Samstag, 14. Okt. 1961 Bleibt der VfL ungeschlagen? Schleswig 06 mit stabiler Abwehr im Stadion. Morgen um 15 Uhr empfängt der VfL Oldesloe Schleswig 06. Damit beginnt für die Elf eine Reihe schwerer Spiele, denn anschließend muß sie in Kiel gegen Friedrichsort und Kilia antreten. Die Experten widmen diesen Spielen des bisher allein ungeschlagenen VfL große Beachtung, und man ist gespannt, ob er auch diese Hürden nehmen wird. In gleicher Besetzung wie gegen Gut Heil Neumünster will der VfL die morgige Begegnung durchführen.

Mit Schleswig 06 steht dem VfL ein Gegner gegenüber, der in Studienrat W?????XY Dominke einen guten Trainer hat. Durch die Zugänge im Sturm, Busch (früher TSV Lägerdorf) und Röh (eigener Nachwuchs), verbesserte sich das Angriffsspiel der Gäste. Auswärts wie heimwärts weist die Bilanz der Schleistädter bis jetzt je zwei Siege und zwei Niederlagen nach. Mit 8:8 Punkten (VfL 12:2) erreichten sie den neunten Tabellenplatz.

Recht schwer wird der VfL-Sturm es gegen den stabilen Abwehrblock der Gäste haben. Im Tor steht dort nach wie vor der reaktionssichere Klimmeck. Bis auf die Neuzugänge dürfte der VfL-Elf, die im Vorjahr erstmalig gegen die Schleswiger einen Sieg (2:0) landen konnte, alle anderen Spieler bekannt sein. Trainer Artur Jantz und seine Elf erinnern sich an das knappe 3:3 gegen Aufsteiger Holtenau und sehen in Schleswig 06 den Favoriten. Keineswegs schätzen sie den Gegner nach seinem Tabellenplatz ein. Der VfL weist darauf hin, daß der Weg hinter dem Stadion während des morgigen Fußballspiels polizeilich gesperrt ist. ST

 

Sonntag, 15. Okt. 1961 - 8. Punktspiel

VfL Oldesloe - Schleswig 06 3:0 (1:0)

Oldesloer immer stärker - 3:0 über Schleswig 06. Auch Sonderbewacher Dörbaum konnte Struppek nicht stoppen. VfL-Abwehr wieder auf dem Posten. Der VfL Oldesloe überrascht und steigert sich immer mehr. Obwohl die Elf zwei Spiele weniger als ihre unmittelbaren Konkurrenten ausgetragen hat, liegt sie bereits an zweiter Stelle und weist mit zwei Minuspunkten und nur sieben Gegentoren das kleinste Minuskonto auf. Selbst gegen die leicht favorisierten Schleswiger gab es einen glatten Sieg, der sogar noch höher hätte ausfallen können. Niemand hatte jedenfalls damit gerechnet, daß der VfL ein so überlegenes, schwungvolles und kämpferisch hervorragendes Spiel liefern würde.

Was von dem VfL-Sturm schon in der ersten Halbzeit geleistet wurde, verdient höchstes Lob. Innerhalb von zwölf Minuten erkämpfte er sich vier klare Chancen, die bei etwas Glück das Spiel hätten frühzeitig entscheiden können. Doch Klimmeck, Schleswigs Schlußmann, war groß in Form, vereitelte vieles, und der Schleswiger Abwehrblock insgesamt gab sein Letztes, um den Sturmwirbel der Oldesloer zu bremsen.

Wenn die Gäste ohne Ehrentor blieben, so lag es an ihrem harmlosen Innensturm. Vielleicht war es ein Fehler, daß man Dörbaum zurückgezogen - mehr oder weniger als Bewacher von Struppek - spielen ließ.

Bei den VfLern gab es eigentlich keine Enttäuschung. Im Sturm wurden ständig die Positionen gewechselt, so daß die ganze Angriffsmaschine laufend in Bewegung war. Großartig wieder der agile und umsichtige Struppek, der Torchancen förmlich riecht. Auch Lütge und Dau waren weit besser in Form als in so manchem vorangegangenen Spiel. Mit Heitmann und Meins hatte man die Außenpositionen gut besetzt. Viel Applaus erhielt Alfred Liedtke für seine Störaktionen und Alleingänge. Es war eine Freude zu sehen, wie der Abwehrblock mit ihm, Wilkens, Horst Liedtke, Lindemann und Peters immer wieder funktionierte. Dau recht reaktionssicher.

Die Schleswiger kämpften manchmal etwas zu hart um jeden Meter Boden. Vor allem aber gebührt Anerkennung ihrer Hintermannschaft. Ihre Taktik, Dörbaum zurückgezogen spielen zu lassen, brachte ihnen Vorteile im Aufbau, in der Auswertung aber fehlte er. Was Thomas, den man in den letzten 15 Minuten für Kähler II in die Abwehr genommen hatte, und auch Röh boten, genügte nicht. Bester Stürmer Busch, der recht gefährliche Chancen herausarbeitete, die aber nicht genutzt wurden. Sylvester überzeugte, wenngleich er in Peters einen guten Bewacher hatte. Von beiden Außenläufern gefiel Wulf, der seinen Sturm mit großartigen Vorlagen unterstützte und mit seinen Bombenschüssen recht gefährlich wurde. Schwach dagegen Stelzner. Nanz und Kähler II sowie Klimmeck war es zu verdanken, daß es bis zur Pause nur 1:0 für den VfL stand. Wenn auch in den letzten 15 Minuten mit Mann und Maus versucht wurde, den VfL-Vorsprung zu verringern, so waren es doch nur Entlastungsangriffe, denen der notwendige Druck fehlte. SPM

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Horst Liedtke, Jürgen Peters - Karl-August Wilkens, Wilhelm Lindemann, Alfred Liedtke - Herbert Meins, Harry Struppek, Egon Lütge, Manfred Dau, Gerd Heitmann.

Schleswig 06: Klimmeck - Nanz, Kähler II - Wulf, Kähler I, Stelzner - Sylvester, Dörbaum, Thomas, Röh, Busch.

Tore: 1:0 Herbert Meins (27.), 2:0 Struppek (74.), 3:0 Heitmann (84.). - Schiedsrichter: van Thiel (Kiel). - Zuschauer: 1700.

 

Montag, 16. Okt. 1961 Alles spricht in Schleswig-Holstein vom VfL Oldesloe! Von jenem Verein, der zwar - weil sich die städtischen Plätze in einem unmöglichen Zustand befinden und deshalb vom Kreisfußballverband Stormarn gesperrt wurden - mehrere Jugendmannschaften aus dem Spielbetrieb zurückziehen mußte, mit seiner Ligaelf aber ganz groß im Rennen liegt. So vortrefflich, daß es in Bad Oldesloe sogar schon Experten gibt, die von der Oberliga-Aufstiegsrunde träumen...

Warum nicht? Wenn der VfL so weiter macht, dann könnte man tatsächlich darüber reden! Auf jeden Fall steht der VfL nach seinem imponierenden 3:0 über Schleswig 06 mit 14:2 Punkten am besten da, wenn auch der Heider SV mit 16:4 Punkten die Tabelle anführt. In der Torschützenliste liegt mit Struppek jetzt auch ein Oldesloer mit ganz vorn! Acht Tore erzielten bislang Meinke (Heider SV), Geertz, Horn (beide SV Friedrichsort) und Struppek (VfL). SPM

 

Samstag, 21. Okt. 1961 Bleibt der VfL ungeschlagen? Mit umgestellter Mannschaft zum SV Friedrichsort. Im Spitzenspiel SV Friedrichsort gegen VfL Oldesloe stehen sich morgen um 11 Uhr auf dem Sportplatz Hohenleuchte der Tabellendritte und der Tabellenzweite gegenüber. Die Leuchtturmwärter spielen ohne Karstens und Rolf Geertz im Sturm, und der VfL muß auf Alfred Liedtke verzichten. Ein Unentschieden würde dem VfL zum Erhalt seines zweiten Tabellenplatzes genügen. Wird er auch dem Meisterschaftsanwärter einen Erfolg abringen können?

Wenn der Gastgeber auch seine Außenstürmer ersetzen muß und der Angriff nicht so durchschlagskräftig wie in seinen bisherigen fünf siegreichen Heimspielen sein sollte, so ist die Aufgabe des VfL doch sehr schwer. Im Friedrichsorter Sturm geht die größte Gefahr von dem Nachwuchsspieler Scheer und Buschmann aus. Zu erwähnen wäre in der Läuferreihe noch Röder, der recht offensiv in das Spielgeschehen eingreift. Nach ihrer 1:4-Niederlage am Vorsonntag gegen Phönix Lübeck werden die Leuchtturmwärter alles daransetzen, ihren Heimnimbus zu wahren, um damit den zweiten Tabellenplatz wieder zu erreichen.

Der VfL spielt diesmal mit einer etwas umgestellten Elf. Man hofft im Stillen, daß die in ihren bisherigen acht Spielen noch ungeschlagene Elf, nachdem sie gegen die Favoriten VfB Lübeck, Holstein Kiel Amateure und Schleswig 06 erfolgreich abschnitt, zumindest einen Punkt mit nach Hause bringt. ST

 

Sonntag, 22. Okt. 1961 - 9. Punktspiel

SV Friedrichsort - VfL Oldesloe 0:6 (0:1)

Kaum zu glauben: Oldesloe 6:0 in Friedrichsort. Diese Oldesloer Elf könnte sogar Meister werden. Struppek dreifacher Torschütze. Wer hätte das gedacht: 6:0 (sechs zu null!) für den VfL Oldesloe in Friedrichsort! Kaum zu glauben! So hoch verloren die Friedrichsorter seit Jahr und Tag nicht mehr! Während den Friedrichsorter Anhängern der Sonntagsbraten ganz und gar nicht geschmeckt haben dürfte, war der Jubel bei den vielen Oldesloer Schlachtenbummlern riesengroß! Der VfL ist wirklich groß in Fahrt gekommen, er besitzt in Heitmann (früher St. Pauli) und Struppek (kam von Post Oldesloe) zwei ausgezeichnete Stürmer als Spielmacher beziehungsweise Torjäger. Diese Elf wird mitreden, ganz gewiß - wer Meister werden will, muß Oldesloe schlagen! Vizemeister Friedrichsort aber scheint in einem bösen Formtief zu stecken, das nicht allein mit dem Fehlen von Rolf Geertz (diesmal mußten auch Karstens und Buschmann ersetzt werden) entschuldigt werden kann. Bis zur 44. Minute hieß es noch 0:0, dann aber waren die blitzschnellen Oldesloer nicht zu halten. Struppek imponierte als dreifacher Torschütze ganz besonders. Auf jeden Fall ist dieses 6:0 das bisher sensationellste Ergebnis dieser Saison!

1:1 gegen VfB Lübeck, 2:1 gegen Flensburg 08, 2:1 über Holstein Kiels Amateure, 3:0 über Schleswig 06 und jetzt 6:0 über den Vorjahreszweiten SV Friedrichsort, das sind einige Stationen der Oldesloer Mannschaft, die allein noch ohne Niederlage ist und mit einem hervorragenden Torverhältnis von 24:7 und mit 16:2 Punkten relativ am günstigsten dasteht.

Es gibt keinen Zweifel: der Oldesloer Fußballhimmel ist weit geöffnet. Die Mannschaft verfügt über eine ausgezeichnete Kondition, ist darüber hinaus auch taktisch großartig beraten. Kann der VfL die Kraft und das derzeitige spielerische Niveau konservieren, dann wird er ein ganz gewichtiges Wort bei der Vergebung der ersten beiden Plätze mitreden!

Die Stütze des Oldesloer Spiels in Friedrichsort war der Ex-St.-Paulianer Heitmann, der das vierte Spiel für den VfL absolvierte und schon jetzt für die Elf unentbehrlich ist. Er ist der eigentliche Spielmacher des Angriffs, zieht geschickt etwas aus der Tiefe seine Fäden und ist technisch und konditionell ohne Fehler. Mit Außenläufer Wilkens verfügt der VfL über eine weitere Spielerpersönlichkeit, die durch ihre Übersicht ein Spiel gestalten kann. Im Sturm war Struppek mit seinem Torriecher (ähnlich wie einst Dieter Krafczyk) von Beckmann kaum zu bremsen. Sehr gut gefiel auch Meins als Außen. Überhaupt imponierte der Oldesloer Sturm mit seinem modernen Spiel, bei dem dauernd die Positionen gewechselt wurden, so daß die Friedrichsorter Gegenspieler zum Schluß einfach keine Manndeckung mehr durchhielten. Stopper Lindemann und Horst Liedtke gaben der Abwehr Stabilität.

Ganz anders dagegen bei Friedrichsort! Bereits nach 20 Minuten war offenbar, daß diese Friedrichsorter Elf den Oldesloern nicht gefährlich werden konnte. Sie hielten zwar im Mittelfeld noch mit, aber im Sturm der Platzherren war absolut kein gefährlicher Mann zu sehen. Damit war das Friedrichsorter Schicksal besiegelt: Vorerst hielt Beckmann den Torjäger Struppek gut. Schöttke hatte dagegen mit dem verhältnismäßig schwachen Clasen schon große Mühe. Klose konnte Meins überhaupt nicht halten, hinzu kam, daß Torwart Schramm in den entscheidenden Spielphasen versagte. Bei den ersten beiden Toren beherrschte er seinen Strafraum nach Flanken beziehungsweise Ecken nicht! Das unglückliche dritte Tor von Humburg brachte die Elf dann völlig durcheinander.

Friedrichsort gelang es einfach nicht, die fehlenden Stammspieler zu ersetzen. Klose ist kein Verteidiger und Humburg kein Läufer! Nach dem Wechsel versuchte man durch eine Umstellung noch etwas zu ändern, aber Röder hätte bestenfalls im Angriffszentrum etwas erreichen können, denn Clasen und Scheer blieben in der Mitte farblos. Alles in allem war es ein rabenschwarzer Tag für die Friedrichsorter, die mit ihrem hohen Spiel zu keiner mannschaftlichen Geschlossenheit fanden. Gute Noten verdienten sich nur der unermüdliche Horn und Beckmann (vor der Pause). Es bleibt nur zu hoffen, daß sich Friedrichsort, wenn Rolf Geertz, Karstens und Buschmann wieder dabei sind, ganz schnell von diesem Schock erholt, sonst gibt es womöglich noch weitere Rückschläge. Zehn Gegentore in den beiden letzten Spielen stimmen bedenklich!

Stimmen nach dem Kampf - Trainer Hetzer (SV Friedrichsort): „Ein verdienter Sieg der Oldesloer, auch in dieser Höhe. Man darf dabei natürlich nicht übersehen, daß drei unserer Besten nicht dabei waren. Das soll jedoch keineswegs eine negative Kritik an den Ersatzspielern sein. Hinzu kam, daß auch Röder kurz vor dem Spiel eine Mandelentzündung bekam und praktisch mit Fieber spielte.“ Rolf Geertz (augenverletzt unter den Zuschauern weilend): „Die Oldesloer waren klar besser. Wir fanden keine Einstellung zu ihrem Spiel. Bei uns fehlten zwar drei gute Spieler, auch Röder spielte mit Fieber, trotzdem ist das keine Entschuldigung .- so hoch hätten wir nicht verlieren dürfen!“ Trainer Jantz (VfL Oldesloe): „Für mich war es ein gutes Spiel, auch fair und einwandfrei. Wir haben unsere spielerische Linie gefunden. An und für sich hatten wir nur mit einem Unentschieden gerechnet. Daß es so gekommen ist, freut uns natürlich besonders, wenn wir dieses 6:0 auch keineswegs überschätzen!“ Rudi Herzog (Ligaobmann des VfL Oldesloe): „Ich bin restlos zufrieden. Wir haben uns gut vorbereitet, der Sieg war der verdiente Lohn dafür. Trotzdem bleiben wir mit beiden Füßen auf der Erde. Wir rechnen keineswegs bereits mit der Oberliga-Aufstiegsrunde, aber man sollte uns erst schlagen. Ich glaube, daß wir gezeigt haben, daß wir Fußballspielen können!“ SPM

SV Friedrichsort: Schramm - Beckmann, Klose - Lankeit, Schöttke, Röder - Schliebs, Scheer, Horn, Clasen, Humburg.

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Horst Liedtke, Jürgen Peters - Manfred Dau, Wilhelm Lindemann, Karl-August Wilkens, Herbert Meins, Egon Lütge, Bertold Clasen, Gerd Heitmann, Harry Struppek.

Tore: 0:1 Clasen (45.), 0:2 Lütge (48.), 0:3 Eigentor Humburg (49.), 0:4 Struppek (55.), 0:5 Struppek (75.), 0:6 Struppek (77.). - Schiedsrichter: Arend (Meldorf). - Zuschauer: 2000 am Sonntagvormittag, darunter etwa 700 (!) Oldesloer Schlachtenbummler..

 

Montag, 23. Okt. 1961 In der Torschützenliste hat der Oldesloer Harry Struppek durch seine drei Tore in Friedrichsort die Alleinführung übernommen - mit insgesamt elf Treffern. Hand aufs Herz: Wer kannte vor wenigen Wochen schon den Namen Struppek...?

 

Dienstag, 24. Okt. 1961 „Eine erstaunlich starke Mannschaft!“ Pressestimmen zum 6:0 des VfL Oldesloe. „Erstklassig und technisch schön“. „VfL Oldesloe jagt den Heider SV“ und „Am Sonntag könnte der VfL Oldesloe die Tabellenspitze übernehmen“. So las man es gestern in der schleswig-holsteinischen Presse nach dem sensationellen 6:0-Sieg über den SV Friedrichsort. Der VfL hat glänzende Kritiken bekommen.

So schreiben die „Kieler Nachrichten“: „Einen auch in dieser Höhe vollkommen verdienten Sieg konnte die ausgezeichnet gefallende Mannschaft des VfL Oldesloe über die sehr enttäuschenden Friedrichsorter erzielen. Sie konnten von ihren Gästen viel lernen, denn diese liefen jedem Ball nach und zeigten ein wirklich erstklassiges und technisch schönes Spiel. Die Friedrichsorter konnten tatsächlich von Glück reden, daß sie nicht schon zur Halbzeit mit drei oder vier Toren in Rückstand lagen, denn eine Vielzahl von Chancen der Oldesloer wurden bis dahin vereitelt. Als kurz nach der Pause innerhalb von zehn Minuten drei Tore für die Gäste fielen, war das Rennen bereits endgültig entschieden.

Die Oldesloer, denen bereits ein guter ruf vorausging, haben wirklich eine erstaunlich starke Mannschaft beisammen, die - wenn die Form weiter so anhält - bestimmt bei der Meisterschaft ein ernstes Wort mitreden werden!“

Die Deutsche Presse-Agentur berichtet: „Die größte Niederlage seit Jahren mußte der SV Friedrichsort mit 0:6 vor eigenem Publikum gegen den stark herausgekommenen VfL Oldesloe beziehen.“. Das „Hamburger Abendblatt“ stellt fest: „Bis zur Pause hielten die Friedrichsorter noch mit. Dann aber wirbelte der schnelle Oldesloer Sturm sie restlos durcheinander.“

Die Mannschaft hat übrigens in dieser Spielzeit die wenigsten Gegentreffer aller Amateurliga-Mannschaften hinzunehmen brauchen, nämlich sieben. Das spricht für die starke Deckung der Oldesloer. Da sich Struppek und Heitmann immer besser in den Sturm eingefügt haben, ist der Angriff zu einer gefährlichen Waffe geworden. Vor allem besitzt die Elf aber einen vorzüglichen Mannschaftsgeist, der nicht zuletzt ihre Erfolge erklärt. ST

 

Samstag, 28. Okt. 1961 Beim VfL ist alles fit fürs Kilia-Spiel. Man ist im Oldesloer Lager optimistisch. VfL gewann noch nie auf dem Kilia-Platz. Morgen um 15 Uhr muß der VfL Oldesloe in seinem zehnten Spiel auf dem Kilia-Platz in Kiel gegen den Tabellensechsten antreten. Diesmal geht es für die Oldesloer um die Tabellenführung, da Spitzenreiter Heider SV (18:4 Punkte) pausiert. Kilia ist zu Hause noch ungeschlagen, will die Erfolgsserie des VfL stoppen. Werden die Oldesloer den Nimbus der Unbesiegbarkeit aufrechterhalten können? In ihrer Elf ist alles fit.

Die Kilianer besiegten gleich dem VfL den SV Friedrichsort (2:1). Ihr neuer Trainer XY????? Hartig brachte die Elf in dieser Saison groß heraus. Zwei neue Spieler, Läufer Warnholz und Stürmer Vollertsen, brachten Schwung in die Kieler Elf, die den VfL im letzten März 4:0 schlug!

In den drei vorangegangenen Jahren wechselten Erfolg und Niederlage in den Begegnungen der Mannschaften. So spielte der VfL gegen Kilia: 1:1, 1:3, 6:3, 0:4, 3:1 und 0:4. Danach wäre der VfL also mit einem Erfolg dran. Doch haben die Oldesloer auf dem Kilia-Platz noch keinen Sieg erringen können. Sie sind aber stärker geworden und verfügen daneben über gute Moral, Kondition und Kameradschaft, was eigentlich genügen sollte, um die Tabellenspitze zu erreichen. ST

 

Sonntag, 29. Okt. 1961 - 10. Punktspiel

Kilia Kiel - VfL Oldesloe 0:1 (0:1)

Ein Struppek-Tor ließ 1000 Oldesloer jubeln. Großartiges Spiel in Kiel. Wie nahe war Kilia einem Unentschieden. 3500 Zuschauer auf dem Kilia-Platz! Das ist in diesem Jahr absoluter Zuschauerrekord für die „Rothosen“! Struppek und Co. werden langsam interessant für das Publikum! Um es gleich vorwegzunehmen: die Oldesloer Elf hat auch auf dem Kilia-Platz ihre Klasse unter Beweis gestellt! Zwar fielen keine sechs Tore wie in Friedrichsort, dazu war aber Kilia auch viel zu gut! Es wurde ein überlegtes Fußballspiel gezeigt mit vielen taktischen Finessen für den Feinschmecker, packende Strafraumszenen und gesunder, fairer Einsatz auf beiden Seiten, ein Spiel, das die Zuschauer restlos befriedigte. Das 1:0 der Gäste fiel vielleicht etwas glücklich aus, denn auch Kilia hatte vor der Pause wie auch nach dem Wechsel klare Chancen. Insgesamt stellte Oldesloe aber doch die reifere Elf und wurde durch diesen Sieg verdientermaßen Spitzenreiter der Amateurliga!

Bis zum Schluß bot diese Partie alles an Spannung, was im Fußballspiel „drin“ ist. Kilia drängte zuletzt stark auf den Ausgleich; in der 75. Minute schoß Bygand aus vier Metern knapp daneben und Vollertsen traf in der 85. Minute nur den Pfosten, aber dann verhinderte im Gegenzug Vanini ganz groß gegen Torjäger Struppek, der völlig frei aus drei Metern zum Schuß ansetzte, das 0:2 in der Schlußminute!

Zum Fußballspiel gehören aber nicht nur Beine (wenn man erfolgreich sein will), sondern auch ein Kopf. Das hat der VfL deutlich gezeigt! Die Stärke der Gäste ist ihre taktische Führung, die sich zu jedem Spiel etwas Neues einfallen läßt. Das gibt ihnen gegen spielerisch gleichwertige Gegner immer eine kleine zusätzliche Hilfe! Kilia kam nicht dahinter, daß Struppek eigentlich Mittelstürmer spielte (mit der Nummer 11) und Heitmann Halbstürmer mit Nummer 9. So stand jeder Abwehrspieler praktisch auf einem ungewohnten Post, denn er folgte getreu der für ihn zuständigen Rückennummer!

Die Oldesloer aber hatten sich aber gegen Kilia natürlich noch mehr zu entwickeln als nur taktisch! Heitmann war erneut ein guter Dirigent mit weiträumigen Vorlagen. Auch Meins als Rechtsaußen zeigte sich erstaunlich spielgewandt. Struppek ist ein Typ für sich: man darf ihn keinen Augenblick aus den Augen lassen, sonst ist es sofort geschehen! Egon Lütge imponierte durch seinen „Bums“. Diesmal zeigte auch die Abwehr der Oldesloer ihre beste Seite. Torwart Uwe Dau hatte ganz entscheidende Anteil an dem Sieg. Er erhielt mehrfach Sonderbeifall. Der blonde Peters und Horst Liedtke machten keine Fehler. Lediglich Lindemanns Spiel fehlte mitunter die überlegene Sicherheit.

Ein Sonderlob gebührt aber auch der Kilia-Elf! Ohne Ausnahme kämpften alle bis zum Umfallen. Zum Unentschieden fehlte ihnen nur das gewisse Quentchen Glück. Schwerdtfeger passierte das Pech, daß er über den Ball schlug, den Struppek zum Siegtreffer verwandelte. Sonst aber lieferte er eine gute Partie gegen den gefürchteten Oldesloer. Ob die Umstellung mit Kowalski in die Sturmmitte nach dem Wechsel glücklich war, darüber läßt sich streiten. Vielleicht wäre Kowalski als Läufer besser zum Schuß gekommen, besonders, als die Gäste nach der Halbzeit Manfred Dau zur Sicherung des 1:0-Vorsprungs zurückzogen, so war Kowalski bei den vielen Beinen in der Oldesloer Abwehr meist etwas unbeholfen. Torwart Vanini konnte das 0:1 nicht verhindern. Jaksch zeigte sich erneut unentbehrlich für Kilia. Und was leistete Stoltenberg für ein Arbeitspensum! Auch Bygand überraschte mit einer sehr überlegten Glanzleistung, zumindest vor der Pause. Später fehlte es ihm immer etwas an Kondition. Panier erhielt nach dem Wechsel Sonderbewachung durch Manfred Dau. Das sagt alles über seine Gefährlichkeit. Lediglich Vollertsen spielte etwas unglücklicher. Sein Pfostenschuß fünf Minuten vor Schluß aber hätte das 1:1 sein können.

Stimmen zum Spiel - Rudi Herzog (VfL Oldesloe): „Wir waren diesmal nicht ganz so zufrieden. Der Kilia-Platz liegt uns einfach nicht! Wir kamen nicht wie gewohnt zur Entfaltung. Kilia machte allerdings auch ein sehr gutes Spiel und war schon immer für uns ein schwerer Gegner. Diesmal hatten wir das Glück des Tüchtigen. Ein Unentschieden hätte uns aber schon gereicht!“ Gustav „Guschi“ Scharlemann (Kilia Kiel): „Mit einem anderen Mittelstürmer hätten wir vor der Pause mindestens zwei Tore geschossen! Auch nach dem Wechsel hatten wir noch Gelegenheiten, aber es sollte einfach nicht sein. Wir sind aber nach diesem guten Spiel keineswegs traurig, zumal die Einnahme ein gutes Trostpflästerchen sein dürfte!“ SPM

Kilia Kiel: Vanini - Schwerdtfeger, Jaksch - Neumann, Herdel, Kowalski - Panier, Bygand, Warnholz, Stoltenberg, Vollertsen.

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Horst Liedtke, Jürgen Peters - Alfred Liedtke, Wilhelm Lindemann, Karl-August Wilkens - Egon Lütge, Herbert Meins, Gerd Heitmann, Manfred Dau, Harry Struppek.

Tor: 0:1 Struppek (45.). - Schiedsrichter: Freiberg (Eichholz). - Zuschauer: 3500, darunter 1000 Oldesloer Schlachtenbummler.

 

Freitag, 3. Nov. 1961 Oldesloer überträgt Fußballschlager. Der Norddeutsche Rundfunk wird am Sonntagnachmittag im Rahmen seiner Sportsendung über UKW einen Ausschnitt aus dem Fußball-Schlagerspiel der 1. Amateurliga zwischen dem VfL Oldesloe und dem Heider SV bringen. Sprecher ist der junge Oldesloer Günter Maletzko, der nun schon seit Jahren zum Mitarbeiterstab Herbert Zimmermanns gehört. ST

 

Samstag, 4. Nov. 1961 Der VfL wäre schon mit einem Unentschieden zufrieden. Spitzenspiel im Stadion. Heide eine schwere Hürde. Beide Mannschaften in bester Besetzung. Im Spitzenspiel der 1. Amateurliga stellt sich morgen um 14.30 Uhr im Travestadion die bisher ungeschlagene Elf des VfL Oldesloe (18:2 Punkte) dem Ex-Oberligisten Heider SV (18:4), der am Vorsonntag die Tabellenführung an den VfL abtreten mußte, weil er pausierte. Beide Mannschaften spielen in bester Besetzung. Ein Unentschieden würde dem VfL genügen. Wer wird morgen die Tabelle anführen?

Zweifellos ist der Heider SV Favorit, obgleich er in zwei Auswärtsspielen beim VfB Lübeck (0:1) und VfB Kiel (1:1) nicht siegreich war. Man behauptet, daß seine Elf besser sei, als die im Oberliga-Jahr, obwohl er viele Abgänge zu verzeichnen hatte. Von seinen Zugängen wirkten in den bisherigen Spielen Krogh (von Merkur Hademarschen) und Wichmann (von Husum 18) als Stürmer mit. Nachwuchstorwart Jacobsen zeichnete sich besonders aus. Von den weiteren acht Spielern hat der größte Teil genügend Oberliga-Erfahrung sammeln können.

Für die VfL-Elf ist die Gästemannschaft der stärkste Gegner der Herbstserie. Er gab in früheren Jahren keinen Punkt an den VfL ab. Vielfach ist man geneigt, die bisher ungeschlagene VfL-Mannschaft zu überschätzen und schon jetzt als Sieger zu sehen. Aber einmal sind auch Grenzen gesetzt. Die kräftezehrenden Spiele, in denen es nicht immer ohne Verletzungen abging, könnten sich morgen gegen die ausgeruhte Heider Elf nachteilig auswirken.

Der Siegeswille ist natürlich bei den Oldesloern auch diesmal vorhanden, doch könnte eine Niederlage nicht überraschen. Schon ein Unentschieden wäre ein guter Erfolg und würde der bisher erfolgreichen Elf den ersten Tabellenplatz erhalten.

Die letzten zehn Minuten dieses Kampfes werden von UKW Nord aufgenommen und in einer Reportage über alle Sender des NDR um 16.45 Uhr ausgestrahlt. ST

 

Sonntag, 5. Nov. 1961 - 11. Punktspiel

VfL Oldesloe - Heider SV 2:1 (2:1)

Oldesloe schlug auch Heide mit 2:1. Struppeks Blitz-1:0 schockte den Heider SV! Ein verdienter Sieg des VfL vor 5000 begeisterten Zuschauern. „Doppelte Miete“ für den VfL Oldesloe: eine Bombeneinnahme von den 5000 Zuschauern und ein noch wertvollerer Sieg über den großen Konkurrenten Heider SV, der die Oldesloer ein schönes Stück der Herbstmeisterschaft nähergebracht haben dürfte. Groß war die Freude über das 2:1 (es heißt jetzt, daß 2000 (!) Schlachtenbummler den VfL am 19. November zum Vormittagsspiel gegen den Phönix begleiten wollen) bei den VfL-Anhängern nach dem Schlußpfiff! Die Platzherren landeten einen verdienten Sieg über einen Gegner, der durch das schnelle Führungstor aus dem Konzept gebracht wurde. Oldesloe gewann vor allen Dingen aufgrund der guten taktischen Beratung. Der Vier-Mann-Sturm wurde von den Heidern nicht ganz für voll genommen. Das heißt aber nicht, daß die Blau-Weißen mit Doppelstopper spielten, sie zogen vielmehr ständig einen Stürmer ins Mittelfeld zurück, der dann einen Bewacher herauslockte, und in die sich ergebende Lücke stießen die wieselflinken VfL-Stürmer blitzschnell vor und brachten die Heider arg in Bedrängnis!

Wenn man feststellt, daß alle Tore in der ersten Halbzeit fielen, könnte man meinen, in den zweiten 45 Minuten hätte sich nicht mehr allzu viel getan. Genau das Gegenteil war aber der Fall. Heide, durch Eichlers Anschlußtreffer beflügelt, versuchte das Remis herzustellen, scheiterte aber an der aufopfernd verteidigenden VfL-Deckung. Während dieser Zeit wurde deutlich, daß in der Heider Mannschaft etwas „steckt“, daß sie erst einmal geschlagen sein will!

Bei den Oldesloern gab es keinen schwachen Punkt. Uwe Dau wurde im Tor nicht allzu sehr geprüft, da seine Vorderleute fast alles abwehrten. Das Tor war für ihn nicht zu halten. Die Verteidiger Horst Liedtke und Peters ließen sich von ihren Gegenspielern nichts vormachen. Die Läuferreihe war das Glanzstück der Gastgeber. Wie großartig wurde verteidigt und wie gekonnt kamen die Vorlagen an den Sturm. Lindemann war ein kaum zu nehmendes Bollwerk. Alfred Liedtke und Wilkens verstanden sich mit Halbstürmer Heitmann (er hatte die Nummer 9 auf dem „Buckel“) „blind“. Es war eine Freude, wenn diese drei über den Platz wirbelten! Im Sturm der Oldesloer stehen vier Renner, die schießen, aber auch spielen können! Gelenkt werden sie von dem fünften des Quintetts, dem Ex-St.-Paulianer Heitmann, der sich mehr und mehr zum Spielmacher entwickelt. Struppek (mit der Nummer 11) nahm meistens die Mittelstürmerposition ein und machte Gerdau schwer zu schaffen, wenn er rochierte und aus der Tiefe angespielt wurde. Dann zeigte sich bei Gerdau, daß er zu sehr „Standfußballer“ geworden ist. Im direkten Zweikampf behielt der Heider Mittelläufer aber die Oberhand. Meins spielte in der zweiten Halbzeit auf dem Linksaußenposten, während Lütge (mit der Nummer 10) auf Rechtsaußen für viel „Wind“ sorgte und Hein oft das Nachsehen gab. Dau fiel etwas ab, versagte jedoch nicht. Er war am stärksten, wenn er im Mittelfeld als Ballschlepper tätig war.

Die Heider, offensichtlich durch das schnelle 0:1 schockiert, fanden nicht zu ihrem Spiel. Sie wurden vor allen Dingen nicht mit der Taktik der Oldesloer fertig. Gerdau ließ Struppek ruhig rochieren, ohne ihn zu verfolgen oder wenigstens einen Verteidiger zur Bewachung abzustellen. So kam es, daß der Torschützenkönig ein paarmal völlig frei stand, mit seinem Kopfball in der 6. Minute und einem Prachtschuß zwei Minuten vor dem Ende allerdings Pech hatte. Scheppan (warum das viele Gerede?) und Eichler erwiesen sich als die treibenden Kräfte, ihnen fehlte es aber an Unterstützung der Stürmer, die keinen Kopf, wie bei den Oldesloern Heitmann, aufzuweisen hatten. Schmidt darf als bester Mann in der Fünferreihe bezeichnet werden. Krogh biß bei Lindemann auf „Granit“, Meinke war nach der langen Pause noch nicht wieder „da“, Feddrau hielt auch nicht das, was erwartet wurde. So blieb nur noch Wieben, der aber ein völliger Ausfall mit der Zeit des Spiels wurde und sich nichts, aber auch gar nichts mehr zutraute.

Diese vor Ehrgeiz brennende Oldesloer Elf wird noch manchem anderen Verein Kopfschmerzen bereiten, vielleicht wird der Phönix das schon in 14 Tagen zu spüren bekommen...

Stimmen zum Spiel - Walter Busch (Vorsitzender des VfL Oldesloe): „Ich bin beeindruckt von dem großartigen Spiel und von dem verdienten Sieg der tapferen VfL-Elf, deren Können ein hohes Verdient unseres Trainers Jantz ist, der aus einer Elf, die im Vorjahr knapp dem Abstieg entging, ein Team schmiedete, in dem hervorragender Mannschaftsgeist und gute Kondition zu Hause sind. Ein Lob auch der Heider Elf, die zwar erst nach der Pause ihr Können unter Beweis stellte.“

Trainer Artur Jantz (VfL Oldesloe): „Ich freue mich vor allem darüber, daß wir doch endlich einmal den Heider SV zu fassen bekommen haben. Unsere Elf hat während der ganzen 90 Minuten großartig überzeugt. Wir hatten im ersten Durchgang eine klare Überlegenheit und im zweiten beherrschte jeder Spieler unserer Elf seine Rolle die ihm zugedacht war. Der unerwartete Sieg ist verdient.“

Trainer Otto Schneider (Heider SV): „Der Sieg geht in Ordnung. Beide Tore überraschten unsere Elf und brachten sie durcheinander. Für uns ist es aber kein allzu großer Schmerz, denn wir werden trotzdem unseren Weg gehen. Die VfL-Elf hat viel gewonnen in ihren Leistungen und wird auch bei der Vergabe der beiden ersten Tabellenplätze ein Wort mitreden.“ SPM

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Horst Liedtke, Jürgen Peters - Alfred Liedtke, Wilhelm Lindemann, Karl-August Wilkens - Herbert Meins, Manfred Dau, Gerd Heitmann, Egon Lütge, Harry Struppek.

Heider SV: Jacobsen - Reh, Hein - Eichler, Gerdau, Scheppan - Meinke, Feddrau, Krogh, Schmidt, Wieben.

Tore: 1:0 Struppek (2.), 2:0 Heitmann (31.), 2:1 Eichler (43.). - Schiedsrichter: Puck (Neumünster). - Zuschauer: 4500.

 

Samstag, 11. Nov. 1961 VfL darf TuS Lübeck nicht leichtnehmen. Der Gast besitzt eine starke Abwehr. Clasen ersetzt Horst Liedtke. Morgen um 14.30 Uhr hat der ungeschlagene Spitzenreiter VfL Oldesloe den Tabellensiebenten TuS Lübeck 93 zu Gast. Der VfL tritt diesmal mit Clasen für den unabkömmlichen Horst Liedtke an. Die Lübecker wollen ihren Vorjahressieg im Stadion (3:2) mit verbesserter Elf wiederholen, und die Oldesloer gedenken, sich für diese Heimniederlage zu revanchieren. Wessen Vorhaben wird glücken?

Wenn TuS Lübeck 93 (früher ATSV Lübeck) in Bad Oldesloe erschien, war immer Hochbetrieb im Stadion. Schon in der Bezirksliga-Zeit lieferten sich beide Rivalen interessante Kämpfe, die mit wechselnden Erfolgen endeten. Im Vorjahr entschieden beide jeweils die Auswärtsbegegnungen für sich (TuS 3:2, VfL 2.1). Am Vorsonntag spielte die TuS-Elf gegen Schlutup 4:2. Sie trat dabei bis auf den linken Verteidiger Engels mit den gleichen Spielern an wie im Frühjahr gegen den VfL. Der TuS ist als abwehrstark bekannt. Er besitzt eine recht gute Läuferreihe und im Sturm auch Vollstrecker, so daß diese Elf des neuen Trainers XY????? Kenthy nicht ohne Erfolgschancen ins Spiel geht.

Für den VfL werden die kommenden Spiele schwerer werden, denn jeder will natürlich den Spitzenreiter entthronen bzw. ihm die erste Niederlage beibringen und wird deshalb entsprechend aufspielen. Bis zum Schluß der Herbstserie sind es noch vier Spiele (TuS, Phönix, Itzehoe und VfR Neumünster) und man spricht schon von dem Oldesloer Herbstmeister. So weit ist es aber noch nicht.

Morgen will die VfL-Elf wieder mal mit Clasen spielen, der zuletzt gegen Friedrichsort erfolgreich mitwirkte. Wenn auch kaum anzunehmen ist, daß die Oldesloer sich morgen einen Ausrutscher erlauben werden, so sollten sie doch den Favoritentöter nicht auf die leichte Schulter nehmen. ST

 

Sonntag, 12. Nov. 1961 - 12. Punktspiel

VfL Oldesloe - TuS Lübeck 93 2:0 (1:0)

Wieder zwei Bombentore von Struppek. Ein „Goldjunge“ im VfL-Angriff. VfL blieb auch im zwölften Spiel ungeschlagen! Der VfL Oldesloe hat sich auch von TuS Lübeck nicht die Butter vom Brot nehmen lassen! Bis zur 85. Minute lag bei einem 1:0-Vorsprung zwar noch alles „drin“, aber dann beseitigte Harry Struppek, der Oldesloer „Goldjunge“, mit dem 2:0 alle Zweifel! Dieser zu Saisonbeginn vom A-Klassen-Verein Post Oldesloe zum VfL gekommene Vollblutstürmer hatte auch schon das 1:0 für den diesmal in weißen Hemden und Hosen spielenden Spitzenreiter herausgeschossen! Von den 29 Treffern, die der VfL bisher in den zwölf Spielen erzielte, buchte Struppek allein 15 - also mehr als die Hälfte. Und dabei hatte TuS den kleinen Rechtsaußen Wiesniewski extra als zusätzlichen Sonderbewacher für Struppek abgestellt! Nach diesem verdienten 2:0 hat der VfL die Herbstmeisterschaft so gut wie sicher in der Tasche - sehr viel spricht dafür, daß sie am nächsten Sonntag auf dem Phönix-Platz endgültig gesichert werden kann!

Der VfL Oldesloe hatte mächtigen Respekt vor seinem „Angstgegner“ TuS! „Wir wären heute schon mit einem Unentschieden zufrieden,“ erklärte VfL-Trainer Artur Jantz vor dem Spiel. Und fügte dann gleich hinzu: „TuS spielt hier wieder ohne Rückennummern. Wir ziehen deshalb auch Trikots ohne Nummern an, denn wir sehen nicht ein, daß wir TuS die Deckungsarbeit erleichtern, unsere Stürmer besser kenntlich machen sollen!“ So viel Respekt hatte der VfL vor TuS! Als ob Rückennummern ein Spiel entscheiden könnten! Eines beiden Mannschaften ins Stammbuch: die Amateurliga-Vereine sind angehalten worden, mit Rückennummern zu spielen. Nicht zuletzt, um dem Publikum das Zuschauen ein wenig zu erleichtern. Es ist zumindest ein Akt der Unhöflichkeit den zahlenden Zuschauern gegenüber, ohne Rückennummern zu spielen. Das gilt insbesondere für die TuS-Elf, die ja schon seit Wochen konsequent ohne Rückennummern spielt!

Die Oldesloer hatten in der ersten Halbzeit den starken Wind im Rücken. Sie spielten zwar drückend überlegen, kamen aber gegen die massierte TuS-Abwehr einfach nicht zum Zug. Außerdem wurde viel zu scharf abgespielt; wie oft konnten selbst so schnelle Stürmer wie Struppek, Meins und Clasen die gut gemeinten Vorlagen nicht mehr erreichen! Da außerdem der kleine Außenläufer Alfred Liedtke nach einem Zusammenprall mit Ohlsen am Knie verletzt wurde, für fünf Minuten ausscheiden und dann mit Lütge den Platz tauschen mußte, lief das Oldesloer Spiel nicht so wie erwartet! Aber der Angriff ließ oft genug deutlich werden, wie blitzgefährlich er unter normalen Umständen sein kann! Zweimal hatte Struppek mit herrlichen Kopfbällen (offensichtlich seine Spezialität!) Pech, einmal schloß Heitmann einen wunderbaren Alleingang mit einem Schuß ans Außennetz ab!

Mit dem Pausen-0:1 wurde TuS wirklich gut bedient, denn der Oldesloer Torwart Dau bekam in diesen 45 Minuten nicht einen Ball zu halten! Nach der Pause wurde es bei TuS lebendiger! Wiesniewski wurde wieder in den Sturm geschickt, Scharnweber heftete sich jetzt an Struppeks Fersen. Die Lübecker spielten sich endlich ein paar gute Chancen heraus, einen Tank-Schuß konnte Dau erst im Nachfassen unschädlich machen, wenig später hielt er einen 20-Meter-Freistoß von Ohlsen, der seinen Weg durch die Mauer gefunden hatte. Das Oldesloer Publikum bekam schon Herzklopfen, leidenschaftlich ging es mit, war verzweifelt, als Stegmann in der 78. Minute einen Ball von Alfred Liedtke gerade noch über die Latte lenken konnte und dann einen Heitmann-Schuß gegen die Latte klatschte! Am Ende aber hatte der VfL dann doch mehr zuzusetzen, obwohl Alfred Liedtke in den letzten Minuten nicht mehr dabei war (die Knieverletzung machte ihm doch sehr zu schaffen!). Und groß war der Jubel, als Struppek dann in der 85. Minute das erlösende und alles entscheidende 2:0 herausschoß!

Kein Zweifel: die Oldesloer haben sich großartig herausgemacht! Die Elf kann spielen und kämpfen, ist taktisch erstaunlich reif und verfügt über eine imponierende Kondition. Diese Elf wird so schnell nicht wieder von der Spitze zu verdrängen sein - Lübecks Fußballpublikum wird sich Sonntagmorgen auf dem Phönix-Platz davon überzeugen können!

Die Ruhe selbst Torwart Uwe Dau, Klasse das Verteidigerpaar Lindemann und Peters. Ein Mann mit großer Übersicht: Wilkens. Zwei unermüdliche Motore: Alfred Liedtke und Manfred Dau. Und wie blitzschnell vermag dieser unentwegt die Plätze tauschende Angriff zu schalten! Ein Spieler mit großer Zukunft ist Struppek, der die Tore förmlich zu riechen scheint. Blitzschnell Meins, ein glänzender Spielmacher Heitmann. Gleich gut als Stürmer und Abwehrspieler: Lütge.

TuS verteidigte vor der Halbzeit mit Mann und Maus, um Gegentreffer zu verhindern. Das gelang. Nach der Pause mischte die Mannschaft dann recht gut mit, wer weiß, wie alles gekommen wäre, wenn das 1:1 gefallen wäre! Überragend der rechte Läufer Ohlsen, ein wenig leichtsinnig aber Köpcke (erstklassig jedoch sein Kopfballspiel!). Dem Angriff fehlte über weite Strecken die Unterstützung; vor der Pause stand Kulling oft ganz allein in der Oldesloer Hälfte, nach dem Wechsel spielten die guten Techniker Tank und Schwarz ein wenig zu umständlich.

Auf jeden Fall: Oldesloe ist förmlich über Nacht in die Amateurliga-Spitze hineingewachsen! Die Mannschaft spielt einen modernen, sehenswerten Fußball - oft sind allein schon die Struppek-Tore das Eintrittsgeld wert! Natürlich muß abgewartet werden, ob der VfL diese Leistung über eine Saison, also über 30 Sonntage hinweg zu bringen vermag. Wenn ja, dann braucht man kein Prophet zu sein, um vorauszusagen, daß einer der beiden schleswig-holsteinischen Teilnehmer an der Oberliga-Aufstiegsrunde VfL Oldesloe heißen wird! SPM

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Wilhelm Lindemann, Jürgen Peters - Alfred Liedtke, Karl-August Wilkens, Manfred Dau - Egon Lütge, Harry Struppek, Gerd Heitmann, Bertold Clasen, Herbert Meins.

TuS Lübeck 93: Stegmann - Scharnweber, Engel - Ohlsen, Köpcke, Melahn - Wiesniewski, Thiel, Kulling, Schwarz, Tank.

Tore: 1:0 Struppek (40.), 2:0 Struppek (85.). - Schiedsrichter: Müller (Kiel). - Zuschauer: 3000.

 

Donnerstag, 16. Nov. 1961 Oldesloe träumt von der Oberliga. VfL noch ungeschlagen. Wohnt in Bad Oldesloe zwischen Hamburg und Lübeck die große Konkurrenz für Hamburgs Amateurmeister, wenn es in einem halben Jahr um den Aufstieg in die Oberliga Nord geht? Von 79 Fußballmannschaften der höchsten Amateurklasse in Norddeutschland sind nur noch zwei ungeschlagen. Der eine davon (neben Sportfreunde Ricklingen Hannover) heißt VfL Oldesloe.

Noch liegt alles in weiter Ferne: Meisterschaft, Aufstiegsspiele, Oberliga. Aber davon träumen dürfen die Spieler des VfL schon einmal. 29:8 Tore und 22:2 Punkte aus zwölf Spielen, das ist die stolze Bilanz des Vereins, der im Mai 1962 sein 100jähriges Jubiläum feiert.

„Lediglich zwei Punkte aus den drei noch ausstehenden Auswärtsspielen (LBV Phönix, Itzehoer SV, VfR Neumünster Amateure) benötigen wir noch, um zum ersten Mal „Halbzeitmeister“ der schleswig-holsteinischen Amateurliga zu werden. Und dann heißt es in der Rückrunde eben die Ohren steif halten!“ Max Miehl, der ehrenamtliche Geschäftsführer des VfL, dessen Wohnzimmer gleichzeitig als Geschäftsstelle für seinen Verein gilt, ist optimistisch.

Um ihn herum lagen Berge von Akten. Und immer wieder rasselte bei unserem Besuch das Telefon dazwischen. „Karten, Karten, Karten!“ Mehr als 2000 Einwohner aus Oldesloe und Umgebung wollen den VfL am Sonntagmorgen nach Lübeck begleiten. Dort erwartet den VfL eine schwere Aufgabe. Phönix ist nämlich auf eigenem Platz ohne Niederlage und hat in jedem Heimspiel mindestens vier Tore geschossen!

In Oldesloe ist das „Fußballfieber“ ausgebrochen. In der vergangenen Saison war der VfL nur eben und eben am Abstieg vorbeigeschrammt. Jetzt aber steht er um fünf Verlustpunkte besser als der nächste Verfolger, der aus der Oberliga abgestiegene Heider SV. In der Spielzeit 1960/61 hatten 14.346 zahlende Zuschauer den 15 Heimspielen des VfL beigewohnt. In dieser Saison aber haben schon mehr Besucher die Einlaßpforten des Travestadions passiert, obwohl die erste Runde erst kurz vor dem Abschluß steht!

In Oldesloe rätseln heute noch viele Fußballanhänger über den plötzlichen, radikalen Umschwung: fragen, wie es möglich ist, daß „ihre“ Mannschaft die letzten Oberliga-Aufstiegsrundenteilnehmer SV Friedrichsort 6:0 und Schleswig 06 mit 3:0, den ehemaligen Oberligisten Heider SV 2:1 schlagen konnte. Dazu sagt Mittelläufer Wilhelm Lindemann (25), der einmal mit dem Hamburger SV und dem Heider SV in Verbindung stand, aber jetzt doch sehr froh ist, beim VfL geblieben zu sein: „Unsere Abwehr war immer gut, nur der Sturm recht schwach. Aber durch Gerd Heitmann und Harry Struppek hat der Angriff die richtige Ergänzung gefunden. Heitmann ist der Dirigent, Struppek der Vollstrecker!“

„Goldjunge“ oder „Fliegender Holländer“ nennen die Oldesloer den kleinen Linksaußen Struppek, der von der Lokalkonkurrenz Post SV (A-Klasse) zum VfL kam. Mit 15 Toren führt er die Liste der erfolgreichsten Torjäger in Schleswig-Holstein an. Harry Struppek ist sozusagen der Sandor Kocsis von Oldesloe. Und Gerd Heitmann, der ehemalige Vertragsspieler des FC St. Pauli, der aus unmittelbarer Nähe von Oldesloe, aus Pölitz, stammt, verschafft ihm mit seinen Maßvorlagen den notwendigen freien Raum.

„Aber auch mit Heitmann und Struppek wären wir kaum so weit gekommen, wenn nicht Artur Jantz und Rudi Herzog die Führung der Fußballabteilung wieder übernommen hätten“, sagte Max Miehl. Als es in der vorigen Saison schlecht um den VfL stand, übernahm der zähe Ostpreuße Jantz aus Königsberg, der während des Krieges lange Zeit als Gastspieler rechter Verteidiger beim Hamburger SV war, das Training. Mit ihm wollen sie im Jahre des 100jährigen Vereinsbestehens erstmalig die Meisterschaft der Amateurliga Schleswig-Holstein erringen. BILD

 

Samstag, 18. Nov. 1961 VfL auch ohne Alfred Liedtke optimistisch. Keine Angst vor der ominösen „13“. Aber auf dem Flugplatz ist Phönix sehr stark. Als die Fußballexperten zu Beginn der diesjährigen Spielzeit ihre Tips für den künftigen Meister der Amateurliga abgaben, da machten viele von ihnen den ruhmreichen Phönix Lübeck zu ihrem Favoriten. Er hat die Erwartungen nicht ganz erfüllt und steht mit 15:11 Punkten gegenwärtig erst an fünfter Stelle. Der Papierform nach muß deshalb dem VfL Oldesloe (22:2) für das morgige Treffen der beiden Mannschaften in Lübeck die bessere Chance eingeräumt werden.

Phönix sieht in dem VfL einen Angstgegner, nicht zu Unrecht, denn in den drei vorangegangenen Begegnungen war der VfL recht erfolgreich (1:1, 2:1, 3:1). Die Lübecker wollen sich morgen unbedingt revanchieren. Sie werden erstmalig Torwart Knaack (früher VfB Lübeck) einsetzen. Ob Bickenbach schon dabei sein wird, entscheidet sich erst heute nach einem Sondertraining. Iden spielt nicht mit.

Die Heimbilanz der noch ungeschlagenen Phönixer ist positiv (11:1 gegenüber einer Auswärtsbilanz von 4:10). Nach dem 4:2 zu hause gegen VfB Lübeck unterlag der LBV am Vorsonntag überraschend den Itzehoern 0:1. Eine Elf alSonntag, die Schwankungen unterworfen ist.

Die rege Nachfrage nach Eintrittskarten in der Oldesloer Vorverkaufsstelle läßt eine große Anzahl Oldesloer Schlachtenbummler vermuten. Kein Wunder, denn sie wollen morgen ihre Elf als Herbstmeister sehen! Ob sie es schaffen wird? Wenn nicht, hat sie noch in den beiden ausstehenden Spielen die Möglichkeit, sich die beiden notwendigen Punkte zu erkämpfen.

Die Mannschaft, die auf Alfred Liedtke verzichten muß, dafür aber wieder über seinen Bruder Horst verfügen kann, ist optimistisch und will zumindest einen Punkt mit nach Oldesloe bringen. Dafür dürfte sie bestimmt gut sein. Jedenfalls findet man in der Elf keine Spur von Aberglauben; sie will auch das 13. Spiel der Herbstserie ohne Niederlage beenden. ST

 

Sonntag, 19. Nov. 1961 - 13. Punktspiel

Phönix Lübeck - VfL Oldesloe 2:0 (0:0)

Im 13. Spiel erwischte es VfL Oldesloe! Müller-Tore trafen den VfL wie Keulenschläge! 85 Minuten sah der VfL Oldesloe auf dem Lübecker Phönix-Platz wie der voraussichtliche Gewinner aus, war der Spitzenreiter dem 1:0 wiederholt viel näher gewesen als die im Angriff lahmenden Adlerträger, die zwar eine erstklassige Abwehr (Bähnck! Knaack! Köhler!) auf dem Feld hatten, im Angriff jedoch noch nicht ausgeschlafen zu haben schienen. Dann aber kam die sensationelle Wende - herbeigeführt ausgerechnet von jenem Spieler, der bis dahin die größte Enttäuschung bereitet hatte: Mittelstürmer Müller. Als er fünf Minuten vor Schluß von Dretzler wunderhübsch freigespielt wurde, kam er endlich einmal an Lindemann vorbei, nahm er endlich sein Herz in beide Hände und ließ eine Bombe los, die unhaltbar für Uwe Dau ins Oldesloer Netz flog. Und dann schraubte Müller das Ergebnis sogar auf 2:0, als er einen raffiniert vor das gehobenen Freistoß von Ertel einköpfte. Großer Jubel natürlich im Phönix-Lager, aber man war einsichtig und ehrlich genug, von einem glücklichen Sieg zu sprechen und Müllers Treffer mit dem „blinden Huhn, das auch einmal ein Körnchen findet“, zu vergleichen. Aber Tore zählen allein - und als Tatsache wird in der Tabelle vermerkt, daß der VfL Oldesloe im 13. Spiel seine erste Niederlage hinnehmen mußte und der Phönix auf eigenem Platz (bei 13:1 Punkten und 28:9 Toren) immer noch unbesiegt ist. Dennoch, die Oldesloer besitzen eine ausgezeichnete, vor allem entwicklungsfähige Mannschaft, die dem Phönix in vielen Punkten (Schnelligkeit, Kondition, Kopfballspiel, schnelleres Überbrücken des Mittelfeldes) überlegen war. Jene beiden Punkte, die zum Gewinn der Herbstmeisterschaft noch nötig sind, sollten entweder am Sonntag in Itzehoe oder dann beim VfR Neumünster geholt werden.

Wertet man allein die Chancen, die Feldüberlegenheit, dann hätte der VfL dieses wichtige Spiel mit 3:1 gewinnen und damit die Herbstmeisterschaft unter Dach und Fach bringen müssen! Peter Knaack, der erstmals im Phönix-Tor stehende Ex-VfBer, bekam weit mehr zu tun als sein Gegenüber Uwe Dau. Er hatte einmal großes Glück, als Lütge den Ball in der 15. Minute nach einem Freistoß-Zuspiel von Struppek (der Ball lag noch gar nicht, Daniels hätte den Freistoß zurückpfeifen müssen!) gegen den Pfosten jagte. Aber insgesamt gesehen fehlte dem Oldesloer Sturm die Übersicht, eine Portion Kaltschnäuzigkeit, um sich gegen diese clevere Phönix-Abwehr durchsetzen zu können!

Lübeck war natürlich sehr gespannt auf den zuletzt so sehr gelobten VfL. Um es gleich vorwegzunehmen: enttäuscht hat der Spitzenreiter trotz der 0:2-Niederlage auf keinen Fall! Eine klug aus der Abwehr heraus spielende, technisch gut durchgebildete, dazu ungemein konditionsstarke und einsatzfreudige Mannschaft, die nicht durch Zufall auf den ersten Platz gekommen ist. Eine Mannschaft, die sich gewiß noch weiter zu steigern vermag (vor genau einem Jahr lag sie noch auf dem elften Tabellenplatz).

„Goldjunge“ Struppek allerdings handelte auf dem Flugplatz nur mit „Kohlen“. Er wurde von Bähnck messerscharf bewacht und konnte seine Gefährlichkeit nur zwei-, dreimal andeuten. In Bähnck fand Struppek, der erstmals nach vielen Wochen ohne Torerfolg blieb und im übrigen erst vor drei Jahren - im Betriebssport! - mit dem Fußballspielen begann, also nie in einer Jugendmannschaft gespielt hat, seinen Meister! Klasse aber der gescheite Mittelstürmer Heitmann (als Spielmacher und Draufgänger!), der umsichtige Stopper Lindemann, der den ohne Witz und Einsatz spielenden Müller 85 Minuten nach Belieben beherrschte (dann aber zusehen mußte, wie ausgerechnet Müller die beiden Treffer erzielte!), das ungemein konditionsstarke Außenläuferpaar Wilkens/Dau! Sehen lassen konnten sich aber auch die beiden Verteidiger Peters und Horst Liedtke, die den Phönix-Außen Hermann und Dretzler schnell den Schneid abkauften! Das Angriffsspiel wollte allerdings nicht so recht laufen. Clasen spielte zu umständlich, Meins biß bei Eckhorst zu oft auf Granit, Prehn war für Lütge zu schnell und Struppek - Spitze spielend! - wurde von Bähnck (der in dieser Verfassung ohne Zweifel der beste Amateurliga-Stopper in Schleswig-Holstein ist) zugedeckt.

Der Phönix hat über weite Strecken mächtig enttäuscht. Nicht die Abwehr, aber dafür der Angriff um so mehr! Wenn auch Bickenbachs Kopfball und Hermanns Bombenschuß vor der Pause schon ein Tor wert waren! Ausgezeichnet das Schlußdreieck mit Knaack, Prehn und Eckhorst. Übertroffen aber wurden alle noch von Bähnck. Erneut ausgezeichnet im Bilde auch Köhler. Aber bei weitem nicht so eindrucksvoll wie beim 4:2 über den VfB. Reinhold Ertel, der zu leichtsinnig spielte, den Ball zu lange hielt, seinen Angriff öfter mit weiten Pässen hätte einsetzen müssen, anstatt immer wieder kurz abzuspielen. Einige Male bekam Ertel für sein großartiges technisches Können wiederholt Beifall auf offener Szene. Aber die Jahre sind gegen schnelle Gegner doch nicht mehr zu übersehen... Und der Sturm? Es war nur ein laues Stürmchen. Der blonde Iden (seit vielen Wochen erstmals wieder dabei) und Bickenbach (hatte am Vorsonntag in Itzehoe aussetzen müssen) schienen ihre Verletzungen keineswegs überwunden zu haben, sie brachten nicht einmal 30 Prozent dessen, was sie zu leisten vermögen, wenn sie im Vollbesitz ihrer Kräfte sind! Unter ihrem Ausfall litten natürlich auch die Außen, von denen Dretzler über weite Strecken nicht einmal restlosen Einsatz zeigte, und auch Hermann (ließ in der 11. Minute einen Bombenschuß los, den Uwe Dau gerade noch zur Ecke ablenken konnte!) sich ruhig hätte mehr anbieten können. So konnte es auch mit Müller nichts werden! Für diese katastrophal schwache Leistung darf Müller (trotz seiner beiden Tore!) kein Verständnis erwarten! Unter diesen Umständen ist es geradezu ein Wunder, daß in der Schlußphase noch zwei Tore fielen. Aber urplötzlich war der Knoten beim Phönix geplatzt, wollte die Elf beweisen, daß sie viel mehr kann, als sie 85 Minuten lang zu leisten in der Lage war!

Es war gewiß kein großes, kein eigentliches Spitzenspiel. Aber es hatte Tempo und Farbe, blieb spannend bis zur 88. Minute! Natürlich zogen die vielen Oldesloer Schlachtenbummler mit hängenden Köpfen zu ihren Bussen und Wagen zurück. Aber sie haben keinen Grund, mit ihrer Mannschaft oder dem Schicksal zu hadern. Es ist gewiß keine Schande, unter solch unglücklichen Umständen beim Phönix, wo bisher jede Mannschaft bisher vier Gegentreffer einstecken mußte, so knapp zu verlieren. Oldesloe hat erneut imponiert, die Mannschaft wird schon ihren Weg machen! Der Phönix bleibt vorerst weiter im Geschäft. SPM

Phönix Lübeck: Peter Knaack - Prehn, Eckhorst - Ertel, Bähnck, Köhler - Dretzler, Iden, Müller, Bickenbach, Hermann.

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Horst Liedtke, Jürgen Peters - Manfred Dau, Wilhelm Lindemann, Karl-August Wilkens - Herbert Meins, Bertold Clasen, Gerd Heitmann, Harry Struppek, Egon Lütge.

Tore: 1:0 Müller (85.), 2:0 Müller (89.). - Schiedsrichter: Daniel (Itzehoe). - Zuschauer: 9000 am Sonntagvormittag.

 

Montag, 20. Nov. 1961 Dummes Zeug. Wenige Minuten vor Spielbeginn erbaten wir von den zuständigen Funktionären des VfL Oldesloe die Aufstellung für das Spiel gegen Phönix. Wir erhielten eine - aber eine falsche! Man gab uns Struppek zum Beispiel als Halbrechten auf - er trug dann aber die Rückennummer 10. Man sagte uns aber auch die Außenläufer und auch die Außenstürmerpositionen falsch an. Auch der Platzlautsprecher hatte für seine Durchsage eine falsche Aufstellung vom VfL bekommen!

Als ob man mit diesen dummen „Tricks“ die Presse oder den Gegner täuschen könnte! Warum dieses Versteckspielen? Es ist doch albernes Zeug und bringt nichts ein. Und eines Spitzenreiters unwürdig! SPM

 

Samstag, 25. Nov. 1961 Wieder winkt der Herbstmeistertitel. VfL kann ihn sich morgen in Itzehoe holen. Wahrscheinlich ohne Meins und mit Clasen. Dem Spitzenreiter VfL Oldesloe bietet sich morgen in Itzehoe noch einmal die Gelegenheit, sich durch einen Sieg über den Itzehoer SV 09 den inoffiziellen Titel eines Herbstmeisters zu erkämpfen. Das noch ausstehende Spiel der Herbstserie gegen VfR Neumünster Amateure wird erst am 4. Feb. 1962 ausgetragen. Der VfL spielt diesmal ohne Meins, aber wieder mit Alfred Liedtke. Werden die Oldesloer ihren ersten Sieg in Itzehoe erringen können?

Die Itzehoer hatten am Vorsonntag auf dem Phönix-Platz Gelegenheit, als Zuschauer die erste Niederlage des Spitzenreiters mitzuerleben. Am gleichen Tage aber unterlagen sie selbst in Lübeck der TuS-Elf 0:3, was recht überraschend wirkte, weil sie am Sonntag davor in Itzehoe die Phönix-Elf 1:0 hatten schlagen können. Itzehoe stellt eine in ihrer Form recht schwankende Elf, die zu hause auch Friedrichsort schlagen konnte, aber von auswärts wenig Gutes zu melden hatte. Die VfL-Niederlage wird natürlich neue Hoffnungen bei der ISV-Elf wachgerufen haben, und sie will unter allen Umständen morgen den fünften Heimsieg verbuchen. der Tabellenvierzehnte hatte in dieser Serie allerdings recht viel Verletzte. In Bestbesetzung stellt seine Elf eine recht schwer umschiffbare Klippe dar.

Beim VfL gab es am Vorsonntag wieder einige Verletzte. Ob er in Stammbesetzung antreten kann, wird sich erst heute, nach einem Sondertraining, entscheiden. Meins dürfte auf keinen Fall dabei sein, was eine Umbesetzung im Sturm notwendig macht.

Im Vorjahr endeten beide Spiele gegen den ISV unentschieden (0:0, 2:2). In diesem Jahr hat der VfL aber eine unverkennbare Leistungssteigerung zu verzeichnen. Er kann beim derzeitigen Tabellenstand ohne Nervenbelastung an die Lösung der neuen Aufgabe herangehen. ST

 

Sonntag, 26. Nov. 1961 - 14. Punktspiel

Itzehoer SV - VfL Oldesloe 0:0

Itzehoe hatte Chancen für ein 3:0! VfL rettete ein 0:0 und Herbstmeisterschaft. Nach der vorsonntäglichen 0:2-Niederlage beim LBV Phönix mußte sich der VfL Oldesloe beim Itzehoer SV 09 mit einem torlosen Unentschieden begnügen. Mit diesem Ergebnis ist der VfL ausgesprochen glimpflich davongekommen, denn der Itzehoe gab - wenn von einer Viertelstunde im zweiten Durchgang abgesehen wird - durchweg den Ton an, drängte den VfL in die Defensive und spielte sich Chance auf Chance heraus. Verwertet werden konnte davon aber keine, einmal, weil den Itzehoern ein Vollstrecker fehlte und zum anderen, weil die Oldesloer Deckung eine wirklich eindrucksvolle Leistung bot. Der VfL hatte das Pech, nach einer halben Stunde seinen Halblinken Manfred Dau vorübergehend durch Verletzung zu verlieren. Der Blondschopf schied zunächst aus, wechselte dann auf die Linksaußenposition und wurde in der letzten halben Stunde neben Lütge zum aktiven Stürmer. Trotz dieses Punktverlustes erreichte der VfL Oldesloe die Herbstmeisterschaft, da gleichzeitig der Heider SV auf eigenem Platz über ein 1:1 gegen TuS Lübeck 93 nicht hinauskam. Zu diesem großartigen Erfolg unsere herzlichen Glückwünsche, denn die Mannschaft verfügt über ein solides Können!

Wenn eine Mannschaft aus einer solchen Vielzahl von Chancen kein Kapital zu schlagen versteht, dann hat sie einfach den Sieg nicht verdient! Diese Feststellung müssen sich die Itzehoer schon gefallen lassen, denn selbst nur wenige Meter vom Tor entfernt, konnten die ISV-Stürmer das Leder nicht im Netz unterbringen, weil einfach zu unkonzentriert geschossen wurde. Damit ist schon das Sorgenkind der Itzehoer angesprochen, und es wird allerdings Zeit, diesen Mannschaftsteil neu zu formieren, wenn die Abstiegssorgen nicht noch größer werden sollen. Hansen ist eben nun einmal ein Abwehrspieler und wird in der Mittelstürmerposition - noch dazu, wenn er so lustlos sie gegen den VfL spielt - nie richtig zum Zuge kommen. Aber auch der sonst so clevere Fuchs schien sich offensichtlich als Rechtsaußen nicht wohl zu fühlen. Martensen spielte streckenweise recht gescheit, vertat aber auch wieder sehr viel durch zu ungenaues Abspielen. Mit dem jungen Bartz muß ebensoviel Nachsicht geübt werden wie mit Hass. Fest steht, daß beide entwicklungsfähig sind, nur müssen sie richtig geführt werden.

Erneut sehr stark war das Außenläuferpaar Neumann/Teßmann, das sowohl im Aufbau als auch in der Abwehr sehr nutzbringend spielte. Mit Abstand bester Mannschaftsteil war jedoch die Deckung, in der Lipp dem Torjäger Struppek so gut wie gar nichts erlaubte, der erstmalig nach langer Verletztenpause wieder eingesetzte Nickeleit durch seine Abgeklärtheit und Zuversicht bestach und Jürgensen seinem Gegenspieler Liedtke das Leben recht sauer machte. Genthe wurde weitaus weniger geprüft als sein Gegenüber Uwe Dau, in den wenigen wirklich gefährlichen Situationen ließ er keine Schwächen erkennen.

Auch beim Herbstmeister standen die stärksten Kräfte in der Abwehr. Allen voran ragte Lindemann heraus, dessen Übersicht und Schlagsicherheit einfach frappierend waren. Aber auch die Verteidiger Horst Liedtke und Peters konnten sich schon sehen lassen. Was dieses Trio nicht aus der Gefahrenzone bringen konnte, meisterte Uwe Dau (ausgezeichnet seine blitzschnelle Reaktion in der 13. Minute, mit der er einen gefährlichen Ball von Hass unschädlich machte!). Alfred Liedtke und Wilkens konnten sich ganz auf Abwehraufgaben konzentrieren, da Heitmann - diesmal als Halbrechter - sich mit Erfolg als Ballschlepper betätigte. Offensiver wurden die Außenläufer erst nach Ablauf einer Stunde, als Oldesloe eine Entscheidung erzwingen wollte. Der Angriff enttäuschte etwas. Bei Clasen wurde erneut offensichtlich, daß er bei seinen Aktionen zuviel Platz benötigt und immer dann „ein armer Mann“ sein wird, wenn ihn ein Abwehrspieler hart attackiert. Der enorm schnelle Lütge ließ nur einige Male seine Gefährlichkeit aufblitzen, ohne jedoch sonderlich aus dem im ganzen gesehen enttäuschenden Quartett herauszuragen.

Beste Spieler: Nickeleit, Lipp, Teßmann (Itzehoe), Uwe Dau, Lindemann, Heitmann (Oldesloe). SPM

Itzehoer SV: Genthe - Nickeleit, Jürgensen - Neumann, Lipp, Teßmann - Fuchs, Hass, Hansen, Martensen, Bartz.

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Horst Liedtke, Jürgen Peters - Alfred Liedtke, Wilhelm Lindemann, Karl-August Wilkens - Egon Lütge, Gerd Heitmann, Harry Struppek, Manfred Dau, Bertold Clasen.

Tore: Fehlanzeige. - Schiedsrichter: Bruhn (Kiel). - Zuschauer: 2500.

 

Montag, 27. Nov. 1961 Das Autogramm. Heute: Harry Struppek (VfL Oldesloe). Wer kannte schon zu Beginn dieser Saison den Namen Harry Struppek? Außerhalb Oldesloes kaum einer! Und heute ist dieser Harry Struppek einer der erfolgreichsten und gefürchtesten Spieler der Amateurliga und bei „Halbzeit“ mit 15 Toren Torschützenkönig! Die Fußballaufbahn Harry Struppeks ist bisher ganz anders verlaufen, als es sonst üblich war. Er wurde in keinem Sportverein groß, spielte zwar auf dem Schulhof oder mit ein paar Freunden auf der Wiese Fußball, aber in einer richtigen Mannschaft erst, als er schon 19 Jahre alt war! Und dann nicht etwa in einem Verein, sondern - im Betriebssport! Mit der Baufirma Ehlers in Bad Oldesloe gewann er sogar die Betriebssportmeisterschaft - und auf einmal hatte es ihn gepackt, wollte er regelmäßig in einer Mannschaft spielen. So wurde Harry Struppek 1958, als 19jähriger, erstmals Mitglied eines Vereins, er trat dem Post SV Oldesloe bei und kam dort sofort in die erste Mannschaft!

Und schon nach wenigen Wochen war man auch dort auf Harry Struppek aufmerksam geworden! Er wurde insgesamt sechsmal in die Kreisauswahl berufen und schoß dabei ein Dutzend Tore. Ende der Serie 1960/61 wechselte er dann zum VfL Oldesloe, für den er am 31. Juli spielberechtigt wurde. Mit Harry Struppek (und dem vom FC St. Pauli gekommenen Gerd Heitmann) steigerte sich die VfL-Mannschaft geradezu sensationell, Harry Struppek schoß allein mehr als die Hälfte jener Tore, die den VfL an die Tabellenspitze und zur Herbstmeisterschaft führten!

Nun, in den beiden letzten Punktspielen, beim 0:2 gegen den LBV Phönix und beim 0:0 in Itzehoe, ging Harry Struppek erstmals wieder leer aus. Kein Wunder, denn inzwischen ist man auf dieses Naturtalent aufmerksam geworden, wird er messerscharf bewacht. „Aber das macht nichts: dann haben Harrys Nebenspieler mehr Bewegungsfreiheit - und Tore wird der Struppek auch trotz schärfster Bewachung wieder schießen“, heißt es in Oldesloe.

Er wurde am 25. Dez. 1939 in Kurwien (Ostpreußen) geboren und fand nach der Flucht 1945 mit seinen Eltern und Brüdern in Bad Oldesloe eine neue Heimat. Er ist von Beruf Maurer und arbeitet zur Zeit in einer Ahrensburger Firma. Vom Heiraten scheint er vorerst noch nichts wissen zu wollen. Aber das hat ja auch noch Zeit. Das Hobby des schußgewaltigen Stürmers, der den richtigen Torriecher mitbringt: Sportbilder sammeln. Die vielen guten Kritiken der letzten Wochen haben ihn nicht verrückt gemacht. Er hat nur ein Lächeln für „Titel“ wie Torschützenkönig, Goldjunge oder gar „fliegender Holländer“ übrig und kann es gar nicht begreifen, daß dieser paar Tore wegen immer wieder Autogrammwünsche erfüllt werden müssen...!

Harry Struppek ist fest davon überzeugt, daß sein VfL den Platz in der Spitzengruppe verteidigen wird. Er lobt die Kameradschaft im VfL und glaubt, daß der Heider SV und VfB Lübeck am Ende die größten Konkurrenten seiner Mannschaft sein werden. Seinen bisher schwersten und besten Gegenspieler sieht Harry Struppek in dem Phönix-Stopper Bähnck, gegen den er in Lübeck überhaupt nichts zu bestellen hatte. Wenn man bedenkt, daß Harry Struppek auf Anhieb, sozusagen „über Nacht“ Schützenkönig in der Amateurliga wurde, ohne vorher als Jugendlicher eine Fußballausbildung mitgemacht zu haben, als 18jähriger zum ersten Male in einer Mannschaft spielte und von der A-Klasse sofort in die Amateurliga aufrückte, dann muß dieser Spieler schon als die große Entdeckung dieser Herbstserie bezeichnet werden! Man darf wirklich gespannt sein, wie sich Harry Struppek und dessen VfL-Mannschaft weiter entwickeln werden! SPM

 

Montag, 27. Nov. 1961 Weil Heide stolperte. Der VfL Oldesloe hat es buchstäblich am letzten Tag doch noch geschafft, die Herbstmeisterschaft der Amateurliga Schleswig-Holstein zu erringen. Den Oldesloern 23:5 Punkte) reichte hierzu ein 0:0 beim Itzehoer SV, da der einzige Konkurrent um die Herbstmeisterschaft, der Heider SV (22:8 Punkte) auf eigenem Platz gegen TuS Lübeck ins Stolpern und über ein 1:1 nicht hinauskam. ST

 

Samstag, 2. Dez. 1961 VfL-Formation für Segeberg. Die Oldesloer müßten eine Runde weiterkommen. Zwei Spitzenreiter, nämlich die 2. Amateure von Holstein Segeberg und die 1. Amateure des VfL Oldesloe stehen sich morgen um 14 Uhr in Bad Segeberg auf dem Holstein-Platz im DFB-Pokalspiel auf Landesebene gegenüber. Wer von beiden wird eine Runde weiterkommen? Der VfL hatte zahlreiche Verletzte in den beiden letzten Spielen.

Die Holstein-Elf übernahm am Vorsonntag die Tabellenführung in der Nordstaffel der Lübecker Bezirksliga. Sie hat in dieser Saison nicht nur die besten Aussichten Herbstmeister zu werden, sondern gehört auch zu den Meisterschaftsfavoriten und könnte durchaus den Aufstieg in die Amateurliga, der sie nach dem Kriege schon einmal angehörte, schaffen. Die Segeberger Abwehr, in der besonders Torwart Bergenroth und Stopper Wehrend hervorzuheben sind, ließ bisher nur elf Tore zu, und im Holstein-Quintett, das 33 Tore schoß, überzeugten besonders Torjäger Arendt und die Stürmer Seydel und Sorgenfrei. In zwölf Spielen war die Mannschaft elfmal erfolgreich.

Der Klassenunterschied sollte sich in diesem Pokaltreffen kaum bemerkbar machen. In den vorangegangenen 14 Punktspielen, vor allem aber gegen Phönix Lübeck (0:2) und Itzehoe (0:0), gab es Verletzte bei der VfL-Elf, die noch nicht wieder fit sind. Immerhin sind aber morgen acht Spieler dabei, die Anteil an der Herbstmeisterschaft haben. Man sieht in dem klassenhöheren VfL natürlich den Favoriten, der auch unbedingt eine Runde weiterkommen will. Bei zunächst vorsichtigem Abtasten des Gegners müßte er zu einem erfolgreichen Spiel kommen und siegen. ST

 

Sonntag, 3. Dez. 1961 - Pokalspiel

Holstein Segeberg - VfL Oldesloe 1:3 (1:1, 1:1) n.V.

Oldesloe erst in der Verlängerung. Amateurliga-Spitzenreiter war in Gefahr! Der VfL Oldesloe, der zwar verschiedene Stammspieler pausieren ließ, weil sie zum Teil verletzt waren, konnte diesen riesig interessanten Pokalkampf erst in der letzten Hälfte der Verlängerung innerhalb von zwei Minuten mit Glück 3:1 für sich entscheiden, als die Segeberger alles nach vorn geworfen hatten und von sich auf eine Entscheidung drängten! Zu diesem Zeitpunkt hatte man die Deckung vernachlässigt, was die Gäste prompt ausnutzten.

Im übrigen kann man wohl sagen, daß beide Hintermannschaften recht gut waren, während die Angriffsreihen, besonders die des VfL, die Harmonie vermissen ließen. Nachdem die Oldesloer in der letzten Viertelstunde vor der Pause von den Holsteinern stark unter Druck gesetzt worden waren (Holstein holte während dieser Periode ein Eckenverhältnis von 6:0 heraus) und ihr Angriff gar nicht zum Zuge kam, nahm Trainer Jantz nach dem Wechsel Horst Liedtke nach vorn, während Lütge links verteidigte. Diese Umstellung hatte Erfolg, denn der Angriff wurde druckvoller. Trotzdem hatten die Einheimischen durchweg etwas mehr vom Spiel, was das Gesamteckenverhältnis von 12:5 schon besagt. Aber sie hatten auch viel Pech mit ihren Schüssen. Die Führung hätten sie schon kurz vor der Pause an sich reißen können, als ein Bombenschuß von Schwenck den rechten Pfosten traf, das Leder aber zurücksprang. Auch konnte ein Abseitstor von Sorgenfrei nicht anerkannt werden.

Den Holsteinern muß man bestätigen, daß sie überaus eifrige und ebenbürtige Gegner waren. Seydel und Wehrend muß man ganz besonders lobend erwähnen, bei den Gästen war Mittelläufer Lindemann der überragende Mann, dem die Oldesloer während der regulären Spielzeit das 1:1 zu verdanken haben. Der Neuling Westphal, der vom Post SV Oldesloe zum VfL genau wie Struppek gewechselt ist, fand sich nach einer schwachen ersten Halbzeit ganz gut, er stand zum erstenmal in der Liga! SPM

Holstein Segeberg: Bergenroth - Merkert, Peters - Stiehr, Wehrend, Radzanowski - Kopp, Seydel, Sorgenfrei, Arendt, Schwenck.

VfL Oldesloe: Hans-Werner Buls - Rainer Westphal, Horst Liedtke - Wolf-Dieter Bliebenich, Wilhelm Lindemann, Roland Erbs - Karl-August Wilkens, Karl Röper, Egon Lütge, Gerd Heitmann, Harald Gniechwitz.

Tore: 0:1 Gniechwitz (10.), 1:1 Radzanowski (37.), 1:2 Bliebenich (110.), 1:3 Horst Liedtke (111.). - Schiedsrichter: Luckow (Lübeck). - Zuschauer: 800.

 

Samstag, 9. Dez. 1961 Ohne Heitmann und Meins? Der VfL darf Gut Heil Neumünster nicht leichtnehmen. In ihrem ersten Punktspiel der Frühjahrsrunde stehen sich morgen um 14 Uhr im Travestadion der VfL Oldesloe und Gut Heil Neumünster gegenüber. Für den VfL ist es zu Hause das letzte Punktspiel im ablaufenden Jahr, weil das für den 17. Dezember vorgesehene Heimspiel gegen Friedrichsort verlegt werden mußte.

Noch vor dem Weihnachtsfest könnte es in der Tabellenführung einen Wechsel geben, falls der VfL verlieren würde. Wenn der VfL das Hinspiel gegen Gut Heil auch 4:0 für sich entschied, so wird er es diesmal weit schwerer haben. Gut Heil tritt mit den Stürmern Godknecht und Wittorf an. Wittorf schoß in dieser Saison zehn Tore. Mit Duggen II, Ziemus und Duggen I ist das Schlußdreieck der Gäste gut besetzt. Außerdem dürften die Neumünsteraner Revanchegelüste haben. Das Formtief, in dem sie im Hinspiel steckten, haben sie schnell überwunden, denn von den nachfolgenden sechs Spielen verloren sie nur eins. Hervorzuheben sind dabei die Siege gegen Kilia (3:2) und Holstein Kiel Amateure (3:1).

Der VfL, dessen Stammspieler noch nicht alle fit sind, muß also auf der Hut sein. Es ist noch fraglich, ob Sturmdirigent Heitmann spielfähig sein wird. Beim letzten Training war er es noch nicht. Meins muß ebenfalls noch pausieren. Sollten beide ausfallen, werden Bliebenich und Röper mitwirken, die in diesem Jahr auch schon mal dabei waren. Die Elf will die Tabellenführung halten, was ihr auch gelingen sollte, wenn sie mit dem alten Elan aufspielt. ST

 

Sonntag, 10. Dez. 1961 - 15. Punktspiel

VfL Oldesloe - Gut Heil Neumünster 4:5 (0:1)

Gut Heils sensationelles 5:4 in Bad Oldesloe. Schwarzer Tag für den Herbstmeister. Nun hat es den VfL Oldesloe auch auf eigenem Platz erwischt! 5:1 führte Gut Heil Neumünster in der 80. Minute, freudetrunken hatten sich die Neumünsteraner in den Armen gelegen, für sie schien das Weihnachtsfest schon angebrochen zu sein! Aber dann rafften sich die Oldesloer doch noch einmal auf. Obwohl sie schon gleich nach Beginn der zweiten Halbzeit Clasen (Köchelverletzung, 54. Minute) und Dau (Gehirnerschütterung, 59. Minute) verloren hatten, kamen sie noch einmal sensationell auf 4:5 heran - aber zum Ausgleich reichte es nicht mehr. Ein tolles Spiel, in dem Torschützenkönig Struppek gleich zweimal ins Schwarze traf, das den deutlichen Leistungsanstieg der Gut Heil-Elf unterstrich, aber auch bewies, daß der VfL Oldesloe das Fehlen von drei so guten Spielern wie Heitmann, Horst Liedtke und Meins einfach nicht verkraften kann! Aber eines ist sicher: dieses 4:5 wird den VfL nicht umwerfen - wenn es auch den ersten Tabellenplatz kostete. Und Gut Heil sollte man nicht überschätzen, die Elf hatte in Oldesloe wirklich viel Glück - es gelang eben alles!

Durch diese überraschende Niederlage verpaßte der VfL die Gelegenheit, seine Spitzenposition zu festigen. Die Ursache für dieses Versäumnis ist in der eigenen unzureichenden Leistung im ersten Durchgang zu suchen. Gut Heil Neumünster spielte mit einem einsatzfreudigeren Sturm, einer klug gestaffelten Abwehr und setzte sich vor allem vor der Pause großartig durch. Dennoch hatten die Gut Heiler recht viel Glück!

Im VfL-Sturm machte sich das Fehlen des Dirigenten Heitmann sehr bemerkbar. Struppek schoß immerhin wieder zwei Tore. Die Leistungen von Röper und Clasen aber reichten nicht aus, sich gegen die Härte der Gut Heiler durchzusetzen. Überhaupt fehlte dem Sturm im gegnerischen Strafraum der notwendige Elan. Erst in den letzten zehn Minuten wurde das anders! In der Hintermannschaft fehlte Horst Liedtke. Sein Vertreter Bliebenich gab sich die größte Mühe, hatte aber mit Wittorf und Pahl III seine liebe Not. Bester Mann: Lindemann. Dagegen war Peters zu überhastet und nach der Pause recht nervös. Beide Außenläufer überzeugten durch ihren Einsatz, vernachlässigten aber ihre Aufbau- und Abwehrarbeit. Torwart Dau hatte dazu einen recht schwarzen Tag. Natürlich machte sich in der zweiten Halbzeit das Fehlen der ausgeschiedenen Dau und Clasen stark bemerkbar - aber trotzdem hätten die neun Oldesloer beinahe noch das 5:5 geschafft.

Das weitaus druckvollere Angriffsspiel Gut Heils trug entscheidend dazu bei, daß beide Punkte mit nach Neumünster gingen. Aber auch in der Hintermannschaft gab es eigentlich keine schwache Stelle. Erstmalig stand Buhse im Sturm. Er machte seine Sache recht ordentlich. Bester Stürmer war Wittorf, der großen Anteil an zwei Treffern hatte. Hein war recht wendig und schnell, während beide Außenstürmer zu früh nach innen kurvten und dadurch so manche Chance verpaßten. Goldau, diesmal als Läufer, wurde seiner Aufgabe gerecht. Widorski spielte zu überhastet, ist aber dennoch eine Kämpfernatur, die auch technisch gut versiert ist. Bester Teil der Gut Heil-Elf war der Abwehrblock mit Duggen II, Pahl I und Duggen I, der erst in den letzten zehn Minuten, als der VfL mit acht Mann angriff, ins Schwimmen geriet. Ersatztorwart Kaiser überzeugte trotz der vier Gegentore, die nicht auf sein Konto gingen.

Fazit: der VfL erwachte zu spät! Sein dreifacher Torerfolg in den letzten zehn Minuten bewies diese Tatsache. Den Gut Heilern muß bescheinigt werden, daß sie nicht nur kämpfen, sondern auch spielen können und daß sie von ihrem Trainer Kusch auch recht gut beraten waren. SPM

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Wolf-Dieter Bliebenich, Jürgen Peters - Alfred Liedtke, Wilhelm Lindemann, Karl-August Wilkens - Harry Struppek, Karl Röper, Egon Lütge, Manfred Dau, Bertold Clasen.

Gut Heil Neumünster: Kaiser - Duggen II, Duggen I - Goldau, Pahl I, Widorski - Godknecht, Buhse, Hein, Wittorf, Pahl III.

Tore: 0:1 Buhse (6.), 0:2 Hein (47.), 1:2 Struppek (49., Handelfmeter), 1:3 Pahl (59.), 1:4 Godknecht (62.), 1:5 Hein (80.), 2:5 Struppek (85.), 3:5 Lütge (86.), 4:5 Alfred Liedtke (89.). - Schiedsrichter: Link (Kiel). - Zuschauer: 1200.

 

Samstag, 23. Dez. 1961 Pokalspiel im Travestadion. VfL empfängt Bezirksligisten TSV Neustadt. Bevor die Amateurliga am Silvestertag ihre Punktspiele fortsetzt, wird am zweiten Weihnachtsfeiertag die zweite DFB-Pokalrunde auf Landesebene ausgetragen. Drei Bezirksliga-Vertreter sind noch im Rennen. Einer von ihnen, der TSV Neustadt, trifft um 13.30 Uhr im Oldesloer Stadion auf den VfL.

Während der VfL in der ersten Runde Holstein Segeberg erst nach Verlängerung schlagen konnte (3:1), qualifizierte sich der TSV durch einen überraschenden Sieg über Phönix Lübeck (2:1).

Pokalspiele werden anscheinend von der ersten Amateurliga nicht mehr ganz ernst genommen. Einerseits wegen der niederen Spielklasse des Gegners und andererseits aus Angst vor Verletzungen von Stammspielern, die bei den Punktspielen dann ausfallen würden. Nur so ist es verständlich, daß Favoriten wie VfB Lübeck und LBV Phönix schon in der ersten Runde ausgebootet wurden. Dabei sollen die Leistungen der TSV-Elf, die gegen Phönix großartig aufspielte, keineswegs geschmälert werden. Dennoch kann man sie für das bevorstehende Spiel nicht favorisieren, denn sonst wäre es um unsere Amateurligisten schlecht bestellt, vor allem für die, die der Spitzengruppe angehören.

Der VfL hat keinen Grund, die Gäste zu unterschätzen, hatte er es doch schon recht schwer in der ersten Runde, wenn damals auch gegen den Spitzenreiter der Nordstaffel. ST

 

Dienstag, 26. Dez. 1961 - Pokalspiel

VfL Oldesloe - TSV Neustadt 1:2 (0:0)

Donnerwetter, Neustadt! Oldesloe aus Pokalwettbewerb ausgebootet. Großartiger Torwart Ehlers. Aber VfL nur mit der halben Liga. Eine Sensation, nicht wahr? Aber man vergesse bei aller Würdigung der feinen Leistung der Neustädter, die vorher schon den LBV Phönix ebenfalls mit 2:1 aus dem Pokalwettbewerb ausgebootet hatten, nicht, daß der VfL nur mit der halben Liga antrat, so gute Spieler wie Lindemann, Heitmann, Struppek, Alfred Liedtke, Manfred Dau und Clasen nicht dabei hatte! Unter diesen Umständen ist dieses 1:2 keine so große Überraschung mehr! Dennoch hätte der VfL die Partie der zweiten DFB-Pokalrunde auf Landesebene gegen den Bezirksliga-Vertreter gewinnen müssen. Er war oft drückend überlegen, spielte im Sturm zu unentschlossen, ja überheblich! Größten Anteil an diesem Erfolg der Neustädter, den Gülzow in der 72. und 85. Minute herausschoß, hatte der Reservetorwart Ehlers, der sich schier selbst übertraf!

Der VfL bot fürs Auge mehr als der Bezirksligist, kam aber infolge seiner überheblichen Spielweise unter die Räder. Beide Tore waren haltbar! Ausgerechnet fielen sie nach der Pause, wo der VfL überwiegend dominierte. Bester Mann in der Abwehr Westphal, auch Wilkens zeigte brauchbare Leistungen (er sollte nur früher den Ball abgeben!). Von beiden Verbindungsleuten war man nicht überzeugt, obgleich sie nach der Pause viel für den Aufbau taten. Im Sturm überzeugten nur die Stammspieler Meins und Alfred Liedtke, in etwa noch Gniechwitz, während es bei Wendt am Einsatz fehlte und Swenzitzki zu überhastet spielte und dadurch zahlreiche Torgelegenheiten verpatzte. Nach der Pause hatte man Lütge mit nach vorn genommen, der auch zwei Torchancen einleitete, sonst aber kraft- und saftlos aufspielte.

Die Neustädter, die etwas verspätet in Oldesloe eintrafen, weil sie glaubten, das Spiel begänne erst um 14 Uhr, werden sich über diesen Sieg mächtig freuen, und das mit Recht, denn sie erkämpften sich im wahrsten Sinne des Wortes den Sieg! Bester Mann Torwart Ehlers, dem besonderes Lob gebührt. Auch wenn beide Verbindungsmänner meisten in der Abwehr anzutreffen waren, zeigten sie jedoch ein recht kampffreudiges Auftreten. Im Sturm ist Fuchs besonders hervorzuheben, dann Vehres und Gülzow. Wenn man in Betracht zieht, daß in dieser Elf drei gute Spieler wie Knoop, Augustin und Straatmann fehlten, so muß man dieser siegreichen Elf bescheinigen, daß sie mehr leistete, als ihr elfter Tabellenplatz im Bezirk Lübeck es besagt. SPM

VfL Oldesloe: Uwe Dau - Rainer Westphal, Egon Lütge - Helmut Nossol, Karl-August Wilkens, Sven Jürgensen - Herbert Meins, Heinz Wendt, Udo Swenzitzki, Alfred Liedtke, Harald Gniechwitz.

TSV Neustadt: Ehlers - Adam, Fahrenkrug - Jönk, Kebeck, Vogler - Fuchs, Vehres, Gülzow, Liedel, Hartmann.

Tore: 1:0 Gniechwitz (65.), 1:1 Gülzow (72.), 1:2 Gülzow (85.). - Schiedsrichter: Bernstein (Segeberg). - Zuschauer: 300.

 

Samstag, 30. Dez. 1961 Mit gemischten Gefühlen zu TuS Lübeck. Morgen um 11 Uhr, am letzten Tage des für ihn so erfolgreich verlaufenen Jahres, muß der VfL Oldesloe auf dem Marli-Platz in Lübeck gegen TuS 93 antreten. Das Hinspiel gewann der VfL 2:0. Er spielt diesmal ohne Uwe Dau (verletzt), Meins und Clasen und der TuS ohne Köpcke.

TuS Lübeck unterlag im vorangegangenen Punktspiel dem Itzehoer SV 0:2 und wurde am zweiten Weihnachtstag von den Amateuren des VfR Neumünster aus dem Pokalwettbewerb ausgebootet. Mit einem ausgeglichenen Punktverhältnis (16:16) hat er als Tabellensechster die Möglichkeit, morgen durch einen Sieg seinen Tabellenstand erheblich zu verbessern.

Auch der VfL leistete sich in seinem ersten Rückspiel gegen Gut Heil Neumünster einen Ausrutscher und ließ sich ebenfalls aus dem Pokalwettbewerb ausbooten. Dabei hatte er noch das Pech, daß sich sein Torwart Uwe Dau eine Verletzung zuzog, so daß Gonska ihn morgen vertreten muß. Obgleich der VfL die beiden vorangegangenen Spiele gegen TuS gewinnen konnte, fährt er doch mit gemischten Gefühlen nach Lübeck. Wenn er den Anschluß an die Spitze halten will, muß er zumindest ein Unentschieden erreichen. Man ist gespannt darauf, ob der VfL die Erfolgsserie der Herbstrunde wiederholen kann. ST

 

Sonntag, 31. Dez. 1961 - 16. Punktspiel

TuS Lübeck 93 - VfL Oldesloe 1:0 (1:0)

TuS Lübeck bleibt „Favoritentöter“! 1:0 nach großartigem Kampfspiel auf verschlammtem Platz über VfL Oldesloe. VfL hatte sehr viel Pech. Die Bilanz der letzten vier Meisterschaftsspiele: 1:7 Punkte. War das ein erregendes Kampfspiel! Auf morastigem, seifenglattem Boden, der den Ball in der zweiten Halbzeit schwer wie eine Bleikugel werden ließ, lieferten sich TuS Lübeck und der VfL Oldesloe eine Partie, die bis zur letzten Sekunde fesselte, vor beiden Toren eine Reihe hochdramatischer Szenen brachte und weit über dem Amateurdurchschnitt stand! TuS wurde damit der „Favoritentöter“-Rolle einmal mehr gerecht und gewann gegen den Herbstmeister mit 1:0. Ein wenig glücklich, ohne Zweifel, aber dennoch nicht unverdient! Nimmt man alles in allem, dann wäre ein 1:1 das richtige Ergebnis gewesen. Es waren sehenswerte 90 Minuten, weil pausenlos auf Tempo gespielt, im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Umfallen gekämpft und dabei - von ganz wenigen Ausnahmen abgesehen - vorbildlich fair gespielt wurde!

Haben die Oldesloer ihr Pulver etwa schon verschossen? Nicht weniger als 22:2 Punkte hatten sie aus den ersten zwölf Spielen herausgeholt. Mit dem 0:2 beim Phönix riß der Faden. Es folgte das 0:0 in Itzehoe, ein 4:5 gegen Gut Heil Neumünster (in Oldesloe!) und nun das 0:1 bei TuS! 1:7 Punkte brachten also die letzten vier Spiele, in drei Auswärtsspielen hintereinander blieb der VfL ohne Torerfolg!

Nun, der VfL hat keineswegs schlecht gespielt. Die Mannschaft hatte eine Reihe imponierender Szenen, aber einfach kein Glück. Zweimal retteten Lübecker Abwehrspiueler auf der Torlinie, als der vorzügliche Stegmann schon geschlagen war. Und als „Ala“ Liedtke in der 36. Minute nach einem Fehler von Ohlsen ganz allein dem TuS-Tor entgegentrabte, warf sich ihm Stegmann, geschickt den Winkel abkürzend, tollkühn entgegen und rettete, damit das sichere 1:1 verhindernd.

Stegmann gab der TuS-Elf den großen Rückhalt, viermal reagierte er großartig, prachtvoll, wie er einen Dau-Freistoß über die Latte hechtete und dann gegen Struppek rettete! Aber auch sein Gegenüber Gonska wußte vortrefflich zu gefallen. Und dabei war Gonska erst in letzter Minute eingesprungen, weil nicht nur Uwe Dau, sondern auch Reservetorwart Buls ausfiel! Aber Gonska (vor Jahren bei Holstein Segeberg einer der besten Torhüter Schleswig-Holsteins) merkte man es nicht an, daß er seit zweieinhalb Jahren nicht mehr im Tor gestanden hatte! Er machte seine Sache glänzend. Und wie sympathisch berührt es, als er einmal dem TuS-Linksaußen Grimm die Hand schüttelte, als dieser bei einer gewagten Abwehrparade fair über ihn hinweggesprungen war. Und als er einmal mit dem Ball im Arm über die Strafraumgrenze hinwegrutschte, der Schiedsrichter also einen 16-Meter-Freistoß verhängen mußte, lief er lächelnd zurück und meinte zu einem Mannschaftskameraden: „Soon Schiet! Aber Recht hat er, der Schiedsrichter, ich war wirklich über die Linie geschliddert!“

Aber nicht allein TuS - auch die Oldesloer hatten zweimal großes Glück! In der 55. Minute zögerte der frei vor dem VfL-Tor stehende Schwarz mit dem Schuß, bis Peters herangespritzt kam und rettete. Und dann rutschte Grimm drei Meter vor dem Oldesloer Tor im Schlamm weg, als er eine Tank-Flanke genau auf den Stiefel serviert bekam. Die schönste Szene des ganzen Spiels aber gab es in der 41. Minute: diesmal war Stegmann außerhalb des Strafraums ein Handspiel unterlaufen, den Freistoß jagte Dau durch die TuS-Mauer, Stegmann konnte den Ball nur abprallen lassen, Struppek hechtete förmlich dem Leder entgegen, köpfte scharf - aber auf der Torlinie stand Möller und rettete!

Stegmann, Ohlsen und Melahn waren die Baumeister des TuS-Sieges. Schade, daß der Angriff ein wenig zu zaghaft (Schwarz, Tank!) spielte! Engel fiel durch einige höchst überflüssige Fouls aus dem Rahmen. Scharnweber mußte in der 30. Minute leicht verletzt in den Angriff wechseln, Thiel stoppte dann mit guter Übersicht. Einen Ausfall hatte diese konditionsstarke TuS-Elf nicht!

Auch beim VfL gab es - genau wie bei TuS - drei herausragende Spieler: Gonska mit einem verblüffenden „Comeback“, Stopper Lindemann und Struppek! Struppek imponierte diesmal weniger als Torjäger, sondern als Spielmacher; er setzte seine Nebenspieler sehr geschickt ein und war zudem ein steter Unruheherd für die TuS-Abwehr. An ihm hat es nicht gelegen, daß kein Tor geschossen wurde. Aber die Außen Clasen und Gniechwitz brachten einfach zu wenig, und Heitmann schien seine Verletzung doch noch nicht überwunden zu haben. Alfred Liedtke begann vielversprechend, biß sich später aber an dem eisenharten Ohlsen die Zähne aus. Unverständlich, daß VfL-Trainer Jantz in der Schlußphase nicht alles auf eine Karte setzte, den großen Kämpfer Peters (der vor Jahren für den LBV Phönix stürmte) in den Angriff beorderte. Vielleicht hätte es dann wenigstens noch zum 1:1 gereicht.

Das Fazit: TuS ist in diesem Jahr für einen guten Platz in der oberen Tabellenhälfte reif und wird gewiß auch in der Rückrunde noch manchen Favoriten aufs Kreuz legen. Und die Oldesloer werden wiederkommen, gewiß noch mitreden! Aber mehr als Platz drei oder vier trauen wir dem VfL für die Endabrechnung dieser Saison nicht zu, weil die Elf noch wachsen, reifen muß. Aber wer hätte zu Saisonbeginn den Oldesloern überhaupt einen dritten oder vierten Platz zugetraut? Das fußballbegeisterte Oldesloe hat trotz der letzten Rückschläge allen Grund, stolz auf diese VfL-Mannschaft zu sein! SPM

TuS Lübeck 93: Stegmann - Möller, Engel - Melahn, Scharnweber, Ohlsen - Schwarz, Wiesniewski, Tank, Thiel, Grimm.

VfL Oldesloe: Gert Gonska - Horst Liedtke, Jürgen Peters - Manfred Dau, Wilhelm Lindemann, Karl-August Wilkens - Bertold Clasen, Harry Struppek, Gerd Heitmann, Alfred Liedtke, Harald Gniechwitz.

Tor: 1:0 Grimm (32.). - Schiedsrichter: Nawe (Eutin). - Zuschauer: 1200.

 

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