Die Spielzeit 1954/55
Teil 1 (4) 24.10.1954 - So wurde lustig drauflos gedroschen Landesauswahl mit Buls und König Tischtennis gegen französische Jugend-Nationalmannschaft Bachmann beim HSV Wieder mit Mandelkau DLV-Ehrenbrief für 70jährigen Ohrt Rapski spielt für zwei Vereine Wiederholungen gegen Mölln und Reinfeld Heimniederlage gegen Berkenthin Lutzke wechselt nach Lübeck Erstmals Hallenhandball Städtekampf im Turnen Sellmer und Lutzke Bezirksmeister 0:2 im Titelkampf gegen Schwartau Lutzke Landesmeister Feiern Spieler zu lange? Rolke außer Gefecht Kontakte nach Dänemark Opitz für Ohldag neuer Vorsitzender Vizemeister mit zwei Punkten Rückstand Rieck und Relling THC-Ehrenmitglieder Erster Leichtathletik-Clubkampf in Nyköbing Vielversprechende Nachwuchsspieler Quellen: Stormarner Tageblatt - ST Sport-Megaphon SPM |
Samstag, 3. Juli 1954 Fußballer-Ehrentafel. Hans Rickers (geboren 28. März 1919), Stammspieler des FC Rasensport Todendorf von 1931, ist der jüngste der vom Kreisfußballverband mit der Ehrennadel ausgezeichneten Stormarner Sportler. Wobei gleich bemerkt werden darf, daß die Reihenfolge, in der die Fußballpioniere vorgestellt werden, kein Gradmesser für ihre Leistungen sein sollte, sondern vom Lebensalter bestimmt war. Rickers trat dem Verein im Gründungsjahr 1931 bei und spielt seit April 1934 in der ersten Herrenmannschaft, ist also 20 Jahre Spieler der ersten Mannschaft. Seit seinem Eintritt hat er kein Punktspiel unentschuldigt versäumt, war stets pünktlich und zuverlässig. Wegen seiner vorbildlichen Haltung und seines Könnens ist er schon jahrelang Mannschaftsführer seiner Ersten. Während der letzten 20 Jahre ist er niemals vom Platz gestellt worden, mußte lediglich ein paar Verwarnungen durch den Schiedsrichter einstecken. Und bei welchem noch so fairen Spieler kommt das nicht einmal vor! Im Laufe dieser zwei Jahrzehnte hat er für seinen Verein 15 Pokale und Plaketten und eine ähnliche Anzahl von Urkunden erkämpft, darunter befindet sich auch ein Wanderpokal des Kreises Lübeck, den Todendorf nach dreimaligem Sieg 1936, 1937 und 1938 endgültig gewann. Der Todendorfer ist bestimmt ein begabter Spieler, der der Angelpunkt in dem Mannschaftsgefüge bedeutet. Es ist deshalb verständlich, daß ihm eine Reihe von Vereinen, die in einer höheren Klasse spielen, Angebote zum Übertritt gemacht haben. Aber Hans Rickers ist diesen Verlockungen nicht erlegen, sondern blieb seinem kleinen Dorfverein treu. Ein so charakterfester und vereinstreuer Fußballer kann der Jugend mit Fug und recht als Vorbild hingestellt werden. Unsere Jugend möge ihr Verhalten und ihre Leistung mit dem Maßstab dieser Spielerpersönlichkeit messen, dann wird sie den rechten Weg gehen, und es braucht uns dann um den Nachwuchs nicht bange zu sein. Ihrem "Hans" werden Verein und Gemeinde gute Wünsche mit auf den letzten Abschnitt dieser aktiven Laufbahn geben. der Kreisvorstand und auch die Heimatzeitung schließen sich mit aufrichtiger Anerkennung an. ST Sonntag, 4. Juli 1954 Jubel in Deutschland. Nach dem 3:2-Weltmeisterschaftssieg über Ungarn. Bundespräsident und Kanzler gratulierten. Einmaliger Fußballtriumph. "Mit dem heutigen Sieg in der Fußballweltmeisterschaft, dessen sich Millionen Deutsche freuen", drahtete unmittelbar nach Spielende Bundespräsident Professor Theodor Heuss an die deutsche Nationalelf nach Bern, "werden die großartigen Leistungen gekrönt, die sie in der Schweiz gezeigt haben. Ich spreche Ihnen zu Ihrem Erfolg meine herzlichsten Glückwünsche aus und freue mich, Ihnen das Silberne Lorbeerblatt verleihen zu können." "An Ihrem großartigen Sieg nimmt das ganze deutsche Volk mit größter Freude Anteil. Ich spreche der deutschen Fußballnationalmannschaft meine herzlichsten Glückwünsche aus und übersende Ihnen allen meine besten Grüße", kabelte Bundeskanzler Dr. Konrad Adenauer an die deutsche Nationalelf, die das scheinbar Unmögliche vollbracht und die seit vier Jahren ungeschlagenen Ungarn im Endspiel um die Fußballweltmeisterschaft mit 3:2 (2:2) Toren besiegt hat. Eine deutsche Elf, die sich selbst übertraf, sorgte für die Fußballsensation des Jahrhunderts und gewann verdient den Jules-Rimet-Pokal, der damit zum ersten Mal nach Deutschland kommt. Bei regennassem Boden ließ sich die deutsche Elf durch die Favoritenstellung der Ungarn nicht beeindrucken, sondern spielte das Spiel ihres Lebens. Toni Turek im Tor und Werner Liebrich als Stopper hatten wohl das größte Verdient am deutschen Sieg. Unser kaltblütiger Torwart und unser "eiserner" Kaiserslauterer Mittelläufer retteten in den aussichtslosesten Situationen. Im Sturm waren Fritz Walter, der Spielmacher der deutschen Mannschaft, und Helmut Rahn, der bravouröse Einzelgänger, der auch das entscheidende Tor erzielte, die herausragenden Spieler. Wenige Minuten nach dem Ende des Spiels überreichte der greise Ehrenpräsident der FIFA, der weißhaarige Jules Rimet, den nach ihm benannten goldenen Pokal dem deutschen Mannschaftskapitän Fritz Walter. Die zum ersten Mal seit vier Jahren geschlagenen Ungarn waren die ersten, die die deutsche Mannschaft beglückwünschten. Brausender Jubel füllte das Rund des Berner Stadions, in dem sich unter 55000 Zuschauern zahllose deutsche Schlachtenbummler befanden. Zu den Gratulanten, die der deutschen Mannschaft telegrafisch ihre Glückwünsche aussprachen, gehörten unter anderen auch Bundesinnenminister Dr. Gerhard Schröder und SPD-Vorsitzender Erich Ollenhauer, die "gutes Wetter für die wohlverdienten Urlaubstage" wünschten. ST Sonntag, 4. Juli 1954 König schoß das Ehrentor. In Hamburg kam es zwischen einer Jungmannenauswahl gegen Schleswig-Holstein zu einem interessanten Spiel. Bei Schleswig-Holstein wirkten Hans-Werner Buls und Dieter König vom VfL Oldesloe mit. Hamburg gewann 5:1. Seeler schoß zwei Tore. Das Ehrentor für Schleswig-Holstein erzielte König. ST Dienstag, 6. Juli 1954 Fußballpause Es tobten wild die Massen Mit Jubel und Geschrei, Mann will's noch gar nicht fassen, Die Spannung ist vorbei. Die Kämpfe sind entschieden, Und Deutschland ist am Ziel, Und man genießt voll Frieden Jetzt sonntags ohne Spiel. Die große Fußballpause Läßt alle Plätze ruhn'n, Man bleibt betrübt zu Hause Und weiß nicht recht, was tun. Man fühlt sich sehr alleine, Der Sportfunk bringt nicht viel, Es fehl'n die Totoscheine, Ein Sonntag ohne Spiel. Das Gleichgewicht des Lebens ist plötzlich arg gestört, Man sucht zerknirscht vergebens, Was sonst dazugehört. Ein Trost: Die Wochen rinnen, Bald ist's nicht mehr so schwül, Und schließlich wird beginnen Ein neues Fußballspiel. CH.W. OL Montag, 12. Juli 1954 Vorstoß gegen Vergnügungssteuer. Der rührige Vorstand des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes hat die Landesregierung, den Landtagspräsidenten, Vertreter der Parteien und die Presse zum 4. August zu einer Sitzung in der Sportschule Malente eingeladen, auf der ein Vorstoß gegen die Vergnügungssteuer unternommen werden soll. Grundlage der Diskussion bildet eine Denkschrift des Deutschen Fußball-Bundes zu diesem Thema, in der aufgrund der auch von verschiedenen Gerichten anerkannten Gemeinnützigkeit des Sports völlige Steuerfreiheit für die Amateurvereine und eine höchstens 10prozentige Steuerbelastung für Vertragsspielervereine gefordert wird. Lediglich in Hamburg, Bremen und Berlin besteht keine Vergnügungssteuerpflicht für sportliche Veranstaltungen. Es bleibt zu hoffen, daß der Vorstoß des Fußballverbandes in Kiel auf fruchtbaren Boden fällt. Gerade in Schleswig-Holstein haben die Vereine mit großen finanziellen Schwierigkeiten zu rechnen. SPM Donnerstag, 22. Juli 1954 Jugendfußball wird großzügig gefördert. Am letzten Wochenende führte der Jugendausschuß des Kreisfußballverbandes Stormarn eine Tagung durch, auf der die Richtlinien und die Staffeleinteilung der kommenden Spielzeit besprochen wurden. Zunächst wurden die Kreismeister ermittelt:
Die kommende Serie wird mit 13 Jungmannen-, neun Jugend-, elf Schüler- und drei Knabenmannschaften durchgeführt. Die 36 Mannschaften spielen in zwei Staffeln, Nord und Süd. Da in der Jugend- und Schülerklasse zu wenig Meldungen vorliegen, werden diese Mannschaften in doppelter Hin- und Rückrunde spielen. Die Jungmannen können das nicht, da hier noch Kreisauswahlspiele und weitere Vorbereitungsspiele zu bestreiten sind. Für den Jugendausschuß wurde eine neue Gebührenordnung entworfen. Vor allen Dingen müssen künftig alle Jugendmannschaften einen Betreuer haben. Die Lehrgänge in der Sportschule Malente werden jetzt laufend beschickt. Leider erklärte sich bisher noch niemand bereit, an einem Übungsleiterlehrgang teilzunehmen. Der Rest der Tagung stand ganz im Zeichen der Förderung des Fußballsports in den jüngsten Jahrgängen. Bereits in der kommenden Serie werden wieder drei Knabenmannschaften spielen. Hier ist beabsichtigt, mehrere Knabenturniere im Kreis durchzuführen, und zwar unter Mitwirkung namhafter Lübecker Gegner. Um dieser Aufgabe vollkommen gerecht zu werden, wurde jeder Jugendlehrgang mit einem Jahrgangsleiter versehen, der sich besonders den ihm anvertrauten Spielern widmen muß. Die Leitung der Knaben hat Claus Slama (Reinfeld) übernommen, während die Jugend und Schüler gemeinsam im Norden von Fritz Voigt (Bad Oldesloe) und im Süden von Helmut Zosel (Todendorf) betreut werden. Franz Bartkowiak (Bad Oldesloe), der die Jungmannen leiten wird, schloß die Tagung in dem Bewußtsein, daß wieder ein beachtlicher Schritt in der Jugendfußballarbeit gemacht war. ST Montag, 26. Juli 1954 So wird gespielt. Klasseneinteilung im Bezirk Süd. Die Staffeleinteilung der Bezirksliga Süd für die kommende Saison liegt jetzt vor. Sie lautet: Nordstaffel:
Sonntag, 1. Aug. 1954 Tagung der Schiedsrichter. Die Schiedsrichter des Kreises Stormarn trafen sich um 9.30 Uhr bei der Jugendherberge, um ihre leichtathletische Prüfung abzulegen. Anschließend ging es dann zum "Restaurant Haberland". Hier wurde die schriftliche Prüfung abgehalten. Die Wahl des Schiedsrichterausschusses wurde ebenfalls durchgeführt. In den Schiedsrichterausschuß wurden die Sportfreunde Lüneburg als Vorsitzender, Konrad Wölk, Klischat, Post und Stramm als Beisitzer gewählt. Die Tagung ging um 13.30 Uhr zu Ende. ST Samstag, 7. Aug. 1954 Der Bezirk IV Lübeck hat in seiner Klasse 18 Mannschaften, darunter die B-Vertretungen der Amateurliga-Vereine, zu einer Vergleichsrunde aufgestellt, die am Sonntag beginnt. Aus dem Kreise Stormarn nehmen Preußen Reinfeld, der VfL Oldesloe und der SSV Pölitz an der Runde teil. ST Dienstag, 10. Aug. 1954 Schiedsrichteranwärter. Zur Prüfung der körperlichen Leistungsfähigkeit der Schiedsrichteranwärter hatten sich beim Schiedsrichterausschuß des Kreisfußballverbandes Stormarn zwölf Anwärter gemeldet. Der bei der Prüfung erzielten Punktzahl nach waren die fünf ersten:
ST Samstag, 14. Aug. 1954 Bachmanns Debüt beim HSV in Hamburg. Unter der dicken Schlagzeile "Mordsspaß beim HSV-Training" berichtet eine Hamburger Morgenzeitung über das Debüt des "bekannten" Oldesloer Fußballspielers Bachmann auf dem HSV-Platz. Da war ein junger Mann seit einiger Zeit häufig am Rothenbaum aufgetaucht. Er kam aus Oldesloe. "Laßt mich mal bei Euch mitmachen. Ich bin genau das, was der HSV braucht. Hab' schon paarmal in Lübeck mitgeditscht. Aber die waren zu schwach für mich. Ich gehöre nur zum HSV!" Die Zeitung berichtet weiter: "Gelacht hatte man zunächst darüber. Aber Herr Bachmann ließ nicht locker. Immer wieder kam er an. der HSV stellte ihn daher vor zwei Tagen auf die Probe. Die Zuschauer wichen auch bei strömendem Regen nicht. So lustig war das. Man spielte auf je ein Meter breite Törchen. Auch Herr Bachmann war bei einer Partei eingeteilt. Aber man wußte nicht genau bei welcher. Er irrte, stolperte, bombte, vorwärts, rückwärts und am Ball vorbei. Zum Schluß sah er nur noch zu, daß er niemand im Wege stand. Man war ihm dankbar. "Schade, der kommt nie wieder!" bedauerte das Publikum. ST Sonntag, 22. Aug. 1954 Stormarner Vereine von Hamburg zurückgefordert. Einstimmig forderte ein außerordentlicher Verbandstag des Kreisfußballverbandes Stormarn, die bisher dem Hamburger Sportbund angeschlossenen Stormarner Vereine wieder nach Stormarn zurückzugliedern. Der Verbandstag fand am Vormittag im "Restaurant Haberland" in Bad Oldesloe statt und war stark besucht. Obwohl nur wenige Punkte auf der Tagesordnung standen, nahmen die Verhandlungen fünf Stunden in Anspruch. An Stelle des bisherigen 2. Vorsitzenden, Dr. Baumgarten (Barsbüttel), wurde Nehlsen (Todendorf) einstimmig gewählt. Der SV Siek stellte aus sportlichen und finanziellen Gründen den Antrag, die dem Hamburger Sportbund angeschlossenen Stormarner Vereine sofort für den Kreisfußballverband Stormarn zurückzufordern. Dieser Antrag führte zu einer mit großem Beifall angenommenen Entschließung. ST |