1938/39

Der Ausbau der neuen Sportplatzanlage kommt ganz gut voran

Wieder einmal werden die Staffeln neu eingeteilt. Der VfL trifft in diesem Jahr auf Phönix Lübeck, Rasensport Neumünster, Gut Heil Neumünster, Borussia Kiel, Fortuna Glückstadt, Preußen Itzehoe, Lübecker SV, Comet Kiel und den TSV Gaarden.

Der Ausbau der neuen Sportanlage kommt ganz gut voran. Die Rasendecke ist bereits angesät, die Laufbahnen, Sprunggruben usw. werden jetzt befestigt und durch Schlacken- und Steinaufschüttungen erhärtet. Die Absicht, bereits in diesem Jahr das Sporthaus zu errichten, ist fallen gelassen, da mit einer Inanspruchnahme der Anlage doch vor 1940 nicht zu rechnen ist.

Gleich im ersten Spiel schießt der VfL ein halbes Dutzend Tore. Gegen Comet Kiel gelingt am 14. August bei hochsommerlichem Wetter auf dem Exer ein 6:3, das den Kielern noch schmeichelt.

Eine Woche später hat der VfL beim vorjährigen Bezirksmeister 1910 Neumünster nichts zu bestellen. Er liegt schnell mit 0:5 zurück. Dorn gelingt Mitte der zweiten Halbzeit nur noch das Ehrentor. Diese Elf überzeugte zumindest in der zweiten Halbzeit: Hannover - Schmidt, Busch - Hartmann, Kock, Witt - Feddern, Möller, Schweim, Dorn, Pump.

Die nächste Niederlage gab es am 18. September mit 1:2 beim TSV Gaarden. „Die Kieler gingen in Führung, die Oldesloer konnten noch den Ausgleich erzwingen. Durch ein regelrechtes „Marmeltor“ konnte der Gegner nochmals die Führung an sich reißen, wobei es dann bis zum Schluß blieb.“

Mit neuer Aufstellung überraschte der VfL am 25. September in Glückstadt. Er spielte auf dem kleinen Platz mit einer Einsatzfreude und einem Eifer, wie man es schon lange nicht mehr sah. Der überragende Purnhagen parierte in der 40. Minute einen Elfmeter und legte damit den Grundstein für den 1:0-Sieg, den Lindemeier in der 80. Minute herausschoß. Nach der Papierform hatte diese Mannschaft keine Chance: Purnhagen - Schmidt, Busch - Schweim II, Möller, Meins - Lindemeier, Klueß, Hartmann, Dorn, Pump.

Zeigte die Formkurve bei Fortuna Glückstadt nach oben, ging es am 16. Oktober gegen den Lübecker SV schon wieder bergab. Der LSV blieb auf dem Exer mit 2:0 Sieger.

Und auch am 30. Oktober auf dem Marine-Kasernenhof in Kiel-Gaarden hatte der VfL gegen Borussia Kiel mit 2:5 das Nachsehen. „Genaues Zuspiel, Schnelligkeit und gutes Schußvermögen, in diesen Punkten waren die Oldesloer glatt unterlegen.“

„Das am 5. November veranstaltete Stiftungsfest des VfL schloß sich würdig an die voraufgegangenen Feiern des Vereins an. Das Gesellschaftshaus „Tivoli“ konnte kaum die vielen Besucher fassen, die zusammengekommen waren.“

Eine ansehnliche Zuschauermenge verfolgte am 6. November auf dem Exer die 0:3-Niederlage gegen Spitzenreiter LBV Phönix. „Phönix hätte in den letzten 20 Minuten - so eigenartig es klingt - das Spiel noch verlieren können. Dreimal hatte Dorn sich geschickt durchgespielt und befand sich in aussichtsreicher Stellung. Stark bedrängt gingen seine Schüsse daneben. Feddern schoß zweimal überweg. Schweim donnerte einen ausgezeichneten Strafstoß gegen den Pfosten. Müller zeichnete sich verschiedentlich aus und hielt scharfe Schüsse von Kock und Schlüter.“

Eine Woche darauf in Itzehoe siegte der VfL dann endlich wieder. „Durch zwei Tore von Dorn und Schlüter wurde eine beruhigende Führung geschaffen. Nach Halbzeit spielte Preußen überlegen, aber die Hintermannschaft der Oldesloer zeigte wieder einmal, was sie konnte. Auf einen gut getretenen Eckball konnten die Itzehoer den Abstand auf 1:2 verringern.“

„Mitte November werden die Arbeiten auf dem Gelände des neuen Sportplatzes vorläufig eingestellt. Die Laufbahnen sind in ihrem Unterbau fertig. Soweit die nötigen Materialien zur Verfügung stehen, wird man in den kommenden Monaten die für die Befestigung der Terrassen (Stirnwände) erforderlichen Zementplatten herstellen, um im Frühjahr in dieser Hinsicht weiter voranzukommen.“

Am 20. November erkämpfte der VfL bei Gut Heil Neumünster ein verdientes 0:0. Purnhagen meisterte die wenigen Schüsse mit bekannter Sicherheit.

Weit wertvoller noch war das 2:2, das der VfL dem Tabellenzweiten TSV Gaarden am 4. Dezember auf dem Exer abtrotzte. „Wenn Torwart Hannover bei seiner ersten Vorstellung auch das Pech hatte, daß ihm der gefaßte Elfmeterball doch noch entglitt, was wohl auf das kalte Wetter zurückzuführen ist, so bestand er sonst die Feuerprobe ausgezeichnet. Kock und Busch lieferten ein großes Spiel und bildeten mit dem zurückgezogenen Mittelläufer Schweim, der wieder einmal der Turm in der Schlacht war, ein unüberwindbares Hindernis für den leider recht hart und rücksichtslos spielenden Sturm der Gäste.“ Schmidt und Dorn hatte die Oldesloer zweimal in Führung gebracht.

Der Deutsche Reichsbund für Leibesübungen wird am 21. Dezember zum Nationalsozialistischen Reichsbund für Leibesübungen (NSRL) unter politischer Verantwortung der NSDAP proklamiert.

„Der VfL hat für Sonntag, den 15. Januar, für die Mitglieder des Vereins einen Gemeinschaftsempfang anläßlich der Reichstagung des Nationalsozialistischen Reichsbundes für Leibesübungen in Berlin für die Zeit von 11 bis 12.30 Uhr angesetzt. Der Empfang findet im Vereinslokal „Deutsches Haus“, Hermann Drögemöller, Besttorstraße, statt. Es wird erwartet, daß sich alle VfLer hier rechtzeitig einfinden.“

Wieder mit dem aus Hamburg zurückgekehrten Stäcker nimmt der VfL am 22. Januar Spitzenreiter LBV Phönix überraschend einen Punkt ab. Es regnet unaufhörlich, der Rasen ist glatt und rutschig. Dorn bringt die VfLer 1:0 in Führung, Cittrich staubt mit einem Abpraller zum 1:1 ab, Stäcker trifft nach dem Wiederanstoß zum 2:1 und 3:1.
„Zehn Minuten vor Schluß ein schön durchdachtes Durchspiel von Berner und Nicolin. Letzterer flankt flach in die Mitte, und Schmidt hat das Pech, den Ball ins eigene Tor zu schlagen. Nur noch 3:2 für die Gäste. Der Druck des Phönix ist gewaltig. Verbissen wehrt sich der Gast aus Oldesloe. Lewandowsky jagt eine Bombe aufs Tor, und Purnhagen boxt den Ball noch einmal in letzter Sekunde über die Latte. Alle Spieler sind in der 01-desloer Hälfte, als Busch einen Freistoß verwirkt. Janaczak schießt flach in den Strafraum; aus einem Knäuel von Spielern springt Cittrich in die Flugbahn des Balles, und Purnhagen kann den Ball nur noch aus dem Tor holen. Das war vier Minuten vor Schluß.“
Diese 22 Spieler zeigten einen hinreißenden Kampf - LBV Phönix: Müller - Buthmann, Lewandowsky - Janaczak, Dr. Hollensteiner, Groth - Nicolin, Berner, Cittrich, Peters, Carlinger; VfL: Purnhagen - Schmidt, Busch - Witt, Schweim, Meins - Schlüter, Krohn, Stäcker, Dorn, Feddern.

Zwei wichtige Punkte sichern sich die Oldesloer am 29. Januar auf dem Exer. Sie besiegen den VfR Neumünster verdient mit 3:1 Toren. Es ist seit langem der erste Sieg über Neumünster: die drei letzten Spiele gingen sämtlich mit 1:5 verloren.

Die VfLer bestätigten ihre gute Verfassung am 19. Februar auf dem Bürgerpark gegen Fortuna Glückstadt. Nach einem 0:1-Halbzeitrückstand gingen sie als 4:1-Sieger vom Platz. Man fühlte sich an gute alte Zeiten erinnert, so spielten sie die Gäste in der zweiten Halbzeit an die Wand. Die Fortunen hielten ihren Vorsprung nur bis zur 60. Minute. Per Foulelfmeter kamen die Oldesloer zum inzwischen hoch verdienten Ausgleich. Danach fielen die Glück-städter völlig auseinander. Mit vier Toren war Stäcker der alles überragende Mann auf dem Platz.

Mit einiger Verspätung feierte der VfL am 25. Februar in der „Harmonie“ seine 2. Blau-Weiße Nacht. Die Maskerade, die ursprünglich am 4. Februar stattfinden sollte, mußte wegen eines vom Kreisleiter erlassenen Versammlungsverbots verschoben werden.

Enttäuschend ist das Auftreten des VfL am 26. Februar in Lübeck gegen den LSV Gut Heil. Die Lübecker, die erstmals den von der TSG Rostock zurückgekehrten Mittelstürmer Lorenz einsetzen, gewinnen ohne große Anstrengung mit 5:0 Toren.

Dagegen setzte sich der VfL am 12. März im Wiederholungsspiel gegen Comet Kiel mit 3:1 nicht ganz erwartet durch. Das erste Spiel war am 12. Februar beim Spielstand von 4:4 wegen schlechten Wetters abgebrochen worden.

3:1 siegt der VfL am 26. März auch über Borussia Kiel. Glanzstück der Oldesloer war das Dreigestirn in der Hintermannschaft, Busch, Kock, Schweim, die unüberwindlich waren. Im Sturm fehlten Krohn und Schlüter, dafür kam Wolherr auf Rechtsaußen mal wieder zu Ligaehren und brachte einige prima Flanken in die Mitte, während Grote sich auf seinem Mittelstürmerposten überhaupt nicht zurechtfinden konnte.“

Der Tabellenletzte Preußen Itzehoe wird am 7. April auf dem Exer 6:0 abgekanzelt. „Schade, daß die Oldesloer erst in der zweiten Hälfte dieser Spielzeit ihre Bestform erreicht haben, die Mannschaft ist zur Zeit in glänzender Verfassung, die Meisterschaft wäre sonst nicht so schnell entschieden gewesen. Die Oldesloer spielten alle gleich gut, dennoch ragten zwei Mann besonders hervor, Stäcker und Drews. Stäcker schoß nicht weniger als fünf von sechs Toren, das sechste Tor war ein Eigentor, an dem Drews einen kleinen Anteil hat, wie auch Drews es war, der immer wieder wahre Musterflanken in die Mitte schickte, und Stäcker bedankte sich dann auch dafür prompt mit einigen Toren.“

In den Spielen um den Tschammer-Pokal zeigte sich der VfL auf der Höhe. Nach den Siegen über den TSV Mölln (6:1), Kilia Kiel (2:1) und den Luftwaffensportverein Holtenau (5:2) trafen die Oldesloer am 16. April vor über 700 Zuschauern auf den Gauligisten Holstein Kiel. Sie lieferten dem großen Gegner ein aufopferndes Spiel, das erst in den letzten fünf Minuten entschieden wurde. Bis dahin hatte es 1:1 gestanden. Die Tot-folge: 0:1 Schuster, 1:1 Schweim (Handelfmeter), 1:2 Schuster, 1:3 Schmidt.
Wie schon 1935, damals hieß es 0:3, schied der VfL gegen Holstein aus dem Pokalwettbewerb aus. Mannschaftsaufstellungen - VfL: Purnhagen - Kock, Busch - Witt, Schweim, Meins - Wolherr, Stäcker, Krohn, Feddern, Drews; Holstein Kiel: Rosenberg - Mundt, Block - Grage, Seeger, Krohn - Schmidt, Schuster, Hohlweg, Linken, Möschel.

Mit dem Bau des Sporthauses am neuen Sportplatz jenseits der Trave soll in Kürze begonnen werden. Es wird ganz in Holzkonstruktion errichtet und mit einem Strohdach versehen. „Die Aufstellung erfolgt in der Form, daß es von der einen Seite vom Sportplatz und von der anderen Seite von der Badeanstalt zugängig sein wird.“

Im letzten Punktspiel schlug der VfL am 30. April auf dem Exer den Tabellenvorletzten Gut Heil Neumünster mit 2:1. „Damit ist der Traum der Bezirksklasse der Neumünsteraner nun aus, mit Preußen Itzehoe müssen sie nun den Weg in die Kreisklasse antreten. Bei den Oldesloern machte sich doch bemerkbar, daß Dorn, Stäcker und Meins nicht zur Verfügung standen.“

 

Joomla template by a4joomla