten Sie fest, was Sie errungen haben!“ Mit diesen Worten drückte Bürgerworthalter Georg Koch bei dem Empfang, den die Stadt im Rathaussaal in Gegenwart zahlreicher Stadtverordneter dem schleswig-holsteinischen Fußballmeister gab, seine guten Wünsche für den VfL Oldesloe aus.

Neben den Spielern der Meistermannschaft begrüßte Bürgermeister Hermann Barth den Vorstand des VfL und besonders Spartenobmann Rudi Herzog und Trainer Artur Jantz. Er feierte den Titelgewinn in der Amateurliga als eine sportliche Leistung, die nur aus großartiger Kameradschaft heraus möglich gewesen sei. Der Bürgermeister erinnerte an sein Beisammensein mit der Mannschaft des Jahres 1958, der damals der Aufstieg in die Amateurliga geglückt war und freute sich, einige der Spieler in der heutigen Meisterelf wiederzusehen. Der VfL hat es, so sagte der Bürgermeister, als ein Verein aus einer Stadt mit 16.000 Einwohnern fertiggebracht, sich vor den Mannschaften mit klangvollen Namen aus den Großstädten an die Spitze zu kämpfen. Damit hat die VfL-Elf das Recht erworben, sich zur sportlichen Elite zu zählen. Der Bürgermeister wünschte dem VfL bei den kommenden Aufstiegsspielen Glück und Erfolg und überreichte Mannschaftskapitän Gerd Heitmann für den Anstoß des ersten Treffens einen Fußball, auf dem anschließend alle Teilnehmer an dem Empfang ihren Namen eintrugen.

Der VfL-Vorsitzende Walter Busch dankte der Stadt im Namen der Mannschaft und des Vereins für die Ehrung. Er habe in den letzten Wochen den Eindruck gewonnen, daß die Beziehungen zwischen Stadt und VfL unter einem glücklichen Stern stünden und wolle die Gelegenheit benutzen, Magistrat und Stadtparlament für die Förderung der sportlichen Belange zu danken. ST

 

Donnerstag, 30. April 1964 Verdienen die Fußballer ihren Ruhm? Als der Fernsehsprecher sich gestern abend anschickte, das, wie er sagte, herausragende Ereignis des Tages zu kommentieren, hatte ich nicht den geringsten Zweifel daran, daß es sich lediglich um Fußball handeln könne. Die Frage war nur, ob Länderspiel oder Europapokal. Zu meinem Erstaunen meinte er aber nicht Uwe oder TiMontag, sondern Irene und Hugo.

Meine Frau hatte für mein Befremden kein Verständnis. Sie hielt die römische Trauung für wichtiger und äußerte sich überhaupt recht skeptisch über Fußball im allgemeinen und Fußballstarts im besonderen.

Ich sagte ihr, so große Unterschiede bestünden gar nicht zwischen einer Fürstenhochzeit und einer Fußballsensation, zumindest nicht für die Soziologen. In den Augen der Gesellschaftswissenschaftler seien beides wichtige Ereignisse im menschlichen Gemeinschaftsleben, wenn auch in dem einen Falle mit vorwiegend femininen und im anderen Falle mit vorwiegend maskulinen Merkmalen.

Meiner Frau war das zu hoch. Sie empfahl, doch zu dem Empfang der Stadt Bad Oldesloe für die Meistermannschaft des VfL zu gehen und dort meiner Fußballbegeisterung Luft zu machen.

Nun habe ich in meinem ganzen Leben noch niemals einen Fußball getreten und bin auch keineswegs Stammgast im Stadion. Immerhin verfüge ich über einige sportliche Erfahrung. In meiner Jugend lief ich, wie ich meiner Frau mit bescheidenem Stolz erzählte, schneller als alle Altersgenossen meiner Heimatprovinz. Leider gab es anderswo einige, die wiederum mir davonliefen. Ich beneidete sie glühend. Sie waren meine Vorbilder. Sie bewirkten, daß ich mehr als zuvor trainierte und doch wohl in den entscheidenden Jahren den Organismus für das ganze Leben kräftigte.

Miene Frau fand das beachtlich, machte aber den Einwand, was das mit dem Empfang zu tun habe. Ich erklärte es ihr. Vorbilder müssen, wenn sie weithin wirken sollen, sichtbar sein. Eine Ehrung in der Öffentlichkeit bedeutet Anerkennung. Die Fußballmannschaft des VfL hat diesen Lohn verdient, weil sie danach strebte, unter allen Bewerbern um den Meistertitel die beste zu sein. Das aber schafft man nicht ohne sportliche, ohne charakterliche Tugenden.

Auch das leuchtete meiner Frau ein, nur fürchtete sie, der einzelnen Spieler könnte die Ehrung mißverstehen. Keine Angst, entgegnete ich. In den Augen der Jugend ist immer der Fairste, sportlich Anständigste, trotz seiner Erfolge Bescheidene Vorbild. Die Jugend jubelt zwar dem Kämpfer, aber nicht dem Foulspieler zu.

Meine Frau meinte, das freue sie für den VfL und die Mannschaft. Ich fand, ein schöneres Kompliment hätte sie dem Verein und den Spielern nicht machen können. ST

 

Samstag, 2. Mai 1964 Begegnung im Alltag. Der zwölfte Mann. „Das sind schon feine Jungs!“ Artur Jantz meint damit die Spieler des schleswig-holsteinischen Fußballmeisters VfL Oldesloe. Er muß es wissen, denn er trainiert sie seit sieben Jahren. Immer, wenn die VfL-Elf spielt, steht der 48jährige Arbeitsamtsangestellte als zwölfter Mann am Spielfeldrand. Seine Kritik in der Pause hat schon manchem Punktekampf eine Wende gegeben.

Aber eine Mannschaft verdankt ihre Siege nicht nur der Leistung im Spiel selbst, sondern auch der Vorbereitung. „Bundesliga- und Vertragsspieler, die nicht zum Training erscheinen, bekommen das am Geldbeutel zu spüren“, erzählt Artur Jantz. „Amateure aber kann man nicht zwingen, zweimal in der Woche bei jedem Wetter harte Trainingsarbeit zu leisten. Sie müssen freiwillig kommen. Fünf meiner Spieler sind verheiratet. Sie bringen wie die anderen die Begeisterung mit, ohne die wir niemals Meister geworden wären und ohne die wir auch keine Aussichten in der Aufstiegsrunde hätten.“

Seine Autorität bei der Mannschaft verdankt Artur Jantz zu einem Teil der Tatsache, daß er selbst ein erstklassiger Spieler war. Er stand vor dem Kriege in der Mannschaft des Hamburger SV neben Spundflasche, Erwin Seeler und den Gebrüdern Dörfel, und man kann sich gut vorstellen, wie schwer es für die gegnerischen Stürmer war, an dem stämmigen Verteidiger vorbeizukommen.

Aber schwerer als Technik und Taktik wiegt bei ihm die Kunst der Menschenführung. Von allem, was er bei Lehrgängen von Josef Herberger hörte, haben Artur Jantz am stärksten die pädagogischen Ratschläge beeindruckt. „Wir haben beim VfL früher schon eine spielerisch bessere Mannschaft gehabt und doch nicht die Meisterschaft geholt. Unsere Stärke ist heute die Ausgeglichenheit, nicht nur in der Besetzung der einzelnen Spielerposten, sondern auch in der mannschaftlichen Moral.“ Ungewollt stellt sich Artur Jantz damit das beste Zeugnis aus, denn einen vorbildlichen Mannschaftsgeist gibt es nicht ohne vorbehaltloses Vertrauen der Spieler zu ihrem Trainer.

Frau Jantz und die beiden Töchter haben sich längst damit abgefunden, das Familienoberhaupt fast jeden Sonntag an den VfL abtreten zu müssen. Der 19jährige Sohn drückt zwar in Berlin, wo er die Oberschule besucht, bei wichtigen Kämpfen dem Vater die Daumen, spielt selbst aber nicht Fußball. ST

 

Montag, 4. Mai 1964 Oldesloe im Fußballfieber. In Bad Oldesloe wurde die erste Landesmeisterschaft des VfL gebührend gefeiert. Als die Mannschaft am Vorsonntag von ihrem letzten Spiel gegen Segeberg zurückkehrte, wurde sie schon in der Grabauer Straße gestoppt und begeistert begrüßt.

Dort wurden die Spieler „umgeladen“, jeder einzeln in einen offenen Wagen, Blumensträuße wurden überreicht und in einem wahren Triumphzug ging es so (mit einem Spielmannszug vorweg!) durch die Stadt. Über 5000 Oldesloer säumten die Straßen, um ihren Meister zu feiern. Auf dem Marktplatz gab es noch einmal ein Ständchen, und dann ging es zur großen Meisterschaftsfeier ins Klubheim „Peemöller“.

Ab Montag trafen dann Glückwunschtelegramme und Geschenke am laufenden Band ein. Der erste Gratulant war im übrigen Kilia Kiel (über diesen Glückwunsch freute man sich in Oldesloe besonders, alle VfL-Spieler unterschrieben deshalb auch das Dankschreiben an Kilia!). Aber auch die Oldesloer Geschäftswelt ließ es sich nicht nehmen, zu gratulieren und mit Geschenken aufzuwarten.

Da durften natürlich auch Vertreter des Kreises Stormarn und die Oldesloer Stadtväter nicht fehlen! Kreispräsident Friedrich Hardt und Landrat Dr. Wennemar Haarmann überreichten einen Scheck zur Anschaffung neuer Sportkleidung. Aus diesen Mitteln will sich der VfL neu einkleiden - er wird in Zukunft ganz in weiß (wie Real Madrid und der 1. FC Köln!) spielen!

Höhepunkt aller Ehrungen aber war der Empfang der Stadt Bad Oldesloe. Bürgermeister Hermann Barth brachte in seiner launigen Rede die Verbundenheit zum VfL zum Ausdruck, als er erklärte: „Wir sind Meister geworden - und unsere ganze Stadt ist stolz darauf!“

Doch inzwischen ist der Fußballalltag auch beim VfL wieder eingekehrt. Man bereitet sich unter der bewährten Leitung von Artur Jantz intensiv auf die Aufstiegsrunde vor, erwartet schon zum ersten Spiel am Donnerstag gegen Rasensport Harburg 4000 Zuschauer und ist fest davon überzeugt, daß die Mannschaft ein ernstes Wort mitzureden vermag. Man glaubt auch, als Regionalligist in Bad Oldesloe finanziell klar zu kommen - obwohl das schmucke Städtchen zwischen Hamburg und Lübeck nur 16.000 Einwohner zählt! Aber Mut hatte der VfL, der immerhin 1280 Mitglieder aufzuweisen hat, immer schon!

Spielberechtigt ist ab 5. Mai für den VfL Oldesloe der vom TSV Wedel gekommene Halbstürmer Ludwig Weisbach (25), der eine Verstärkung zu werden verspricht. SPM

 

Montag, 4. Mai 1964 Alle drücken die Daumen. Am kommenden Donnerstag (Himmelfahrt) fällt bereits der Startschuß zur Regionalliga-Aufstiegsrunde. Der VfL Oldesloe und Kilia Kiel vertreten erstmals die Interessen Schleswig-Holsteins. Drücken wir beiden Mannschaften ganz heftig die Daumen - sie werden es gebrauchen können! VfL Oldesloe und Kilia Kiel gehören weder zu den Favoriten, noch zu den Außenseitern. Aber man schätzt unsere beiden Vertreter in Hamburg und Niedersachsen recht hoch ein, man hat eine große Portion Respekt vor Oldesloe und Kilia!

Mit dem Spielplan dürfen beide Vereine zufrieden sein. Der VfL Oldesloe beginnt am Donnerstag mit dem Heimspiel gegen den Hamburger Vizemeister Rasensport Harburg, der sich erst durch ein Entscheidungsspiel gegen TSV Uetersen am Sonntag (2:1) für diese Runde qualifizieren konnte. Man rechnet mit vielen Zuschauern und hofft natürlich auf die ersten Punkte. Schon drei Tage später muß der VfL zu Leu Braunschweig, dann kommt der SV Meppen nach Oldesloe. Die Reihenfolge in der Rückrunde: nach Meppen, nach Harburg und dann zum Abschluß das Heimspiel gegen Leu Braunschweig! SPM

 

Mittwoch, 6. Mai 1964 Sie erkämpften für den VfL die Landesmeisterschaft - Stammspieler:

  • Uwe Dau, 26 Jahre, Landmaschinenmechaniker, im VfL seit 1958, Stammtorwart.
  • Rainer Westphal, 26 Jahre, Wachtmeister im Bundesgrenzschutz, im VfL seit 1958, rechter Verteidiger, wohnt in Pölitz.
  • Jürgen Peters, 26 Jahre, Ankerwickler, aus der Jugendabteilung des VfL, kurze Zeit Vertragsspieler bei Phönix Lübeck und seit Mai 1958 wieder beim VfL, linker Verteidiger.
  • Wolf-Dieter Bliebenich, 23 Jahre, Kraftfahrzeugmechaniker, im VfL seit 1950, rechter Läufer.
  • Horst Liedtke, 24 Jahre, Maurer, im VfL seit 1950, Stopper.
  • Alfred Liedtke, 27 Jahre, Fleischwarenverkäufer und Schlachter, im VfL seit 1950, linker Läufer.
  • Horst Bieschke, 19 Jahre, Zimmermann, im VfL seit 1955, Mittel- und Halbstürmer.
  • Herbert Meins, 29 Jahre, Zimmermann, aus der Jugendabteilung des VfL, Rechts- und Linksaußen.
  • Martin Kößling, 23 Jahre, kaufmännischer Angestellter, kam vom TSV Grabau und ist nach Unterbrechung seit 1962 wieder im VfL, wohnt in Grabau.
  • Gerd Heitmann, 26 Jahre, Student, kommt vom SSV Pölitz, war Vertragsspieler beim FC St. Pauli, seit 1961 beim VfL, Halb- und Mittelstürmer, wohnt in Pölitz.
  • Egon Lütge, 25 Jahre, Bankangestellter, seit 1951 im VfL, Außenstürmer.
  • Manfred Dau, 25 Jahre, Maler und Tapezierer, kam vom SV Eichede, wechselte wieder zurück und ist seit Ende 1962 erneut beim VfL, Läufer und Halbstürmer, wohnt in Eichede.

Ersatzspieler:

  • Gert Girschkowski, 19 Jahre, Buchdruckerlehrling, im VfL seit 1957, Tormann.
  • Rudi Bendig, 22 Jahre, Tankwart, im VfL seit 1956, wechselte zum Post SV Oldesloe und seit 1962 wieder im VfL, Mittel- und Halbstürmer.
  • Wolfgang Schwalke, 22 Jahre, Mechaniker, seit 1956 im VfL, Läufer.
  • Harry Struppek, 24 Jahre, Maurer, kam 1961 vom Post SV Oldesloe zum VfL, Mittelstürmer, verletzt seit Dez. 1963. ST

 

Mittwoch, 6. Mai 1964 Achtet auf Harburger Außenstürmer! Rekordbesuch beim Aufstiegsspiel zur Regionalliga im Stadion erwartet. Zum ersten Male ist eine Oldesloer Fußballmannschaft Landesmeister geworden. Zum ersten Male kämpft der VfL um den Aufstieg in die Regionalliga Nord, die zweithöchste deutsche Spielklasse. Wenn die Mannschaft dabei erfolgreich ist, will der VfL die ihm durch das Vertragsspielerstatut zufallenden Verpflichtungen erfüllen. In diesem Falle wären Mannschaften mit großem Namen und Können ständig Gast im Travestadion. So ist es kein Wunder, wenn der VfL morgen zu seinem ersten Spiel in der Aufstiegsrunde gegen Rasensport Harburg Rekordbesuch erwartet.

Die Gäste haben sich durch ihren 2:1-Sieg am 3. Mai im Entscheidungsspiel um den zweiten Platz der Hamburger Amateurliga gegen den TSV Uetersen den Weg in die Aufstiegsrunde gebahnt. Ihre herausragenden Spieler sind die enorm schnellen Außenstürmer Pohla und Puchmüller, wobei der Linksaußen besondere Aufmerksamkeit verdient. Gegen Segeberg war die VfL-Deckung etwas unkonzentriert und leichtsinnig. Wir nehmen aber an, daß sie morgen ihren Ruf als zuverlässigster Mannschaftsteil des VfL bekräftigen. Denn von allen Mannschaften der Amateurliga haben die Oldesloer in der vergangenen Spielzeit mit nur 24 Gegentreffern die wenigsten Tore zugelassen! Es folgen Kilia (35), der Itzehoer SV (46) und der Heider SV (49). Ob es der VfL-Deckung gelingt, auch dem gefährlichen Harburger Sturm das Konzept zu verderben?

Nicht ganz so erfolgreich war der VfL-Sturm. Mit 65 Treffern teilt er mit Büdelsdorf den dritten rang hinter Heider SV (91) und Kilia Kiel (78). Er muß zu seiner alten unkomplizierten Spielweise zurückfinden. Gegen Harburg kann der VfL nur gewinnen, wenn er über beide Außen spielt und die Abwehr durch weite und konzentrierte Schläge aufreißt. Dann ist auch der Harburger Schlußmann zu überwinden, der körperlich nicht der Größte seiner Mannschaft ist. Der Mannschaft sei empfohlen, keine Diskussionen mit dem Schiedsrichter zu beginnen, denn das könnte dem Spiel und der Leistung nur abträglich sein.

Während der Aufstiegsspiele ist der Weg hinter dem Stadion durch Anweisung des städtischen Ordnungsamtes gesperrt. Beginn: 15 Uhr. Ein Vorspiel findet nicht statt. ST

 

Donnerstag, 7. Mai 1964 - 1. Aufstiegsspiel

VfL Oldesloe - Rasensport Harburg 4:0 (1:0)

Oldesloe gleich mit 4:0! Rasensport Harburg war kräftemäßig völlig überfordert. Bis zur Pause war im herrlichen Oldesloer Stadion noch nichts entschieden. Der VfL führte zwar 1:0, aber Rasensport hatte viele gute Gelegenheiten verpaßt, dazu auch Pech, als Pohla nur die Latte traf und ein herrlicher Treffer von Schettle wegen Abseits keine Anerkennung fand. Nach dem Seitenwechsel aber kamen die Oldesloer immer besser ins Spiel, während Rasensport mehr und mehr nachließ, am Ende sogar völlig kraftlos wirkte. Kein Wunder, denn es war Rasensports drittes schwere Spiel innerhalb einer Woche! Das ging über die Kräfte dieser technisch guten, aber in der Abwehr reichlich sorglos und offen spielenden Mannschaft. Oldesloe begann zwar reichlich nervös und konnte die Hemmungen erst nach dem Wechsel abstreifen - insgesamt gesehen aber stellte der VfL die bessere Mannschaft. Sie deckte genauer und hatte auch mehr Schwung im Angriff.

Ein kurzes Abtasten, Nervosität auf beiden Seiten und Fehlpässe, das war der Beginn des Kampfes. Vor dem Oldesloer Gehäuse gab es recht brenzlige Situationen. Mehr als einmal lag der Führungstreffer der Harburger in der Luft. Puchmüller und Pohla waren die tragenden Säulen ihres Angriffs. Sie wechselten laufend ihre Positionen und erschwerten der Oldesloer Abwehr ihre Aufgabe. Aber auch der VfL war nicht müßig im Angriff, allerdings manchmal etwas umständlich. Oft kamen die Pässe beim Gegner an. Am Anfang schien es bei Herbert Meins gar nicht zu klappen. Lütge erkämpfte sich den Ball, paßte zu Bieschke, dieser wiederum servierte Heitmann eine Vorlage, und Oldesloes Mittelstürmer verwertete sie in der 23. Minute unter dem Jubel der VfL-Anhänger zum 1:0. Wenn bis jetzt der VfL das Spielgeschehen beherrschte, so heizten nun die Harburger der Hintermannschaft des Gastgebers tüchtig ein. Die zweite Halbzeit begann temporeich. Der VfL verteidigte weiterhin geschickt und trug Angriff auf Angriff in die Hälfte der Harburger. Diese wiederum waren mit schnellen Vorstößen vor dem Oldesloer Tor. Beide Torhüter hatten wiederholt Gelegenheit, sich auszuzeichnen. In der 57. Minute bekam Bieschke freistehend den Ball und schoß nach ein paar Schritten unhaltbar ein. Konditionsschwächen der Harburger machten sich bemerkbar, ihre teilweise nur mit drei oder vier Mann vorgetragenen Angriffe wurden häufig schon durch die Läufer gestoppt. In dem weiter druckvollen Angriffsspiel des Oldesloer Sturmes bekam Dau eine Chance. Aus fast unmöglichem Winkel bezwang er den Harburger Schlußmann in der 74. Minute. Heitmann erhöhte mit einem Bombenschuß in der 86. Minute auf 4:0.

Zur Oldesloer Mannschaft: Uwe Dau war am Anfang nervös, fand sich dann aber und zeigte sein Können. Die beiden Verteidiger ließen nichts anbrennen, obwohl Peters noch am Tage vorher an einer fiebrigen Darmerkrankung litt. Horst Liedtke organisierte die Abwehr großartig, sein Bruder „Ala“ war der Motor im Mittelfeld, im Angriff verstand es vor allem Meins immer wieder sehr geschickt, die Hamburger Abwehr aufzureißen. Er erhielt wiederholt Beifall für seine Kopfbälle, die sonst nicht seine Stärke sind. Bieschke und Spielmacher Heitmann steigerten sich in der zweiten Halbzeit ausgezeichnet. Lütge gefiel durch seine großartigen Flankenbälle.

Rasensport wurde unter Wert geschlagen, die Mannschaft kann mehr, als sie in Oldesloe zu zeigen in der Lage war. Erschreckend offen allerdings die Abwehr, die von einer konsequenten Manndeckung noch nie etwas gehört zu haben schien. Der Sturm lebte in erster Linie von Puchmüller und Pohla.

Für die Oldesloer ist dieses 4:0 auf jeden Fall ein verheißungsvoller Start. In dieser Form braucht der VfL keines seiner Heimspiele zu verlieren! SPM/ST

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Alfred Liedtke - Egon Lütge, Manfred Dau, Horst Bieschke, Gerd Heitmann, Herbert Meins.

Rasensport Harburg: Kohnen - Thiessen, Tzscheetzsch - Jackstieß, Opfer, Schiemann - Puchmüller, Kuhlmann, Reder, Schettle, Pohla.

Tore: 1:0 Heitmann (23.), 2:0 Bieschke (57.), 3:0 Manfred Dau (74.), 4:0 Heitmann (86.). - Schiedsrichter: Zimmermann (Wolfsburg). - Zuschauer: 4000.

 

Freitag, 8. Mai 1964 Freund und Helfer? Während des Fußballspiels im Stadion gab der VfL gestern bekannt, daß nach Schluß des Spiels die Fußgängerbrücke zur Badeanstalt solange gesperrt bleibe, bis die Spieler sie auf dem Wege zu ihren Kabinen passiert hätten. Eine vernünftige Regelung, die jedermann anerkannte.

Als der VfL klar mit 3:0 in Front lag, wollten die ersten Zuschauer das Stadion in Richtung Badeanstalt verlassen. Sie fanden jedoch den Ausgang versperrt. Zwei Polizeibeamte bewachten ihn und ließen niemand durch. 10, 20, 30, 40, 50, 60 Fußballfreunde, darunter auch viele auswärtige, standen erstaunt und verständnislos vor der Barriere, denn währenddessen lief das Spiel weiter. Von Fußballern, die ungestört ihre Kabinen erreichen sollten, war demzufolge nichts zu sehen. Mindestens fünf Minuten fehlten noch bis zum Schlußpfiff.

Unter den Wartenden befand sich auch Bürgerworthalter Koch. Sein Appell, die verfrühte Sperrung aufzuheben, verhallte ungehört. Offenbar kannten die Beamten überhaupt nicht Oldesloes ersten Bürger.

Unter stillschweigender Duldung der Polizei sprang dann ein Besucher neben dem Tor über den Zaun. Seinem Beispiel folgten ebenfalls ungehindert zahlreiche andere. Manche gingen durch den Stacheldraht, der anschließend an den Zaun gezogen ist. Das Tor aber blieb unter polizeilicher Aufsicht geschlossen, bis endlich nach Beendigung des Aufstiegstreffens die Harburger Spieler kamen und in ihrem Sog die Masse der Zuschauer.

Sehr freundlich und hilfreich war das Verhalten der Polizeibeamten nicht, zumal wenn man bedenkt, daß sich unter den Wartenden viele Autobesitzer befanden, die zu ihren Fahrzeugen wollten, um nicht in den Verkehrsstrom zu kommen, was doch durchaus im Interesse der verkehrsregelnden Polizei lag.

Übrigens erhebt sich angesichts des großen Autoparks auf dem Exer die Frage: Wo sollen bei solchen Anlässen die Wagen in der Kreisstadt parken, wenn erst die Nordtangente den Bürgerpark durchschneidet? ST

 

Samstag, 9. Mai 1964 Der Braunschweiger Leu hat Pranken. VfL bezieht schon heute Quartier. Abwehr der Gastgeber schwer zu überwinden. Eine Mannschaft ist immer so gut, wie es der Gegner zuläßt. Das gilt auch für das erste Aufstiegsspiel des VfL Oldesloe, das er 4:0 gegen Rasensport Harburg gewann. Wenn auch die Platzherren in der zweiten Halbzeit einen starken Eindruck machten und die ermüdenden Harburger niederzwangen, so wäre es doch falsch, zu übersehen, daß der VfL gewisse Schwächen zeigte. Diese Mängel gilt es im morgigen Kampf gegen Leu Braunschweig auszumerzen. Wenn die Oldesloer gewinnen wollen, müssen sie von Beginn an mehr System zeigen als am Himmelfahrtstag vor der Pause.

Die Braunschweiger kamen mit einem Unentschieden aus Meppen zurück und sicherten sich damit einen Punkt. Beide Mannschaften spielten defensiv, wobei sich die beiden Halbstürmer der Braunschweiger fast nur in der eigenen Hälfte aufhielten. Trotzdem hätte Leu mit etwas Glück beide Punkte aus Meppen entführen können.

Der VfL ist also gewarnt. Er wird eine kompakte Abwehr vorfinden, die nicht leicht zu überwinden ist. Wenn die Oldesloer aber über die Flügel angreifen und der Innensturm konzentriert spielt und schießt, so sehen die Chancen nicht schlecht aus. Allerdings muß besonders Manfred Dau zu besseren Form auflaufen. Der Braunschweiger Löwe wird vor eigener Zuschauerkulisse zum Prankenhieb ausholen. Um die Stürmer von Leu nicht zum Erfolg kommen zu lassen, muß die Oldesloer Abwehr eine ähnliche Leistung zeigen wie am Himmelfahrtstag gegen Harburg.

Nach der alten englischen Regel, niemals eine siegreiche Mannschaft zu ändern, will der VfL in der gleichen Aufstellung antreten. Die Elf fährt bereits heute in den Braunschweiger Raum und werden in Wenden Quartier beziehen. Ein Beweis dafür, daß der VfL nicht übermütig geworden ist und seine Aufgabe sehr ernst nimmt. ST

 

Sonntag, 10. Mai 1964 - 2. Aufstiegsspiel

Leu Braunschweig - VfL Oldesloe 5:1 (2:1)

Leu Braunschweig der große Favorit. Schmäler dreifacher Torschütze. Schwacher VfL-Angriff. Durch einen hohen 5:1-Erfolg über den VfL Oldesloe schuf sich der SC Leu Braunschweig für die weiteren Spiele der Aufstiegsrunde eine vortreffliche Ausgangsposition. Von Beginn an waren die Braunschweiger ihren sympathischen Gästen aus Schleswig-Holstein klar überlegen und mit etwas mehr Glück hätten die Gäste schon zur Pause aussichtslos zurückliegen können. Nach dem Wechsel kam zwar der VfL zunächst etwas besser ins Spiel, er kämpfte auch bis zum Schluß verbissen um eine Resultatsverbesserung, er war aber einfach nicht in der Lage, Leu ernsthaft in Gefahr zu bringen, vielmehr konnten es sich die Braunschweiger gegen Spielende sogar erlauben, etwas kürzer zu treten. Nach dem 4:0 über Rasensport Harburg hatte man vom VfL Oldesloe etwas mehr erwartet. Leu aber hat jetzt alle Trümpfe in der Hand!

Anfangs sah es keineswegs nach einem sicheren Leu-Sieg aus. In der ersten Viertelstunde fanden sich die Braunschweiger - zu Gast auf fremdem, wunderbarem Rasenplatz im Prinzenpark-Stadion, das der Freien Turnerschaft gehört - gar nicht zurecht. In der 14. Minute klingelte es bei Leu. Heitmann schloß einen schönen Angriff mit einem Pfostenschuß ab. Der zurückprallende Ball kam Lütge vor die Füße, der überlegt zu Bieschke gab, gegen dessen scharfen Schuß aus knapp zehn Metern Maaß im Leu-Tor machtlos war. Der Ausgleich war ein dummes Tor. Einer weiten Vorlage war Torwart Dau entgegengesprungen, Mittelläufer Liedtke zögerte beim Wegschlagen des Balles, und wie der Blitz war Schmäler am Leder und hob es über Dau hinweg ins leere Tor. Kurz vor der Pause gab Scholz den Ball in den Strafraum und wieder war Schmäler da und donnerte den Ball mit dem Kopf an Dau vorbei: 2:1. Das dritte Tor für die Gastgeber bedeutete dann schon die halbe Entscheidung. Es war abermals ein Treffer, der nicht zu fallen brauchte. Schiedsrichter Picker war mit einer Bemerkung Bliebenichs nicht einverstanden und verhängte einen Freistoß. Steinborn trat zur Exekution an und setzte den Ball aus 25 Metern scharf in die linke untere Ecke. Als Westphal eine Idee zu lange zögerte war Steinborn erneut erfolgreich - das Leder zappelte zum vierten Mal hinter Dau im Netz. Und fünf Minuten vor Schluß fällt das dritte unnötige Gegentor. Nach einem Einwurf auf Strafraumhöhe tändelt die Verteidigung, Peters will zu Dau zurückgeben, Schmäler ist dazwischen, umspielt Westphal, umdribbelt auch Dau und schießt seelenruhig ins leere Tor.

Wie dieser Oldesloer Sturm im ersten Spiel der Aufstiegsrunde vier Treffer erzielen konnte, blieb in Braunschweig ein Rätsel! Zwar waren Bieschke und Heitmann am Ball recht gewandt, warum aber wollte man denn unbedingt mit dem Kopf durch die Wand? Nur selten sah man ein Flügelspiel, wenn auch Lütge und Meins nur schwache Außenstürmer waren, und immer wieder wurde versucht, den Ball stur in der Mitte durchzuspielen. Hier stießen die Gäste auf einen stabilen Abwehrriegel der Braunschweiger, der von ihnen nur in den ersten Minuten zu knacken gewesen wäre, als die Braunschweiger Deckung noch nicht so recht im Bilde war. Auch der später vorgenommene Platztausch zwischen Manfred Dau und Bliebenich brachte nichts ein, weil auch Bliebenich nicht von dieser Spielweise abwich. Die Deckung der Schleswig-Holsteiner war ebenfalls nicht fehlerlos. Torwart Dau hielt zwar einige Schüsse in prächtiger Manier, er sah aber beim zweiten und dritten Treffer der Braunschweiger nicht gut aus. Am besten konnten noch die Verteidiger Westphal und Peters sowie Horst Liedtke gefallen, obwohl Westphals Gegenspieler Steinborn zweifacher Torschütze wurde.

Die Braunschweiger tun gut daran, wenn sie diesen Erfolg nicht überbewerten und auch in den kommenden Spielen mit vollem Ernst zu Werke gehen. Sie haben eine Hintermannschaft, die erst ausgespielt sein will, und im Sturm stehen mit Schmäler und Steinborn Torschützen, die auch zu treffen verstehen. Spielmacher und einwandfrei erster Spieler im Sturm war aber Rolf Möker, bei dem alle Fäden zusammenliefen und der mit seinem genauen Abspiel in den freien Raum für Schußmöglichkeiten sorgte. Wenn dann auch Otto Möker den Ball noch schneller abspielen würde und nicht immer noch einen Gegner ausspielen müßte, könnte der Leu-Sturm noch gefährlicher sein. Lediglich Imme war ein krasser Ausfall. Dafür zog dieser Spieler sich aber mehrfach Verwarnungen wegen Meckerns zu. In der Hintermannschaft wurde Maaß vor keine großen Aufgaben gestellt, weil das recht gute Verteidigerpaar Schöbel/Rössler und Stopper Wetterling ihm die meiste Arbeit abnahmen. Auch Scholz und Wiora zeigten eine grundsolide Leistung und beherrschten ihre Gegenspieler sicher. Eigentlich müßte es Leu im fünften Anlauf doch einmal schaffen. SPM/ST

Leu Braunschweig: Maaß - Schöbel, Rössler - Scholz, Wetterling, Wiora - Imme, Rolf Möker, Schmäler, Otto Möker, Steinborn.

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Alfred Liedtke, Horst Liedtke, Wolf-Dieter Bliebenich - Egon Lütge, Manfred Dau, Horst Bieschke, Gerd Heitmann, Herbert Meins.

Tore: 0:1 Bieschke (14.), 1:1 Schmäler (32.), 2:1 Schmäler (44.), 3:1 Steinborn (61.), 4:1 Steinborn (66.), 5:1 Schmäler (85.). - Schiedsrichter: Picker (Hamburg). - Zuschauer: 2500.

 

Samstag, 16. Mai 1964 Nun SV Meppen im Stadion. VfL gibt Weisbach eine Chance. Ohne Manfred Dau und Meins. VfL will die Scharte von Braunschweig auswetzen. Wenn auch der VfL Oldesloe in Braunschweig unter Wert geschlagen wurde, darf man doch die Augen vor den Schwächen, die sich während des Spiels immer wieder zeigten, nicht verschließen. Ihre Anfänge konnten wir bereits in dem Spiel gegen Segeberg erleben, in dem der Gegner immer wieder über die Flanken angriff und damit die Oldesloer Abwehr aus den Angeln hob.

Beim Spiel gegen Rasensport zeigte sich wiederum die Gefährlichkeit der gegnerischen Außen, und auch hier waren Schwierigkeiten in der Hintermannschaft zu erkennen, wobei auch Torwart Dau nicht die Qualität ausstrahlte, die in einem solchen Spiel nötig ist. In Braunschweig wurde die Disharmonie innerhalb der Abwehrspieler noch größer, wobei der Torwart ebenfalls keine überzeugende Leistung zeigte. Man sollte also aus diesen drei Spielen die Fehlerquellen erkannt haben und sich auf jene Spielart besinnen, die den VfL an die Spitze gebracht hat. Vor allem darf man sich nicht in Zweikämpfe einlassen und dabei noch zimperlich erscheinen. Wenn dann Alfred Liedtke seine hervorragende Spielmacherrolle, die er gegen Harburg zeigte, wiederfindet, und auch seine Kondititionsstärke ins Treffen führt, dann darf der Anhang des VfL wieder hoffen.

SV Meppen tritt mit der Empfehlung eines Unentschiedens gegen Braunschweig im Travestadion an. Die Meppener sind nicht besonders zimperlich. Aber noch ist nichts entschieden. Nicht das Torverhältnis, sondern das Punktverhältnis ist entscheidend für die Plazierung. Das heißt alSonntag, die Ausbeute der Tore bestimmt nicht den Aufstieg. Manfred Dau und Herbert Meins sind verletzt. Spielbeginn 15 Uhr. ST

 

Samstag, 16. Mai 1964 Verstärkung für den VfL. Beim VfL Oldesloe hat sich der Student Uwe Westphal (Jahrgang 1942) angemeldet, der bisher Stopper bei Buxtehude in der ersten Amateurliga-Elf spielte. Er wird zum 1. Aug. beim VfL spielberechtigt. ST

 

Montag, 18. Mai 1964 - 3. Aufstiegsspiel

VfL Oldesloe - SV Meppen 3:0 (1:0)

Jubel um VfL Oldesloe nach 3:0 über Meppen. Daß sich der VfL Oldesloe nach der vorsonntäglichen 1:5-Schlappe bei Leu Braunschweig noch nicht aufgegeben hatte, bewiesen die Mannen um den zweifachen Torschützen Heitmann beim 3:0 über den SV Meppen, als sie mit großem Elan an die Arbeit gingen. Der Sieg hätte zahlenmäßig noch höher ausfallen können, wenn nicht die Stürmer in aussichtsreicher Position an ihren eigenen Nerven gescheitert wären. Selbst einen Handelfmeter konnte der VfL (Heitmann) in der 35. Minute nicht verwandeln. Die Niedersachsen boten in der Hintermannschaft (trotz der drei Gegentore) eine zufriedenstellende Partie, aber die leichtgewichtigen Stürmer konnten sich nicht gegen die robustere und unverbrauchter wirkende Abwehr der Oldesloer behaupten. Das zeigte sich besonders in den letzten 20 Minuten deutlich, als die Meppener, die ihren Mittelläufer Wessels in den Angriff beordert hatten, immer wieder das VfL-Tor berannten, dabei aber zu keinem Torerfolg kommen konnten. Mitten in diese Drangperiode fiel dann das alles entscheidende dritte (vermeidbare!) Tor durch Bieschke.

Groß war der Jubel der Oldesloer Anhänger nach diesem Erfolg, wie groß aber mag er erst gewesen sein, als sie vom 0:4-Reinfall Leu Braunschweigs auf eigenem Platz gegen Rasensport Harburg erfuhren! Damit sind die Oldesloer plötzlich mit an die Spitze gekommen, sicherlich wird man sich in der Travestadt noch lange über diesen „doppelten“ Erfolg gefreut haben.

Die Oldesloer begannen furios. Bendig bombte in der 1. Minute auf das Tor, und Dittmann konnte das Leder nur noch mit allerletzter Energie über die Latte zur Ecke lenken. Zehn Minuten später war es dann Bieschke, der nach feiner Kombination zwischen Bliebenich und Heitmann nur knapp vorbei schoß. In der 16. Minute Jubel über Jubel! Heitmanns Freistoß hatte Torwart Dittmann aus den Fingern gleiten lassen, der Ball fiel am Pfosten entlang auf die Torlinie, und alle Oldesloer warfen bereits die Arme hoch, da sie den Ball vor dem Aufprall im Tor gesehen hatten, nicht aber so Schiedsrichter Spiewack, der weiterspielen ließ.

Mit dem Halblinken Heitmann steht und fällt das Angriffsspiel des VfL! Gegen Leu kam er nicht wie gewohnt ins Spiel, diesmal aber konnte er wieder die Fäden knüpfen und setzte seine jungen Mitstürmer Bieschke, Bliebenich, Weisbach und Kößling wiederholt gut ein. Ihnen allen fehlte aber ein wenig mehr Zuversicht und Selbstvertrauen. Weisbach hatte das Pech, in Mewes auf einen Gegenspieler zu treffen, der ihm nichts erlaubte. So kann man nicht sagen, ob der erstmals eingesetzte Rechtsaußen, der vom TSV Wedel kam, zu einer echten Verstärkung werden wird. Als unermüdlicher Kämpfer erwies sich einmal mehr der kleine „Ala“ Liedtke, der sich als Ballschlepper verdient machte, während bei Bliebenich das schlechte Abspiel zu bemängeln ist. In den gleichen Fehler verfiel auch Peters, der oft viel zu überhastet war. Eine souveräne Partie bot Uwe Dau im Tor. Glück hatte er allerdings in der 27. Minute, daß Rocks ihn aus nur zwei Metern anschoß. Horst Liedtke war einmal mehr der Organisator der Abwehr und ließ Goalgetter Sand nicht zur Entfaltung kommen.

Zwei Akteure stachen aus der Mannschaft des SV Meppen heraus: Linksverteidiger Mewes, eine Hüne von Gestalt, der seinen Gegenspieler sicher beherrschte und in Schnellinger-Manier oft gefährlich im eigenen Sturm auftauchte. Die andere herausragende Erscheinung: Außenläufer Redepennig. Es war ein Genuß, diesem eleganten Techniker zuzusehen. Immer wieder versuchte er seinen Angriff zusammen mit Rocks in Schwung zu bringen, ohne dabei aber Erfolg zu haben. Seine große Schwäche: in der Abwehrarbeit operierte er viel zu leichtsinnig. Der Beweis sind die zwei Tore von Heitmann. Der Angriff dagegen blieb vieles schuldig. Vor allen Dingen Sand hatte offensichtlich „Sand im Getriebe“. Es zeigte sich zu deutlich, das ihm die technischen Finessen fehlen. Lediglich Pokoyski konnte sich - neben Rocks - einige Male gut in Szene setzen. SPM

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Alfred Liedtke - Ludwig Weisbach, Rudi Bendig, Horst Bieschke, Gerd Heitmann, Martin Kößling.

SV Meppen: Dittmann - Feuerpfeil, Mewes - Redepennig, Wessels, Abeln - Pokoyski, Kaiser, Sand, Rocks, Lübbers.

Tore: 1:0 Heitmann (31.), 2:0 Heitmann (58.), 3:0 Bieschke (86.). - Schiedsrichter: Spiewack (Hamburg). - Zuschauer: 3800.

 

Dienstag, 19. Mai 1964 Im Fernsehen. Das Erste Fernsehen bringt voraussichtlich heute in der Sportschau der Nordschau (18.22 bis 18.50 Uhr) Ausschnitte aus den Aufstiegsspielen Leu Braunschweig gegen Rasensport Harburg und VfL Oldesloe gegen SV Meppen. ST

 

Samstag, 23. Mai 1964 VfL-Vorschau

Vgl ST!!!!!

 

Sonntag, 24. Mai 1964 - 4. Aufstiegsspiel

SV Meppen - VfL Oldesloe 0:0

Meppen beim 0:0 dem Sieg weit näher als Oldesloe. Der VfL war ohne Heitmann nur noch die Hälfte wert. Die 2000 Zuschauer fragten sich immer wieder, ob dieser VfL Oldesloe (ohne Heitmann, der sich auf einer Studienfahrt in Frankreich befindet, und Alfred Liedtke, der aus disziplinarischen Gründen nicht aufgestellt wurde!) tatsächlich die Absicht hat, ins norddeutsche Oberhaus einzuziehen oder ob er nur aus den Heimspielen einige Märker kassieren möchte. Was die Mannschaft bei sommerlichem Wetter, etwa 26 Grad im Schatten, im Hindenburg-Stadion zu bieten hatte, wurde im Laufe der Saison von kaum einer niedersächsischen Amateurliga-Mannschaft unterboten! Sechs Mann standen hinter dem Strafraum, zwei davor und dann mit Hauruck den Ball nach vorn. Die technisch fast eine Klasse besser spielenden Meppener scheiterten in der ersten Halbzeit einige Male am Unvermögen ihrer Stürmer, aber immer mehr noch am Schußpech, das ihnen förmlich an den Stiefeln klebte. Später hatten sie trotz ständiger Überlegenheit und einer Unzahl von Eckbällen nichts mehr zuzusetzen und konnten die physisch zu starke Oldesloer Abwehr nicht mehr ernsthaft gefährden. So blieb Meppen auch im vierten Spiel ohne Tore und Sieg.

Es hatte prächtig für die Meppener Elf begonnen. Die Oldesloer hatten zwar Weisbach und zeitweilig auch noch Bendig in Strafraumnähe aufgebaut, aber Redepennig schaltete sich geschickt in das Angriffsspiel ein, so daß der schnelle Lübbers und der agile Sand, der die schlechten Kritiken aus den letzten Spielen in Vergessenheit bringen wollte, oft nur mit zwei Leuten gestoppt werden konnten und Dau auch einige Male auf harte Proben stellten. Lübbers, Sand und Pokoyski tauchten verschiedene Male allein vor Dau auf, Peters (zweimal), Westphal und Weisbach mußten für ihren schon geschlagenen Torhüter allein viermal auf der Linie retten und eine Reihe weiterer Schüsse verfehlten nur knapp das Oldesloer Gehäuse. Die ehrgeizig stürmende Meppener Elf hatte in der ersten Halbzeit ungewöhnlich viel Schußpech, während man von dem Oldesloer Angriff in diesem Zeitraum nichts sah. Die zweite Halbzeit änderte das Bild ein wenig. Wessels oder Abeln waren ständig im Meppener Angriff zu finden, zumal neben den beiden Außenstürmern Kößling und Lütge nur Bieschke und gelegentlich Weisbach auf Oldesloer Seite stürmten. Wenn Weisbach als Spitze fungierte, ging allerdings Bieschke gleich in die Deckung zurück. So waren nie mehr als drei Oldesloer vorne zu finden. Die zahlenmäßig starke und körperlich weit überlegene Deckung der Schleswig-Holsteiner kaufte mit zunehmender Spieldauer den Platzherren den Schneid ab und auch die rund 20 Ecken, die der SV Meppen treten durfte, brachten Daus Gehäuse selten noch so in Gefahr wie vor dem Wechsel.

Die Oldesloer haben ihr Unentschieden nur der glücklichen ersten Halbzeit und ihrer starken Abwehr zu verdanken. Die Zuschauer meinten nicht zu Unrecht, daß diese Mannschaft in der Regionalliga noch weniger zu suchen habe als die Meppener Elf, die spielerisch wenigstens zu gefallen wußte und technisch doch mehr als eine halbe Klasse besser spielte als der VfL Oldesloe, dem Heitmann allerdings an allen Ecken und Kanten fehlte. Der reaktionsschnelle Uwe Dau, der auch seinen Strafraum diesmal beherrschte, und Horst Liedtke blieben die imponierenden Spieler in der kraftvollen Oldesloer Deckung. Dau darf allerdings körperlich nicht so zimperlich sein. Im Sturm konnte lediglich Weisbach bei einigen Situationen auffallen, beide Außenstürmer fielen fast aus. Bei Lütge muß man sagen, daß es ohne Kampfeinsatz einfach nicht geht. Von einem erfahrenen Spieler wie ihm muß man mehr verlangen. Bei Bieschke merkte man, daß Heitmann fehlte, am stärksten. Und auch diesmal fiel er immer wieder auf die Abseitsstellung des Gegners herein. In einem solchen Spiel braucht man eine enorme körperliche Kraft. Und mit dieser muß so ein junger Spieler wie er haushälterischer umgehen. Bendig fehlte wie immer der letzte Pfiff. Kößling wurde vor eine schwere Aufgabe gestellt; man merkte doch recht stark die Grenzen dieses fairen Sportsmannes; auch er muß weiter stark an sich arbeiten.

Meppens As war wiederum Redepennig, diesmal Verteidiger spielend, und der auch ständig den Sturm mit Vorlagen fütterte. Aufopferungsvoll im Mittelfeld ist das Spiel Seidels, sehr sicher die gesamte Abwehr, die es allerdings gegen den harmlosen Oldesloer Angriff auch sehr leicht hatte. Der Meppener Angriff setzte sich vorbildlich ein, aber er ist körperlich einfach zu schwach, um 90 Minuten lang gegen eine Festung anzurennen und sie dann noch zu nehmen. Zufriedenstellend spielten Lübbers, der voller Tatendrang wirkte, aber manchmal ein wenig zu unüberlegt abgab, recht schußkräftig Pokoyski, eine Halbzeit voller Einsatz und dann schwächer werdend Sand. Kaiser mit starken 45 Minuten, dann aber ohne echte Aufgabe im Mittelfeld pendelnd. Der Meppener Angriff braucht frühzeitig ein Tor, damit der Gegner kommen muß. Dann können diese technisch guten Leute spielen und auch gewinnen. Aber auf dieses erste Tor werden die Meppener nun noch weiter warten, nachdem die ersten vier Aufstiegsspiele mit zu Null entweder verloren oder unentschieden gespielt wurden. SPM/ST

SV Meppen: Dittmann - Feuerpfeil, Redepennig - Augustin, Wessels, Abeln - Pokoyski, Seidel, Kaiser, Lübbers, Sand.

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Manfred Dau - Egon Lütge, Horst Bieschke, Rudi Bendig, Ludwig Weisbach, Martin Kößling.

Tore: Fehlanzeige. - Schiedsrichter: Seekamp (Bremen). - Zuschauer: 2000.

 

Mittwoch, 27. Mai 1964 Mit Sonderbussen zu Rasensport Harburg. Zum nächsten Aufstiegsspiel des VfL am kommenden Sonntag in Hamburg-Harburg fahren zwei Sonderbusse um 13 Uhr ab Markt. ST

 

Samstag, 30. Mai 1964 VfL-Spiel im Rundfunk und Fernsehen. Das wichtigste Aufstiegsspiel zur Regionalliga Nord am morgigen Sonntag zwischen Rasensport Harburg und dem VfL Oldesloe wird ausschnittsweise in der Sportsendung des zweiten Programms des Norddeutschen Rundfunks (früher UKW Nord) von 16.35 bis 17.15 Uhr übertragen. Außerdem bringt das Erste Deutsche Fernsehen am Montag in der Sportschau von 18.20 bis 18.50 Uhr einen Filmbericht. ST

 

Samstag, 30. Mai 1964 Harburg will den Spieß umdrehen. VfL vor schwerer Aufgabe bei den favorisierten Rasensportlern. Das für den Aufstieg zur Regionalliga Nord wohl entscheidende Spiel in der Gruppe A findet morgen um 15 Uhr in Harburg auf dem Platz am Rabenstein zwischen Rasensport Harburg (6:2 Punkte) und dem VfL Oldesloe (5:3) statt. Die Gastgeber können sich endgültig qualifizieren, wenn ihnen die Revanche für die im Travestadion erlittene 0:4-Niederlage gelingt. Mit 8:2 Punkten wären die Harburger dann nicht mehr einzuholen. Die Oldesloer wollen das natürlich verhindern.

Mit einem Unentschieden wäre dem VfL wenig gedient, er muß schon gewinnen, wenn er aufsteigen will. Bei einem Siege lägen die Oldesloer mit 7:3 Punkten vor Rasensport mit 6:4 Punkten und hätten dann wieder die besten Aussichten auf den Aufstieg. Bei Beginn der Aufstiegsrunde ging den Hamburger Gästen in der zweiten Halbzeit die Luft aus, und der VfL kam zu einem Sieg, der sich so eindeutig bestimmt nicht wiederholen wird. Im Gegenteil wird Harburg allgemein favorisiert. Vielleicht hat man aber die Rechnung ohne den VfL gemacht, zumal Gerd Heitmann wieder mit von der Partie ist und Alfred Liedtke und Herbert Meins ebenfalls dabei sind. Trainer Artur Jantz wird seine Mannschaft sicher darauf einstellen, daß die beiden wichtigsten Spieler des Gegners so wenig Spielraum wie möglich erhalten, und zwar ohne Vernachlässigung der Aufmerksamkeit gegenüber den anderen Harburgern. Sollte dem VfL ein Sieg glücken, so wird das Spiel am nächsten Sonntag in Bad Oldesloe gegen Leu Braunschweig die Entscheidung darüber bringen, ob der VfL in der kommenden Spielzeit der Regionalliga angehört oder nicht.

Die Aufstellung der VfL-Elf erfolgt heute, nachdem festgestellt worden ist, ob auch jeder Spieler fit ist. Hoffentlich unterstützen rechte viele VfL-Anhänger ihre Mannschaft bei dem schweren Kampf in Harburg, wo man mit vielen Zuschauern rechnet. ST

 

Sonntag, 31. Mai 1964 - 5. Aufstiegsspiel

Rasensport Harburg - VfL Oldesloe 3:1 (1:0)

Rasensport Harburg mit 3:1-Sieg in die Regionalliga. Aber das 3:1 gegen Oldesloe fiel erst in der 88. Minute! Rasensport hat es geschafft! Der 3:1-Heimsieg über den VfL Oldesloe bedeutet den Aufstieg in die Regionalliga Nord, den Beginn eines Abenteuers, das gut überstanden werden, das aber auch schwere Enttäuschungen bringen kann. Vorerst bleibt die Freude über das Erreichte, über die wirklich in hervorragender Weise absolvierte Aufstiegsrunde, über die dadurch entstandenen guten Einnahmen. Auch das entscheidende Heimspiel gegen den Meister der schleswig-holsteinischen Amateurliga gewannen die Harburger verdient, sie hatten die stabilere Abwehr, spielten taktisch klug und besaßen auch den etwas durchschlagskräftigeren und gewitzteren Angriff. Der VfL Oldesloe verstand es nicht, den Raspo-Riegel zu knacken, es wurde zu umständlich angegriffen, zu durchsichtig. Schwächen in der Abwehr blieben nicht ohne schlimme Folgen, alle drei Treffer waren zu vermeiden.

Rasensport legte den Grundstein zum Sieg mit der Taktik, einen festen Abwehrriegel zu bauen. Beide Außenläufer waren defensiv eingestellt, niemand ließ sich herauslocken. Das war vielleicht insofern nicht ganz richtig, als VfL-Spielmacher Heitmann beliebig viel Platz hatte, immer anspielbereit war, nicht scharf markiert wurde. Doch schließlich zeigte sich, daß die Spielweise der Harburger erfolgreich war, denn der Riegel hielt, er wurde nur kurze Zeit etwas lockerer, als die 2:0-Führung anscheinend etwas Leichtfertigkeit aufkommen ließ, als das Treffen gewonnen schien. Gewonnen war es aber erst durch Puchmüllers dritten Treffer in der 88. Minute, durch ein Tor des besten Harburger Stürmers; ja, des besten Angriffsspielers auf dem Platz!

Pohla kam nicht so gut wie am Vorsonntag zur Geltung, hatte allerdings den besten Abwehrspieler der Gäste gegen sich. Im Innensturm, der im Mittelfeld die Aufbauarbeit zu leisten hatte, weil kein Außenläufer offensiv wurde, war Reder, wenn auch oft recht langsam, ein guter Dirigent. Auch Kuhlmann leistete für den Aufbau viel, weniger dagegen kam Schettle zur Geltung, der zwar zwei Treffer auf sein Konto brachte, aber am schnellsten seine Kräfte verbraucht zu haben schien. Beide Außenläufer, wie gesagt, defensiv, ganz selten wagten sich Jackstieß und Schiemann einmal über die Mittellinie hinaus. Bester in der Abwehr war Stopper Opfer, der erstaunlich kaltblütig und stellungssicher operierte. Brunke und Tzscheetzsch verteidigten solide, Meyer hinterließ einen guten Eindruck. Raspo wußte als Mannschaft einmal mehr zu gefallen. So stark wie in der ersten halben Stunde wurde später zwar nicht mehr gespielt, aber auch in einigen schwachen Momenten (nach dem 2:1) blieb die Elf erstaunlich ruhig und clever.

Der VfL Oldesloe entpuppte sich als kampfstärker und zielstrebiger als Leu Braunschweig, aber er hatte Schwächen. Einmal war der Sturm zu umständlich, sodann war die Abwehr nicht immer sattelfest. Heitmann regierte im Mittelfeld sehr gut, war aber auch der einzige Angreifer, der dann und wann herzhaft schoß. Bei einer starken - und noch verstärkten - Abwehr ist jedes Spielen im Strafraum fehl am Platz. Da es nicht eingesehen wurde, blieben Erfolge versagt. Da nützte auch das kräftige Vorwärtsdrängen des kleinen, agilen Alfred Liedtke nichts, auch das Aufrücken von Stopper Horst Liedtke half nicht viel. Stärkster Abwehrspieler war Westphal, der Pohla nicht viel erlaubte. Peters hatte sehr starke, aber auch einige schwache Szenen (zweites Tor), und dasselbe ist von Stopper Liedtke zu sagen (drittes Tor). Sicher amtierte Torwart Dau, der allerdings beim ersten Treffer nicht ganz im Bilde war. Ecken scheinen für ihn wirklich eine Schwierigkeit zu bedeuten. Die VfL-Hintermannschaft hinterließ keinen schlechten Eindruck, sie hätte vielleicht noch besser ausgesehen, wenn sie nicht so schnell in Rückstand geraten wäre. SPM

Rasensport Harburg: Meyer - Brunke, Tzscheetzsch - Jackstieß, Opfer, Schiemannn - Puchmüller, Kuhlmann, Reder, Schettle, Pohla.

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Alfred Liedtke - Heinz Wendt, Egon Lütge, Horst Bieschke, Gerd Heitmann, Manfred Dau.

Tore: 1:0 Schettle (9.), 2:0 Schettle (53.), 2:1 Wendt (64.), 3:1 Puchmüller (88.). - Schiedsrichter: Lutz (Bremen). - Zuschauer: 5000.

 

Samstag, 6. Juni 1964 Mit ungemindertem Ehrgeiz gegen Leu. VfL rechnet sich noch eine Chance für den Aufstieg aus. Obwohl Rasensport Harburg als erster Aufsteiger der Gruppe A schon feststeht, glaubt der VfL Oldesloe noch an seine Chance, in die Regionalliga Nord zu kommen. Er wird deshalb morgen um 15 Uhr im Travestadion gegen Leu Braunschweig ehrgeizig um den Sieg kämpfen und mit seiner besten Elf antreten.

Der VfL kalkuliert so: Wenn auf dem Verbandstag des Norddeutschen Fußballverbandes der Antrag, die Regionalliga in der Zahl der Mannschaften zu verringern, abgelehnt bzw. wenn die Verringerung erst für die Serie 1965/66 beschlossen werden sollte, würde der zweite Platz in der Aufstiegsrunde von großer Bedeutung sein. Voraussetzung ist, daß einer der beiden norddeutschen Anwärter auf einen Platz in der Bundesliga Erfolg haben sollte.

Nach Meinung der VfL-Spitzen ist also noch alles drin, und aus diesem Grunde wird die Mannschaft das Spiel sehr wichtig nehmen. Natürlich glaubt sie, abgesehen von den besonderen Umständen, ihrem Publikum eine gute Leistung schuldig zu sein. Sie will die Niederlage bei den Braunscheiger Löwen wettmachen. Vor allem die Hintermannschaft hat sich viel vorgenommen. In vier Spielen der Aufstiegsrunde mußte der VfL mehr Gegentore hinnehmen, als dies prozentual in der Punktserie der Fall war. Der Sturm möchte seine alte Durchschlagskraft wiederherstellen. Unter all diesen Gesichtspunkten bekommt das morgige Spiel eine Bedeutung, die man ihm ursprünglich nicht zugeschrieben hatte. ST

 

Sonntag, 7. Juni 1964 - 6. Aufstiegsspiel

VfL Oldesloe - Leu Braunschweig 3:0 (1:0)

Oldesloer Heimbilanz: 10:0 Treffer - 6:0 Punkte! Aber auswärts ohne Punkt! Leu enttäuschte stark. Am letzten Tag der Aufstiegsrunde lag für beide Mannschaften nichts mehr drin. Trotzdem wurde auf beiden Seiten erstaunlich ehrgeizig gekämpft. Der Sieg für die Oldesloer fiel verdient aus, er hätte bei Latten- beziehungsweise Pfostenschüssen von Lütge, Bliebenich und Heitmann leicht noch deutlicher werden können. Aber auch die Gäste hatten die Möglichkeit, einen Ehrentreffer zu erzielen, doch Westphal rettete für den geschlagenen Dau auf der Linie.

Das Spiel begann mit einem Paukenschlag! Der Anstoß wurde abgefangen und nach schöner Vorarbeit von Lütge kam der Ball zu Heitmann, der unhaltbar verwandelte. Wer nun aber glaubte, der Sieg sei bereits sicher und die Tore würden wie reife Früchte fallen, sah sich getäuscht. Braunschweig konnte sich immer wieder aus der Umklammerung lösen und gefährliche Angriffe vortragen, die aber entweder an der guten Oldesloer Deckung oder an der Umständlichkeit der Stürmer scheiterten. Insgesamt gesehen hatten die Oldesloer die bessere Spieleinstellung. Der gefährliche Linksaußen Steinborn, in Braunschweig beim 5:1 für Leu zweifacher Torschütze, wurde von Westphal nahezu restlos abgemeldet. Gegenüber dem Harburger Spiel konnte sich der VfL erheblich steigern und wußte auch vor allem im Sturm zu gefallen. Die drei Heimspiele absolvierte er mit 6:0 Punkten und 10:0 Toren. Wenn es auswärts doch nur halb so gut ginge!

Unter Spielmacher Heitmanns Regie waren die Stürmer immer eine Gefahr für das von Maaß gehütete Tor. Kößling kämpfte unermüdlich, gut seine Flankenbälle. Erfreulich die Leistung Lütges, der an seine frühere Form anzuknüpfen scheint. Er scheint wieder einen Stammplatz in der Elf zu haben. Sehr stark auch wieder Manfred Dau, diesmal als Linksaußen. Enttäuscht hat aber Bieschke, der aus der eigenen Hälfte heraus dirigieren sollte, aber für seine Halbstürmer nur sehr wenig tat, und wenn er einmal Spitze spielte, so war er bei Wetterling gut aufgehoben. Die Hintermannschaft war nicht so sicher wie gewohnt. Das gilt vor allem für Torwart Dau, der bei Eckbällen schwer vom Boden kam und auch manche Flanke verpaßte. Neben Westphal zeigte auch Peters wieder Schwächen im Abspiel. Ausgezeichnet die Läuferreihe, die in der Standardbesetzung das Glanzstück der Mannschaft in fast jedem Spiel darstellte. Die Fünferreihe spielte ohne Schnörkel.

Die Braunschweiger werden von dieser Aufstiegsrunde erneut sehr enttäuscht gewesen sein. Nach dem guten Start versagten sie in der entscheidenden Phase. In Oldesloe waren sie keine Klasse schlechter als beim großartigen 5:1-Sieg im Heimspiel. Der Sturm fand einfach keine Mittel, um gegen die gegnerische Deckung zum Schuß zu kommen. Da Steinborn ausgeschaltet war, konnte keiner der weiteren Stürmer die Regie übernehmen. Am besten gefallen konnten noch Rolf Möker und Rechtsaußen Imme. In der Abwehr Torwart Maaß sehr schwach, leicht hätten seine Fehler zu einer höheren Niederlage führen können. Vor allem steckte er die eigene Hintermannschaft mit seiner Unsicherheit an. Sehr oft war Wetterling die letzte Station, die für den Torwart retten mußte. In der 82. Minute war es dann Rössler, der den Ball noch von der Linie schlagen konnte. SPM/ST

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Alfred Liedtke - Martin Kößling, Egon Lütge, Horst Bieschke, Gerd Heitmann, Manfred Dau.

Leu Braunschweig: Maaß - Schöbel, Rössler - Wiora, Wetterling, Krutzko - Imme, Rolf Möker, Schmäler, Bittner, Steinborn.

Tore: 1:0 Heitmann (1.), 2:0 Heitmann (72.), 3:0 Lütge (88.). - Schiedsrichter: Niemann (Hamburg). - Zuschauer: 800.

 

Freitag, 12. Juni 1964 Fußballer mit Pinsel und Farbtopf. Kameradschaft nicht nur auf dem grünen Rasen. Am Dienstag hatte die Liga des VfL Oldesloe den letzten Trainingsabend vor der Sommerpause. Diesmal waren Trainer und Spieler nicht mit dem Fußball beschäftigt. Sie tummelten sich nicht auf dem grünen Rasen, sondern jeder hatte einen Farbtopf und den Malerpinsel in der Hand, um durch freiwilligen Arbeitsdienst für die Unterhaltung des Stadions zu sorgen.

Die Fußballabteilung des VfL, die schon durch Geldmittel wesentlich zur Er- und Unterhaltung des Stadions beiträgt, will dies auch durch die Ableistung von Arbeitsstunden tun. Von der Liga wurden die Sicherheitszäune auf den Rängen entrostet und gestrichen. Die anderen Mannschaften der Fußballabteilung werden noch die Zuschauerränge und die Trainingsanlage verbessern. Damit beweisen die Fußballer, daß sie nicht nur immer nach der Hilfe des Staates oder der Stadt rufen. Trotzdem ist die Fußballabteilung der Meinung, daß man bis zu 30.000 DM braucht, um alle Verbesserungen und Instandsetzungen so durchzusetzen, wie sie erforderlich sind.

Zum Abschluß der Saison wird die Liga am Samstag einer Einladung des Bezirksschornsteinfegermeisters XY????? Wilke folgen und an die Ostsee fahren, um Gast dieses Sportfreundes zu sein. Am 27. und 28. Juni gibt es dann noch eine Seefahrt von Travemünde nach Trelleborg. ST

 

Montag, 29. Juni 1964 Zuschauerrückgang. Alarmierende Zahlen kommen aus der schleswig-holsteinischen Fußball-Amateurliga. Innerhalb von fünf Jahren ging der Besuch von 312.138 (1958/59) auf 155.279 (1963/64) zurück! Das heißt also: In dieser Saison kamen 166.859 Zuschauer weniger zu unseren Amateurliga-Spielen als in der Saison 1958/59! Kein Wunder alSonntag, daß verschiedene Vereine Sorgen bekommen haben!

Das sind die amtlichen Besucherzahlen aus den letzten sechs Jahren:

1958/59: 312.138

1959/60: 256.546

1960/61: 202.092

1961/62: 295.762

1962/63: 184.276

1963/64: 155.279

Und was wird nun die Saison 1964/65 bringen? Ein weiteres Absinken der Zuschauerzahlen könnte verschiedene Vereine in eine böse Situation bringen! Unsere auf dieser Seite abgedruckte Statistik der letzten Jahre gibt ein besonders eindrucksvolles Bild über den Zuschauerschwund in der Amateurliga. Nur zwei Vereine haben in diesem Jahr mehr Zuschauer auf ihren Plätzen als in der vergangenen Saison: VfL Oldesloe (steigerte sich von 11.288 auf 15.711) und Kilia Kiel (von 7.564 gleich auf 14.401). Oldesloe und Kilia waren aber auch in der Tabelle ganz vorn zu finden, somit wieder einmal bewiesen wurde: Wird guter Fußball gespielt, können die Mannschaften mitreden, etwas bieten, zumindest für Spannung sorgen, dann kommen die Zuschauer nach wie vor! Alle anderen Vereine haben den Zuschauerschwund jedoch nicht aufhalten können!

Die stärksten Rückgänge innerhalb des letzten Jahres:

Frisia Husum von 12.375 auf 5.632

Schleswig 06 von 18.013 auf 12.444

Itzehoer SV von 20.801 auf 13.654

Heider SV von 23.548 auf 17.517

Flensburg 08 von 12.697 auf 7.897

Den stärksten Rückgang innerhalb mehrerer Jahre:

Flensburg 08 von 40.166 (1959) auf 7.893

LBV Phönix von 38.669 (1961) auf 8.978

Heider SV von 34.273 (1959) auf 17.517

VfL Oldesloe von 24.639 (1958) auf 15.711

Itzehoer SV von 27.500 (1960) auf 13.654

Schleswig 06 von 31.736 (1959) auf 12.444

VfB Kiel von 10.358 (1958) auf 4.557

TuS Lübeck 93 von 16.142 (1958) auf 3.290

Das sind Zahlen, die zu denken geben und den Schatzmeistern der Vereine natürlich die größten Sorgen bereiten!

Die höchsten Besucherzahlen der letzten Jahre erreichten der VfB Lübeck mit 58.216 (1958/59) und 42.274 (1961/62), Flensburg 08 mit 40.166 (1959), LBV Phönix mit 38.699 (1961) und der Heider SV mit 34.273 im Jahre 1958.

Erstaunlich in der diesjährigen Bilanz der Besuch beim Neuling Holstein Segeberg, der es in 15 Heimspielen immerhin auf 15.309 Zuschauer brachte und damit manchen Großverein beschämte!

Über die Ursachen dieses gewaltigen Zuschauerrückgangs ließe sich manches sagen, wir werden es in einer unserer nächsten Ausgaben auch tun. Die Vereine sollten es sich aber nicht zu leicht machen und allein dem Fernsehen, der Fußball-Bundesliga oder anderen Dingen die Schuld geben. In erster Linie blieben die Zuschauer (machen wir uns doch nichts vor!) deshalb zu Hause, weil die Leistungen schlechter geworden sind! SPM

 

 

 

1959/60

1960/61

1961/62

1962/63

1963/64

1.     

Heider SV

27.037

---

29.020

23.548

17.517

2.     

VfL Oldesloe

20.960

14.346

22.166

11.288

15.711

3.     

Holstein Segeberg

---

---

---

---

15.309

4.     

Kilia Kiel

20.830

11.391

13.345

7.564

14.401

5.     

Itzehoer SV

27.500

16.682

17.813

20.801

13.654

6.     

Büdelsdorfer TSV

---

---

---

16.914

13.587

7.     

Schleswig 06

31.736

22.449

15.981

18.013

12.444

Joomla template by a4joomla