Saison 1967/68

Der zwölfte Mann wird zugelassen

Zwei wichtige Änderungen beschließt der Schleswig-Holsteinische Fußballverband vor Beginn der Saison: Die 1. Amateurliga Schleswig-Holstein heißt ab sofort Landesliga. Und in Anpassung an andere Landesverbände darf in der neuen Spielzeit erstmals ein zwölfter Mann auf dem Spielberichtsbogen eingetragen werden. Er kann im Laufe des Spiels gegen einen Mitspieler ausgetauscht werden, auch wenn keine Verletzung vorliegt. Wieder eingesetzt werden darf er aber nicht.

Paul Löper ist der einzige nennenswerte Neuzugang, der von einem anderen Verein neu in den Ligakader kommt. Der Endzwanziger wechselt vom SC Union Oldesloe zum VfL. Dazu stoßen noch die Jungmannenspieler Fred Girschkowski, Peter Metzing, Bernd Oldenburg und Reinhard Schick in die Trainingsgemeinschaft.

Bereits zu Beginn der Saison wird Trainer Fritz Andree klar, dass ihm Stürmer fehlen, die den Drang zum Tor haben. Zwar siegt der VfL im ersten Spiel in Flensburg 08, doch folgen in den nächsten Wochen Spiele, die wenig überzeugen können, drei Unentschieden und vier Niederlagen sprechen eine deutliche Sprache.

Bis zum 22. Oktober schießen die Blau-Weißen gerade einmal sieben Tore. Die logische Folge ist der letzte Tabellenplatz, von dem man sich erst am 29. Oktober wieder entfernt, als Holger Dau beim Polizei SV Kiel den 1:0-Siegtreffer markiert. Einem 0:2 gegen die Amateure von Holstein Kiel folgt ein wenig ansprechendes 2:1 gegen MTV Heide.
Der erste überzeugende Sieg ist das 4:1 in Lägerdorf, dem bis zum Ende der Hinrunde noch ein 2:1 gegen Schlutup und ein 1:1 gegen die Amateure des Itzehoer SV folgen.
Damit ist der VfL Neunter. Trotz der 15:15 Punkte und nur 17 erzielter Tore steht die Liga allerdings nur vier Punkte hinter dem Tabellenzweiten Friedrichsort. Rechnerisch ist also noch alles drin, auch als gegen Flensburg 08 am 10. Dezember erneut nur ein 2:2 herausspringt.

Im neuen Jahr macht die Trave-Elf dort weiter, wo sie aufgehört hat. Minimalismus in Reinkultur zeichnet ihr Spiel aus. Das 1:0 in Büdelsdorf, das auf einer 16 Zentimeter hohen Schneedecke zustande kommt, mag man noch verzeihen. Doch verdient ist es eigentlich nicht, als man nach dem 1:0-Sieg in Schlutup am 21. Januar sogar auf Platz fünf der Tabelle steht. 0:0 gegen Polizei SV Kiel, 0:1 bei Holstein Kiel Amateure. So geht es während der gesamten Rückrunde weiter.
Harald Gniechwitz rettet mit seinem Tor den 1:0-Sieg in Itzehoe, es folgen ein 0:0 gegen Lägerdorf und ein 0:2 gegen Holstein Segeberg.
Da bildet dann am 24. März der 4:0-Sieg beim VfB Kiel, zu dem Ludwig Weisbach  drei Tore beisteuert, schon die rühmliche Ausnahme. Kein Wunder, dass die Zuschauer ausbleiben, auch wenn Karl-August Wilkens am 31. März mit seinem 1:0 den Sieg über Spitzenreiter Friedrichsort sichert.

Am Ende der Saison steht der VfL Oldesloe mit dem erreichten achten Platz noch gut da, bedenkt man, dass die Stürmer in 30 Spielen nur 33 mal das gegnerische Tor trafen. Anlässlich des letzten Spiels am 5. Mai gegen den TSV Kücknitz wird Alfred „Ala“ Liedtke (31), mittlerweile 20 Jahre für den VfL Oldesloe aktiv, für sein 500. Spiel geehrt.

Nach dem Fortgang des Stürmertalents Uwe Goronzi, ein Jahr zuvor, erreicht die VfL-Verantwortlichen eine neue Hiobsbotschaft. Gert Girschkowski, der auch von Göttingen 05 umworben wurde, geht               zum Hamburger SV. Den Ausschlag für seine Verpflichtung gab ein Probetraining am Ochsenzoll, bei dem der 1,90 Meter große Hüne, der seit seiner Jungmannenzeit für den VfL im Kasten steht, die HSV-Spieler „Charly“ Dörfel, „Bubi“ Hönig, Uwe Seeler und Willi Schulz schier zur Verzweiflung bringt, weil sie kaum einen Ball in seinem Gehäuse unterbringen.
Für die HSV-Oberen Grund genug, den talentierten Torhüter, der als Mitarbeiter des „Stormarner Tageblatts“ tätig ist, als zweiten Mann in der Bundesliga aufzubauen.
Nur bei der Ablösesumme gibt es Spekulationen. Während das „Stormarner Tageblatt“ von 38.000 DM spricht, ist sich das „Sport- Megaphon“ sicher, dass 75.000 DM über den Tisch gereicht wurden.
In jedem Fall hilft dieses „Trostpflaster“, über den schmerzlichen Verlust des Ausnahmetalents hinwegzusehen.

Apropos Presse: Seit Beginn der Spielzeit 1967/68 erscheint zu jedem Heimspiel der Ligamannschaft eine Stadionzeitung. Unter dem Titel „Fußball-Rundschau“ geht die erste Ausgabe am 3. September an den Start. Lothar Barthel ist der VfL-Redakteur, der zukünftig zu jedem Heimspiel eine neue Ausgabe erstellt.

Mehr Zuschauer lockt die „Rundschau“ aber auch nicht ins Stadion. Geradezu dramatisch vollzieht sich der weitere Rückgang der zahlenden Besucher. Nur noch durchschnittlich 484 Besucher kamen in dieser Saison ins Travestadion. Dies ist aber nicht der Grund dafür, dass Schatzmeister Karl Nossol auf der Spartenversammlung der Fußballer am 25. Januar sein Amt übergibt. Für seine jahrelange Tätigkeit wird er von Rudi Herzog mit dem großen Ehrenteller des VfL Oldesloe geehrt. Nachfolger wird Jürgen Höppner.
Auch der stellvertretende Spartenleiter Jörn-Peter Schell erhält einen Nachfolger. Günter Mrowka übernimmt seine Tätigkeit im Januar.

Die 2. Herrenmannschaft des VfL nutzt die Gunst der Stunde. Da der Schleswig-Holsteinische Fußballverband beschlossen hat, unterhalb der Landesliga ab der kommenden Spielzeit eine zweigeteilte Verbandsliga zu installieren, werden einige Aufstiegsplätze mehr frei als üblich.
Unter Trainer Hans-Otto Fahl wird die 2. Herren Fünfter in der Bezirksliga Süd und qualifiziert sich damit für die Verbandsliga.

Nicht so gut läuft es für die unteren Herrenmannschaften. Die 3. Herren kann den Abstieg aus der Kreisliga erst am letzten Spieltag vermeiden.
Dies gelingt der 4. Herren in der A-Klasse nicht. Sie muß in die B-Klasse absteigen.
Besonders bitter ist dieser Abstieg für die 5. Herrenmannschaft, denn sie wird Meister in der B-Klasse. Trotzdem muß sie in die C-Klasse absteigen, da die 4. Herren ihr den Platz in dieser Staffel wegnimmt.
Die 6. Herrenmannschaft liegt am Ende der Spielzeit auf einem guten vierten Platz der D-Klasse.

Ohne Meistertitel bleiben in diesem Jahr die Jugendmannschaften des VfL Oldesloe, in denen sich mittlerweile unterhalb der Knabenteams auch die sogenannten „Buben“ etabliert haben.

Auf der Jahreshauptversammlung des VfL Oldesloe am 29. Februar wird Rudi Herzog für seine zehnjährige Tätigkeit als Spartenleiter und Jugendwart mit der goldenen Ehrennadel des Vereins geehrt.

Ein kleines Jubiläum begeht der VfL fast unbemerkt am 22. Juni 1968: An diesem Tage nämlich spielt er genau seit 10 Jahren in der höchsten Klasse des Landes.

 

 

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