Saison 1940/41

Das Ende der Spiele

Im Sommer 1940 starten die Fußballvereine im Sportgau Schleswig-Holstein einen neuen Versuch, den Spielbetrieb aufzunehmen und durchzuführen. Hierzu werden neue Klasseneinteilungen vorgenommen. Die Gauliga, bisher höchste Klasse des Landes, wird in Bereichsliga umbenannt. Die ehemalige Bezirksliga heißt fortan 1. Klasse und wird in drei Staffeln unterteilt. Der VfL Oldesloe findet sich in der Staffel Ost, gemeinsam mit dem Luftwaffen SV Travemünde, Jahn Kücknitz, LBV Phönix Lübeck, LSV Gut Heil und BLM wieder.

Zur Vorbereitung bestreitet der VfL am 14. Juli ein Spiel gegen Post Lübeck, das 4:1 gewonnen wird. Erst am 1. September folgt das erste Punktspiel gegen Jahn Kücknitz. Die Mannschaften trennen sich 2:2. Es folgt ein weiteres Unentschieden im zweiten Spiel beim LSV Gut Heil eine Woche später, das 1:1 endet.

Nur durch die Fronturlauber Ernst und Helmut Schweim kann der VfL am 15. September noch eine spielfähige Mannschaft aufstellen. Der Luftwaffen SV Travemünde kommt auf den Exer und gewinnt gegen einen gut aufgelegten VfL mit 6:4.

Mit 2:4 Punkten aus den ersten drei Spielen belegt der VfL den 4. Platz in der Tabelle. Eine längere Pause führt dazu, dass die Mannschaft im nächsten Spiel gegen LBV Phönix am 20. Oktober nicht recht ins Spiel kommt und mit 1:2 unterliegt.

Immer weniger Spieler stehen den Blau-Weißen zur Verfügung, da mittlerweile nahezu alle Männer im wehrfähigen Alter an einer Front im Westen oder Osten stehen. So ist man darauf angewiesen, dass Spiele durchgeführt werden, wenn Teile der Mannschaft urlaubsbedingt in Oldesloe weilen.

Am 5. Januar kann der VfL Oldesloe deshalb noch einmal spielen, denn mit Kock, Zuchold, Stäcker und Lindemeier sind gleich vier altgediente Spieler zu Hause, um ihrer Mannschaft zu helfen. Doch auch sie können nichts daran ändern, dass das Spiel gegen LSV Gut Heil mit 0:12 verloren geht. Dieses Spiel ist das Letzte der Saison 1940/1941, denn der VfL Oldesloe zieht seine Ligamannschaft mangels Masse vom Spielbetrieb zurück.

Er bleibt hiermit nicht allein. Den meisten Vereinen ergeht es ähnlich. Da das Reglement einen übermäßigen Einsatz von Jugendspielern in Herrenmannschaften unterbindet, müssen die meisten Teams in der laufenden Spielzeit zurückgezogen werden. Abgesehen von der Bezirksklasse Nordmark, in der der Hamburger SV Meister wird, wird praktisch keine Spielklasse komplett zu Ende geführt. Während die Männer sich also an der Front um das Vaterland verdient machen, lenken die Kinder und Jugendlichen die Aufmerksamkeit auf sich.

Die Jugend A des VfL existiert noch und führt diverse Freundschaftsspiele durch. Am 15. September gewinnt sie, verstärkt durch einige B-Jugendliche, gegen Bargteheide mit 3:2. Nach langem Winter erscheint Bargteheide am 16. März erneut auf dem Exer. Diesmal setzt sich das Trave-Team mit 11:0 durch.

Am 27. April gewinnt die A-Jugend gegen Pölitz-Rümpel mit 4:3 und empfängt eine Woche später Holstein Segeberg. Auch die Vertreter der Nachbarstadt werden mit einer Niederlage (7:0) nach Hause geschickt.

Wie in allen anderen Lebensbereichen greift die NSDAP nun zunehmend auch in den Sport ein. Die Hitlerjugend führt den Pflichtsport ein, der vorsieht, dass die Wehrfreudigkeit der jungen Männer durch das Erlernen von Kampfspielen, wie Handball und Fußball gesteigert werden möge.
Die Durchführung von Sportfesten und Wettkämpfen wird von den Schulen in die Verantwortung der Parteien gelegt und hat das Ziel, durch die Auslese der besten Jugendlichen den Nachwuchs für die Wehrmacht zu stellen.

Obwohl der Spielbetrieb praktisch nicht mehr existent ist, macht sich die Spielregelkommission im Frühjahr Gedanken über das Reglement. Während der Fußballweltverband das Rempeln nur noch im Kampf um den Ball erlauben will und auch dann nur, wenn es „in ritterlicher Form“ durchgeführt wird, hält der DFB die Neufassung dieser Regel für ablehnungswürdig, handelt es sich beim Fußball doch in erster Linie um ein männliches Kampfspiel, bei dem die Wahl der richtigen Entscheidung dem Schiedsrichter überlassen werden sollte.
Einigkeit herrscht jedoch beim Thema Verwarnung. Ein Spieler, der den Ball absichtlich mit der Hand spielt, einen Gegner regelwidrig angreift oder ungezogene Redensarten gebraucht, ist nach einmaliger Verwarnung im Wiederholungsfalle zukünftig sofort vom Platz zu stellen.

Im September beteiligen sich auch die Mannschaften des VfL Oldesloe an der diesjährigen Straßensammlung für das Winterhilfswerk, die erstmals dem NS-Reichsbund für Leibesübungen übertragen worden ist, der die Aktion gemeinsam mit dem Sportamt der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ durchführt.
Alle Spieler der im NSRL organisierten Vereine - und das sind praktisch alle - werden auf belebten Straßen und Plätzen als Sammler eingesetzt.

Auf der Mitgliederversammlung des VfL Oldesloe gedenkt Vereinsführer Christian Ohrt zunächst der gefallenen Kameraden, deren Liste zunehmend länger wird.
Darüber hinaus befinden sich gegenwärtig 109 Vereinsmitglieder an der Front, was zur Folge hat, dass die Zahl der aktiven Erwachsenen im VfL auf ein äußerst geringes Maß geschrumpft ist.

Regelmäßig erreichen aber auch Nachrichten von der Front die Daheimgebliebenen. So wurde der Fußballer August „Audi“ Peemöller, derzeit in Norwegen, vom Marineartillerist zum Artilleriemaat befördert.

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