Saison 1957/58

Aufstieg im dritten Anlauf

Vor Beginn der Saison beschließt der Schleswig-Holsteinische Fußballverband, die Spielklassen umzubenennen: Die Landesliga wird zur 1. Amateurliga, die Bezirksliga heißt nun 2. Amateurliga und aus Kreisliga und 1. und 2. Kreisklasse werden A- bis C-Klasse.
Da außerdem beschlossen wird, die 1. Amateurliga auf 16 Mannschaften aufzustocken, erhält der VfL die Gelegenheit, sich vor Beginn der Punktrunde für den freien Platz zu qualifizieren.
Sechs Mannschaften werden in zwei Gruppen eingeteilt, deren Sieger im Endspiel den Nachzügler ermitteln sollen.

Vor diesem Hintergrund fordert die Ligamannschaft von der Spartenleitung einen bezahlten Trainer. Die Leitung, die diesen Gedanken nicht mitträgt, tritt daraufhin geschlossen zurück.

Horst Kaschner, 2. Vorsitzender des VfL, übernimmt kommissarisch die Geschäfte, bis am 15.  Juli Rudi Herzog und Heinrich Bertram als neue Spartenleiter gefunden werden.
Sie vergeben einen einjährigen Trainervertrag an den 42-jährigen Artur Jaritz und benennen Otto Rathmann und Martin Kock zu Betreuern.

Artur Jantz erweitert den Ligakader um Torhüter Gert Gonska und Kurt Meins (Holstein Segeberg), Günther Rust (Polizei Hamburg) und die Jungmannenspieler Bertold Clasen, Karl-August Wilkens, Reinhard Ott, Egon Lütge und Horst Liedtke.

Am 1. August beginnt die Qualifikationsrunde, die der VfL mit zwei Siegen über Comet Kiel (3:1) und in Siems (1:0 durch ein Tor von Liedtke) siegreich abschließt.
Am 11. August geht es so zum entscheidenden Spiel um den Aufstieg bei den Kilianern in der Landeshauptstadt. Doch trotz guter Leistung unterliegt die Jantz-Elf mit 2:5. Kilia steigt auf, der VfL verbleibt in der 2. Amateurliga.

Schon 14 Tage später beginnt dort die Punktserie. Die Blau-Weißen, in bestechender Form, beginnen furios mit sieben Siegen, die den VfL an die Spitze der Tabelle katapultieren.
Stets jedoch sitzen der LSV Gut Heil und der SV Preußen den Oldesloern im Nacken, so dass schon das 1:1 am 27. Oktober gegen den TSV Siems den Rückfall auf Platz zwei einbringt.
Das Spitzenspiel in Lübeck soll nun eine Woche später zeigen, wer die bessere Mannschaft stellt.
Zweimal schlagen die Schüsse von Egon Lütge im Tor des LSV Gut Heil ein, der die Führung damit wieder an den VfL abtreten muss.

Nach einem 3:1-Sieg in Stockelsdorf, folgt das zweite Spitzenspiel. Die alten Kreisrivalen aus Reinfeld kommen an die Trave und zeigen vor 1.400 Zuschauern, dass sie zurecht um die Tabellenführung mitkämpfen. Nur den hervorragenden Leistungen des Torhüters Gert Gonska ist es zu verdanken, dass die besseren Preußen über ein 0:0 nicht hinauskommen.
Damit und mit dem 3:1-Sieg im letzten Hinrundenspiel in Kaltenkirchen sichert sich der VfL verdient die Herbstmeisterschaft.

Der Januar beginnt mit drei überzeugenden Siegen, in denen die blau-weißen Stürmer 23 Mal treffen. Doch ein 2:2 in Ratzeburg lässt Gut Heil (25:5 Punkte) wieder auf zwei Punkte herankommen.
Der VfL Oldesloe lässt jedoch nichts mehr anbrennen. Mit einer 30-Meter-Bombe läutet Roland Erbs am 16. Februar den 7:0-Sieg gegen Todesfelde ein.
Die einzigen Gegentore der letzten acht Spiele muss Gert Gonska beim 4:1 in  Reinfeld und dem 2:1-Sieg gegen LSV Gut Heil hinnehmen, die dem überragenden VfL jedoch nicht mehr gefährlich werden können.

Mit 105:15 Toren sichert sich die Ligamannschaft die dritte Staffelmeisterschaft nach dem Krieg und zieht erneut in die Aufstiegsrunde ein.

Im parallel ausgespielten DFB-Pokal ist der VfL nach den Siegen gegen Union Ulzburg (3:0), TSV Lütjensee (13:0) und SC Leezen (8:0) am 4. Mai ausgeschieden. Bei den höherklassigen Eichholzer Recken verliert die Traveelf am gleichen Tage mit 1:3.

Die Aufstiegsrunde beginnt am 25. Mai. Vor 2.000 Zuschauern knüpft die Liga an die guten Leistungen der Punktrunde an und schickt Vorwärts Flensburg mit 6:0 nach Hause.
Eine Woche später sind es vor allem Lindemann, Meins und König, die vor 2.500 Zuschauern im Travestadion den 3:1-Sieg gegen Comet Kiel sichern. Zum Spiel Hohenwestedt nimmt Fußballer und Taubenzüchter Mathias Riebel sechs Brieftauben mit, die das „Stormarner Tageblatt“ in dem ca. einstündigen Flug über den jeweiligen Spielstand informieren sollen, der dann im Aushang der Zeitung bekannt gegeben wird. Wegen starken Gewitters starten jedoch nur drei Tauben, von denen zwei erst am nächsten Tag in Oldesloe eintreffen. Die dritte Taube bleibt vermisst...

Das 4:0 in Hohenwestedt am 8. Juni bedeutet dann schon fast den Aufstieg, den der VfL beim 3:1-Sieg gegen Rot-Weiß Moisling am 15. Juni endgültig besiegelt. Am 22. Juni folgt dann noch das letzte Spiel beim ebenfalls schon für den Aufstieg qualifizierten Olympia Neumünster. 3:4 lautet das Endergebnis aus Oldesloer Sicht. An der Freude am verdienten Aufstieg kann dieser Schönheitsfehler in der Bilanz aber nichts mehr ändern.

Zur Belohnung fährt die Ligaelf am 28. Juni nach Nyköbing, wo man die alte Sportlerfreundschaft beim 2:4 neu belebt und anschließend ein Tanzkränzchen sowie den Tivoli besucht.
Ganz Bad Oldesloe feiert die Mannschaft bei ihrer Rückkehr und beglückwünscht den VfL Oldesloe zum Aufstieg in die höchste Spielklasse des Landes.

Die Reserve erreicht in der A-Klasse den 7. Platz. Die 2. Herren wird in der B-Klasse Vizemeister.
Die Alte Herrenmannschaft kann in der neugegründeten Punktrunde noch nicht viel beschicken.

Ganz anders die sieben am Spielbetrieb teilnehmenden Jugendmannschaften. Die 1. Jungmannen stellen unter Trainer Horst Witt ebenso, wie die 1. Jugend mit Trainer Helmut Schweim und die 1. Schüler unter ihrem Übungsleiter Edmund Robatzek die Kreismeister des Jahres.
Auch die Knaben unter den Trainern Herzog und Vierkant holen den Titel.

Wilhelm Stäcker und Jürgen Thurau leisten Pionierarbeit im VfL Oldesloe, als sie sich für den Aufbau von Mannschaften im Alter zwischen sechs und zehn Jahren stark machen und mit diesen auch erste Spiele auf dem Exer bestreiten.
Auf Kleinfeldern sehen mehrere hundert Zuschauer begeistert zu. Die jüngsten Spieler des VfL in diesem Jahr sind die erst sechs Jahre alten Peter Reuter, Horst Kleber und Thomas Stäcker.

Am 7. Oktober beschließt der Vorstand des VfL, jede Woche zwei Mark im Zahlenlotto zu investieren, um damit die Vereinskasse zu füllen. Der erste Gewinn fällt mit 3,20 DM allerdings eher mager aus...

Am 3. März wird Spartenleiter Rudi Herzog im Amt bestätigt. Neuer Stellvertreter der 355 Mitglieder zählenden Sparte wird Wilhelm Düllmann.

Während der 1. Vorsitzende des VfL Oldesloe auf der Jahreshauptversammlung am 18. April nicht zur Wahl steht, wird Walter Busch in geheimer Kampfabstimmung zum 2. Vorsitzenden gewählt. Er vertritt die Turner, die erstmals seit langem mehr Mitglieder (379) haben, als die Fußballer.

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