Saison 1964/65

Rückennummern werden Pflicht

Noch vor Beginn der neuen Saison, gibt der Deutsche Fußball-Bund die Devise an alle Vereine aus, künftig Rückennummern tragen zu müssen. Hiermit soll Zuschauern und Schiedsrichtern das Wiedererkennen und Zuordnen von Spielern erleichtert werden.

Auf dem Verbandstag des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes wird der VfL Oldesloe für die Landesmeisterschaft der vergangenen Saison geehrt. Franz Bartkowiak ist ab sofort neuer Spielausschußobmann, ein Oldesloer als Organisator der höchsten Spielklasse des Landes.

Womit motiviert man eine Mannschaft, nach dem Erreichen des maximalen Erfolges? Für Trainer Artur Jantz und Ligaobmann Gustav Lüthje ist das Ziel klar: Die Meisterschaft wird einfach wiederholt.

Um dieses Ziel zu erreichen, verstärkt sich der VfL noch einmal und holt mit Uwe Westphal (Buxtehuder SV), Holger Dau (SV Eichede) und den Jungmannenspielern Uwe Goronzi und Runald Fischer vier neue Kräfte ins Team.

Mit dem Rückenwind des Titels startet die Liga dann auch in die Spielzeit. Drei Siege in den ersten Spielen machen klar: Der VfL wird bei der Vergabe der Meisterschaft wieder ein Wort mitreden. Den ersten Punktverlust erlebt die Elf am 6. September in Schleswig, als sie mit einem 0:0 im Gepäck die Heimreise antritt, obwohl Gerd Heitmann mit von der Partie war, nachdem er erst zwei Tage zuvor seine Frau Monika in den Hafen der Ehe führte.

Es folgt eine kleine Krise, die damit beginnt, dass Horst Liedtke verletzt ausfällt. Ohne den Organisator verliert man gegen den Itzehoer SV (0:1) und in Heide (2:3). Auch die folgenden Spiele lassen die große Überlegenheit des VfL vermissen.
Knappe Siege, die, wie im Spiel gegen Comet Kiel erst in der 87. Minute zustande kommen, wechseln sich mit Unentschieden, selbst gegen den Tabellenletzten Flensburg 08 ab.
Erst im letzten Hinrundenspiel gelingt beim 6:2-Sieg gegen die Kieler Borussen, zu dem Holger Dau einen Hattrick beisteuert, wieder ein überzeugender Erfolg.
Doch nach dem 0:2 in Lägerdorf und einem 3:1-Sieg in Segeberg, bei dem Torwart Gert Girschkowski überragend hält, bleibt für den Neujahrswechsel „nur“ der dritte Platz. -Zuwenig, wenn man Meister werden will.

Auch die ersten beiden Spiele des neuen Jahres bringen nur einen Punkt (2:2-Holstein Kiel Amateure und 0:1 in Phönix Lübeck).
Doch am 17. Januar beginnt eine Siegesserie von sechs Spielen in Folge, an deren Ende sich die Jantz-Elf auf den zweiten Platz geschraubt hat und doch nochmal von Meisterehren träumen kann.
Am 7. März reißt die Serie jedoch beim 0:2 gegen Schleswig 06 und schon jetzt ist klar, dass man den Itzehoer SV wohl nicht mehr gefährden wird, zumal dieser dem VfL am 28. März ein 1:1 abringt, das erst in der 88. Minute durch ein Tor von Liedtke gerettet wird. Vor 2.500 Zuschauern kann Itzehoe damit bereits die Meisterschaft feiern.

Doch die Blau-Weißen holen sich aus den letzten drei Spielen noch vier Punkte und halten damit ihren dritten Tabellenplatz, der nun wahrlich keine Schande ist.
Wichtig ist er vor allem deshalb, weil er zur Teilnahme an der Deutschen Amateurmeisterschaft berechtigt, da die beiden Tabellenersten ja mit ihren Aufstiegsspielen beschäftigt sind.

Die Pause bis zum Beginn der Meisterschaft, überbrückt der Verband mit einer Runde um den sogenannten Holstenpokal. Mit einem 1:1 in Phönix und dem 2:0-Sieg gegen Holtenau beendet der VfL diese Runde dann aber, um sich voll auf die erste Meisterschaftsbegegnung gegen die Amateure des Karlsruher SC zu konzentrieren.

Am 23. Mai reist die Trave-Elf ins badische Land und erringt dort mit dem 2:2 eine sehr gute Ausgangsposition für das Rückspiel am 30. Mai. Holger Dau wird an diesem Tage zum Matchwinner, als er mit seinem Treffer zum 1:0 den VfL in die nächste Runde schießt.

Dort wartet am 6. Juni die Amateurmannschaft von Hannover 96 auf den VfL. Diesmal bleibt die Mannschaft von Trainer Jantz im Hinspiel ohne Torerfolg und unterliegt mit 0:1.
Das Rückspiel am 12. Juni bietet dann Spannung pur. Nach der regulären Spielzeit hat der VfL das Hinspielergebnis egalisiert und erzwingt damit die Verlängerung. Hannover legt vor und gleicht zum 1:1 aus, was die Blau-Weißen jedoch kurz vor Schluß durch den 2:1-Siegtreffer wieder wettmachen.
Da die auswärts geschossenen Tore noch nicht höherwertig angesehen werden, muss das Los den Sieger ermitteln, denn auch ein Elfmeterschießen ist für diese Spiele nicht als Entscheidungsfindung vorgesehen.
Der Schiedsrichter wirft also im Beisein beider Mannschaften eine Münze und ermittelt Hannover 96 als Gewinner. Der VfL Oldesloe muss sich also vom Traum der Deutschen Meisterschaft verabschieden, ohne sportlich verloren zu haben.

Trösten kann sich die Mannschaft nicht nur mit ihren wirklich hervorragenden Leistungen, sondern darüber hinaus mit dem Fair-Play-Pokal, den sie in dieser Saison erhält.

Dietrich Graffenberger ist mit der 2. Herrenmannschaft in dieser Serie ähnlich erfolgreich. Als deren Trainer erlebt er zunächst die Vizemeisterschaft der Kreisliga, hinter Meister Post SV Oldesloe. Das Entscheidungsspiel am 2. Mai endet 2:1 für Post. Anschließend nimmt er mit seiner Elf an der Aufstiegsrunde zur 2. Bezirksliga teil. Zwar beendet die Mannschaft die Runde „nur“ als Vierter, kann aber durch einen frei gewordenen Platz dennoch aufsteigen.

Die 3. Herren in der A-Klasse holt sich, ebenso wie die 4. Herren in der B-Klasse, den siebenten Platz.
Zwei weitere Titel fährt die 5. Herrenmannschaft in diesem Jahr für den VfL ein. Mit ihrem Betreuer Günter Mrowka wird die Mannschaft mit 110:31 Toren und 42:2 Punkten überlegener Meister der D-Klasse und gewinnt auch den „Kampf“ im „Ringen um die sportliche Ritterlichkeit“, sie holt den Fair-Play-Pokal.

Die Jugendmannschaften zeigen in dieser Saison, ebenso, wie die Alten Herren eher durchschnittliche Leistungen und stehen am Ende ohne Titel erstmals mit leeren Händen da.

Auf der Spartenversammlung am 8. Februar erhält Rudi Herzog, der wieder im Amt bestätigt wird, einen neuen Stellvertreter. Jörn-Peter Schell wird künftig, gemeinsam mit Schatzmeister Karl Nossol und Jugendwart Egon Lindemeier, die Fäden im Fußball ziehen.

Neben den bereits angesprochenen Rückennummern führt der Schleswig-Holsteinische Fußballverband in diesem Jahr auch Armbinden für Spielführer ein und legt die Eintrittspreise einheitlich auf 1,50 DM fest.

Am 4. Oktober gelingt es Rudi Herzog, ein sportliches Highlight ins Travestadion zu holen. Schleswig-Holstein spielt mit seiner Auswahl im DFB-Länderpokal gegen Hessen. Die drei eingesetzten VfL-Spieler Uwe Dau, Horst Liedtke und Gerd Heitmann können aber an der 0:4-Niederlage nichts ändern.

Zu einem Volksbegehren der Oldesloer Bürger führt die städtische Planung einer sogenannten „Nordtangente“ durch den Bürgerpark. Die Straße soll den Durchgangsverkehr aus der Innenstadt holen. 2002 Einsprüche prasseln auf die Stadt ein. Zur Erhaltung der grünen Lunge der Stadt gründet sich eine „Wählergemeinschaft Bürgerpark“. Vorsitzender wird Walter Busch, der damit zum Kommunalpolitiker wird.

 

 

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