Saison 1950/51

Erwin Seeler wird Trainer

Einige personelle Wechsel zeichnen sich zu Saisonbeginn ab. Willi Neumann und Artur Jantz wechseln nach Pölitz, wohin ihnen später auch Willi Damski folgt. Der Jungmannenspieler Alfred Sieveke wird frühzeitig in die Liga freigeholt, wechselt während der Serie aber zum S5V Pölitz, der mittlerweile von Wilhelm „Tolle“ Stäcker trainiert wird.
Die Landesliga wird in Amateurliga umbenannt, die Bezirksliga heißt nun Bezirksklasse und besteht aus zwei Staffeln von je zwölf Mannschaften.

Am 10. September verliert man das Auftaktspiel der neuen Saison ausgerechnet gegen den Abstiegskandidaten MTV Henstedt mit 1:3.
Im „Oldesloer Landboten“ äußert sich ein unzufriedener Zuschauer nach dem Henstedt-Spiel wie folgt:
„Es ist ein Unding, wenn sich junge Spieler morgens beim Tennisspiel abtoben. Auch macht es einen schlechten Eindruck, wenn einige Spieler vor dem Spiel rauchend den Platz betreten und am Abend vorher dem Alkohol frönen. Die Leiter der Fußballabteilung müssten diese Leute kaltstellen. Stars haben in der Liga nichts zu suchen.“
Zwar gewinnt man die beiden nächsten Spiele in Trittau (7:0) und gegen Ratzeburg (4:1), muss am 1. Oktober jedoch beim 1:2 beide Punkte in Reinfeld lassen.

Nun aber gelingt der Spartenleitung ein großer Wurf, denn mit Erwin Seeler wird ein Fußballer mit internationalem Renommee als neuer Trainer vorgestellt. Dies rechtzeitig vor dem Spiel gegen die Pölitzer, die man beim 2:1 mit ihrem neuen Trainer Stäcker wieder nach Hause schickt.
Es folgen zwei weitere Siege in Mölln und gegen MTV Lübeck, die der Seeler-Elf Ende Oktober den zweiten Tabellenplatz bescheren

Leider bleibt dies bis Weihnachten der letzte doppelte Punkterfolg. Beim ATSV Lübeck verliert der VfL mit 1:3 und muss nach dem Spiel am 12. November beim LSV Gut Heil (1:1) fortan auch wieder einmal auf Heinz Mandelkau verzichten, der es sich nicht nehmen lässt, seinem Gegner grundlos einen Magenhaken zu verpassen. Nach der Niederlage gegen den ATSV Moisling gelingt es Seeler, den Rechtsaußen Hans Feddern vom Reinfelder TSV abzuwerben.
Nachdem Erwin Seeler sich auch noch selbst reaktiviert, läuft die Rückrunde dann auch deutlich erfolgreicher.

Sieg um Sieg können die Blau-Weißen einfahren.
Insbesondere Werner Kneese zeigt sich hierbei als Leistungsträger und erfolgreicher Torschütze, der von Zuschauern und Presse stets gelobt wird. Bei nur einem Unentschieden gegen die Moislinger (die sich von ATSV in „Rot-Weiß“ umbenannt haben) (5:5) und neun Siegen in Folge, arbeitet sich die Liga bis zum drittletzten Spieltag auf den dritten Platz, den nur zwei Punkte vom ersten ATSV Lübeck trennen.

So müssen nur noch die beiden Schlusslichter Büchen und MTV Lübeck geschlagen werden, um noch den für die Aufstiegsrunde reichenden zweiten Platz zu sichern.
Am 15. April legt die Mannschaft mit einem 9:2 den Grundstein in Büchen, doch beim MTV kommt sie über ein 1:1 nicht hinaus und bleibt so hinter dem ATSV und LSV Gut Heil Dritter.

Für die Reservemannschaften wird beschlossen, ab der kommenden Saison eine eigene Punktrunde auszuspielen.

Der VfL-Vorsitzende Christian Ohrt legt sein Amt nieder. Sein Nachfolger wird Leo Seipelt.
Mit Ohrt geht ein Mann von der Bühne des VfL Oldesloe, der das moderne Gesicht des Vereins wesentlich geprägt und gestaltet hat. Seit 1927 agierte er als Vorsitzender des damals noch Oldesloer Sportvereins. Er engagierte sich nicht nur als Sportlehrer für die Ausbildung der Jugend, sondern darüber hinaus in den kommunalen Gremien der Stadt Bad Oldesloe und den Sportverbänden.
So war er Ende der zwanziger Jahre Mitglied des Ausschusses „Vereinigung für Leibesübungen“, in dem sich die städtischen Vereine zusammenfanden. Er begleitete den OSV 1937 auch zur Fusion mit dem MTV und wurde der erste „Vereinsführer“ des VfL Oldesloe. Dies in einer Zeit, da die NSDAP an der Macht war und die Rolle Ohrts auch kritisch betrachtet werden muss.
Gleichwohl blieb er Vereinsvorsitzender auch über das Kriegsende hinaus und hinterlässt seinem Nachfolger in diesem Jahr ein Erbe von 24 Jahren erfolgreicher Vereinsarbeit.

Der VfL Oldesloe beschließt, den Sparten mehr Eigenständigkeit einzuräumen. Dr. Erwin Lüders wird Leiter der Fußballabteilung, Karl-Heinz Schmidt Fußballjugendwart.
Aufgrund vorhandener finanzieller Probleme wird ein Finanzausschuss für die Fußballer gegründet. Er besteht aus Martin Münster, Otto Rathmann, Hans Fokuhl und Hans Petersen.

Zweimal erhält der VfL Oldesloe in dieser Saison von schwedischen Vereinen der zweiten Division Besuch. Zum Jahreswechsel gastiert der IF Nybro in Bad Oldesloe. Die LN schreiben: „Sie sind nicht so groß, wie wir uns Schweden vorstellen, aber höflich und gut erzogen.“
Im Mai ist der IF Hässleholm zu Gast in Bad Oldesloe.
Die Schweden, die nur mit Mühe 2:1 gewinnen, zeigen sich überrascht, dass Deutschland schon wieder einen solchen Lebensstandard aufweist.

Die Bildung einer „zweiten Division“, zu der auch der VfL Oldesloe sich bewirbt, wird vom Norddeutschen Fußballverband wieder verworfen, da zu wenige Vereine das für das Vertragsspielerwesen notwendige Kapital aufweisen können.

 

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