Saison 1958/59

Kein Lärm mehr auf Fußballplätzen

Vor Beginn der neuen Saison beschließt der Schleswig-Holsteinische Fußballverband, ab sofort das Zeigen von Transparenten und den Einsatz von Trompeten und anderen Lärminstrumenten auf Fußballplätzen zu verbieten.
Der Verband ist der Meinung, dass damit die Aggressivität auf Fußballplätzen wieder eingedämmt werden kann und das Verbot wieder zu mehr sportlicher Harmonie führen wird.

Da die Mannschaft nun in der höchsten Spielklasse des Landes zu Hause ist, handelt die Spartenleitung mit den Spielern neue Prämien aus:
Für Spiele mit bis zu 1.000 Zuschauern erhält jeder Spieler zukünftig vier Mark bei Auswärts- und sechs Mark bei Heimspielen. Sehen bis zu 2.500 Zuschauer ein Spiel, verdient die Elf jeweils acht Mark (Heim) bzw. 14 Mark (auswärts). Der Vorstand des Gesamtvereins segnet diese Regelung ab.

Mit den Neuzugängen Jürgen Peters (zurück von Phönix Lübeck), Uwe Dau (SSV Pölitz) und Waldemar Driever (ATSV Oldesloe) geht Artur Jantz in die Spielzeit. Die beginnt zwar mit einer Niederlage in Lägerdorf (0:4), doch mit zwei Siegen findet die Mannschaft zu ihrer Form. 2.000 Zuschauer sehen am 31. August dann im Travestadion allerdings eine VfL-Elf, die völlig von der Rolle ist.
2:8 verliert die Mannschaft und kann auch aus den folgenden fünf Spielen nur drei Punkte entführen, so dass am 12. Oktober Platz neun zu Buche steht.

Dann jedoch findet Artur Jantz die richtige Aufstellung und führt seine Mannen zu Siegen in Moisling (4:1) und Flensburg 08 (5:0).
Am 9. November geht es auf die Lohmühle. Seit 1950 standen sich der VfB und der VfL nicht mehr in einem Punktspiel gegenüber. 5.000 Zuschauer pilgern dann auch ins Stadion, um dieses Match, das viele noch an vergangene Zeiten erinnert, zu sehen.
Vor dem Spiel übergibt die Ligamannschaft dem ehemaligen VfB-Mittelstürmer Hermann Feike einen Brief des VfL und einen Blumenstrauß. Feike hatte sich beim letzten Aufeinandertreffen so schwer verletzt, dass ihm das Bein amputiert werden musste. Natürlich sind die Grün-Weißen Favorit der Partie, doch der VfL kämpft aufopferungsvoll und durch die Tore von Werner Petersen (2) und Roland Erbs siegt die Traveelf am Ende mit 3:1.

Die Rückrunde beendet der VfL mit weiteren 4:2 Punkten und geht schon am 14. Dezember in die Rückspiele. Doch die stehen unter einem schlechten Stern.
Drei Niederlagen in Folge werfen die Jantz-Elf auf den zwölften Platz zurück und lässt sie erst nach einem 3:1-Sieg gegen Moisling am 11. Januar wieder mit 19:19 Punkten auf den neunten Platz klettern.

Ausgeglichen ist das Punkteverhältnis auch noch am 8. März (25:25), doch konnte die Liga sich derweil durch Misserfolge der Konkurrenz auf Platz sechs verbessern. Der Klassenerhalt ist dann endgültig erreicht, als Dieter König vier Spiele später den 1 :0-Siegtreffer gegen Olympia Neumünster markiert. Im letzten Spiel des Jahres, gegen VfL Schwartau, verabschiedet sich dann Kapitän Werner Petersen aus der Mannschaft. Leider ist sein Abschiedsspiel eine 1:2 Niederlage, die jedoch weder an der Platzierung noch an der guten Stimmung nach dem Spiel etwas ändern kann.

Gemeinsam mit dem Heider SV wird der VfL nach der Saison als fairste Mannschaft der Amateurliga geehrt. Nur sechs Verwarnungen kamen für den VfL in 30 Spielen zustande.

Nach Ende der Saison gewinnen die Ligaspieler Werner Petersen, Egon Lütge und Wolf-Dieter Bliebenich eine Wette gegen den Oldesloer Kaufmann Hans Stieger. Der nämlich hatte erklärt, er würde jedem, der es schafft, in weniger als zwölf Stunden von Hamburg nach Lübeck zu laufen, 100 DM zahlen.
Um 0.20 Uhr starten die drei am Hamburger Hauptbahnhof und legen bereits um 6.30 Uhr eine Frühstückspause beim Oldesloer Getränkehändler Willy Schlüter ein.
Gegen 10.55 Uhr erreichen sie dann unter Aufsicht den Lübecker Bahnhof, zwar mit Blasen an den Füßen, aber jeder um 100 DM reicher.

Erstmals seit langer Zeit stellt der VfL mit keiner seiner Mannschaften einen Meister.
Die lb-Mannschaft landet in einer Reserverunde auf Landesebene nur im Mittelfeld. Auch die Reserve enttäuscht und steigt als Letzter der A-Klasse ab. Das hat Folgen für die 2. und 3. Herren (die ja eigentlich 4. und 5. heißen müssten), denn obwohl sportlich gerettet, müssen auch sie absteigen, da keine zwei Mannschaften in der gleichen Spielklasse antreten dürfen.

Die Jungmannen verlieren am 28. Februar das entscheidende Spiel gegen Reinfeld und werden damit erstmals nicht Kreismeister.
Auch die anderen Jugendmannschaften schaffen es nicht an die Spitze. Insgesamt zählt der KFV in diesem Jahr 42 Jugendteams. Acht davon, also fast jede fünfte Mannschaft des Kreises, kommt aus dem VfL Oldesloe.
So erfreulich der Fußballboom in Bad Oldesloe auch ist, so bitter ist für die drei vorhandenen Vereine, ATSV, Post SV und VfL doch die Platzmisere. Mit ihren 35 Mannschaften wissen die Vereine bald nicht mehr, wohin.
Neben dem Travestadion stehen nämlich nur die Plätze des Exers zur Verfügung und die ähneln eher einer Kiesgrube mit Trampelpfaden als Sportplätzen. Die Stadt Bad Oldesloe ist in der Pflicht, etwas für den immer beliebter werdenden Fußballsport zu tun.

Dies betont auch Rudi Herzog, der bei der Spartenversammlung am 26. Februar wiedergewählt wird. Mit 431 Mitgliedern ist die Fußballabteilung eine Größe, die es zu beachten gilt. Neuer Stellvertreter von Herzog wird Erich Zeising.

Auch im Gesamtverein gibt es etwas Neues. Auf der Jahreshauptversammlung wird Werner Kiesel am 16. April zum Nachfolger von Heinz Peters gewählt.

Eine lange Lernphase findet am 14. September, zu Beginn der Saison ihr Ende, als nämlich VfL-Trainer Artur Jantz nach zweijähriger Vorbereitungszeit unter Aufsicht des DFB-Beauftragten Helmut Schön die Prüfung für den Übungsleiterschein „A“ ablegt, die ihn zukünftig dazu berechtigt, alle Mannschaften einschließlich Oberliga zu trainieren.
Der VfL Oldesloe kann sich glücklich schätzen, einen derartigen Fachmann in den eigenen Reihen zu haben.

 

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