Schulen in Bad Oldesloe
Das Jahr 1955
Donnerstag 13. Januar 1955
Stadtvertretung und Oberschule
Auf Wunsch der Theodor-Mommsen-Schule fand unter dem Vorsitz des Bürgermeisters eine Aussprache statt, an der seitens der Stadtvertretung der Bürgerworthalter und die drei Fraktionsvorsitzenden, seitens der Oberschule der Oberstudiendirektor und drei Studienräte, außerdem der Vorsitzende des Elternbeirates, Landtagsabgeordneter Wolgast, teilnahmen. In dieser Besprechung wurden die in der letzten Zeit entstandenen Schwierigkeiten und Zweifelsfragen eingehend erörtert und klar gestellt, so daß der Weg für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Zukunft geebnet worden ist.
STORMARNER TAGEBLATT vom 13.1.1955
Donnerstag, 20. Januar 1955
Elternbeiräte kämpfen für Stadtschulneubau
Vorstoß beim Oldesloer Magistrat – Gegen Schichtunterricht, Raumenge, Lehrermangel
Die Schullasten haben entscheidenden Anteil daran, daß die Finanzlage der Kreisstadt immer noch stark angespannt ist. Aber gerade ein Schulproblem ist es, das durch einen neuen Vorstoß der Elternbeiräte der Neuen und der Alten Stadtschule aufgerollt wird. Die Elternschaft fordert nachdrücklichst eine Änderung der zweifellos vorhandenen Unzuträglichkeiten durch einen Volksschulneubau.
Schon vor drei Jahren haben Magistrat und städtischer Kulturausschuß in einem Schreiben an die Elternbeiräte die Schulraumnot anerkannt und zugesagt, den Plan eines Neubaues energisch zu fördern. Darauf berufen sich nun die Elternbeiräte. Sie erklären, seitdem von einer solchen Planung durch die Stadt nichts mehr gehört zu haben. In den weiterführenden Schulen Bad Oldesloes sei der Unterricht weitgehend normalisiert worden in der Mittelschule durch Neubau und in der Oberschule durch Ausbau des Dachgeschosses. Es sei nun an der Zeit, den dringend notwendigen Stadtschulneubau in Angriff zu nehmen.
Im einzelnen begründen die Elternbeiräte ihre Forderung mit den folgenden elf Punkten:
- Alle Kinder der Stadt Bad Oldesloe besuchen die Volksschule, und es muß erwartet werden, daß für diese Kinder die gleichen Verhältnisse geschaffen werden wie für die weiterführenden Schulen, die von vielen auswärtigen Kindern besucht werden. Die Eltern geben zu bedenken, daß alle Kinder in den Volksschulen das grundsätzliche Wissen vermittelt bekommen und nur ca. 25 Prozent dieser Kinder die weiterführenden Schulen besuchen, während ca. 75 Prozent der Kinder von der Volksschule aus ins Leben gehen.
- Von den circa 1500 Kindern der beiden Stadtschulen sind circa 1000 Grundschulkinder, das heißt Kinder bis zu 10 Jahren. Es ist bekannt, daß die kleinen Kinder besonders unter den Unregelmäßigkeiten des Schichtunterrichtes leiden.
- Auch in diesem Jahre ist wieder ein Schülerzuwachs auf der Unterstufe zu verzeichnen. Die Schulneulinge werden kaum in fünf Klassen untergebracht werden können.
- Mit dem Schichtunterricht ist stets ein Ausfall von Unterrichtszeit verbunden. Damit ist eine laufende Beeinträchtigung der Leistungen und eine Benachteiligung gegenüber anderen Kindern des Kreises gegeben.
- Die Räume – vor allen Dingen in der Neuen Stadtschule – bieten nur Raum und Luft für 40 Schulkinder, sind aber ständig überbelegt.
- Durch die Einführung des neunten Schuljahres wird für weitere 90 Kinder Schulraum benötigt.
- Die Lage der Gebäude, an einer Hauptverkehrsstraße, gefährdet bei einer Überbelegung der Schulen die Kinder in erhöhtem Maße.
- Die Toiletten sind ursprünglich nur für 600 bis 700 Kinder berechnet. Sie sind mit 1500 Kindern völlig überlastet.
- Auch der Schulhof ist nicht ausreichend. Im letzten Halbjahr hat es dort zahlreiche Unfälle gegeben.
- Auch die Turnhalle ist außerordentlich überlastet. Ein planmäßiger Turnunterricht ist nicht durchführbar.
- Es sind in keiner Schule Festräume (Aula) und keine Räume für Nadelarbeit und Werkarbeit, Physik usw. vorhanden.
STORMARNER TAGEBLATT vom 20.1.1955
Mittwoch, 26. Januar 1955
Für die Mittelschule und die Oberschule gemeldet
Insgesamt 154 Oldesloer Kinder wurden zum Besuch der Mittel- und der Oberschule gemeldet. 56 Schüller(innen) der Alten Stadtschule (davon 32 aus den vierten Klassen, 24 aus den fünften Klassen) wollen ab Ostern 1955 die Königin-Luise-Schule besuchen; 25 Kinder wurden zur Aufnahme in die Theodor-Mommsen-Schule gemeldet, davon 22 aus den vierten Klassen und drei aus den fünften Klassen. In der Neuen Stadtschule streben 50 Kinder (35 aus den vierten Klassen, 14 aus den fünften Klassen, ein Kind aus einer sechsten Klasse) zur Mittelschule, 23 Kinder (16 aus den vierten Klassen, sieben aus den fünften Klassen) zur Oberschule.
STORMARNER TAGEBLATT vom 26.1.1955
Freitag, 28. Januar 1955
Krankheitswelle nahm zu
ie Zahl der Erkältungskrankheiten unter den Schulkindern nimmt zu. In der Kreisstadt mußte gestern die Theodor-Mommsen-Schule ihre Pforten schließen. Lediglich für die Unter- und Oberprimen wird der Unterricht fortgesetzt. Die Schließung ist vorläufig bis auf Sonnabend einschließlich begrenzt. Heute morgen stellte auch die gesamte Alte Stadtschule ihren Betrieb ein. …
STORMARNER TAGEBLATT vom 28.1.1955
Freitag, 28. Januar 1955
Vesdoro
Die Generalversammlung findet am Sonnabend, den 29. Januar 1955, 20 Uhr bei Drögemöller statt. Einladungen mit der Tagesordnung wurden verschickt. Der Vorstand.
STORMARNER TAGEBLATT vom 28.1.1955
Sonnabend, 29. Januar 1955
Auch Königin-Luise-Schule geschlossen
Ab Montag sind die Schüler und Schülerinnen der Königin-Luise-Schule auf die Dauer einer Woche beurlaubt. Die Schule schließt ihre Pforten bis zum 7. Februar wegen der zahlreichen Erkältungskrankheiten, von denen über die Hälfte ihrer Kinder befallen ist.
STORMARNER TAGEBLATT vom 29.1.1955
Sonnabend, 29. Januar 1955
Vesdoro behielt bisherigen Vorstand
Auf der Jahreshauptversammlung wählten die Mitglieder des Vesdoro (Verein ehemaliger Schüler der Oberrealschule zu Bad Oldesloe) die beiden Vorsitzenden Hans Werner Meyer und Gerhard Busch, und die Kassierer Paul Möller und Klüßmann als Beweis des Vertrauens und des Dankes wieder. Schriftführer und Beisitzer wurden die Mitglieder Struck, Witte, Kuhlmann, Peter Möller und Dr. Rodeck. Eine Maskerade will der Vesdoro nicht veranstalten, jedoch am 28. Februar ein Kostümfest.
STORMARNER TAGEBLATT vom 2.2.1955
Mittwoch, 2. Februar 1955
Die Imkerei ist sein liebstes Steckenpferd
Lehrer Heinrich Lemburg 80 Jahre
Berufs- und Vereinsjubiläen folgen noch in diesem Jahr
Seinen 80. Geburtstag feiert heute Heinrich Lemburg, seit 30 Jahren Vorsitzender des Kreisimkervereins, seit 50 Jahren Mitglied des Kyffhäuserbundes und des Schießklubs von 1874, seit vorgestern Ehrenmitglied der Bürgerschützengilde.
„Jeden Morgen und jeden Abend einen Teelöffel Honig – das ist das Rezept, jung und gesund zu bleiben“, verrät uns das betagte Geburtstagskind, für das 1955 das Jahr der Jubiläen ist. Vor 60 Jahren absolvierte der aus dem Kreis Bordelum stammende Imkersohn das Lehrerseminar und übernahm in Elmenhorst als Junglehrer seine erste Stellung. Nach vier Jahren wechselte er nach Sühlen hinüber, fand dort die heute noch an seiner Seite stehende Lebensgefährtin Frau Alwine, wurde Vater von fünf Kindern und hatte trotz Beruf und Familie noch Zeit für seine zahlreichen Steckenpferde – allen voran die Bienenzucht. Viele Jahre zog er als Wanderlehrer und Preisrichter der Imker durch die Lande, er besuchte Ausstellungen und errang dabei selbst so manchen Preis. „Damals hatte ich durchschnittlich 30 Völker.“
Als Heinrich Lernburg 1937 in den Ruhestand trat und nach Bad Oldesloe in die Bahnhofstraße 8 umzog, zogen auch seine Bienen mit. Heute hat er noch etwa 20 Völker auf dem an den Alten Friedhof anschließenden Hof hinter seiner Wohnung. „Ich halte nur Reinzuchtköniginnen aus der Reinzuchtstation Sylt“, erzählt der erfahrene Züchter, der gegen Bienenstiche, aber auch gegen Rheuma immun ist. Er trauert, daß kein Buchweizen mehr angebaut wird und auch der Rapsanbau zurückgeht. „Da ist es ein doppelter Vorteil, daß die Reinzuchtbienen als einzige auch Rotklee befliegen!“
Auch in der Hühnerzucht war Heinrich Lemburg erfolgreich mit rebhuhnfarbigen Italienern und Wyandotten. Viele Jahre hatte er den Vorsitz des Oldesloer Geflügelzuchtvereins. Heute ist er dessen Ehrenmitglied. Ein weiteres Steckenpferd: sein Kleingarten. Seit 18 Jahren leitet er den Kleingartenverein Hohenkamp; dessen Parzellen in der Grabauer Straße liegen. In der Bürgerschützengilde ist er nach dem Tode Wilhelm Meyers, mit dem ihn viele schöne Erinnerungen verbanden, das älteste Mitglied.
Ein weiteres ausgefallenes Jubiläum verdient, erwähnt zu werden: 60 Jahre ist es her, daß sich Heinrich Lemburg ein Fahrrad, eines der ersten Modelle ohne Rücktritt und Freilauf, kaufte. Preis: 250 Goldmark. „Das war unheimlich viel Geld. Ich verdiente in Elmenhorst jährlich nur 900 Goldmark!“ Aber das Stahlroß war nötig. Es ermöglichte ihm, seine vielen Vereinsaufgaben zu erfüllen und immer Kontakt mit Oldesloe zu halten, wo er außerdem noch 40 Jahre Vorsitzender des Imkervereins „An der Trave“ war.
Zu den zahlreichen Gratulanten zum heutigen Geburtstage gehören sieben Enkelkinder und die fünfjährige Urenkelin Ina. Die 90 Jahre alte, bei Neumünster lebende Schwester hat ihr Kommen angekündigt, ebenso Direktor Preim von der lmkerschule in Bad Segeberg. Die Heimatzeitung wünscht dem so vielseitig tätigen Jubilar, der während des letzten Krieges wieder in den Schuldienst eintrat, und zwar in Rethwischdorf, später an der Stadtschule in Bad Oldesloe, weiterhin Gesundheit und Tatkraft.
STORMARNER TAGEBLATT vom 2.2.1955
Mittwoch, 2. Februar 1955
Falsche Grippe
Die Welle grippeartiger Erkältungskrankheiten hat sich weiter ausgebreitet. In Bad Oldesloe sind gegenwärtig die Alte und Neue Stadtschule sowie die Königin-Luise-Schule geschlossen. In der Theodor-Mommsen-Schule wird seit Montag wieder unterrichtet.
Geschlossen sind die Schulen in Tremsbüttel, Rohlfshagen, Trittau, Lasbek, Grabau, Mollhagen, Tralau, Grande, Schulenburg, Pölitz, Jersbek, Hamfelde und Reinbek (Volks- und Hilfsschule).
Es zeigt sich, daß die sehr ansteckende Krankheit von den Schwerpunkten Bad Oldesloe, Bargteheide und Reinbek ausging und auf das flache Land übergreift, nachdem die Landschulen anfänglich noch wenig betroffen waren. Eine Ausnahme von der Regel macht Ahrensburg, wo trotz der großen Zahl von Schulkindern noch keine Schule geschlossen zu werden brauchte. Lediglich einzelne Klassen sind beurlaubt.
STORMARNER TAGEBLATT vom 2.2.1955
Donnerstag, 3. Februar 1955
Erkältungswelle ohne ernsten Charakter
Erklärung eines Regierungssprechers – Ahrensburger Oberschule geschlossen
Die vorübergehende Schließung von Schulen wegen der gegenwärtigen Erkältungswelle unter den Schulkindern ist einmal als Eindämmungsmaßnahme zu betrachten, zum anderen bedingt durch das Fehlen von mehr als 50 Prozent der Schüler in den einzelnen Klassen, wodurch sich der Unterricht nicht mehr lohnt.
Ein Sprecher der Landesregierung betonte gestern in Kiel, daß die grippeartigen Erkrankungen, die vor allem im südlichen Teil des Landes und im Kreise Südtondern aufträten, nicht als Seuche bezeichnet werden könnten. Es handele sich durchweg um leichte Fälle, die durch die Witterung und die jahreszeitlichen Verhältnisse bedingt seien und jeweils nur drei bis sechs Tage dauerten.
Stormarn ist von der Welle ganz besonders betroffen. Ahrensburg macht seit heute ebenfalls keine Ausnahme mehr. Die Stormarn-Oberschule stellte ihren Schulbetrieb heute morgen völlig ein, zunächst bis zum Wochenende. In Reinbek wurde die Schulschließung ebenfalls bis zum Wochenende verlängert. Als einzige Landschule schloß sich heute morgen Klein Hansdorf der Schließung vieler Landschulen an.
Aus Hamburg kommt nun die Nachricht, daß sich die Krankheitswelle nun auch, von Südholstein aus, in die Hansestadt eingeschlichen hat Dort wurden bereits die ersten Schulklassen beurlaubt Die betroffenen Schulen liegen vor allem in Wilhelmsburg, Bahrenfeld und Altona.
Nach Mitteilung des Stormarner Kreisschulamtes ist der Schulbetrieb im Kreise nach 1945 noch nicht durch eine Krankheitswelle derartigen Umfangs gestört worden. …
STORMARNER TAGEBLATT vom 3.2.1955
Donnerstag, 3. Februar 1955
1200 Ausleseschüler
Für die diesjährigen Übergangsprüfungen zur Aufnahme in eine Mittel- oder Oberschule sowie in einen ländlichen Aufbauzug haben sich in Stormarn fast 1200 Jungen und Mädchen angemeldet, das sind etwa 30 Prozent aller Schüler des vierten Grundschuljahres. Die Übergangsprüfungen finden vom 10. bis 12. Februar statt. Die schriftlichen Arbeiten werden in der Volksschule geschrieben, während die mündliche Prüfung in der weiterführenden Schule stattfindet.
STORMARNER TAGEBLATT vom 3.2.1955
Dienstag, 8. Februar 1955
Erkältungswelle im Abklingen?
Nur noch 13 Schulen im Kreise Stormarn geschlossen
Es hat den Anschein, daß die Erkältungskrankheitswelle unter den Schulkindern ihren Höhepunkt erreicht und überschritten hat. Während am vergangenen Wochenende noch insgesamt 29 Schulen mit 6000 Schülern geschlossen waren, erteilen gegenwärtig nur noch 13 Stormarner Schulen keinen Unterricht.
Der größte Teil der noch am Sonnabend geschlossenen Schulen hat gestern seinen Unterricht wieder aufgenommen. Die Schulenburger Schule allerdings mußte die „Grippeferien“ verlängern. Unter den neun Schulen, die erst seit gestern auf die Dauer einer Woche geschlossen wurden, befinden sich Hoisbüttel, Großhansdorf, Siek, Todendorf, Willinghusen, Willendorf, Hamfelde, Lang-Niendorf und die Schule am Hagen in Ahrensburg.
STORMARNER TAGEBLATT vom 8.2.1955
Donnerstag, 17. Februar 1955
Bildungswesen vereinheitlicht
Die Kultusminister verabschiedeten das Düsseldorfer Abkommen, mit dem das unter Länderhoheit stehende Bildungswesen vereinheitlicht wird.
Das Grundgesetz der Bundesrepublik erklärt die Länder, nicht den Bund, als zuständig für die Bildungs- und Kulturpolitik. Die dezentralisierte Kulturpolitik beruht auf der alten Tradition des deutschen Föderalismus und bestand schon verfassungsrechtlich im Kaiserreich und in der Weimarer Republik.
Das Grundgesetz regelt nur wenige Grundsatzfragen: Festgelegt werden Freiheit von Kunst und Wissenschaft, von Forschung und Lehre, die staatliche Schulaufsicht, Religionsunterricht als ordentliches Unterrichtsfach an öffentlichen Schulen und die Garantie der Privatschulfreiheit.
Der Wiederaufbau des Bildungs- und Kulturbereiches nach dem Zweiten Weltkrieg stand zwar in allen Ländern unter den Zeichen der „reducation“, der Rückbesinnung auf während des Nationalsozialismus verschüttete, allgemeingültige, unverzichtbare menschliche Grundwerte, der Anknüpfung an die Tendenzen der Weimarer Republik und der fraglosen Übernahme überlieferter Schulsysteme. Jedoch führte die Selbstständigkeit der Länder in Kultur- und Bildungsfragen zu sehr unterschiedlichen Regelungen. Uneinheitlich in der Schulpolitik besteht zum Beispiel in der Länge der Schuldauer der Sprachenfolge und der Anerkennung von Versetzungen.
Diese Abweichungen verhindern die Vergleichbarkeit der Bildungswege, werfen Probleme bei Umzügen von Schulpflichtigen oder Lehrern in ein anderes Bundesland auf. In der Öffentlichkeit entsteht deshalb eine Debatte über das „Schulchaos“ in der Bundesrepublik.
Das Düsseldorfer Abkommen liegt den Schuljahresbeginn auf das Frühjahr fest, regelt die Anerkennung von Prüfungen, Reifezeugnissen und Benotungsstufen, bestimmt Englisch als erste Fremdsprache und führt einheitliche Bezeichnungen für die mittleren und höheren Schulen ein. Da Bayern dem Abkommen die Anerkennung versagt, bestehen dort weiterhin abweichende Regelungen.
CHRONIK DER DEUTSCHEN
Sonnabend, 19. Februar 1955
Rektor i.R. Ernst Fritz-Brüning im 68. Lebensjahr gestorben.
Montag, 21. Februar 1955
Rektor Fritz-Brüning gestorben
In dem am letzten Sonnabend im 68. Lebensjahre verstorbenen Rektor i.R. Ernst Fritz-Brüning verliert die Stadt Bad Oldesloe einen Mitbürger, dessen pädagogisches Wirken es verdient, hier näher umrissen zu werden. Vom Jahre 1947 bis zu seiner Pensionierung im Herbst 1953 war er als Leiter der Oldesloer Hilfsschule tätig.
Aus seiner langjährigen Amtszeit als Rektor der umfangreichen Hilfsschule in Elbing/Westpreußen brachte er einen reichen Schatz an Erfahrung und reichem Wissen in der Heilpädagogik mit, den er für die hiesige Hilfsschule verwertete. Danzig, Schneidemühl und Elbing waren die Hauptstationen seines beruflichen Werdeganges, in dessen Verlauf er die Mittelschullehrer-, die Hilfsschullehrer-, die Gehörlosen- und Sprachheil-Lehrerprüfung ablegte. Anfangs als Lehrer und ab 1929 als Rektor wirkte er an diesen verschiedenen Schulformen und fand daneben noch Zeit, sein reiches Wissen schriftstellerisch und in zahlreichen Vorträgen vor der Lehrerschaft nutzbringend zu verwerten.
Sein Weg, der ihn 1945 als Flüchtling nach Bad Oldesloe führte, war vor allem durch den christlichen und den sozialen Gedanken bestimmt.
Im Jahre 1953 bezog Rektor Fritz-Brüning mit seiner Familie am Stadtrande von Bad Oldesloe, das ihm zur Heimat geworden war, ein selbsterbautes Siedlungshaus. Es war ihm jedoch nur kurze Zeit vergönnt, sich dessen zu erfreuen. Eine Herzkrankheit setzte nun dem arbeitsreichen, mühevollen, aber auch gesegneten Leben dieses selbstlosen Mannes ein Ende, dessen Andenken über Oldesloe hinaus in den Herzen vieler erhalten bleiben wird.
STORMARNER TAGEBLATT vom 21.2.1955
Mittwoch, 2. März 1955
Überall wieder Schule
Die Erkältungswelle unter den Schulkindern ist abgeklungen. Der größte Teil der erkrankten Kinder ist wieder gesund und keine Schule im Kreise ist mehr geschlossen. Nur noch vereinzelt sind Klassen beurlaubt. Die Zahl der Schulschließungen belief sich auf 50.
STORMARNER TAGEBLATT vom 2.3.1955
Donnerstag, 3. März 1955
Abiturienten vor der mündlichen Prüfung
Nachdem die Abiturienten der Theodor-Mommsen-Schule die schriftlichen Prüfungen absolviert haben, stehen ihnen nun am kommenden Dienstag und Mittwoch die mündlichen Prüfungen bevor.
STORMARNER TAGEBLATT vom 3.3.1955
Freitag, 4. März 1955
Ein Halbmillionenprojekt
Bürgerworthalter Rosch teilte im Zusammenhang mit einer Eingabe der Elternbeiräte der Neuen und der Alten Stadtschule mit, daß sich Magistrat und Finanzausschuß eingehend mit dem Plan eines Stadtschulneubaues beschäftigt haben. Man rechne mit einem Kostenaufwand von einer halben Million DM. Das aus den bevorstehenden Wahlen hervorgehende neue Stadtparlament werde dieses Projekt als eines seiner ersten und wichtigsten Aufgaben zu betrachten haben.
STORMARNER TAGEBLATT vom 4.3.1955
Mittwoch, 9. März 1955
24 Primaner bestanden Abitur
Bürgermeister stiller Beobachter bei den Prüfungen
Die Theodor-Mommsen-Schule beendete die diesjährige Abiturientenprüfung. Den Vorsitz führte Oberstudiendirektor Staberock. Zeitweise nahm auch Bürgermeister Barth als Vertreter der Stadt an den Prüfungen teil.
Dadurch erhielt er einen Einblick in die Arbeit, der ihm, wie er auf einer Pressebesprechung mitteilte, den Eindruck verschafft habe, daß die Schule ein recht hohes Niveau habe, auf einigen Gebieten eine Sonderstellung einnehme und keinesfalls hinter anderen, gleichgearteten Schulen zurückstehe. Dieser Eindruck sei durch die Beurteilung der schriftlichen Arbeiten durch die vorgesetzte Schulbehörde bestätigt worden.
Von den 24 Oberprimanern; die sich der Prüfung unterzogen, waren zehn Mädchen und 14 Jungen. 17 Abiturienten gehörten dem sprachlichen Zug an, sieben dem mathematischen. 18 wollen sich dem Hochschulstudium zuwenden. Insgesamt sieben waren von der mündlichen Prüfung befreit. Die Reifeprüfung bestanden:
Klasse OIs:
Winfried Dobbrunz (Berufswunsch: Studium der Volkswirtschaft); Margarethe Ehrentraut (Apothekerin); Jürgen Glüsing (Studium der Philologie); Margot Grabowski (Dolmetscherin); Dieter Hangarter (Jura-Studium); Ingrid Hangarter (Dolmetscherin); Liesel Hinselmann (Studium der Tiermedizin); Hildegard Imbt (Studium der Sozialwissenschaft); Adolf Isokeit (Jura-Studium); Hans-Günther Joka (Postinspektor); Renate Kulow (Volksschullehrerin); Helmut Müller (Philologiestudium); Manfred Schlüter (Technischer Postinspektor); Martin Schmidt (Finanzamts-Inspektor); Jürgen Schulze (Zoll-Inspektor); Eggert Stoltenberg (Philologiestudium); Annemarie Wulk (Industrie-Photographin).
Klasse OIm:
Peter Ehmke (Architekt); Heinrich Fahrenkrog (Diplom-Ingenieur); Waltraud Hein (Apothekerin); Gunhild Hoffmann (Volksschullehrerin); Jürgen Krohn (Volksschullehrer); Ruth Schacht (Apothekerin); Klaus Peter an der Wielen (Diplom-Kaufmann).
STORMARNER TAGEBLATT vom 10.3.1955
Mittwoch, 9. März 1955
Jugend weniger umhegt und früher reif
Die Familie wandelt sich – Professor Blättner in der Oldesloer Universitäts-Gesellschaft
Vo. – Die Frühreife der Jugend als ein Verstädterungsphänomen und die Anpassungsfähigkeit an die nüchterne und sachliche Welt von heute hob Professor Blättner in seinem Vortrag vor der Sektion Bad Oldesloe der Schleswig-Holsteinischen Universitätsgesellschaft über das Thema „Die Psychologie der Jugend“ als bemerkenswert hervor.
Der Vortragende unternahm es, ein umfassendes Bild von der heutigen Jugend zu geben. Eine Wandlung habe sich vollzogen: Die Jugend verlaufe heute physisch anders als früher. Schon Ende des vorigen Jahrhunderts, so sagte Professor Blättner, nahm das Längenwachstum der Jugend zu, das seinen Höchststand wahrscheinlich schon erreicht hat. Ein bis zwei Jahre früher als im vorigen Jahrhundert tritt heute die körperliche Reifung ein. Es ist anzunehmen, daß diese Verfrühung der Reife auch psychologische Folgen hat. Da sie in der städtischen Bevölkerung früher eintritt als auf dem Lande, glaubt man, daß es sich um ein Verstädterungsphänomen handelt.
Professor Blättner stellte die großen Unterschiede heraus zwischen der heutigen Jugendgeneration und der Generation der „Jugendbewegung“, die eine Parallelerscheinung zu den anderen Emanzipationsbewegungen zu Beginn unseres Jahrhunderts war und nach Eduard Spranger („Psychologie des Jugendalters“) 1923 ihr Ende fand. Er wies auch auf die seit 1900 eingetretene Strukturveränderung der Familie, insbesondere der städtischen, hin. Das Berufswirken des Vaters ist aus der Familie entlassen worden, vielfach sogar das Wirken der Mutter. Das Kind erlebt das Haus nicht mehr als Stätte gemeinsamer Arbeit.
Jugend – als eine Durchgangszeit, beginnend mit dem Eintritt der körperlichen Reifung – ist ein Kulturphänomen. Eine Jugend gibt es bei primitiven Völkern nicht; die hochkultivierten brauchen diese, Zeit, damit der physisch schon fertige Mensch auch die geistigen Eigenschaften erwirbt, die er als Mitglied der Kulturgemeinschaft haben muß.
In der heutigen Jugend, die ihre Schwierigkeiten hat wie jede, sehen wir eine Anpassung an die nüchterne und sachliche Welt von heute sich vollziehen. Rundfunk, Presse, Film bieten ihr eine standardisierte, verflachte Bildung. Die Schule befindet sich in einer Krise. Sie wird von den Schülern und von den meisten Eltern nicht mehr- wie noch zu Anfang des Jahrhunderts – als eine Stätte der Bildung aufgefaßt, sondern als ein Mittel, neue soziale Geltung zu erlangen, als eine Möglichkeit des Aufstiegs. Die Krise der Schule ist zu erkennen am Nachhilfeunterricht. Die hochwüchsigen jungen Menschen von heute sind labiler geworden. Die Schule muß dafür sorgen, daß sie das Lernen lernen. „Wir müssen sehen“, sagte Professor Blättner zum Schluß, „daß in dieser Jugend die moderne Menschheit zur Reife, zur Klugheit sich durchringt, vielleicht auch – wir wissen es nicht – zur Weisheit.“
STORMARNER TAGEBLATT vom 9.3.1955
Donnerstag, 10. März 1955
Verbandskästen in Schulen
Bei Schulbesichtigungen im Kreisgebiet wurde festgestellt, daß es kaum Schulen in Stormarn gibt, die mit Verbandsmaterial für etwaige Unfälle ausgerüstet sind. Die Gemeinden wurden daher jetzt vom Kreis aufgefordert, für jede Schule einen Verbandskasten für Erste Hilfe anzuschaffen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 10.3.1955
Sonnabend, 12. März 1955
Schüler demontierten Geländer
Mehrere Schüler wurden dabei überrascht, als sie Eisenteile als Schrott bei einem hiesigen Händler verkaufen wollten. Es waren Teile eines Geländers der Theodor-Mommsen-Schule.
STORMARNER TAGEBLATT vom 12.3.1955
Mittwoch, 16. März 1955
Rektor Schweichler verläßt die Kreisstadt
Der verdienstvolle Leiter unserer Volkshochschule, Rektor z.Wv. Arthur Schweichler, ist einstimmig zum Rektor der Mittelschule in Burg auf Fehmarn gewählt worden und wird Bad Oldesloe verlassen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 16.3.1955
Donnerstag, 17. März 1955
Festliche „Jahreszeiten“
Aufführung In der Oldesloer Theodor-Mommsen Schule
Vo. – In der Aula der Oberschule, die durch den kürzlich erfolgten Anstrich der Wände nunmehr ein festliches Aussehen hat, fand in Anwesenheit von Bürgerworthalter Rosch und Bürgermeister Barth eine Aufführung von Haydn‘s Oratorium „Die Jahreszeiten“ statt, für welche die den Saal bis auf den letzten Platz füllenden Zuhörer mit herzlichem Beifall dankten.
Der Chor der Schule, in dem die zum Teil mit kräftigen Bässen ausgestatteten großen Jungen den Mädchen an Zahl weit unterlegen sind, hat auch in diesem Jahre wieder fleißig proben müssen um ein großes Werk mit aufzuführen. Er kann jetzt stolz sein über den Anteil am Erfolg des Abends, den er für sich buchen darf. Mit Freude bewältigte er seine Aufgaben vom ersten „Komm, holder Lenz“ an bis zum fröhlich-lauten Weinchor und dem Doppelchor am Schluß, der mit feierlichem Amen endet.
Als Solisten hatte man wieder Gertrud Fey (Sopran), Günther Pods (Tenor) und Jürgen Keller gewonnen. Gern hörte man Simons Arie „Schon eilet froh der Ackersmann“, das Duett Lukas-Hannchen („Lieben und geliebt zu werdend“) und Hannes Lied mit Chor („Ein Mädchen, das auf Ehre hielt“). Eine edle Volkstümlichkeit zeichnet diese Gesänge aus. Am Cembalo besorgte Heinz Göttsche die Begleitung der Rezitative.
Die Gesamtleitung lag in den Händen von Fritz Alshuth, dem verdienten Musikerzieher der Schule, der auch das Lübecker Konzertorchester dirigierte.
STORMARNER TAGEBLATT vom 18.3.1955
Sonnabend, 19. März 1955
Abschiedsfeier in der Theodor-Mommsen-Schule
In feierlicher Form verabschiedete die Theodor-Mommsen-Schule in der Aula ihre diesjährigen 24 Abiturienten in Gegenwart von Bürgermeister Barth und Mitgliedern des Elternbeirates. Direktor Staberock gab den ins Leben hinaus ziehenden jungen Menschen ein Wort aus dem Lehrbrieflein der Eltern Goethes mit auf den Weg: „Dehne Deine Seile lang und stecke Deine Nägel fest, denn Du wirst ausbrechen zur Rechten und zur Linken!“ Peter Ehmke dankte der Schule im Namen der Scheidenden.
STORMARNER TAGEBLATT vom 21.3.1955
Sonnabend, 19. März 1955
Kleinstradio und Tischlampe
Königin-Luise-Schüler sind auch geschickte Bastler
Vo. – In der Aula der Mittelschule fand am vormittag die Entlassungsfeier für die abgehenden Klassen 10a, b und c statt. Bürgermeister Barth und Kreisschulrat Heitmann ließen ihnen durch Rektor Rahneberg ihre Glückwünsche übermitteln.
Geschmückt mit Schneeglöckchensträußchen, begrüßt von festlichen Klängen, zogen die Jungen und Mädchen in die Aula ein, deren hintere Sitzreihen angefüllt waren mit ihren Eltern und Geschwistern, die diese Stunde des Abschieds von der Schule miterleben wollten. Der Chor und die Instrumentalgruppe unter der Leitung beziehungsweise Mitwirkung von Musiklehrer Riedell verschönte sie ihnen durch die Darbietung von Heinrich Schütz' „23. Psalm“ (für Doppelchor, Streicher und Sopransolo), das Adagio cantabile aus dem Streichquartett op. 76 Nr. 3 („Kaiserquartett“) von Haydn und kleineren Werken alter Meister.
Mittelschullehrer Hormann versuchte in seiner Ansprache den jungen Menschen einige Brücken zu bauen, die ihnen den Weg durch das Leben erleichtern würden. „Erkenne dich selbst!“ sei die Forderung des Augenblicks der Muße, der jetzt nach Beendigung der Schulzeit erreicht sei. Das wesentliche Anliegen der Schule sei gewesen, in den Kindern durch die Berührung mit dem Bildungsgut das zur Entfaltung zu bringen, was zu einer starken Persönlichkeit macht. Wissen könne nur dann zum Segen werden, wenn es getragen sei von einer sittlich einwandfreien Persönlichkeit, wenn man durch es hindurch zu sich selbst finde. Der Mensch sei ein Wesen zweier Welten. Die Versöhnung des Naturhaft-Animalischen und des Geistigen in ihm könne nur erfolgen, wenn er sich selbst erkannt habe.
Rektor Rahneberg verteilte an eine Anzahl von Schülern Buchgaben als Anerkennung für gute Leistungen, fleißige Arbeit während der Schuljahre und treue Verwaltung von Klassenämtern. Nach der Zeugnisausgabe drückte der Schüler Rüdiger Weist, 10a, im Namen der drei Klassen deren Dank an die Lehrer aus.
Im Anschluß an die Feier war den Gästen Gelegenheit gegeben, eine Ausstellung von Arbeiten der Abgänger zu besichtigen, Handarbeiten der Mädchen und Bastelarbeiten der Jungen, unter denen ein Modell des Dorfes Wakendorf II, eine Tischlampe und ein winziges Radiogerät besondere Beachtung fanden.
STORMARNER TAGEBLATT vom 21.3.1955
Donnerstag, 24. März 1955
Zum Weggang Rektor Schweichlers
Nur wenige Tage noch wird der in Burg (Fehmarn) einstimmig zum Rektor der Mittelschule gewählte bisherige Rektor z.Wv. Arthur Schweichler in der Königin-Luise-Schule seinen Dienst an der Jugend versehen. In einer Feierstunde am 31. März wird er Abschied nehmen von der Stätte, an der er in den letzten vier Jahren gewirkt hat.
Der verdienstvolle Lehrer wurde am 27. Mai 1900 in Königsberg geboren. Nach der 1919 abgelegten ersten Lehrerprüfung war er seit März 1920 dort im Schuldienst tätig. Schon nach einem Jahr mußte er Lehrern aus den laut Versailler Vertrag abgetretenen Gebieten weichen und war dann drei Jahre lang Hauslehrer bei einem Oberförster am Kurischen Haff. Vom April 1924 an war er wieder im öffentlichen Schuldienst, zunächst an Landschulen des Regierungsbezirks Königsberg/Pr., dann im Volks- und Mittelschuldienst seiner Vaterstadt. 1926 legt er die zweite Lehrerprüfung und 1930 die Mittelschullehrerprüfung ab, dazu 1931 eine büro-wissenschaftliche Zusatzprüfung. Oktober 1935 wurde Arthur Schweichler hauptamtlicher Heeres-Oberlehrer im Wehrmachtsfachschuldienst. Ende 1933 übernahm er als Truppenunterrichtsleiter die Leitung der Heeresfachschule für Verwaltung in Pr. Eylau. Am Zweiten Weltkrieg nahm er vom ersten bis zum letzten Tage als Reserveoffizier teil; 1946 wurde er aus England entlassen.
Seitdem er im Oktober 1946 als Lehrer in Mönkhagen wieder unterrichtete, blieb Rektor Schweichler dem Kreise Stormarn treu. Ab Ostern 1950 war er ein Jahr lang am Aufbauzug in Reinfeld tätig. Seit Ostern 1951 wirkte er als Mittelschullehrer an der Königin-Luise-Schule in Bad Oldesloe.
Hier ist neben seiner Tätigkeit als wissenschaftlicher Lehrer der Oberklassen der Aufbau des Maschinenschreibunterrichts sein Werk. Er vermochte die Elternschaft für diesen Zweig des Unterrichts so zu erwärmen, daß allein aus ihren Spenden heute der ansehnliche Bestand von 20 Maschinen beschafft werden konnte.
Rund 3 ½ Jahre lang war Rektor Schweichler der vom Kultusminister berufene Obmann für den Unterricht „Ostdeutscher Raum“ im Kreise Stormarn. Aus dieser Arbeit erwuchs seine Broschüre „Der deutsche Osten im Geschichtsunterricht der Volksschulen Schleswig-Holsteins“, die jeder schleswig-holsteinischen Volks- und Mittelschule zugestellt wurde. Als erster Vorsitzender stand er dem Lehrerverein Reinfeld von Ende 1947 bis 1951 vor, desgleichen ist er seit Jahren der Vorsitzende der Mittelschullehrerschaft im Kreislehrerverein Stormarn.
An der Volkshochschule unserer Stadt war er Lehrer und Leiter einiger Jahrgänge für ehemalige Berufssoldaten (131er), die er auf Grund seiner Erfahrungen im Heeres-Fachschuldienst sicher zum Beamten-Abschlußexamen führte. Nach dem Tode des unvergessenen früheren Leiters der Volkshochschule, Schulrat Wilhelm Busemann, übernahm Arthur Schweichler die Leitung der gesamten VHS. Diese entwickelte sich dank seiner unermüdlichen, selbstlosen Arbeit, dank seiner unentwegten Bemühungen um vor allem den inneren Menschen fördernde Vorträge, Kurse und Arbeitsgemeinschaften weiter zu der heutigen schönen Blüte.
Der Weggang des ausgezeichneten Pädagogen wird allgemein sehr lebhaft bedauert.
STORMARNER TAGEBLATT vom 24.3.1955
Sonnabend, 26. März 1955
Für einheitliches Schulwesen
lno. – Für ein einheitliches Schulwesen im Bundesgebiet, das Beibehalten der vierjährigen Grundschule und der bewährten Schulformen setzte sich auf einer Kundgebung der Gemeinschaft Deutscher Lehrerverbände in Lübeck Hans Jessen (Schleswig) als Sprecher der Gemeinschaft ein. Der schleswig-holsteinische Kultusminister Dr. Helmut Lemke versprach, die Bestrebungen der Lehrerverbände zu unterstützen. Er wandte sich jedoch gegen diejenigen Verbände, die auf Grund ihrer hohen Mitgliedszahlen diese Machtstellung ausnutzen und in die Zuständigkeit der gesetzgebenden Körperschaften einzugreifen versuchten.
STORMARNER TAGEBLATT vom 28.3.1955
Dienstag, 29. März 1955
Abschied von der Theodor-Mommsen-Schule
Wegen Erreichung der Altersgrenze verlassen Studienrat Dr. Kahl und Oberschullehrer Seipelt die Theodor-Mommsen-Schule und treten in den Ruhestand. An einer Abschiedsfeier morgen in der Schule nehmen unter anderen auch Vertreter der Stadt und des Elternbeirates teil.
STORMARNER TAGEBLATT vom 29.3.1955
Mittwoch, 30. März 1955
Lehrer und Freunde vieler Schülerjahrgänge
Abschiedsfeier für Studienrat Dr. Kahl und Oberschullehrer Seipelt
Sehr herzliche Beweise ihrer Dankbarkeit und Anerkennung gaben das Lehrerkollegium und die Schüler der Theodor-Mommsen-Schule auf der Abschiedsfeier für den seit 31 Jahren an der Schule tätigen Studienrat Dr. Hans Kahl und den 1944 an die Schule gekommenen Oberschullehrer Leo Seipelt.
Blumen, Ehrenurkunden, Bücher und andere Erinnerungsgaben, Händedrücke, feierliche Ansprachen und das Musizieren des Schulchores und -orchesters berührte die scheidenden Pädagogen sehr und mochte ihnen den Abschied schwer machen. Oberstudiendirektor Staberock würdigte in seiner Ansprache ihre Verdienste.
Als Studienrat Dr. KahI, ein geborener Holsteiner, nach Studienjahren in München und Berlin, der Promovierung in Kiel und weiterer Ausbildung in Flensburg und Plön 1924 nach Bad Oldesloe kam, war sein Streben, an der Schule die Voraussetzungen für einen modernen chemikalisch-physikalischen Arbeitsunterricht zu schaffen. Die Stadt hatte Verständnis und stellte die Gelder zum Kauf der nötigen Geräte zur Verfügung. Mancher ehemalige Schüler ist heute ein bedeutender Chemiker.
1929 führte Dr. Kahl seine ersten Abiturienten durch das Examen. Einer von ihnen nahm an der Entlassungsfeier teil und rief seinem ehemaligen Ordinarius beim Überreichen eines Blumenstraußes zu: „Diese Osterglocken mögen Sie in den Ruhestand locken!“
Daß dieser humorvolle Gruß Dr. Kahl gefallen würde, war gewiß, denn er liebt Humor und Witz und ließ ihn auch in seinem Unterricht nicht zu kurz kommen. Die verantwortungsvolle und oft gefahrvolle Arbeit als Kreischemiker während des Krieges wurde Dr. Kahl schlecht gelohnt, nämlich mit der fristlosen Entlassung aus dem Schuldienst nach der Kapitulation. 1948 erfolgte seine Rehabilitierung und Wiedereinstellung, und es gelang ihm, die durch den Krieg und seine Folgeerscheinungen verlorengegangenen Sammlungen und Unterrichtsgeräte neu zu beschaffen oder zu ergänzen.
Auch Oberschullehrer Seipelt hat, nachdem er 1944 von der Körner-Oberschule in Berlin nach Bad Oldesloe gekommen war, einen wertvollen Beitrag zum Wiederaufbau der Theodor-Mommsen-Schule geleistet. Er ist Brandenburger. Daß ihn seine Schüler „Papa Seipelt“ nannten, verrät das herzliche Verhältnis dieses Pädagogen zu den Kindern. Oberstudiendirektor Staberock hob anerkennend hervor, daß er immer einsprang, wenn Not am Mann war.
Den Dank und die besten Wünsche der Stadt sprach Bürgermeister Barth den Scheidenden aus und überreichte ihnen Blumen und Ehrenteller. Für die Elternschaft dankte Elternbeiratsvorsitzender Heinrich Wolgast. Für den als Gast anwesenden ehemaligen Leiter der Schule, Oberstudiendirektor Dr. Michael, war die Feierstunde eine Rückerinnerung an gemeinsam mit Dr. Kahl verbrachte Arbeitsjahre.
Oberstudiendirektor Staberock verabschiedete außerdem Studienrat Dr. Lilge, der auf eigenen Wunsch nach Berlin übersiedelt, ferner die im Zuge ihrer Ausbildung weggehenden Referendare Frau Hartmann, Heller und Hattendorf. Der Schule sind sechs neue Lehrkräfte zugesagt.
STORMARNER TAGEBLATT vom 31.3.1955
Donnerstag, 31. März 1955
„Daß dich Gott behüt…“
Königin-Luise-Schule nahm Abschied von drei Lehrkräften
Daß dich Gott behüt…“, dieser alte Chorsatz von Orlando di Lasso war der stimmungsvolle Auftakt zur Abschiedsfeier für den als Rektor nach Burg auf Fehmarn gehenden Rektors z.Wv. Schweichler, die nach Ahrensburg zurückkehrende Lehrerin Frau Hehn und die in den Ehestand tretende Lehrerin Fräulein Hein in der Aula der Königin-Luise-Schule.
Bürgermeister Barth dankte den Scheidenden. Er würdigte dabei besonders die Verdienste Rektor Schweichlers auch als Leiter der Volkshochschule und der 131-Lehrgänge, und überreichte ihm als Erinnerungsgabe einen Ehrenteller der Stadt. Rektor Rahneberg lobte die Treue, den Fleiß und die Pflichterfüllung, die Rektor Schweichler als unzerstörbare Werte aus der verlorengegangenen Heimat im Osten herübergerettet und sich bewahrt habe. „Diese Tugenden haben dem Reich einst den Namen Preußen eingebracht!“
Lehrer Schweichler dankte bewegten Herzens für die Beweise der Freundschaft, auch im Namen der scheidenden Lehrerinnen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 1.4.1955
Donnerstag, 31. März 1955
25 Jahre Lehrer in Seefeld
Nach 41 Dienstjahren tritt Lehrer Schulz heute in den Ruhestand. Über 24 Jahre war er in der hiesigen Schule tätig und nahm tätigen Anteil am Leben des kleinen Dorfes, dessen Bauern erst in den 30er Jahren Grund und Boden zu eigen bekamen, als die Familie von Jenisch das Pachtverhältnis beendete und den gesamten Seefelder Besitz aufsiedelte. Damals entstanden zwölf neue Höfe. Lehrer Schulz hielt den Bau der Häuser, die Einbringung der ersten Ernte und viele wichtige Entwicklungsabschnitte im Bilde und in seiner vom ersten Tage an geführten Chronik fest.
Lehrer Schulz ist Mecklenburger. Seine Ausbildung erhielt er in Ratzeburg. Nach fünfjähriger Tätigkeit im Kreise Lauenburg lebte und wirkte er elf Jahre in Wilstedt, bevor es ihn nach Seefeld zog. Seine nächste Lebensstation wird nun die Kreisstadt sein, in die er nach Fertigstellung einer neuen Wohnung umsiedeln wird und die ihm ein häufigeres Zusammensein mit seinen ebenfalls hier lebenden Kindern, einem Sohn und einer Tochter, gestattet Die Seefelder sehen ihren ihnen vertraut gewordenen Lehrer ungern scheiden und beweisen ihm durch mancherlei Erinnerungsgaben ihre Dankbarkeit.
STORMARNER TAGEBLATT vom 31.3.1955
Donnerstag, 31. März 1955
Klassenbesuch in Wentorf
Die Klasse 8b der Neuen Stadtschule stattete dem Flüchtlingslager Wentorf ihren schon lange vorbereiteten Besuch ab, nachdem sie den Lagerkindern zu Weihnachten elf Pakete und 40 DM Bargeld (Erlös aus Klassenaufführungen) geschickt hat. 36 Mädchen und fünf Jungen der Klasse 8a gingen mit Lehrer Krauthammel per Autobus auf die Reise dorthin. Daß sie nicht musizieren und ihre beiden einstudierten Hans-Sachs-Spiele aufführen konnten, weil der Lagersaal besetzt war, enttäuschte sie ein wenig. Sie wünschen sich darum, ihren Besuch in einigen Wochen wiederholen zu können.
STORMARNER TAGEBLATT vom 31.3.1955
Dienstag, 5. April 1955
ABC-Schützen wieder unter Polizeiobhut
lno. – Alle ABC-Schützen, die nach Ostern zum ersten Mal zur Schule gehen, werden wie die Schulanfänger früherer Jahrgänge unter der besonderen Obhut der Ordnungshüter stehen. Wie in den vergangenen Jahren hat der schleswig-holsteinische Innenminister alle Polizisten angewiesen, den jungen Schulgängern ihre besondere Aufmerksamkeit im Straßenverkehr zu widmen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 5.4.1955
Mittwoch, 6. April 1955
Noch keine Umkleideräume im Bürgerpark
Die Oldesloer Schüler, die für ihre Turnstunden den Bürgerpark benutzen, werden vorerst noch auf die dringend notwendigen Umkleideräume verzichten müssen. Das Stadtbauamt wollte diese an das Jugendheim anbauen und mit Duschen versehen. Den Stadtverordneten ist dieser Entwurf aber zu aufwendig, da die Verwirklichung 35.000 DM beanspruchen würde.
STORMARNER TAGEBLATT vom 6.4.1955
Freitag, 29. April 1955
Mehr Sport auf dem Lande!
lno. – Die Landvolkabteilung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) richtete an alle maßgeblichen Dienststellen, Verbände und Arbeitsgemeinschaften die Bitte, die Förderung von Turnen, Spiel und Sport in der Gesundheitspflege und Gesundheitserziehung als vordringlich zu betrachten.
In diesem Zusammenhang verdient das Ergebnis einer Arbeitstagung der DLG in Goslar hervorgehoben zu werden. Danach ist die Bedeutung des Landvolkes und der Landwirtschaft für das gesamte Volksleben unbestritten. Es wurde jedoch festgestellt, daß der Gesundheitszustand der Landbevölkerung zu großer Besorgnis Anlaß gibt, so daß auch ein Einfluß auf die Soziallasten zu erwarten ist. Eine vermehrte Beachtung dieser Frage durch alle verantwortlichen Stellen hält die DLG für erforderlich.
„Für eine umfassende Gesundheitspflege und Gesundheitserziehung ist die Förderung der Leibesübungen auf dem Lande vordringlich. Vor allem“, so schreibt die DLG in ihrem Appell, „müssen folgende Mängel erkannt werden.“
Gesundheitspflege und Leibesübungen werden bisher weder innerhalb des Landvolks selbst noch durch die zuständigen Organisationen und Behörden hinreichend gewürdigt und gefördert. Es fehlt auf dem Lande an geeigneten Übungsleitern für Vereine und Organisationen. Die auf dem Lande tätigen Erzieher sind zum größten Teil in Leibeserziehung überhaupt nicht oder nur unvollkommen ausgebildet. Fehlende oder unzulängliche Übungsstätten sind eine wesentliche Behinderung der Leibesübungen auf dem Lande. Die Landbevölkerung wird hinsichtlich der Leibesübungen sachlich, personell und finanziell nicht oder ungenügend unterstützt.
Zur Behebung dieser Mängel hält die DLG bzw. Landvolkabteilung folgende Punkte für vordringlich:
Um alle Bestrebungen zur Förderung der Leibesübungen auf dem Lande zu koordinieren, ist die Schaffung einer Leitstelle für Erfahrungsaustausch, Beratung und Auskunft erforderlich. Die Landvolkabteilung der DLG ist bereit, diese Aufgaben zu übernehmen, bis zur endgültigen Lösung. In das Programm der DLG-Ausstellungen, Landjugendtage und ähnlicher Veranstaltungen sollen Leibesübungen aufgenommen werden. Das örtliche Zusammenwirken der Landvolksorganisationen mit den Sport- und Wanderverbänden soll die Grundlage einer zweckmäßigen Arbeit bilden. Die Planung für den Übungsstättenbau (Schwimmbäder), als Teil der zu schaffenden dörflichen Gesundheitseinrichtungen, gehört zu den vordringlichen Aufgaben. Die bewährte Einrichtung der Wandersportlehrer für das Land ist zu beschleunigen. Die Sportschulen werden gebeten, Schulungen für ländliche Übungswarte in ihr Arbeitsprogramm aufzunehmen. Darüber hinaus muß eine besondere Schule der Leibesübungen für die Landjugend geschaffen werden, um die besonderen Erfordernisse des Landes besser zu erkennen und zu berücksichtigen.
In allen Erziehungseinrichtungen muß die Leibeserziehung ausreichender Bestandteil sein, um der Bildung zum ganzen Menschen gerecht werden zu können.
STORMARNER TAGEBLATT vom 29.4.1955
Freitag, 29. April 1955
Lebensgefährlich
Sehr begrüßte die Bevölkerung die Einrichtung des Haltepunktes Rümpeler Weg an der Bahnstrecke von Bad Oldesloe nach Elmshorn. Doch wer die Schulkinder zwischen 11.20 und 11.27 Uhr täglich von der Schule nach der Haltestelle stürmen sieht, bekommt Bedenken. Die meisten Kinder erreichen den Zug nicht mehr, einige springen auf. Der Zustand ist lebensgefährlich. Der nächste Zug geht erst um 13.26 Uhr ab Bundesbahnhof. Der Unterricht ist jedoch für eine ganze Anzahl von Fahrschülern um 11.20 Uhr zu Ende. Sollte es nicht möglich sein, den begehrten Vormittagszug einige Minuten später fahren zu lassen? Es wäre sehr zu begrüßen, wenn diese Anregung im neuen Fahrplan berücksichtigt werden würde.
STORMARNER TAGEBLATT vom 29.4.1955
Sonnabend, 30. April 1955
Lehrer debattierten
Ein Vortrag des Ahrensburger Mittelschullehrers Offen über „Konsequenzen der Schülerauslese 1955“ stand im Mittelpunkt der Versammlung des Ortslehrervereins unter dem Vorsitz von Lehrer Schmiedel. In der regen Aussprache, an der sich auch der Kreisvorsitzende, Konrektor Füllgraf, beteiligte, berichteten die Lehrer über ihre eigenen Erfahrungen bei der diesjährigen Schülerauslese. Auf der nächsten Tagung der Oldesloer Lehrer am 8. Juni spricht Kreisinspektor Baumast über Jugendfragen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 30.4.1955
Freitag, 13. Mai 1955
Lehrerstellen aufgehoben
Die Stadtverordnetenversammlung hob die 16. und 17. Lehrerstelle an der Neuen Stadtschule und die 18. Lehrerstelle an der Alten Stadtschule auf.
STORMARNER TAGEBLATT vom 14.5.1955
Sonnabend, 21. Mai 1955
Ferdinand Rahmstorf 90 Jahre
Morgen feiert Lehrer und Konrektor i.R. Ferdinand Rahmstorf seinen 90. Geburtstag. Er war viele Jahre, von der Jahrhundertwende an, Lehrer an der Stadtschule, vor allem Musik- und Gesangslehrer und hat seine Aufgabe immer sehr ernst und gewissenhaft erledigt.
Als Sänger betätigte er sich erfolgreich in verschiedenen Chorvereinigungen, so u.a. in Barmstedt, Uetersen (im Seminarchor), Quickborn, Reinfeld und Oldesloe und dann besonders als Chorleiter in mehreren Chören, jedoch besonders in Bad Oldesloe. Hier war er vor allem Dirigent des Männergesangvereins „Holsatia“ (27 Jahre), des Musikvereins (25 Jahre), des Soloquartetts bzw. des Doppel-Quartetts (acht Jahre) und des Konzert-Kinderchores (Peter-Pauls-Chor) (neun Jahre), um nur die hauptsächlichste Betätigung als Chorleiter zu nennen.
Ferdinand Rahmstorf hat es verstanden, den hohen Ruf des so beliebten Peter-Pauls-Chores zu festigen und zu erhalten. Besonders erwähnt zu werden verdient sein Alterswerk, die Komposition seiner „Heimatkantate“, die seiner Zeit hier in Bad Oldesloe uraufgeführt wurde und großen Anklang fand.
So hat sich der jetzt hoch betagte Jubilar stets sehr verdienstvoll für das Oldesloer Musikleben eingesetzt. Seine Tochter Martha Maria Rahmstorf steht als Konzertsängerin durch ihre hier gegebenen geschätzten Konzerte und Liederabende bei vielen Oldesloer Einwohnern in bestem Gedenken.
Schließlich darf erwähnt werden, daß sich Herr Rahmstorf in seinen Ruhestandsjahren der nicht unbedeutenden Arbeit der Führung des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., Ortsgruppe Bad Oldesloe, pflicht- und hingebungsvoll angenommen hat.
Dem verdienstvollen ehemaligen Lehrer und Musikfreund, der durch seine musikalischen Leistungen vielen Menschen viel Freude gebracht hat, wünschen wir einen freudvollen und angenehmen Lebensabend.
STORMARNER TAGEBLATT vom 21.5.1955
Sonnabend, 21. Mai 1955
„Der Heimat Dank“
Ein Oldesloer Bürger widmet dem greisen Geburtstagskind Ferdinand Rahmstorf zum morgigen Tage folgende Verse:
„Ein Gnadenleben hat der Himmel Dir beschieden,
Durch neun Jahrzehnte Deinen Schritt gelenkt.
Du schöpftest tief aus Deiner Heimat Frieden.
Sie hat Dich reich mit ihrer Kraft beschenkt.
Du wirktest in der Stille, doch Dein Sinnen
Fand in der Heimat weiten Widerhall.
Und Deiner Lieder frohe Klänge rinnen
Durch's schöne Land mit jubelnd lautem Schall.
So war um Dich das Reich der Melodien,
Begleiter Dir im Sturm und Drang der Zeit.
Sie hüllten wundersam in Harmonien
Das Leben Dir, die Muse, Freud und Leid.
Was Dir die Heimat gab, Du gabst es wieder,
Beflügeltest den alten Bardensang.
Du lauschst zurück. – Es klingen Deine Lieder.
Aus ihnen dringt zu Dir der Heimat Dank.“
STORMARNER TAGEBLATT vom 21.5.1955
Sonntag, 22. Mai 1955
Ehrung und Dank
Vo. – Konrektor und Organist i.R. Ferdinand Rahmstorf wurde an seinem 90. Geburtstag in reichem Maße Liebe und Verehrung bekundet Die heutige Schuljugend, vertreten durch das Trommler-und Pfeiferkorps in seinen weißen Uniformen, war schon früh mit einem Morgenständchen zur Stelle.
Viele ehemalige Lehrerkollegen brachten ihre Glückwünsche dar. Bürgerworthalter Rosch und Bürgermeister Barth erschienen als Vertreter der Einwohnerschaft, Kreisamtmann Brunsen in Vertretung des Landrats. Er überreichte eine vom Ministerpräsidenten von Hassel unterzeichnete Urkunde der Landesregierung und sprach zugleich im Namen des Volksbundes für Kriegsgräberfürsorge, dessen Kreis-und Ortsvorsitzender der Jubilar lange Jahre gewesen ist. Landeskirchenmusikdirektor Otto Meuthien war aus Hamburg gekommen, um den um die Kirchenmusik hochverdienten Jubilar persönlich zu beglückwünschen.
Große Freude bereitete diesem ein kleines Festkonzert im Vorgarten des Hauses, vom Oldesloer Männerchor von 1844 unter Leitung von Musikdirektor König gesungen. Unter den Gesängen fehlte nicht Ferdinand Rahmstorfs Komposition „Klein sind deine Berge, du mein Heimatland.“ Bundessprecher Hans Thode brachte die Glückwünsche des Sängerbundes Schleswig-Holstein für den Sänger, Dirigenten und Komponisten Ferdinand Rahmstorf zum Ausdruck.
Der Jubilar dankte den Sängern tiefbewegt mit einer kleinen Ansprache, in der er ein Bekenntnis seiner Liebe zur Heimat und zur Musik ablegte, denen er durch Gottes Gnade so lange habe dienen dürfen. Viele ehemalige Schüler und Schülerinnen, unter ihnen Rektor Lüth und Frau, wünschten dem alle Ehrungen mit bewundernswerter Frische entgegennehmenden Geburtstagskind noch einen langen Feierabend.
STORMARNER TAGEBLATT vom 23.5.1955
Dienstag, 24. Mai 1955
Gruß an Otto Hempel
Morgen begeht der ehemalige Lehrer an der Stadtschule Otto Hempel bei bester Gesundheit seinen 80. Geburtstag fern der Heimatstadt. Er ist vor einigen Wochen nach dem Rheinland verzogen. Es wurde ihm nicht leicht, Bad Oldesloe, in dem er fast vier Jahrzehnte als Lehrer gewirkt hatte und in dem er einen großen Freundes- und Bekanntenkreis besitzt, zu verlassen.
Aber es zog ihn schließlich doch in die Nähe seiner Kinder, zumal er dort in Unkel-Heister ein herrlich gelegenes Einfamilienhaus mit dem Blick über den Rhein und in die weite Rheinebene beziehen konnte. Der neue Wohnort ist nicht weit von Bonn entfernt, wo der Schwiegersohn als Oberregierungsrat tätig ist.
Lehrer Hempel war hier ein sehr geschätzter Pädagoge für die Mädchenklassen, deren Besucherinnen sich immer und gern seiner erinnern, weil er seinen Unterricht mit Frohsinn und Humor zu würzen wußte. Wiederholt machte er mit den Schülerinnen der Oberklasse weite Ferienfahrten bis nach Österreich.
Besondere verdient gemacht hat sich Herr Hempel durch seine Arbeit innerhalb der Kyffhäuserkameradschaft, deren zweiter Vorsitzender er viele Jahre hindurch war und für die er zuletzt den Ehrenvorsitz führte.
Der Jubilar hat von seinem jetzigen Wohnsitz geschrieben, daß ihm und seiner Frau die fast täglichen Wanderungen in der schönen Rheingegend sehr viel Freude und Erholung bieten, und daß er auch schon Gefallen an einem guten Schoppen Wein gefunden hat. Ihm ist zu wünschen, daß ihm ein guter Tropfen Wein dort noch lange schmecken und ihn jung erhalten möge.
STORMARNER TAGEBLATT vom 24.5.1955
Freitag, 27. Mai 1955
Fredi darf sich etwas wünschen
Stadt und Schule belohnten einen kleinen Lebensretter
Von der Schule und der Stadt wurde der siebenjährige Alfred Rüssel jetzt öffentlich für seine mutige Rettungstat belobigt. Er hatte am 28. Januar seine vierjährige Cousine Ilka vor dem Tode des Ertrinkens aus dem Mühlenarm der Trave gerettet.
In der Neuen Stadtschule ließ Rektor Bodenhagen alle Lehrer und Schüler im Flur in einem großen Kreis sich aufstellen. Mehrere Male hob er dann den Kleinen hoch über die Schultern, damit ihn alle sehen und sich ein Bespiel an ihm nehmen konnten. Er sitzt in der Klasse des zweiten Schuljahres nur eine Bank von Uwe Peters, der vor einiger Zeit einen Dreijährigen aus der Trave rettete. Damit sind in dieser einen Klasse gleich zwei kleine Lebensretter vertreten.
Fred spielte an dem Unfalltage mit anderen Jungen und Mädchen auf einem Hof hinter den „Hansa-Lichtspielen“ dicht an der Trave. Seine Cousine rodelte einen Abhang hinunter. Plötzlich geschah es. Ilka’s Schlitten rodelte rückwärts, hakte fest und das kleine Mädchen plumpste ins Wasser. Während der Schlitten noch im Schnee steckte, versackte sie, zuerst nur bis zu den Knien im eisigen Wasser. Als ihr das Wasser schon bis zur Brust reichte, packte Fredi zu und zog die fast Besinnungslose heraus.
Erwachsene hatten den Vorfall vom Fenster aus betrachtet. Aber ehe sie eingreifen konnten, hatte Fredi schon gehandelt. Kurz nachdem er in der Schule belobigt worden war, ließ Bäckermeister Barth Fredis Angehörigen ein Anerkennungsschreiben und ein Geldgeschenk überreichen. „Für die mutige und entschlossene Rettungstat spreche ich Alfred meinen und den Dank der Stadt aus. Als Anerkennung überreiche ich ein Geldgeschenk mit der Bitte, dem Jungen hiermit einen bisher vielleicht nicht erfüllbaren Wunsch erfüllen zu wollen.“
STORMARNER TAGEBLATT vom 27.5.1955
Sonnabend, 28. Mai 1955
Tagung der Mittelschullehrer „Die musische Fächergruppe“ lautet das Thema einer Arbeitstagung des Vereins Deutscher Mittel- und Realschullehrer am 10. Juni in der Kreisstadt. Etwa 200 Lehrkräfte, Vertreter der Landesregierung, des Kreises, der Stadt und der Elternschaft nehmen daran teil.
STORMARNER TAGEBLATT vom 28.5.1955
Montag, 30. Mai 1955
Konrektorin i.R. Marie Gutzeit im 87. Lebensjahr gestorben.
Dienstag, 31. Mai 1955
Nur für Kindervogelschießen
Der Ausschuß für das Kindervogelschießen, das am 5. Juli veranstaltet wird, teilt uns folgendes mit: Sämtliche Beiträge und Spenden werden ausschließlich für dieses Kinderfest verwendet.
STORMARNER TAGEBLATT vom 31.5.1955
Donnerstag, 2. Juni 1955
Konrektorin i.R. Gutzeit gestorben
Hoch betagt und verehrt, nach einem erfüllten Leben, starb am Pfingstmontagabend die ehemalige Konrektorin der Königin-Luise-Schule, Fräulein Marie Gutzeit im Alter von 87 Jahren. Ihr Lehrberuf führte sie von der Heimat Ostpreußen über private Lehrtätigkeiten u.a. in Heidelberg, wo sie besonders gern war, nach Bad Oldesloe. Hier wirkte sie als Leiterin der Städtischen Höheren Mädchenschule, der sogenannten Winter’schen Schule in der Königstraße. An der später geschaffenen Königin-Luise-Schule unterrichtete sie unter Rektor Scheele vor allem in Deutsch und Englisch und wurde dort Konrektorin. Ehemalige Schüler und Freunde bewunderten ihre unerschöpflich scheinende Begeisterungsfähigkeit, die sie sich bis zum Tode erhielt, und ihren lebhaften Geist. Immer wieder vermochte sie andere anzuregen und ihnen von ihrem Wissen abzugeben. Als sie vor 27 Jahren in den Ruhestand trat, wurde es dennoch nicht einsam um sie.
STORMARNER TAGEBLATT vom 2.6.1955
Donnerstag, 2. Juni 1956
Mittelschullehrertreffen
Der Gesamtverband Deutscher Mittel- und Realschullehrer, Landesverband Schleswig-Holstein, veranstaltet am Freitag, dem 10. Juni, in der Königin-Luise-Schule eine Arbeitstagung „Die musische Fächergruppe“.
Die Tagung beginnt am Vormittag mit Darbietungen des Chors und des Orchesters der Königin-Luise-Schule. Der Archivar der Stadt Bad Oldesloe, Mittelschullehrer Hormann, wird ein Kurzreferat „Zehn Minuten Geschichte unserer Stadt“ halten.
Im weiteren Verlaufe des Vormittags werden Unterrichtsbeispiele gegeben werden durch Mittelschullehrer Riedell (Tonika-Do und Blattsingen) und Mittelschullehrer Rehkopf (Fadenloses Buchbinden). Auf dem Exer werden Mittelschullehrer Nowak und in der Badeanstalt Lehrerin Golditz Einführung in technische Disziplinen (Diskuswerfen, Kugelstoßen) bzw. in das Schwimmen geben.
Am Nachmittag wird Regierungsrat Dr. Feige, Direktor des Hochschulinstituts für Leibesübungen an der Universität Kiel, über „Leibesübungen und Schulerziehung“ referieren. Die Tagungsteilnehmer werden unter Führung von Apotheker Sonder das Heimatmuseum besichtigen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 2.6.1955
Donnerstag, 2. Juni 1955
Nachruf
Am 30. Mai diesen Jahres verstarb im Alter von 86 Jahren Frau Konrektorin i.R. Marie Gutzeit.
Die Entschlafene stand von 1907 bis 1929 im städtischen Schuldienst. In dieser Zeit hat sie in schlichter Treue sich das Vertrauen der Stadt in ihrer Dienstführung erworben, als Lehrerin die ihr anvertrauten Kinder mit der ihr eigenen Herzensgüte umsorgt und im Lehrerkollegium als aufrichtiger Mensch und erfahrene Pädagogin Wertschätzung und Verehrung erfahren. Wir werden der Entschlafenen ein treues Gedenken bewahren.
Schulleitung und Kollegium der Königin-Luise-Schule; Stadt Bad Oldesloe, Der Magistrat.
STORMARNER TAGEBLATT vom 3.6.1955
Dienstag, 7. Juni 1955
Elternbeirat gegen Halbheiten
Provisorische Maßnahmen wurden abgelehnt
Der neugewählte Elternbeirat der Alten Stadtschule trat jetzt erstmalig im Zeichensaal zu einer Sitzung zusammen, auf der der bisherige Vorsitzende, Stadtverordneter Schmölder, einstimmig wiedergewählt wurde. Zur Stellvertreterin wurde Frau Müller und zum Schriftführer Herr Anger berufen.
Die Rektorin, Fräulein Mohr, zeigte der Elternvertretung zunächst die Schwierigkeiten auf, die beim Turnunterricht entstanden sind, weil keine eigentliche Lehrkraft für dieses Fach zur Verfügung steht. Von der Schulleitung wurden nun Schritte unternommen, um wenigstens für einige Stunden wöchentlich Entlastung durch eine Lehrkraft aus einer anderen Schule zu erhalten. Das übliche Sammeln zum bevorstehenden Kindervogelschießen mögen die Eltern, so bat die Rektorin, wie in den vergangenen Jahren selbst durchführen. Dies sei ein schöner alter Brauch, der weit über den materiellen Wert hinaus von ideeller Bedeutung sei. Ferner wurde beschlossen, in Kürze eine Mitgliederversammlung des Schulvereins einzuberufen, um einige Schulfragen zu klären.
Erneut forderten die Elternvertreter die Abstellung des Schichtunterrichts. Rektorin Mohr zeigte die enormen Schwierigkeiten der Stundenplangestaltung auf und betonte, daß die Beseitigung des Schichtunterrichts außerhalb der Möglichkeiten der Schule liege. Der Beiratsvorsitzende Schmölder erklärte dazu, daß dieses Problem von der Stadt als vordringlich angesehen werde. Der Magistrat beschäftige sich bereits mit den Plänen für einen Schulneubau. Doch schon aus finanziellen Gründen wäre die Stadt nicht in der Lage, dieses Projekt allein anzupacken. Auch die von den Eltern oft gerügten unerträglichen Verhältnisse auf dem Schulhof könnten nur im Rahmen des Neubauprojektes gebessert werden. Eine provisorische Maßnahme zur Abstellung des Schichtunterrichts wurde von den Elternvertretern mit Mehrheit abgelehnt. Der Elternbeirat beschloß abschließend, dieser Angelegenheit künftig sein besonderes Augenmerk zu widmen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 7.6.1955
Freitag, 10. Juni 1955
Technische Lehrerin gefordert
Mittelschullehrer gegen Unterbewertung des Sports
Vo. – Die „technische Lehrerin“ forderten Teilnehmer an der Arbeitstagung des Bezirks III des Landesverbandes Schleswig-Holstein im Gesamtverband Deutscher Mittel- und Realschullehrer, die über hundert Lehrer in Bad Oldesloe zusammenführte. Ihr Arbeitsthema war „Die musische Fächergruppe“.
Die Tagung wurde am Vormittag durch Darbietungen des Chores und des Orchesters der Königin-Luise-Schule im Festsaal der Schule eröffnet. Das kleine Konzert, das Werke von Palestrina bis Distler erklingen ließ, zeigte den Tagungsteilnehmern, zu welch wirklich schönen Leistungen ein Schulchor und ein Schulorchester unter der Führung und Mitwirkung des Musiklehrers herangebildet werden können. Die Wiedergabe des ersten Satzes des Violinkonzerts G-Dur von Vivaldi und das Adagio cantabile aus Haydns Kaiserquartett (op. 76 Nr. 3) war besonders anzuerkennen. Mittelschullehrer Riedells junge Schar erhielt den verdienten Beifall.
Nach der musikalischen Einleitung begrüßte der Bezirksvorsitzende, Mittelschulrektor Hayn, Bordesholm, die Tagungsteilnehmer, insbesondere die Kreisschulräte Heitmann (Stormarn) und Rickert (Lauenburg). Rektor Hayn betonte, daß viele Mittelschulen in Schleswig-Holstein noch an Raumnot litten, daß aber gerade an den Mittelschulen die höchsten Klassenfrequenzen zu finden seien. Kreisschulrat Heitmann überbrachte die Grüße des Landrats Siegel, Bürgerworthalter Rosch die Grüße der „Schulstadt“ Bad Oldesloe. Mittelschullehrer Hormann, dem Archivar der Stadt Bad Oldesloe, gelang es dann, in einem Kurzreferat „Zehn Minuten Geschichte unserer Stadt“ die Gäste auf dem Wege, den sie vom Bahnhof zur Königin-Luise-Schule zurückgelegt hatten, in die Vergangenheit schauen zu lassen.
Nach den in der Aula und im Werkraum der Schule, danach auf dem Exer von den Mittelschullehrern Riedell (Tonika-Do und Blattsingen), Rehkopf (Fadenloses Buchbinden) und Nowak (Diskuswerfen, Kugelstoßen) sowie von Fräulein Golditz (Brennballspiel) durchgeführten Unterrichtsbeispielen wurde unter Führung von Apotheker Sonder das Heimatmuseum besichtigt.
Am Nachmittag sprach Regierungsrat Dr. Feige, der Direktor des Hochschulinstituts für Leibesübungen an der Universität Kiel, über das Thema „Leibesübungen und Schulerziehung“. Die Bedeutung der Leibeserziehung im Rahmen der Gesamterziehung der Schule werde heute nicht ganz erkannt. Auf eine allgemeine Überbewertung vor 1945 sei nach dem Kriege eine allgemeine Unterbewertung erfolgt. Die Einstellung zu diesem Fach, das so entscheidend auf Körper und Charakter einwirkt, müsse sich grundsätzlich ändern. Bei jedem Sport sei nicht nur der Körper, sondern der ganze Mensch beteiligt. Einzelne Charaktereigenschaften werden durch den Sport entwickelt: er erzieht zur Selbständigkeit, Entschlußkraft und -schnelligkeit, zum Selbstvertrauen durch Überwindung der Gefahr, zur Hilfsbereitschaft. Der Sport vermittelt Lebensfreude. Er kann aber auch Unerwünschtes ergeben: körperliche Schäden durch Überforderung oder Hochmut und Starallüren bei Auszeichnungen und Ehrungen. Sport kann zur Leidenschaft werden, die den Menschen beherrscht, statt ihm zu dienen. Die erzieherischen Werte des Sports stellen sich nicht automatisch ein mit der der sportlichen Betätigung, sondern sie müsse zielbewußt erarbeitet werden. Der Leibeserzieher wird zum Erzieher des ganzen Menschen. Der Vortragende forderte eine gründliche Ausbildung und eine sorgfältige Auslese der Sportlehrer. Das antike Ideal von der harmonischen Ausbildung der körperlichen, seelischen und geistigen Kräfte müsse die praktische Erziehungsarbeit bestimmen.
In der Aussprache wurde betont, daß augenblicklich großer Bedarf an Sportlehrern sei. Es wurde für Volks- und Mittelschulen wieder die „Technische Lehrerin“ gefordert.
STORMARNER TAGEBLATT vom 11.6.1955
Mittwoch, 15. Juni 1955
Dank an hilfsbereite Eltern
Schon 16.465 DM für Theodor-Mommsen-Schule
Vo. – Die Elternvollversammlung der Theodor-Mommsen-Schule wurde vom Vorsitzenden des Elternbeirats, Landtagsabgeordneten Heinrich Wolgast, eröffnet mit Dankesworten an die Elternschaft, die im abgelaufenen Schuljahr dem Unterstützungsfonds freiwillig 4600 DM zur Verfügung gestellt hat:
Insgesamt sind von der Elternschaft seit der Gründung des Hilfsfonds zum Wohle der Schule und der Kinder 16.465 DM aufgebracht worden. Zur Verfügung steht zur Zeit noch ein Bestand von 2572 DM. Auf dem Wunschzettel der Elternschaft steht u.a. auch eine Erhöhung des Podiums in der Aula, die zur besseren Durchführung von Aufführungen notwendig ist.
Darauf sprach der Vorsitzende über die Aufgaben des 1951 gebilligten und jetzt neu zu wählenden Landesschulbeirats. Er soll die Landesregierung beraten. Diese beabsichtigt, noch vor Beginn des neuen Etatjahres das Landesschul-, Finanz- und -Verwaltungsgesetz zu verabschieden.
Die Eingabe der Elternschaft der geteilten Quinten (je Klasse 48 Schüler) mit der Forderung nach Einstellung einer fehlenden Lehrkraft habe noch keinen Erfolg gebracht. Tatsache sei, daß die letzten Lehrkräfte, auch die in der Ausbildung befindlichen, in Schleswig-Holstein eingesetzt worden sind. Der Vorsitzende hofft, daß seine Bemühungen um Hilfe für die Schule nach den Sommerferien von Erfolg gekrönt sein werden.
Mit Bedauern sagte er, habe er zur Kenntnis genommen, daß der große Ausflug der Untersekunden in diesem Jahr noch nicht zustande gekommen ist. Er bat darum, es doch möglich zu machen, den Schülern dieser Klassen, die zu einem großen Teil am Ende des Schuljahres die Schule verlassen, das einmalige Erlebnis, gemeinsam andere Gegenden unseres Vaterlandes kennenzulernen, zu schenken.
Oberstudiendirektor Staberock dankte den Eltern gleichfalls für die geleistete Hilfe, mit der sie an der Spitze der Schulen stehe und die beträchtlich sei gegenüber den nur 1200 DM, die der städtische Etat für Lehrmittel enthält. Die Schule sei der Stadt dankbar für eine Ende des Jahres möglich gewesene Sonderzuwendung von DM 2000.
31 Lehrkräfte unterrichten zur Zeit 643 Schüler. Die Klassenfrequenz sei im allgemeinen günstig. Mit Bezug auf den von der Elternschaft gewünschten sogenannten Ausflug der Untersekunden sagte Oberstudiendirektor Staberock, die Lehrerschaft wolle einen binnen kurzem zu erwartenden Erlaß des Ministeriums über Wanderfahrten abwarten.
STORMARNER TAGEBLATT vom 16.6.1955
Mittwoch, 15. Juni 1955
In die Alpen
Eine Klasse der Königin-Luise-Mittelschule startete zu einer Klassenfahrt in die bayerischen Alpen. Die Schüler wollen von Reit im Winkl aus die Schönheiten der Gebirgswelt kennenlernen. Die Fahrt dauert 14 Tage.
STORMARNER TAGEBLATT vom 15.6.1955
Sonntag, 26. Juni 1955
Professor Dr. Benner 80 Jahre
Viele Glückwünsche für den verdienten Mitbürger
Professor Dr. Friedrich Benner feierte seinen 80. Geburtstag. In der großen Zahl der Glückwünsche und Ehrengaben kamen der Dank und die Verehrung zum Ausdruck, die viele Oldesloer gegenüber diesem Mitbürger empfinden.
Zu den Gratulanten, die sich in der Mewesstraße 3 einfanden, gehörten Bürgerworthalter Bosch und Bürgermeister Barth. Sie überreichten dem sehr rüstigen Jubilar einen Ehrenteller mit dem Wappen der Stadt. Oberstudiendirektor Staberock übermittelte die Glückwünsche der Theodor-Mommsen-Schule. Dort war Professor Dr. Benner 45 Jahre als Studienrat tätig.
Der Jubilar stammt aus Mecklenburg. Am 1. April 1902 nahm er seinen Dienst auf. Als er am 1. Oktober 1937 in den Ruhestand trat, ahnte er nicht, daß er noch zweimal wieder in den Schuldienst zurückgeholt werden würde. Er war vom September 1939 den ganzen Krieg hindurch und nach der Entlassung am 30. Juni 1945 erneut vom Januar 1948 bis Oktober 1947 an der Theodor-Mommsen-Schule tätig. Dadurch erreichte er die ungewöhnlich hohe Zahl von 45 Dienstjahren.
Seine Freizeit widmete er seit 1903 der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft, deren Vorstand und Aufsichtsrat er 50 Jahre angehört. Seiner Initiative und Weitsicht verdankt die Genossenschaft viel. Sie überreichte Professor Dr. Benner, der auch heute noch Vorsitzender des Vorstandes ist, einen Präsentkorb. Der Direktor des Verbandes Norddeutscher Wohnungsunternehmen überbrachte eine Aktentasche.
Verdienste erwarb sich Professor Dr. Benner auch noch in einem anderen Ehrenamt. Er war von 1949 bis 1952 Vorsitzender der Schlichtungsstelle der örtlichen Wohnungsbehörde und leitete dieses schwierige Amt gerecht und mit großer Umsicht.
STORMARNER TAGEBLATT vom 27.6.1955
Montag, 27. Juni 1955
Kindervogelschießen in Bad Oldesloe
Vo. – Das Kindervogelschießen findet am 5. Juli in herkömmlicher Weise statt. Der Festzug ordnet sich von 8 Uhr an mit der Spitze bei der Theodor-Mommsen-Schule. Der Abmarsch beginnt um 8.30 Uhr. Der Festzug bewegt sich durch die Hamburger Straße, Königstraße, Kurparkallee, Bergstraße, Mommsenstraße, Bahnhofstraße, Besttorstraße, Mühlenstraße, Lübecker Straße bis zum Kran, dort wird gewendet, weiter geht es zum Pferdemarkt, durch die Ströh’sche Mühle, Hagenstraße, Markt, Hindenburgstraße und Schützenstraße zum Exer.
Nach dem Marsch tritt eine halbstündige Ruhepause ein. Dann beginnen die Spiele. Durch eine Lautsprecheranlage wird aufgerufen werden können, wer oder was verloren gegangen ist. Die Tanzlokale werden erfahrungsgemäß wieder sehr voll sein; die jugendlichen Tänzer und Tänzerinnen können bis 19.30 Uhr fröhlich sein. Die Bevölkerung wird gebeten, mit dafür zu sorgen, dass nur die Kinder tanzen, die in dem betreffenden Saal berechtigt sind. Das gilt besonders für den „Oldesloer Hof“. Die Schulentlassenen dürfen den Kindern den Platz nicht wegnehmen.
Abends um 20 Uhr beginnt ein abgekürzter Festzug, der sich vom Exer durch die Lorentzenstraße, Grabauer Straße, Kleine Salinenstraße, Kurparkallee, Brunnenstraße, Besttorstraße, Hindenburgstraße zum Marktplatz bewegt. Der Aufmarsch dort wird nicht in Windungen, sondern in Säulen erfolgen. Das Neue wird sein, daß der König und die Königin bei der Schlussfeier neben dem Redner stehen werden, wie es ihnen bei ihrer hohen Würde zukommt!
STORMARNER TAGEBLATT vom 27.6.1955
Freitag, 1. Juli 1955
Schönheitsreparaturen
Rund 7000 DM erfordern die Reparaturen, die in den Ferien aufgrund eines Beschlusses des Magistrats in allen Oldesloer Schulen, mit Ausnahme der Oberschule, vorgenommen werden sollen. Gute Erfahrungen hat man mit der Steinemaille als Wandbelag gemacht. Deshalb soll nach und nach in sämtlichen Klassenräumen der Ölanstrich durch Steinemaille ersetzt werden. Über die Verwendung des für Reparaturen in der Oberschule zur Verfügung stehenden Betrages hat der Magistrat noch nicht entschieden.
STORMARNER TAGEBLATT vom 1.7.1955
Dienstag, 5. Juli 1955
Enttäuschte Gesichter unter Regenschirmen
Kindervogelschießen findet „im Saale“ statt – Doch noch Festzug?
Betrübte Gesichter unter Regenschirmen sah man heute vormittag auf den Straßen der Kreisstadt. Vor allem Mütter, die ihre Kinder beim festlichen Umzug des Vogelschießens bewundern wollten, schauten traurig nach dem regenverhangenen Himmel. Frühzeitig durchfuhr ein Lautsprecherwagen die Stadt, um zu verkünden, daß die Wettkämpfe in den Schulräumen stattfinden. Lediglich das eigentliche Vogelschießen der Knaben wird, der unfreundlichen Witterung zum Trotz, auch diesmal Im Bürgerpark ausgetragen.
Die Kinder dürften bei ihren Wettspielen in den Schulen schnell den Kummer über das schlechte Wetter vergessen haben. Sie stört es kaum, daß Girlanden und Fahnen, von Nässe schwer; fast unbeweglich herunterhängen und die geschmückte Stadt einen recht bedauernswerten Anblick bietet. Soll alle Mühe vergeblich gewesen sein? Die Schulleitungen hoffen es nicht.
Wie Rektor Bodenhagen mitteilt, ist der Festzug nunmehr auf 14 Uhr verschoben worden. Die einzelnen Schulen werden um 13.30 Uhr antreten, die Umzugsspitze steht vor der Theodor-Mommsen-Schule. Auf das traditionelle Abholen der Ehrengäste und des Königspaares muß allerdings in jedem Falle verzichtet werden.
Den Tanz in den Festsälen am Nachmittag kann dann das Wetter nicht mehr beeinträchtigen. Er wird in der vorgesehenen Weise stattfinden.
STORMARNER TAGEBLATT vom 5.7.1955
Mittwoch, 6. Juli 1955
Leuchtende Kinderaugen beim späten Festzug
Versöhnender Abschluß des verregneten Vogelschießens
Auf den Schultern zweier Mitschüler wurde gestern nachmittag der 14jährige Manfred Alsdorf aus der Bahnhofstraße 23 (Alte Stadtschule 8b) als König des Kindervogelschießens vom Bürgerpark nach dem „Oldesloer Hof“ getragen. Mit dem dritten Schuß aus der Armbrust hatte er im Bürgerpark im strömenden Regen den Rumpf des Vogels aus luftiger Höhe herabgeschossen.
Bei der Proklamation im Saale des „Oldesloer Hofes“ durch Rektor Bodenhagen lernte der noch etwas schüchterne junge König seine Königin kennen, die blonde 13jährige Heike Lau aus Dwerkathen (Oberschule U 3c). Sie hatte unter 112 Bewerberinnen in der Turnhalle mit sechs Würfen 71 Ringe im Taubenpicken erzielt. Die beiden jungen Majestäten erhielten zum Lohn goldene Armbanduhren.
Der für den Nachmittag vorgesehene Umzug hatte ausfallen müssen, da sich der Wettergott auch dem revidierten Stundenplan nicht fügte. So suchten die Kinder ihre Freude im Tanz in den dafür bestimmten Gaststätten.
Am Abend ließ endlich der Regen nach. Noch während sich die Kinder in der Salinenstraße zum Festzug aufstellten, trockneten die Straßen ab. Die Augen der Kinder und Eltern strahlten, als sich endlich der Zug der 2200 in Bewegung setzte. Der Jubel der Kleinen brandete immer wieder auf. Die Jungen machten ihrer Freude im Chor Luft und schwenkten dabei ihre schon etwas verkümmerten Blumensträuße.
Ziel des langen Umzuges war der Marktplatz. Auf dem vorbereiteten Podium hielt Rektor Bodenhagen, flankiert vom Königspaar, die Schlußansprache. Mit dem Aufklaren des Wetters habe das Fest nun doch einen glücklichen Abschluß gefunden, sagte der Rektor. An den Dank an alle, die nicht genannt sein wollen, aber in wochenlanger mühevoller Arbeit das Fest vorbereiteten, schloß der Rektor die Mahnung an die Jungen und Mädchen, sich zusammenzuschließen in Sippe und Familie und das alte Brauchtum nicht zu vergessen. Der Rektor schloß seine Ansprache mit dem althergebrachten Ruf: „Und morgen ist Frei-Tag!“ Er spielte damit darauf an, daß in Oldesloe traditionsgemäß der Tag nach dem Kindervogelschießen schulfrei ist und die Ferien einen Tag früher als im Kreisgebiet beginnen.
Mit dem „Schleswig-Holstein-Lied“ und der dritten Strophe des Deutschland-Liedes klang die Schlußfeier aus.
STORMARNER TAGEBLATT vom 6.7.1955
Sonnabend, 9. Juli 1955
Bundesverdienstkreuz für Professor Dr. Benner
Heute vormittag überreichten Landrat Siegel und Bürgermeister Barth Professor Dr. Friedrich Benner in dessen Wohnung das Bundesverdienstkreuz am Bande. Professor Dr. Benner vollendete am 26. Juni das 80. Lebensjahr. Er hat sich große Verdienste auf dem Gebiet des Wohnungsgenossenschaftswesens erworben und war auch in öffentlichen Ehrenämtern erfolgreich tätig. Als Studienrat an der Theodor-Mommsen-Schule erreichte er die hohe Anzahl von 45 Dienstjahren.
STORMARNER TAGEBLATT vom 9.7.1955
Mittwoch, 20. Juli 1955
Mittelschüler in Ostfriesland
Von einer erlebnisreichen Fahrt durch Ostfriesland kehrten 25 Schüler und Schülerinnen der Königin-Luise-Schule zurück. Unter Führung ihres Lehrers Hafemann lernten sie Aurich und Norderney kennen. Wiesmoor mit seinen 146 Gewächshäusern beeindruckte sie sehr, ebenso eine Rundfahrt im Emdener Hafen. Auf einer Busrundfahrt erschloß sich ihnen die ganze Eigenart der herben Landschaft. Dem Regierungspräsidenten, der die Oldesloer am Tage vor ihrer Abreise in der Jugendherberge verabschiedete, versprach Lehrer Hafemann: „Ich werde immer wieder mit jungen Menschen kommen und ihnen die wenig beachtete Schönheit der Landschaft zwischen Dollart und Jadebusen zeigen!“
STORMARNER TAGEBLATT vom 20.7.1955
Sonnabend, 6. August 1955
Jugendschutz – ein dringendes Anliegen
In zwei Vorträgen vor dem Ortslehrerverein in der GEW behandelte der Leiter des Kreisjugendamtes, Kreisinspektor Baumast, das Jugendschutzgesetz. Wie der Vorsitzende, Lehrer Schmiedel, betonte, müssen sich die Eltern, Lehrherren und auch die breite Öffentlichkeit viel mehr mit diesen ernsten Fragen, wie Besuch öffentlicher Tanzveranstaltungen und Kinovorstellungen durch Jugendliche, Verhütung strafbarer Handlungen und Vormundschaftsangelegenheiten beschäftigen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 6.8.1955
Dienstag, 23. August 1955
Wieder Gymnasium
Unsere Oberschule führt von sofort ab die Bezeichnung „Theodor-Mommsen-Schule – neusprachliches und mathematisch-naturwissenschaftliches Gymnasium für Jungen und Mädchen“. Sie entspricht damit einem Erlaß des Kultusministers, der für alle schleswig-holsteinischen höheren Schulen, die zur allgemeinen Hochschulreife führen, den Namen Gymnasium vorsieht.
STORMARNER TAGEBLATT vom 23.8.1955
Freitag, 26. August 1955
Siegfried aufgegriffen
Anhand eines Lichtbildes ermittelte die Polizei den elfjährigen Siegfried, als er sich im Bürgerpark herumtrieb. Der Junge war seit dem ersten Schultag nach den großen Ferien verschwunden. Mehrfach hatte er sich inzwischen nachts aus der elterlichen Speisekammer Verpflegung geholt, im übrigen aber im Freien geschlafen. Sein Bestreben war, die Ferien angesichts des schönen Wetters noch etwas zu verlängern.
STORMARNER TAGEBLATT vom 26.8.1955
Donnerstag, 1. September 1955
380 Schulkinder im Wettkampf
Angeführt von dem Spielmannszug marschierten 380 Kinder der Alten Stadtschule aus den vierten bis neunten Klassen heute morgen nach dem Stadion, um dort die sportlichen Wettkämpfe im Rahmen der Bundesjugendspiele durchzuführen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 1.9.1955
Donnerstag, 1. September 1955
130 Siege im Schulsport
Drei Jungen und sechs Mädchen der Alten Stadtschule überreichte Rektorin Mohr bei der Siegerehrung der Bundesjugendspiele die von Bundespräsident Heuss unterschriebene Siegerurkunde. Insgesamt wurden bei den Bundesjugendspielen der Alten Stadtschule, um deren reibungslosen Ablauf sich besonders Turnlehrer Walter Busch verdient gemacht hat, 57 Jungen und 73 Mädchen als Sieger ermittelt. In einer Ansprache wies Lehrer Kurt Storeck auf die Bedeutung des Sports im Unterricht hin.
STORMARNER TAGEBLATT vom 3.9.1955
Sonnabend, 3. September 1955
Nach Alt-Heidelberg
sch. – Eine elftägige Klassenfahrt trat die Klasse 10c der Königin-Luise-Schule unter Leitung des Klassenlehrers Rehkopf und der Biologielehrerin Frau Müller an. Hauptziel der Fahrt ist Heidelberg. Besucht werden sollen aber auch Mannheim, Koblenz, Bonn und Düsseldorf.
STORMARNER TAGEBLATT vom 3.9.1955
Sonnabend, 10. September 1955
Mittelschüler in Stade
Eine einwöchige Radwanderung nach Stade, unter Führung von Lehrer Hafemann, wurde 15 Jungen und 15 Mädchen der Klasse 9c der Königin-Luise-Schule zu einem unvergeßlichen Erlebnis. Erste Reisestation war Elmshorn, wo die Schüler eine vorbildliche Badeanstalt und eine Großgärtnerei kennenlernten. Für die nächsten Tage bezogen die Oldesloer dann Quartier in der Stader Jugendherberge. Dort wurden sie bestens betreut. Tägliche Radfahrten führten in die Umgebung, eine Dampferfahrt endete in Cuxhaven. Stade selbst bot mit seinen Fachwerkhäusern, gotischen Kirchen und Bastionen einen aufschlußreichen Einblick in vergangene Jahrhunderte.
STORMARNER TAGEBLATT vom 10.9.1955
Sonnabend, 10. September 1955
Tüchtige Schulsportler
Bei den Bundesjugendwettkämpfen der Hilfsschule (Vierkampf: leichtathletischer Dreikampf und Schwimmen) errangen die Ehrenurkunde des Bundespräsidenten: Sigrid Beringer, Peter Ruwoldt und Friedrich Seidel. Weitere 17 Mädel und Jungen erhielten die Landesurkunde. Am Wettkampf nahmen insgesamt 72 Kinder teil.
STORMARNER TAGEBLATT vom 10.9.1955
Dienstag, 13. September 1955
Unterricht an Ort und Stelle
Oldesloer Mittelschüler begegneten der großen Welt
sch. – Von einer elftägigen Fahrt durch Westdeutschland kehrte die Klasse 10c der Königin-Luise-Schule jetzt zurück. Der Unterricht wurde zum Lokaltermin, beispielsweise beim Besuch eines Bergwerkes und des Neandertal-Museums.
Die ersten drei Tage waren, nach einer elfstündigen Bahnfahrt im modernen Schlafsesselwagen, Heidelberg gewidmet. Die 17 Mädchen und 18 Jungen unter Leitung von Lehrer Fritz Rehkopf waren von Deutschlands modernsten Bahnhof in Heidelberg, der erst vor wenigen Monaten eingeweiht wurde, wie von den alten Bauwerken begeistert.
Abends trieb man in der Jugendherberge Völkerverständigung mit einigen anwesenden jungen Chinesen. Pech hatten einige Mädchen mit ihren praktischen langen Hosen, weil sie in mancher süddeutschen Jugendherberge unerwünscht sind. Eine Dampferfahrt nach Neckar-Steinnach beschloß die Heidelberger Tage.
In Mannheim wurden u.a. die Lanz-Werke und die Felina-Mieder Betriebe besichtigt. Über Mainz ging die Fahrt nach Koblenz mit einem Besuch der Burg Ehrenbreitstein. In Bonn wurde das Bundeshaus besucht. Die letzten zwei Tage galten Düsseldorf.
Die hervorragende Düsseldorfer Jugendherberge entpuppte sich als ein internationaler Treffpunkt. Gäste aus Marokko, Südafrika, Spanien, England, Frankreich, Italien, Japan und Griechenland gaben sich hier ein Stelldichein. Die Oldesloer Schüler fanden diese Begegnung mit der großen Welt „einfach Klasse“ und waren sich darüber einig, daß es eine „Pfundsache“ sei, sich mit soviel Ausländern zu unterhalten.
STORMARNER TAGEBLATT vom 13.9.1955
Sonntag, 18. September 1955
Realisierbare Jugendideale
sch. – Am Sonntagvormittag wurde im Festsaal der Kreisberufsschule das Herbstsemester der Volkshochschule Bad Oldesloe mit einer Feierstunde eröffnet. Im Mittelpunkt der Festfolge stand ein Referat des Regierungsrats Dr. Hessenauer, Kiel, zum Thema: „Die geistigen Aufgaben der Jugend in der modernen Gesellschaft.“
Bis zum letzten Platz besetzt war der Festsaal der Kreisberufsschule, als Mittelschullehrer Riedell mit Schülern der Königin-Luise-Schule die Feierstunde durch den sauber gespielten Ersten Satz des Violinkonzerts G-Dur von Vivaldi einleitete.
Der neue Leiter der VHS, Stadtverordneter Albrecht O. Schmölder, gab in seiner Begrüßungsansprache der Hoffnung Ausdruck, daß der rege Besuch der Eröffnungsfeier symptomatisch sein möge für die weitere Arbeit der VHS. In einem kurzen Rückblick würdigte er die bisher geleistete Arbeit und dankte einen Vorgängern.
Die Aufgabe, der Volkshochschule umriß der VHS-Leiter dahingehend, daß durch sie ein Stück Allgemeinwissen den Hörern vermittelt werden soll. Die VHS soll außerdem als absolute neutrale Einrichtung den Menschen der jungen deutschen Demokratie Gelegenheit zur politischen Bewußtseinsbildung geben. (Dabei dürfe Politik unter keinen Umständen mit der oftmals unerquicklichen Parteipolitik in Beziehung gebracht werden.)
Die Volkshochschule, so sagte Schmölder, will den Gedanken pflegen. In unserer heutigen Zeit, in der das Visuelle ständig überbetont wird, sei das mehr denn je nötig. Deshalb seien auch die allgemeinbildenden Arbeitsgemeinschaften das Kernstück des Herbstprogramms, ohne daß dabei verkannt werden soll, daß die berufsbildenden Lehrgänge eine notwendige Ergänzung darstellen.
Sodann nahm Regierungsrat Dr. Hessenauer das Wort zum Thema: „Die geistigen Aufgaben der Jugend in der modernen Gesellschaft.“ Die deutsche Jugend allgemein, an behauptete der Redner, lege heute eine geistige Unsicherheit an den Tag, die früheren Generationen in diesem Ausmaß nicht bekannt war. Dr. Hessenauer nannte dann einige Gründe, die mitbestimmend sein mögen für diese geistige Unsicherheit.
Das Bild der heutigen Jugend wird nach Ansicht des Redners u.a. durch folgende Momente gezeichnet: schnelle Reaktionsfähigkeit, Unlust gegen das Denkenkönnen und Denkenwollen, Begabung zur Improvisation bei gleichzeitigem Rückgang der Arbeitsstetigkeit, mangelnder Überlieferungsbegriff, Überbetonung des Visuellen, teilweise Gefühlskälte, Ablehnung von falscher Romantik und unechtem Pathos, Nüchternheit, unbedingte Prüfung aller Dinge auf ihre Glaubwürdigkeit, mangelnde Bereitschaft zum Idealismus usw.
In unserer heutigen Gesellschaft bestehen ernste Gefahren für die Jugend. Ein mahnendes Wort und ein Appell, auch an die Erziehungsträger, ist notwendig. Dabei, so meinte Dr. Hessenauer, gibt es für die Jugend durchaus anzustrebende, realisierbare Ideale. Der Redner nannte drei und setzte sich eingehend hiermit auseinander: Vereinigung Europas, Zueinandergehen der Konfessionen und das engere Zueinandergehen der Sozialpartner. Die Jugend, so betonte der Referent, soll nicht der satten Selbstgefälligkeit erliegen. Kühlschränke, Bilanzen, Kreuzworträtsel und Motorräder genügen nicht. Die Jugend müsse den Mut zum Wagnis und nun Betreten von Neuland haben. Gerade in der heutigen Zeit der Massenzivilisation ist es ihre Aufgabe, der Gesellschaft neue Impulse zu geben.
Die Feierstunde klang aus mit zwei Liedvorträgen des unter Leitung von Lehrer Riedell sehr gut singenden Chors der Königin-Luise-Schule.
STORMARNER TAGEBLATT vom 19.9.1955
Mittwoch, 21. September 1955
14 erfolgreiche Schwimmkurse
Rettungsbereitschaft im Unterricht gefördert
In diesen Tagen waren die Oldesloer Schulen zum letzten Mai in der städtischen Flußbadeanstalt, um die noch fehlenden Bedingungen für den Jugend-Grundschein zum Abschluß der Badesaison zu erfüllen. Während in den Vorjahren die Erlernung des Schwimmens im Vordergrund stand, konnten die Lehrkräfte diesmal auch besonders den Rettungsgedanken fördern.
In angenehmer Zusammenarbeit mit dem Schwimm- und Bademeister Hommes, für dessen Unterstützung die Schulen ihren Dank äußern, konnten 14 Lehrgänge erfolgreich abgeschlossen werden:
- Freischwimmer 315, davon Jungen 141, Mädchen 174.
- Fahrtenschwimmer 295, davon Jungen 137, Mädchen 158.
- Jugendscheine 191, davon Jungen 130, Mädchen 61.
- Grundscheine 48, davon Jungen 34, Mädchen 14.
Es ist zu erwarten, daß aus der weiteren Förderung der Lebensretter eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Schule und DLRG erwächst.
Wenn in diesem Jahr die Ausbildung der Nichtschwimmer nur einen geringen Fortschritt zeigt, ist dies nicht zuletzt auf den Zustand der Badeanstalt zurückzuführen. Einige Eltern erteilten ihren Kindern nicht die Badeerlaubnis. Es mag sich wohl nur um ein Gerücht handeln, daß man geneigt sei, die Flußbadeanstalt allmählich zu Gunsten der Badeanstalt am Poggensee fallen zu lassen. Erstere ist sowohl für das Kind als auch für den älteren Badegast schnell erreichbar. Außerdem – und das scheint ein recht wesentlicher Gesichtspunkt für die Erhaltung der Flußbadeanstalt zu sein – hat die Schuljugend allein hier die Möglichkeit, im Rahmen der Stundenplangestaltung das Schwimmen systematisch zu erlernen und darin geübt zu werden.
Bademeister Hommes erklärte nach Ablauf von vier durchgeführten Lehrgängen 163 Kinder zu Frei- und 87 Kinder zu Fahrtenschwimmern, nahm bei 61 die Bedingungen für den Jugendschein ab, 31 erfüllten die Bedingungen für den Grundschein, 4 für den Leistungsschein.
Wenn auch in diesem Jahre die Verschlammung vorangeschritten ist, so daß der Wasserstand entgegen der Unfallverhütungsvorschriften nur 1,75 Meter am Sprungbrett betrug, kann im Frühjahr ein Motorboot der Travegenossenschaft ausgeliehen und in Eigenarbeit mit Hilfskräften der DLRG und weiteren Interessenten eine Entkrautung und Entschlammung vorgenommen werden. Der Badestrand ist bei einem Besuch von 600 Badegästen zu klein geworden, eine seitliche Vergrößerung des Strandes wäre vorteilhaft. Schulklassen könnten vormittags auf einem anliegenden Rasenplatz Bodengymnastik mit dem Schwimmen verbinden. Vielleicht könnte man von dem Angebot einer Oldesloer Baufirma Gebrauch machen, die 20 Sack Zement für die Herrichtung der Wand am Nichtschwimmerbecken stiften wollte.
STORMARNER TAGEBLATT vom 21.9.1955
Mittwoch, 21. September 1955
Kultusministerium fördert Turnhallenbau
Finanzierung zu 60 Prozent durch die Kommunen – 40 Prozent will das Land dazugeben
lno. – Zum ersten Mal wird im kommenden Haushaltsjahr mit einem systematischen und verstärkten Bau von Turnhallen für die schleswig-holsteinischen Schulen zu rechnen sein. Wie ein Sprecher des Kultusministeriums vor der Landespressekonferenz in Kiel mitteilte, sollen im neuen Etatentwurf größere Beträge für diesen Zweck eingesetzt werden.
Um alle Turnhallenwünsche in Schleswig-Holstein erfüllen zu können, sind mindestens 30 Millionen Mark an reinen Baukosten erforderlich, weil die Turnhalle für eine größere Schule ohne die erforderliche Einrichtung etwa 200.000 bis 300.000 Mark kostet. Die Turnhallenbauten müssen zu 60 Prozent von den Kommunen finanziert werden. Das Land zahlt einen Zuschuß von 40 Prozent.
Nach dem Kriege wurden in Schleswig-Holstein viele Turnhallen wiederhergestellt, aber nur etwa sechs neu gebaut. Der Turnhallenbau wurde bisher zurückgestellt, weil es nach Ansicht des Kultusministeriums wichtiger war, durch den Bau von Klassenräumen die Schulraumnot und den Schichtunterricht zu beseitigen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 22.9.1955
Freitag, 30. September 1955
Konrektor Lohse trat in den Ruhestand
Am vormittag fand in der Alten Stadtschule die feierliche Verabschiedung des wegen Krankheit vorzeitig in den Ruhestand getretenen Konrektors Lohse statt.
In dem mit großen Sonnenblumen und viel Herbstlaub ausgeschmückten Musikraum der Schule sang der Schülerchor unter Leitung von Lehrer Klimitz und zum Abschluß auch der Lehrerchor.
Rektorin Mohr würdigte in einer Ansprache die großen Verdienste, die sich der erste Konrektor der Schule während seiner über 25jährigen Tätigkeit in seiner Geburtsstadt um die Kinder, die Junglehrerausbildung und ganz besonders um den harmonischen Zusammenhalt des Lehrkörpers erworben hat. Stadtverordneter Albrecht Otto Schmoelder überbrachte Grüße und Dank der Stadt und des abwesenden Bürgermeisters, und überreichte als Erinnerungsgabe der Stadt einen Teller mit dem Stadtwappen. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Elternbeirates dankte er dem Scheidenden besonders für sein großes Verstehen und seine tiefe Menschlichkeit gegenüber den Schülern. „Wir Eltern wissen, daß diese Lücke, die Ihr Ausscheiden reißt, nicht geschlossen werden kann“, waren die Abschiedsworte des Elternvertreters.
Konrektor Lohse dankte allen Anwesenden in warmer Worten, besonders den Kollegen für de gute Zusammenarbeit. Mit einer gemütlichen Tafelrunde im Konferenzzimmer mit Gesang, Trinksprüchen und vielen guten Wünschen für den Scheidenden fand die Feier ihren Abschluß.
STORMARNER TAGEBLATT vom 1.10.1955
Freitag, 30. September 1955
Vierzig Jahre im Dienst
Zu seinem 40jährigen Dienstjubiläum wurde Oberstudiendirektor Staberock vom Magistrat geehrt. Bürgerworthalter Rosch überreichte dem Jubilar einen Keramikwandteller mit dem Oldesloer Wappen und einen Blumenstrauß.
STORMARNER TAGEBLATT vom 1.10.1955
Sonnabend, 1. Oktober 1955
Der Jugend galt sein Herz
Königin-Luise-Schule verabschiedete Rektor Rahneberg
Zu Beginn der Herbstferien nahm Mittelschuldirektor Richard Rahneberg im Beisein seiner Gattin nach arbeitsreicher Tätigkeit in aller Stille Abschied von der Königin-Luise-Schule.
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Schulrat Heitmann überreichte die Abschiedsurkunde des Ministers und dankte für die Arbeit an der Jugend, die in den Kriegs- und Nachkriegsjahren besonders schwer war. 1943 kam Rektor Rahneberg, ein geborener Bremerhavener, nach Bad Oldesloe. Seine jetzt 45jährige Tätigkeit im Schuldienst versah er ausschließlich in Holstein. Wenn nun die Verhältnisse wohlgeordnet und der Weg für den Nachfolger geebnet sei, habe Rektor Rahneberg, wie Schulrat Heitmann feststellte, daran großes Verdienst.
Den Dank im Namen des Kollegiums sprach Konrektor Gehrke aus und überreichte dem Scheidenden das Buch „Das schöne Deutschland“. Fräulein Farne dankte mit einem Strauß Chrysanthemen.
Bewegt nahm Rektor Rahneberg alle Ehrungen entgegen. Er dankte Schulrat Heitmann für die Unterstützung, die zur Vollendung des Schulanbaues beigetragen habe. Auch die Bemühungen der Stadt, die trotz der schlechten Finanzlage ein Helfer der Schule war, hob Rektor Rahneberg hervor. Mit Freude nahm er ein Bild vom Turnvater Jahn entgegen, das ihm Helmut Maeder als Vertreter der zum Dank für die Förderung des Schulsports überreichte.
Zugleich mit Rektor Rahneberg wurde Mittelschullehrer Stegemann verabschiedet, der seit 1951 an der Schule tätig war. Er galt als ruhender Pol und versierter Historiker. Nach der Bombardierung Hamburgs betreute er als Hauptlehrer Hamburger Kinder in Scharbeutz. 1951 erfüllte die Landesregierung seinen Wunsch, in die Heimatstadt Bad Oldesloe zurückzukehren.
STORMARNER TAGEBLATT vom 1.10.1955
Freitag, 21. Oktober 1955
Rektor Lüth vorgeschlagen
Entsprechend einem Beschluß der Stadtverordneten hat die Stadt Bad Oldesloe dem Kultusministerium in Kiel Rektor Heinrich Lüth als neuen Rektor der Königin-Luise-Schule vorgeschlagen. Rektor Lüth, der bereits früher an der Königin-Luise-Schule als Lehrer wirkte, ist seit eineinhalb Jahren Leiter der Reinfelder Matthias-Claudius-Schule.
STORMARNER TAGEBLATT vom 21.10.1955
Freitag, 21. Oktober 1955
Sportanlagen im Schulhof
Für den Ausbau von Sportanlagen auf dem Schulhof hinter dem Mittelschulneubau hat der Magistrat auf seiner letzten Sitzung Mittel bewilligt. Es sollen Sprunggruben und eine Kugelstoßanlage eingerichtet werden. Für kleine sportliche Übungen im Rahmen des Unterrichts wird sich dadurch künftig die ständige „Lauferei“ bis zum Exer erübrigen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 21.10.1955
Sonnabend, 29. Oktober 1955
Fest der Theodor-Mommsen-Schule
Zu ihrem Schulfest am 26. November im „Oldesloer Hof“ hat die Theodor-Mommsen-Schule auch ihre ehemaligen Schüler eingeladen. Es ist allerdings notwendig, daß sie ihre Teilnahme bis zum 16. November dem Sekretariat der Schule mitteilen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 29.10.1955
Freitag, 4. November 1955
Stadtschulbau in Sicht!
Kiel sagt Förderung zu – Baubeginn noch 1955?
Die Kreisstadt darf schon in den nächsten Tagen mit der Zusage der Landesregierung zu dem so dringend notwendigen Neubau für die Alte Stadtschule rechnen. Dies teilte Landrat Siegel auf der Kreispressekonferenz mit. Der Landrat hofft zuversichtlich auf den Baubeginn noch in diesem Jahre.
Der Landrat hat auf Bitten Bürgermeister Barths im Kieler Kultusministerium nachdrücklich auf die unhaltbaren Zustände in der Alten Stadtschule hingewiesen. Die zuständigen Stellen verschlossen sich nicht der Dringlichkeit eines Neubaues, so daß, wie sich der Landrat ausdrückte, die Zusage der Landesregierung „mit 99,9prozentiger Wahrscheinlichkeit“ in wenigen Tagen eingehen wird.
Da die Stadt Bad Oldesloe den Schulbau als Projekt Nr. 1 ansieht, sollte sich bei der zu erwartenden Förderung durch die Landesregierung auch die Gesamtfinanzierung bewerkstelligen lassen, so daß die erst in den letzten Tagen wieder durch den Elternbeirat beanstandeten unzureichenden räumlichen Verhältnisse der Alten Stadtschule in absehbarer Zeit abgestellt sein werden. …
STORMARNER TAGEBLATT vom 5.11.1955
Donnerstag, 10. November 1955
Dritte Volksschule hinter dem Bürgerpark?
Die Stadt hat ein 60.000 Quadratmeter großes Grundstück des Landwirtes Hans Meyer angekauft. Es liegt hinter dem Bürgerpark an der Drews’schen Koppel in unmittelbarer Nähe des für die Landwirtschaftsschule bestimmten Baugrundes und kommt für den Bau der dritten Volksschule in Frage, die den unerträglichen Verhältnissen in der Alten Stadtschule und dem immer noch notwendigen Schichtunterricht ein Ende setzen soll. Möglicherweise erhält der neue Volksschulbau aber euch seinen Standort in der Nähe der Feldstraße. Die endgültige Entscheidung werden die städtischen Ausschüsse demnächst treffen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 10.11.1955
Freitag, 25. November 1955
Händels „Alexanderfest“
Aufführung in der Theodor-Mommsen-SchuIe
st./sch. – Die Aufführung „Alexanderfest“, einer von Georg Friedrich Händel als Oratorium komponierten Ode, hatte eine erwartungsvolle, sympathiegebundene Hörerschaft in die schließlich bis auf den letzten Platz gefüllte Aula der Mommsen-Schule gelockt. Sie brauchte ihr Kommen nicht zu bereuen. Der langanhaltende, dankbare Schlußbeifall für alle Mitwirkenden bewies am besten den Erfolg der Aufführung.
Der Abend wurde eingeleitet mit der vom Schülerorchester der Mommsen-Schule elanvoll gespielten Sinfonie in G-Dur von Christoph Willibald Gluck mit den Sätzen Allegro, Andante, Presto.
Oberstudiendirektor Staberock begrüßte sodann alle Gäste und Mitwirkenden. Er betonte, daß ein Werk wie das „Alexanderfest“, das die griechische Tonkunst verherrliche, eine gute Möglichkeit für die Jugend biete, im Rahmen ihrer Kräfte schöpferisch, das heißt gestaltend, tätig zu werden. Der Abend sei gedacht als Auftakt der alljährlichen Mommsen-Feier.
Das „Alexanderfest“ oder „Die Macht der Musik“ hat als Grundlage eine Dichtung des englischen Dichters John Dryden. Händel hat dieses Werk, das im Covent-Garden London seine Uraufführung erlebte, 1735/1736 komponiert.
Gertrud Fey sang die Sopran-Partie. Ihre natürliche Vortragsart, gepaart mit einer hohen Stimmkultur, ließ die einzelnen Gesänge zu einem persönlichen Bekenntnis werden. Günther Pods (Tenor), den wir zuletzt in der Hohen Messe hörten, wurde seiner Aufgabe gerecht. Ortwin von Holst (Baß-Partie), der kurzfristig für den erkrankten Hermann Rohrbach einsprang (und damit die Aufführung rettete), sang mit der ausgeglichenen und beherrschten Stimme des Routiniers.
Eine überraschend ausgewogene Leistung zeigte der geschulte und präzise geleitete Chor der Mommsen-Schule. Die Frische der jugendlichen Stimmen weckte Begeisterung. Seine gesangliche Leistungsstärke kam besonders im dynamischen Schluß-Chor zur Geltung.
Die orchestrale Begleitung hatte das verstärkte Oldesloer Collegium musicum übernommen. Das Spiel war prägnant, jederzeit ausdrucksstark und einfühlsam. Hier musizierte ein Orchester, das von innen heraus gewachsen und gereift ist.
Am Pult stand Studienrat Fritz Alshuth, der als Dirigent die Aufgabe meisterte, Chor, Solisten und Orchester zu einer wirkungsvollen künstlerischen Einheit zu verbinden. Seine Stabführung war bei sparsamer Mittelanwendung beherrschend. Der Erfolg der Aufführung ist nicht zuletzt sein Verdienst.
Blumen und anhaltender Beifall lockte auf die Gesichter aller Akteure dankbares Lächeln.
STORMARNER TAGEBLATT vom 26.11.1955
Montag, 5. Dezember 1955
Zum Studienrat ernannt
Studienassessor Dr. Günther Marquardt vom Theodor-Mommsen-Gymnasium wurde zum Studienrat und gleichzeitig zum Beamten auf Lebenszeit ernannt.
STORMARNER TAGEBLATT vom 5.12.1955
Mittwoch, 7. Dezember 1955
Mittelschullehrerprüfung bestanden
Der an der Königin-Luise-Schule tätige Lehrer Manfred Oehmke legte in Kiel die Mittelschullehrerprüfung in den Fächern Mathematik und Physik/Chemie ab.
STORMARNER TAGEBLATT vom 7.12.1955
Donnerstag, 8. Dezember 1955
Kritik am Schulverwaltungs-Gesetzentwurf
Erhöhung der Kreisumlagen befürchtet – Kommunale Selbstverwaltung zurückgedrängt
ü. – Kiel. Landkreistag und Landgemeindeverband befürchten eine beträchtliche Erhöhung der Kreisumlagen durch die im Referentenentwurf für das neue Schulverwaltungsgesetz enthaltenen Vorschläge für die künftige Lastenverteilung bei der Finanzierung der öffentlichen Schulen in Schleswig-Holstein. Diese Erhöhung wird vom Landkreistag bis zu acht Prozent der jetzigen Umlagesätze geschätzt.
Den beiden genannten kommunalen Spitzenverbänden war ebenso wie dem Städtebund und dem Städtetag der Referentenentwurf des Schulverwaltungsgesetzes zu einer Stellungnahme zugeleitet worden. In ihren Antworten begrüßen beide Verbände die von der Landesregierung beabsichtigte zusammenfassende Ordnung des gesamten öffentlichen Schulwesens unseres Landes in einem Gesetz und die durch eine klare Abgrenzung der verwaltungspolitischen und finanziellen Zuständigkeiten zwischen dem Land und den Kommunen angestrebte Verwaltungsvereinfachung. An einer ganzen Reihe von Einzelbestimmungen haben sie jedoch lebhafte Kritik.
Vor allem wird bedauert, daß der Bereich der freien Betätigung der Gemeinden erneut um ein beträchtliches Stück zurückgedrängt werden soll. Bisher war die Errichtung einer mittleren oder höheren Schule eine freiwillige Angelegenheit der Gemeinden. Künftig sollen sie dazu verpflichtet sein, wenn der Kultusminister im Einvernehmen mit dem Innenminister feststellt, daß ein Bedürfnis für die Errichtung besteht. Ein Mitwirkungsrecht der Gemeinden bei dieser Entscheidung ist nicht vorgesehen; sie sollen lediglich vorher um ihre Meinung befragt werden. Dagegen wenden sich der Landkreistag und der Verband der Landgemeinden. Sie fordern, daß dem verantwortlichen Handeln der kommunalen Selbstverwaltung ein größerer Spielraum bleibt.
Eine gleich starke Ablehnung finden mehrere der im Referentenentwurf gemachten Vorschläge für die finanzielle Neuordnung des Schulwesens. Die dadurch drohende Mehrbelastung der Kommunen wird für unannehmbar erklärt. Sie würde in schroffem Widerspruch zu den im kommunalen Finanzausgleichsgesetz von 1955 für einen mehrjährigen Zeitraum aufgestellten Berechnungen stehen. Die Mehrbelastung ergibt sich u.a. aus einer teilweisen Verlagerung der Gastschulbeiträge, die seit 1951 das Land bezahlt hatte, auf die kommunale Selbstverwaltung. Das Gastschulgeld für auswärtige Schüler von Aufbauzügen sollen in Zukunft die Heimatsgemeinden und bei Mittelschülern die Kreise tragen. Bei den höheren Schulen droht den Kreisen gleichfalls eine zusätzliche Belastung. Sie können nämlich zur Übernahme der Trägerschaft einer höheren Schule verpflichtet werden. Gastschulbeiträge werden vom Land jedoch nur für Schulkinder gezahlt, die außerhalb des Gebietes des Schulträgers wohnen, das heißt in diesem Fall außerhalb des betreffenden Landkreises, was höchst selten der Fall sein dürfte. Als eine weitere schwer tragbare Mehrbelastung wird die vom neuen Gesetzentwurf vorgeschriebene Erhöhung der Schulneubaurücklagen bezeichnet.
Zusammenfassend treffen die beiden kommunalen Spitzenverbände die Feststellung, daß sich das Land die im Schulverwaltungsgesetz beabsichtigten Eingriffe in die kommunale Selbstverwaltung nicht nur nichts kosten lassen will, sondern daß es darüber hinaus bisher übernommene Lasten auf die Gemeinden und Kreise verlagert und zudem noch weitere Möglichkeiten einer eigenen Entlastung vorsieht. Diese Entwicklung auf dem Gebiet des Schulwesens könne, so wird übereinstimmend betont, die kommunale Selbstverwaltung keinesfalls ihre Zustimmung geben. Es müsse vielmehr gefordert werden, daß das Land sich selbst zur Übernahme zusätzlicher Lasten bereit erklärt.
Die Stellungnahmen aller vier kommunalen Spitzenverbände werden zur Zeit im Kultusministerium vor der Ausarbeitung des endgültigen Regierungsentwurfes sorgfältig geprüft.
STORMARNER TAGEBLATT vom 8.12.1955
Donnerstag, 8. Dezember 1955
Mittelschullehrerprüfung bestanden
Der in unserer Stadt wohnende Lehrer Heinz Timmermann bestand in Kiel seine Mittelschullehrerprüfung in den Fächern Mathematik, Physik und Chemie.
STORMARNER TAGEBLATT vom 8.12.1955
Dienstag, 20. Dezember 1955
Schulkonzert
Volkstümliche Weihnachtsmusik nennt die Königin-Luise-Schule das Konzert, zu dem sie die Bevölkerung morgen um 20 Uhr in ihre Aula einlädt. Streicher- und Flötengruppen, der Schulchor, ein Streichorchester und ein Klaviertrio werden Werke alter Meister spielen. Die Klasse 10a wird eine Kantate von Vincent Lübeck singen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 20.12.1955
Sonnabend, 31. Dezember 1955
Neue Lasten für Oldesloes Stadtsäckel
Bürgermeister zeigte Licht- und Schattenseiten auf
Bürgermeister Barth äußerte sich am Jahresende befriedigt darüber, daß sich die Finanzlage der Kreisstadt 1955 gebessert hat. Von einer Gesundung kann allerdings angesichts der Notwendigkeit, überhöhte Hebesätze für die Gewerbe- und die Grundsteuer aufrechtzuerhalten, noch keine Rede sein.
Bei der Beleuchtung der Probleme, denen sich Bad Oldesloe gegenüber sieht, verwies der Bürgermeister auf neue Lasten. …
Im Vordergrund der kommunalen Arbeit des neuen Jahres werden der Brückenschlag über die Trave, der Ausbau des Berliner Ringes bis zur Lübecker Straße und die Travebegradigung stehen. Es besteht begründete Hoffnung, dass 1956 den Bau der dritten Volksschule mit zehn bis elf Klassenräumen bringen wird. Die gleichen Hoffnungen hegt man für den Neubau der Landwirtschaftlichen Schule. Mit den Erdarbeiten wurde bereits begonnen. …
Die Sorge der Stadt gilt der teilweise gesperrten Turnhalle der Oberschule, deren baldige Instandsetzung vorgesehen ist, um die Halle für das Schulturnen und für die Sportvereine wieder völlig freigeben zu können. Auch hinsichtlich der Umkleideräume im Bürgerpark hofft die Stadt zu einer Lösung zu gelangen; Verhandlungen über die Finanzierung aus Toto-Mitteln sind im Gange. …
STORMARNER TAGEBLATT vom 31.12.1955