Saison 1947/48

Der SHFV wird gegründet

Nachdem klar ist, dass der VfL Oldesloe in der Staffel Ost der neuen Landesliga spielt, nimmt die Mannschaft die Vorbereitung sehr ernst und holt große Gegner nach Bad Oldesloe.
Statt Erfolgen gibt es jedoch nur Niederlagen zu vermelden. Einem 2:4 gegen Union Neumünster folgt ein 2:7 gegen Staffelkonkurrent Eutin 08.
Trotz guter Leistungen des Neuzugangs Heinz Jüdes (Moisling) im Tor, gelingt es beim 0:7 nicht, wenigstens das verdiente Ehrentor zu erzielen.

Am 22. Juli gründen die Stormarner Vereine den Kreissportverband, in dem der VfL mit 743 Sportlern das zweitgrößte Mitglied ist. Der Jahresbeitrag pro Verein beträgt 12 Reichsmark.

Am 13. August präsentiert der HSV präsentiert ein Lehrspiel auf dem Exer. Nicht in erster, jedoch in einer sehr starken Besetzung mit Boller, Spundflasche, Frido Dörfel, Ebeling, Seeler und Werner brilliert er in Oldesloe vor überaus zahlreichen Zuschauern mit sieben Toren. Trotz guter Chancen können die Blau-Weißen nicht den durchaus verdienten Ehrentreffer anbringen. Während Dorn als Linksaußen vergeblich versucht, den Sturm etwas zu dirigieren, wie es auf der Gegenseite Spundflasche in überzeugender Manier tut, verhindert der Moislinger Jüdes als Gast im Oldesloer Tor eine höhere Niederlage durch glänzende Paraden. Die HSVer erwerben sich nicht nur durch ihre hohe Spielkunst, sondern auch durch ihre sportliche Einstellung die Sympathien von Publikum und Spielern, die durch ein faires und sportlich schönes Spiel dem Schiedsrichter Hess die Arbeit leicht machen.

Nachdem die Brennstoffzuteilung im September erneut um 30% gekürzt wird, überlegt man, den für Oktober vorgesehenen Start der Landesliga bis zu einer Besserung auszusetzen. Die Vereine erklären jedoch, alle Strapazen auf sich nehmen zu wollen, um die Landesliga mit Leben zu erfüllen.

So beginnt am 11. Oktober ein Landesliga-Gastspiel des VfL Oldesloe, das von nur wenigen Erfolgen gekrönt ist.
Nach den bitteren Auftaktniederlagen gegen Phönix Lübeck (1:5) und in Eutin (2:9) folgt ein 4:1-Sieg gegen Preetz, der für lange Zeit der letzte bleiben soll. Einzige Ausnahme in einer Serie von „Schlappen“ des VfL gegen Kilia Kiel (1:3), Oldenburg (1:5), Polizei SV Kiel (2:3) und Kücknitz (0:4) bleibt 1947 ein 2:0- Erfolg in Schlutup.

Für die Sportjugend haben die „Lübecker Nachrichten“ - dank der großzügigen Unterstützung des Sportoffiziers der Royal Airforce in Lübeck - am 20. September eine Menge von Sportgeräten, in erster Linie Fußballschuhe, Fußballjersey, Hockeyschläger, Medizinbälle, Fußbälle und Hockeykugeln kaufen können, die aus Beständen der britischen Streitkräfte stammen und von diesen nicht mehr benutzt werden. Die Sportgeräte werden im Einvernehmen mit dem Turn- und Sportbund in der Landessportwoche am darauffolgenden kommenden Sonntag an die Jugendabteilungen der Sportvereine verteilt.

Am 5. Februar hält der VfL Oldesloe seine diesjährige Generalmitgliederversammlung ab. Im Vordergrund der Tagesordnung steht die Wahl des Vorstandes für das kommende Jahr. Obwohl sich eine Strömung gegen den bisherigen Vorstand bemerkbar macht, wird ihm in Anbetracht seiner bisher geleisteten verdienstvollen Arbeit das Vertrauen auch für das kommende Jahr ausgesprochen.
Besonderes Interesse unter den zahlreich erschienenen Mitgliedern des zur Zeit 888-köpfigen Vereins findet die Bekanntgabe eines Antrages bei der Stadtvertretung, auch in Bad Oldesloe einen Sportausschuß im Stadtparlament ins Leben zu rufen. Mit einer interessanten Diskussion um das „Auf und Ab“ der ersten Fußballmannschaft, die sich bis zur Mitternachtsstunde erstreckt, findet die Versammlung ihren Abschluß.

Die Rückrunde beginnt zwar mit einem 2:1 Sieg gegen Kücknitz verheißungsvoller, bringt aber am Ende neben fünf weiteren Niederlagen nur zwei Unentschieden und einen Abschlusssieg gegen Oldenburg ein (5:0), der am 21. März den Abstieg in die gerade neu beschlossene Bezirksliga nicht verhindern kann. Das Spiel beim späteren Meister Kilia Kiel muß am 14. März wiederholt werden, da der VfL am eigentlichen Spieltag hinter Schleswig mit einer Autopanne liegen blieb und das Ziel nicht erreichte.

Die wichtigste Aufgabe des am 30. April 1947 gegründeten SHFV ist die Neustrukturierung des Fußballs in Schleswig-Holstein.
So wird dann am Ende der Spielzeit die Staffeleinteilung erneut umorganisiert: Schleswig-Holstein erhält eine eingleisige Landesliga aus den vier besten Vereinen der drei Staffeln. Darunter bilden vier Bezirke jeweils eine Bezirksliga, in die nun neben dem VfL Oldesloe, Kücknitz, Schlutup, Mölln und Oldenburg absteigen.

Im Fußballpokal wird um den „Schleswig-Holstein-Schild“ gespielt. Der VfL Oldesloe übersteht mit Siegen in Travemünde (5:3) und gegen Pölitz (5:1) zwar die beiden ersten Runden, scheidet aber in Runde drei mit 1:5 in Mölln aus.

Die Reserve des VfL Oldesloe bestreitet, ebenso wie die 2. Herren in dieser Saison Freundschaftsspiele.

Große Diskussionen lösen in der Presse Äußerungen einiger Unternehmer aus, die Lizenzen der Militärregierung bekamen, um „Professional-Fußballclubs“ ins Leben zu rufen. Die „Lübecker Nachrichten“ schreiben hierzu, es könne ja wohl nicht angehen, dass bei einer Durchschnittseinnahme von 480 Reichsmark pro Spieler und Monat bis zu 96.000 Reichsmark pro Verein jährlich unversteuert den Besitzer wechseln.
Noch dramatischer sei die Rechnung in Kalorien, die derzeit das bei den Spielern beliebtere Zahlungsmittel seien: Bei 50 Großvereinen der amerikanischen und britischen Zone würde, ausgehend von 300 Gramm Fleisch pro Spieler und „Arbeitstag“ die „phantastische Menge von 50.000 Kilogramm Fleisch jährlich den Besitzer wechseln.“

Am 20. Juni 1948 sorgt die Währungsreform für neue Verhältnisse. Mit 40 Deutsche Mark startet jeder Bürger in die neue Zeit, von der sich die „Lübecker Nachrichten“ erhofft, dass nun Beitrags- und Eintrittsgelder gesenkt werden mögen, um aus der „Traumwelt der mit Milliarden gefüllten Kassen wieder in die graue Wirklichkeit zurückzufinden.“ Die Verbände heben die geplante Spielpause für die Fußballer während der Sommermonate auf, um durch vermehrte Freundschaftsspiele die Kassen zu füllen.

Dazu die „LN“: „Daß die Vereine sich Einnahmen verschaffen, hat sicher Vorteile, aber auch Nachteile, da viele Vereine ihre Spieler buchstäblich zu Tode hetzen!“

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