Saison 1939/40

Die Liga tauscht das Trikot gegen den „grauen Rock“

Vor Beginn der neuen Saison ist noch niemandem klar, welche Veränderungen auf den VfL Oldesloe und seine Mitglieder zukommen werden.
Die Liga spielt in der Bezirksklasse Ost und bereitet sich am 13. August mit einem Spiel gegen den Luftwaffen SV Travemünde auf die Punktspiele vor. Wilhelm Stäcker trifft zweimal. Der VfL siegt mit 2:1.

Ende August werden plötzlich zahlreiche Ligaspieler, unter ihnen auch Max Purnhagen, zur Wehrmacht eingezogen. Am 26. August sagt der Gauleiter das Punktspiel des VfL gegen Fortuna Glückstadt ab.

Am Freitag, den 1. September 1939 hören dann die Oldesloer an ihren Volksempfängern die Stimme ihres Führers, der ihnen mitteilt, dass deutsche Truppen in Polen einmarschiert seien und „den aktiven Schutz des Reiches“ übernommen hätten. Großdeutschland befindet sich im Krieg und nichts, auch nicht im Sport, bleibt wie es war.

Reichssportführer Hans von Tschammer und Osten erklärt, der Sport müsse unter allen Umständen gehalten werden: „In diesen Tagen großer weltgeschichtlicher Entscheidungen müssen alle Amtsträger den Bestand und die Fortsetzung der Arbeit auf dem Gebiete der Leibesübungen sichern.“
„Zeigt“, so Tschammer weiter, „dass deutsche Leibesübung Männer und Frauen schafft, die jeder Lebenslage gewachsen sind und in jeder Lebenslage Nationalsozialisten sind!“

Vereinsführer Ohrt beruft den Vorstand ein und erklärt, es werde unter allen Umständen weitergespielt. Darüber hinaus wird beschlossen, die bereits unter Waffen stehenden „Kameraden im grauen Rock“ mit Sportberichten zu versorgen, um ihnen die Verbindung mit der Heimat zu erhalten.

Der Pflichtspielbetrieb, der noch gar nicht begonnen hatte, ruht bis zum 18. September. Nun gibt der Spielausschuß die neuen Staffeleinteilungen bekannt. Der VfL spielt in der Lübecker Klasse 1, gemeinsam mit sechs Lübecker Vereinen.

Am 24. September erscheint dann Jahn Kücknitz zum ersten Spiel auf dem Exer. Der VfL obsiegt verdient mit 4:2.

Eine Woche später laden sich die Blau-Weißen Reichsbahn Lübeck ein. Beim 11:0 des VfL treffen die überragenden Spieler Helmut Schwelm fünfmal und Willy Schlüter dreimal das gegnerische Gehäuse. Es folgen drei weitere Spiele bei Polizei Lübeck (1:6), bei Schwarz-Weiß Lübeck (4:4) und gegen LBV Phönix (2:3), ehe die Staffeln erneut umgestaltet werden. Polizei und LBV Phönix wechseln in die Gauliga Nordmark. Der Spielausschuß beschließt für die anderen Mannschaften eine „Kriegsmeisterschaft“ auszurufen.

Das letzte Punktspiel im Jahr 1939, mit einer aufgrund von Einberufungen immer jüngeren und damit unerfahrenen Mannschaft, gewinnt der VfL am 3. Dezember mit 3:2 gegen Gut Heil Neumünster.

Die zahlreichen Abgänge sind nicht mehr aufzufangen und so verliert man am 7. Januar mit 3:12 bei Union Teutonia Kiel ein Freundschaftsspiel.

Ein äußerst harter Winter zwingt den Sport zu einer langen Pause, ehe am 31. März Friedrichsort auf dem Exer erscheint und der Trave-Elf beim 0:6 keine Chance lässt.

Als auch am 14. April das Spiel bei LSV Gut Heil mit 1:4 verloren geht und dem VfL kaum noch Spieler zur Verfügung stehen, beschließt man, die Gaumeisterschaft und auch die Spiele um den Tschammer-Pokal abzusagen. Trotzdem versuchen sich die Oldesloer noch in einer zügig ausgerufenen Lübecker Stadtmeisterschaft. Doch den Niederlagen gegen Phönix Lübeck (0:4), Polizei Lübeck (0:3) und LSV Gut Heil (2:4), steht nur ein Sieg gegen Schwarz-Weiß Lübeck (5:3) gegenüber. Die Stadtmeisterschaft wird nicht beendet.

Obwohl die Jugend A im Laufe der Saison zahlreiche Kameraden in die erste Mannschaft abgeben muß, kommt sie doch zu einem Erfolg. Am 28. April trennt sie sich im Endspiel um die „Jungbann-Meisterschaft des Kreises“ 3:3 von Ahrensburg, so dass das Spiel am 1. Mai wiederholt werden muß. Obwohl der VfL mit 1:0 in Führung geht, verliert die Elf am Ende noch mit 1:2.

Am 28. März ergeht eine Aufforderung von Generalfeldmarschall Göring an das deutsche Volk, zum Wohle des Vaterlandes, nutzlos gewordene Metalle zu spenden. Der VfL Oldesloe stellt daraufhin seine errungenen Pokale im Schaufenster des Schuhhauses Jürgens aus und übergibt sie anschließend in die Metallsammlung des Reiches.

Auf der Mitgliederversammlung des VfL Oldesloe, die am 8. April im „Deutschen Haus“ stattfindet, wird Christian Ohrt, seit 25 Jahren Studienrat an der „Horst-Wessel-Schule“, erneut zum Vereinsführer ernannt. Zum Fußball-Leiter bestimmt er Wilhelm Hoppe.

Regelmäßig gibt Vereinsführer Ohrt in den Vorstandssitzungen die Beförderungen und Auszeichnungen der Kameraden bekannt. So wird Torwart Max Purnhagen, der bei einer Flak im Westen steht wegen seiner Tapferkeit vor dem Feind zum Unteroffizier befördert. Den gleichen Dienstgrad erhalten August Bohnsack und Wilhelm Stäcker. Die VfL-Mitglieder Kindt, Schulze und Rottgardt werden eingezogen und zu Gefreiten ernannt. Aber auch die ersten Namen von gefallenen Kameraden muß Ohrt in den Sitzungen verlesen.

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