Montag, 5. April 1965 Itzehoe ist Meister der Amateurliga. Oldesloe, Lägerdorf und Phönix im Kampf um Platz zwei. In der Amateurliga wurde der Itzehoer SV bereits am Samstag mit einem 8:2 über Borussia Kiel als erster Spitzenreiter aller Amateurligen Meister der Serie 1964/65. Die Itzehoer stehen damit als erster schleswig-holsteinischer Teilnehmer für die Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord fest. Heiß entbrannt ist dagegen aber noch der Kampf um den zweiten Platz in der Aufstiegsrunde. Vorjahrsmeister VfL Oldesloe (36:18 Punkte), TSV Lägerdorf (36:18) und Phönix Lübeck (32:18) sind die drei Vereine, die im Augenblick die Nase vorne haben. Aber auch der Heider SV (35:19), ja selbst Schleswig 06 (34:20) haben noch eine Außenseiterchance. ST

 

Samstag, 10. April 1965 VfL bei Borussia Kiel. Den Abstiegskandidaten nicht unterschätzen! Im vorletzten Auswärtsspiel müssen die Oldesloer noch einmal nach Kiel reisen, um das am 14. März ausgefallene Spiel gegen die dortige Borussia nachzuholen. Die Kieler haben nur noch eine theoretische Chance, in der Amateurliga zu bleiben, und zwar dann, wenn Comet Kiel zumindest noch acht Punkte verliert und sie selbst die ausstehenden Spiele gewinnen. Trotzdem sollte sich der VfL in acht nehmen! In Kiel ist schwer zu gewinnen und bereits ein Unentschieden könnte den Verlust des zweiten Tabellenplatzes bedeuten. Aber wenn die Mannschaft sich so einsetzt, wie in der zweiten Halbzeit in Itzehoe, so ist nichts zu befürchten. ST

 

Sonntag, 11. April 1965 - 28. Punktspiel

Borussia Kiel - VfL Oldesloe 1:0 (1:0)

Abstiegskandidat Borussia Kiel überraschte den VfL Oldesloe! Sensationeller 1:0-Sieg durch Wehmeier-Tor. Mit gesenkten Köpfen schlichen die elf Oldesloer vom Kieler Blaschke-Platz! Als haushohe Favoriten waren sie zum Abstiegskandidaten Borussia gekommen und mußten mit einer 0:1-Niederlage im Gepäck die Heimreise antreten! Selbst die Borussia-Anhänger wollten es bis zum Schlußpfiff nicht recht glauben, daß der so früh gefallene Treffer von Wehmeier bereits beide Punkte bedeuten sollte. Aber je länger das Spiel dauerte, um so deutlicher wurde es: die Oldesloer spielten im Sturm ohne jeden Zusammenhang und ohne die Spur von Spielwitz. Mag sein, daß der Treffer gleich nach Spielbeginn die Oldesloer durcheinandergebracht hatte, aber etwas mehr Format hätte man auf dem Kieler Ostufer doch vom VfL erwartet! Es fiel schwer, sich vorzustellen, daß Oldesloe sich Hoffnungen auf den zweiten oder dritten Platz macht. So hilflos wirkte die Elf streckenweise! Oder hatte sie den Gegner so sehr unterschätzt?

Entscheidend für die Niederlage des VfL war in erster Linie der fast völlige Ausfall der beiden Läufer Bliebenich und Alfred Liedtke. Horst Liedtke war nach seiner Pause erstmals als Stopper wieder dabei und noch gar nicht recht im Bilde - und das steckte die gesamte Abwehr an. Nur Peters vermochte zu überzeugen, hinterließ bei seinen Ausflügen in den Sturm hinten eine allzu große Lücke. Dau im Sturm wußte mit sich und dem Ball gar nichts anzufangen und wirkte eher hemmend als spielflußfördernd. Einzig Lütge hatte anfangs viel Spielraum. Als er in die Mitte wechselte (warum?), war es damit zu Ende. Denn in der Borussia-Deckung brachten Klindforth, der stets unauffällig, aber nicht wirkungslos spielte, und Hinsch zufriedenstellende Leistungen. Maschmeyer konnte, nachdem er Goronzi mehrfach abgemeldet hatte, sich schließlich aktiv sogar in den Aufbau einschalten, nachdem Schekat mit weiten Pässen zu Beginn das Borussen-Spiel angetrieben hatte. Im Borussia-Sturm, der oft nur mit drei Mann operierte (Ewert, Wehmeier, Willimzig), erwies es sich als richtig, daß wieder Ewert in der Mitte spielte. Dafür hatte Riedel einen schwachen Tag erwischt. Ihm gelang praktisch nichts. Von Hinsch, der diesmal als Halbstürmer fungierte, sah man erst zum Schluß etwas. Bester Spieler war bei Borussia zweifellos Rojahn, der fehlerfrei spielte. Vor allem gefiel er beim Herauslaufen.

Die Oldesloer, die nie ihre Form fanden und sich einfach mit dem unkompliziert erscheinenden Spiel der Kieler nicht zurechtfanden, hatten lediglich in dem fleißigen Peters und Alfred Liedtke, als dieser schließlich mit nach vorn ging, die guten Kräfte. Im Sturm versuchte nur Heitmann, Ruhe und System ins Spiel zu bringen. Seine Nebenleute gingen aber darauf nicht ein. Vielleicht wird der VfL an diesen, von ihm gewiß nicht einkalkulierten, doppelten Punktverlust noch einmal mit Kummer zurückdenken. Gibt es für die Borussen jetzt doch noch etwas zu hoffen? SPM

Borussia Kiel: Rojahn - Clausen, Maschmeyer - Schekat II, Klindtforth, Dobbitsch - Willimzig, Wehmeier, Ewert, Hinsch, Riedel.

VfL Oldesloe: Gert Girschkowski - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Alfred Liedtke - Uwe Goronzi, Günter Stolp, Holger Dau, Gerd Heitmann, Egon Lütge.

Tor: 1:0 Wehmeyer (5.). - Schiedsrichter: Conrad (Sörup). - Zuschauer: 550.

 

Donnerstag, 15. April 1965 Die letzte Chance für den VfL. Schlagerspiel am Ostersamstag im Travestadion. Der Gegner heißt Phönix. Der Endspurt in der Amateurliga kostet Nerven. Vorjahrsmeister VfL Oldesloe ist durch die überraschende Niederlage am letzten Sonntag schon fast aus dem Rennen um den zweiten Platz geworfen. Am Ostersonnabend bietet sich ihm die letzte Chance, doch noch an den Aufstiegsspielen zur Regionalliga teilzunehmen. Eine schwere Aufgabe, denn niemand geringerer als Phönix Lübeck ist der Gegner.

Phönix ist selbst Anwärter auf Platz zwei und wird selbstverständlich alles daran setzen, um den Oldesloern beide Punkte abzunehmen. Ein Kampf auf Biegen und Brechen ist sicher. Wie immer, wenn beide Mannschaften um jeden Preis gewinnen wollen, wird die Härte über die Technik triumphieren. Auf eigenem Platz und mit der Unterstützung seiner Anhänger müßte der VfL aber eigentlich mit einer geringeren nervlichen Belastung antreten als Phönix, das in dieser Saison mit recht unterschiedlichen Leistungen aufwartet. Allerdings fällt es nach den schwachen Leistungen des VfL am letzten Sonntag in Kiel schwer, an einen Sieg zu glauben. Die Lübecker stellten sich dagegen bei dem 1:1 in Itzehoe in beachtlich guter Form vor. Aber was bedeutet schon die Papierform in einem ausgesprochenen Punktekampf? Vor seinem Stammpublikum wird der VfL bestimmt bis zum Umfallen kämpfen, um den langjährigen Rivalen zu schlagen. Beginn 17 Uhr. ST

 

Samstag, 17. April 1965 Leichtfertige Stimmungsmache um das Spitzenspiel VfL gegen Phönix. Eine Lübecker Zeitung erhob gestern im Zusammenhang mit der dreiwöchigen Sperre der beiden Phönix-Ligaspieler Söchtig und Baberske schwere Vorwürfe gegen den Vorsitzenden des Spielausschusses des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes, Bartkowiak (VfL Oldesloe). Die Zeitung macht Franz Bartkowiak dafür verantwortlich, daß Phönix heute im Travestadion gegen den VfL ohne seine beiden wichtigsten Abwehrspieler antreten muß.

Die Zeitung nennt die Sperre einen Schildbürgerstreich. Erstens sei weder Phönix noch die beiden Spieler gehört worden. Zweitens habe sich der Verbandsspielausschuß zwei Monate Zeit mit der Bestrafung gelassen, wobei der Spielausschußvorsitzende Regie geführt habe. Drittens sei die Maßnahme des Spielausschusses unsportlich, weil Phönix ausgerechnet im Spitzenspiel gegen den VfL, das möglicherweise über den zweiten oder dritten Platz entscheide, ohne die beiden stärksten Abwehrspieler antreten müsse. Phönix hoffe noch aufgrund eines Protestes, die Aufhebung der Sperre für Söchtig und Baberske erreichen zu können.

Die Tonart der Lübecker Zeitung ist sehr grob, aber noch schlimmer ist die in dem Artikel ausgesprochene Verdächtigung, der Spielausschußvorsitzende habe sein Amt dazu mißbraucht, um seinem Verein auf unsportliche Weise Vorteile zu verschaffen. Einen schwereren Vorwurf kann man gegen einen Sportfunktionär überhaupt nicht erheben.

Wie aber ist die Wirklichkeit? Söchtig und Baberske werden beschuldigt, am 20. Feb. im Heimspiel gegen Holstein Segeberg einen der beiden Linienrichter beleidigt zu haben. Nachdem dem Verbandsausschuß offiziell davon Mitteilung gemacht worden war, mußte er sich selbstverständlich mit dem Fall befassen. Er versuchte einen Termin zustande zu bringen, was nicht gelang. An der Verzögerung trägt das Verhalten von Phönix die Schuld. Als sich der Verbandsausschuß durch die Ausflüchte des Lübecker Vereins nicht länger hinhalten lassen wollte, setzte er eine mündliche Verhandlung für Mittwoch, den 14. April, an. Phönix sagte seine Teilnahme einen Tag vorher ab.

Daraufhin sprach der Ausschuß die dreiwöchige Sperre gegen die beiden Phönix-Spieler aus. An diesem Spruch wirkte der Vorsitzende Franz Bartkowiak nicht mit! Er enthielt sich mit Rücksicht auf das für heute angesetzte Ligaspiel seines Vereins gegen Phönix der Stimme. Diesen Sachverhalt hätte die Lübecker Zeitung leicht durch einen telefonischen Anruf erfahren können. Es mutet recht leichtfertig an, daß sie sich aufgrund einseitiger Informationen zu sensationellen Schlagzeilen verleiten ließ, die im Lager der beteiligten Vereine böses Blut machen und den ganzen Fußballsport diskreditieren. ST

 

Samstag, 17. April 1965 - 29. Punktspiel

VfL Oldesloe - Phönix Lübeck 3:2 (3:0)

LBV Phönix ließ sich überrumpeln. Schon nach sechs Minuten 0:2-Rückstand. Zum Schluß mußte Oldesloe noch zittern. Der LBV Phönix ließ sich überrumpeln! Schon nach sechs Minuten hatte der VfL Oldesloe zwei Tore vorgelegt und ließ in der 34. Minute ein drittes folgen. War das schon die Entscheidung? Man sollte es meinen, ja! Jedenfalls waren die „Adlerträger“ durch diese Keulenschläge völlig konsterniert. Sie steigerten sich erst weit in der zweiten Halbzeit, starteten einen ausgezeichneten Endspurt und verkürzten zwischen der 77. und 81. Minute auf 2:3. Jetzt mußten die Oldesloer noch zittern: die etwas überheblich gewordene Abwehr kam ins Schwanken und es hätte nicht viel gefehlt und die Lübecker wären noch zu einem Unentschieden gekommen. Der Vorjahrsmeister hat mit diesem 3:2 noch seine Chance auf den dritten Platz gewahrt - für den LBV Phönix bleiben aber nun nur noch die Hoffnungen auf das nächste Jahr.

Die schnelle Führung kam für die Lübecker völlig überraschend, und bis zur Mitte der zweiten Halbzeit hatten sie sich noch nicht davon erholt. Dagegen zeigten die Oldesloer eine weitaus bessere Leistung als gegen Borussia Kiel. Erst jetzt wird man merken, daß mit diesen beiden Punkten die Teilnahme an den Aufstiegsspielen verschenkt worden ist! Pech hatten beide Mannschaften: Phönix in der 16. Minute durch Luttkus (gegen die Latte) und Uwe Westphal in der 60. Minute (Pfosten).

Den Oldesloern muß man bescheinigen, daß sie sich erheblich zu steigern wußten und auf allen Posten besser waren als in Kiel. Lediglich Torwart Girschkowski zeigte Unsicherheiten, die aber wahrscheinlich auf seine leichte Erkrankung zurückzuführen sind. Etwas unverständlich ist aber, warum die Mannschaft in der zweiten Spielhälfte so auf Sicherheit zurückschaltete! Warum wurde nicht weiter angegriffen? Das hätte noch schiefgehen können, wenn die Lübecker in den letzten zehn Minuten noch die Kraft für einen Generalangriff gehabt hätten! Der Sturm war glänzend eingestellt, vor allem Heitmann und Dau rackerten sich unermüdlich ab. Blitzschnell ist Uwe Westphal geworden - Sebelefsky hatte nichts gegen ihn zu bestellen. Und wenn Bliebenich und Alfred Liedtke in der ersten Halbzeit mit in den Angriff gingen, sah man immer schwarz für die Lübecker.

Die Phönixer haben etwas enttäuscht. Der Sturm operierte viel zu langsam und umständlich. Beyer bemühte sich nicht genug, er muß sich mehr durchsetzen. Luttkus wird noch einmal von sich reden machen, aber er muß noch an sich arbeiten. Bester Phönixer einmal mehr Iden! Unermüdlich verteidigte er, ging in den Sturm, aber allein konnte er nichts ausrichten. Baberske wurde von Horst Liedtke weit übertroffen. Nach seiner Krankheit will es noch nicht recht klappen. Neben Iden war Söchtig bester Mann. In hervorragender Manier hielt er in der 27. Minute einen Kopfball von Dau, den die Oldesloer schon im Netz zu sehen glaubten. Schade, daß die Lübecker im Endspurt nicht mehr genügend Kraft besaßen; sie hätten noch für eine Überraschung sorgen können!

Schiedsrichter Carsten bot eine ausgezeichnete Leistung, wie sei seit langem in Oldesloe nicht mehr geboten wurde. SPM

VfL Oldesloe: Gert Girschkowski - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Alfred Liedtke - Uwe Goronzi, Günter Stolp, Holger Dau, Gerd Heitmann, Uwe Westphal.

Phönix Lübeck: Söchtig - Sebelefsky, Waedtke - Loll, Baberske, Iden - Ihde, Luttkus, Fritsche, Beyer, Weu.

Tore: 1:0 Stolp (4.), 2:0 Dau (6.), 3:0 Stolp (34.), 3:1 Loll (77.), 3:2 Beyer (81.). - Schiedsrichter: Carsten (Itzehoe). - Zuschauer: 700.

 

Dienstag, 20. April 1965 Stück aus dem Tollhaus. Ein Stück aus dem Tollhaus - so kann man jene Story bezeichnen, die jetzt vom Spielausschuß des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes geschrieben wurde. Sie wurde der Presse bis zur Stunde zwar vorenthalten, aber sie kam doch ans Tageslicht! Was geschehen ist? Nun, am 20. Feb. sollen im Amateurligaspiel LBV Phönix gegen Holstein Segeberg die beiden Phönix-Spieler Söchtig und Baberske den Linienrichter Fastrop (TuS Lübeck 93) beleidigt haben. Baberske soll Fastrop während des Spiels zugerufen haben: „Du Spinner, heb’ doch mal die Fahne!“ Und Söchtig soll beim Verlassen des Platzes zu Fastrop gesagt haben: „Na ja, Sie sind ja eingeschlafen, bei Ihnen ist der Arm lahm geworden!“

Zwei ungehörige, unsportliche Bemerkungen, ohne Zweifel. Und ein kleiner Denkzettel für Söchtig und Baberske wäre durchaus angebracht gewesen - wenn sich alles tatsächlich so abgespielt hat, wie es dem Spielausschuß gemeldet wurde! Da Baberske mehrere Wochen mit Lähmungserscheinungen (nach einem Betriebsunfall) im Krankenhaus lag und Söchtig in der Woche im Raume zwischen Hamburg und Bremen als Vertreter arbeitete, hatte es der Spielausschuß ohne Zweifel schwer, beide Spieler zu laden. Er tat es dann doch - und nun kommt der Knüller: Es wurde am 12. April in Kiel ein Brief an den LBV Phönix diktiert, in dem ein Phönix-Vertreter sowie die Spieler Baberske und Söchtig für den 14. April zu einer Verhandlung geladen wurden. Dieser Brief traf am 13. April, also 24 Stunden vor dem Verhandlungstermin, in Lübeck ein. Da beide Spieler am 13. April aber gar nicht in Lübeck waren, also nicht verständigt werden konnten, teilte der LBV dem Verband telefonisch mit, daß er so kurzfristig auf keinen Fall erscheinen könne. Der Spielausschuß tagte darauf ohne Baberske und Söchtig. Und sperrte beide Spieler bis zum 4. Mai! Ohne sie gehört zu haben!

Dieses Urteil schlug in Lübeck wie eine Bombe ein. Weil es drei Tage vor dem wichtigen Phönix-Spiel gegen den VfL Oldesloe ausgesprochen wurde! Zitieren wir einmal ein paar Sätze aus Leserzuschriften: „Seit dem 20. Feb. hat der Spielausschuß Zeit gehabt, diese Sache zu klären. Aber ausgerechnet in der Woche vor dem Phönix-Spiel in Bad Oldesloe setzte er sich hin und sperrt diese beiden wichtigsten Phönix-Spieler. Da frage ich mich: Wer ist eigentlich Spielausschußvorsitzender? Kommt der nicht vom VfL Oldesloe? Das Ding sieht mir mächtig nach geschaukelt aus!“ „Es ist doch unmöglich, Spieler, die schließlich im Beruf stehen, innerhalb von 24 Stunden zu einem Termin vor einem Sportgericht zu laden. Gibt es denn da keine Satzungen?“ „Unter welchem Gesichtspunkt bestraft der Spielausschuß eigentlich? Da werden ganz böse Fouls begangen, und die Spieler kommen mit einer Sperre von zehn Tagen davon. Und hier gibt es für einen Ausspruch gleich drei Wochen?“ „Ein Spielausschuß, der so viel Blödsinn auf einmal verzapft, ist unfähig und sollte seinen Hut nehmen!“ „Spielausschußvorsitzender Bartkowiak sollte seine Vereinsbrille abnehmen!“ Das war ein - kleiner - Ausschnitt aus der „Volksmeinung“!

Aber auch Kurt Siewers, der Vorsitzende des Verbandsgerichts, schien dies ein gar zu starker Tabak gewesen zu sein. Er hob das Urteil seines Spielausschusses am Freitag, also 24 Stunden vor dem Oldesloer Spiel, wieder auf! Söchtig und Baberske konnten in Bad Oldesloe also spielen, dabei zwar die 2:3-Niederlage gegen den VfL nicht verhindern - aber nun ist eine einwandfreie sportliche Entscheidung gefallen. Und darauf kommt es doch allein an!

Die Phönixer haben nun nicht mehr das Recht, von einer Entscheidung am grünen Tisch zu sprechen, sie ist auf dem grünen Rasen gefallen! Und den Oldesloern kann man jetzt bescheinigen, den Phönix in bester Besetzung geschlagen zu haben, man kann diesen 3:2-Sieg nicht mehr entwerten!

Eine Frage am Rande: Warum hat der Schleswig-Holsteinische Fußballverband diese Geschichte nicht der Presse und damit der Öffentlichkeit bekanntgegeben? Wollte man diese Sache bewußt verschweigen, hatte man kein reines Gewissen? Oder liegt man immer noch im Winterschlaf? SPM

 

Samstag, 24. April 1965 In Flensburg hat es der VfL schwer. Um den zweiten Platz in der Amateurliga. Die Entscheidung über den zweiten Tabellenplatz in der Amateurliga, der zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur Regionalliga Nord berechtigt, fällt heute und morgen in drei Spielen. Eines davon bestreitet der VfL Oldesloe bei Flensburg 08.

Wenn der Vorjahrsmeister VfL (38:20 Punkte) nicht sehr auf der Hut ist, könnte es für ihn in Flensburg leicht eine böse Überraschung geben. Gute Aussichten auf den zweiten Platz hat der Heider SV (39:19), der heute beim abstiegsgefährdeten Gut Heil Neumünster klarer Favorit ist. Noch lange nicht gewonnen hat der dritte Konkurrent TSV Lägerdorf (30:20) bei Comet Kiel. Es ist also Spannung buchstäblich bis zum letzten Spieltag. ST

 

Sonntag, 25. April 1965 - 30. Punktspiel

Flensburg 08 - VfL Oldesloe 1:2 (0:1)

Die größere Routine des VfL Oldesloe entschied. Flensburg 08 enttäuschte auch kämpferisch und hat nach diesem 1:2 sehr große Sorgen! Mit dem 2:1-Sieg bei Flensburg 08 sicherte sich der VfL Oldesloe die Teilnahme an der diesjährigen Deutschen Amateurmeisterschaft. Flensburg 08 spielte sich mit diesem keinesfalls notwendigen Ergebnis dagegen dem Abstieg ein gutes Stück näher! Oldesloe stellte sich in Flensburg keinesfalls in bester Verfassung vor, wenn auch ein Plus in taktischer und spielerischer Hinsicht nicht zu übersehen war. In der zweiten Halbzeit riß auch bei den Gästen der Faden und ihr Spiel hatte nicht mehr die Linie der ersten 45 Minuten. Jetzt war für Flensburg 08 die Chance gegeben, das Spiel noch aus dem Feuer zu reißen. Aber die 08er fanden zu keiner einheitlichen Linie. Im Sturm gab es kaum ein vernünftiges Zuspiel. Aus der Läuferreihe in den Sturm kam kein zuverlässiger Paß. So konnte der VfL Oldesloe als 2:1-Sieger den Platz verlassen. Flensburg 08 aber bleibt mit großen Abstiegssorgen belastet, muß jetzt die beiden noch ausstehenden Spiele in Büdelsdorf und zu Hause gegen Holtenau gewinnen, wenn der Klassenerhalt in letzter Minute doch noch geschafft werden soll!

Die Flensburger Mannschaft hatte Schwächen sowohl in der Deckung als auch im Sturm. Neukirchen im Tor vertrat den noch immer verletzten Lück in manchen Situationen glänzend, beschwor allerdings durch seine übergroßer Nervosität mehr als einmal heikle Situationen herauf. Dreimal retteten für ihn seine Verteidiger auf der Torlinie. Um es aber ganz klar herauszustellen, an ihm hat es nicht gelegen, daß Flensburg 08 dieses wichtige Spiel verlor! Von seinen beiden Verteidigern war Büge der stärkere. Matzen leistete sich einige bedenkliche Querschläger. In der Läuferreihe war Petersen der zuverlässigste, neben ihm Koch, dem jedoch der schwere Fehler - kurz hinter der Mittellinie verlor er den Ball an Heitmann - zum 0:2 nicht hätte passieren dürfen. Voss war von seiner im letzten Spiel gezeigten guten Form weit entfernt. Sein Abspiel war mehr als dürftig. Der 08-Sturm war nur ein „schwaches Lüftchen“. Er konnte sich gegen die sichere Deckung der Gäste, in der Mittelläufer Horst Liedtke herausragte und die in Bliebenich einen weiteren vorzüglichen Mann hatte, nicht durchsetzen.

Während beide VfL-Verteidiger die verschiedenen 08-Außenstürmer in Schach hielten, meisterte Girschkowski die wenigen Schüsse, die sein Tor erreichten, sicher. Im Sturm gefiel bei Oldesloe Uwe Westphal als Linksaußen. Sein kraftvolles Spiel gab dem manchmal etwas verzettelt spielenden Sturm immer wieder die nötigen Impulse. Auch Heitmann als Halbstürmer sorgte für Gefahr im 08-Strafraum. Insgesamt ist der Sieg der Oldesloer Elf verdient. Lorbeeren wird die Mannschaft mit solcher Leistung wie in diesem Spiel bei der Deutschen Amateurmeisterschaft aber wohl kaum ernten! SPM

Flensburg 08: Neukirchen - Matzen, Büge - Voss, Koch, Petersen - Wöhlk, Dolle, Gansor, Neujahr, Hinrichsen.

VfL Oldesloe: Gert Girschkowski - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Alfred Liedtke - Uwe Goronzi, Günter Stolp, Holger Dau, Gerd Heitmann, Uwe Westphal.

Tore: 0:1 Goronzi (16.), 0:2 Heitmann (52.), 1:2 Gansor (61.). - Schiedsrichter: Link (Kiel). - Zuschauer: 750.

 

Montag, 26. April 1965 „Ohrfeige“ für den Spielausschuß. In Neumünster beschäftigte sich das Verbandsgericht des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes mit dem Urteil des Spielausschusses, der am 13. April die Phönix-Spieler Baberske und Söchtig für je drei Wochen gesperrt hatte. Bei dem Spiel Holstein Segeberg gegen den Phönix am 20. Feb. hatten diese Spieler während bzw. nach dem Spiel einen Linienrichter beleidigt.

Der Vertreter von Phönix sprach sein Befremden darüber aus, daß das Urteil des Spielausschusses auf schriftlichem und telefonischem Wege zustandegekommen sei. Verbandsgerichtsobmann Siewers: „Bartkowiak hätte sich bei dem Urteil von vornherein als befangen erklären müssen. Mit dem Urteil hat der Spielausschuß eine unglückliche Hand gehabt!“ Der Phönix-Vertreter kritisierte weiter, daß Baberske, der den Zuruf an den Linienrichter während des Spiels machte, von Schiedsrichter Stancu daraufhin überhaupt nicht angesprochen worden sei. Es müsse doch so sein, daß man Spieler sofort an Ort und Stelle verwarne und nicht erst Wochen später mit einer Anzeige komme. Nach halbstündiger Beratung traf das Verbandsgericht folgende Entscheidung: „Das Urteil des Verbandsspielausschusses vom 13. April wird aufgehoben. Baberske erhält eine Geldstrafe von 30 DM, und Söchtig wird verwarnt. Von einer direkten Beleidigung des Linienrichters in dem fraglichen Spiel könne keine Rede sein. Beide Spieler hätten sich nur eine Ungehörigkeit zuschulden kommen lassen. Von den Kosten des Verfahrens trägt Phönix Lübeck 35 DM!“

Das ist eine klare Zurechtweisung für den Spielausschuß! Es besteht schließlich ein Unterschied zwischen einer dreiwöchigen Sperre und einem Verweis! Was wäre jetzt geschehen, wenn Baberske und Söchtig wegen der vom Spielausschuß ausgesprochenen Sperre am 17. April in Bad Oldesloe nicht gespielt hätten? Die Partie hätte wiederholt werden müssen! SPM

 

Montag, 3. Mai 1965 Oldesloe gegen Karlsruher SC. Jetzt kennt auch der VfL Oldesloe als Tabellendritter der Amateurliga seinen Gegner in der Deutschen Amateurmeisterschaft: er wurde gegen den Meister Nordbadens ausgelost. Und das wird mit 90prozentiger Sicherheit die starke Amateur-Elf des voraussichtlichen Bundesliga-Absteigers Karlsruher SC sein! Die Oldesloer müssen am 22./23. Mai zunächst nach Karlsruhe und empfangen den KSC dann am 30. Mai zum Rückspiel. Wie im Europapokal entscheidet jeweils das Gesamtergebnis beider Spiele. Wie weit werden die Oldesloer kommen? SPM

 

Samstag, 8. Mai 1965 Überbrückungsrunde. Die ersten Amateure des VfL Oldesloe nehmen diesmal, trotz Teilnahme an der Deutschen Amateurmeisterschaft, an der Überbrückungsrunde der Vertragsliga und der Amateure um den Holstenpokal teil. Sie befinden sich in einer interessanten Staffel. Ihre Gegner werden sein: Concordia Hamburg, Eimsbütteler TV, SV Barmbek-Uhlenhorst, Phönix Lübeck und TuS Holtenau. ST

 

Donnerstag, 13. Mai 1965 - Holstenpokal

Phönix Lübeck - VfL Oldesloe 1:1 (1:0)

Temporeiches Spiel unter Flutlicht. Im ersten Spiel um den Holstenpokal trennte sich der VfL Oldesloe von Phönix in Lübeck nach einem schnellen, manchmal sogar hektischen Kampf 1:1. Bei Halbzeit hatte der Gastgeber mit einem Tor vorn gelegen.

Anfänglich sah es gar nicht gut für den VfL aus. Schon in den ersten zehn Minuten setzte der Gastgeber alles ein, um zu einem klaren Erfolg zu kommen, wobei ihm die Unsicherheit der Oldesloer Hintermannschaft zugute kam. Einen entscheidenden Erfolg der Platzherren verhinderte der linke Verteidiger Peters, als er für den bereits geschlagenen Torwart Girschkowski auf der Linie rettete. Aber bald hatte sich der VfL gefangen und die Umklammerung gelöst. Jetzt stürmten die Oldesloer kräftig, und die Hintermannschaft ließ sich nicht mehr ins Bockshorn jagen. Glück hatten die Phönixer, als in der 20. Minute ein Bombenschuß von Goronzi am Pfosten landete. Im Mittelfeld operierten die Oldesloer hervorragend, aber die harte Abwehr der Lübecker ließ den Sturm nicht zur Entfaltung kommen. In einem Gegenangriff der Phönixer in der 39. Minute brachte eine Flanke das 1:0 für den Gastgeber. Girschkowski hielt den Ball wohl, aber der Schiedsrichter war der Meinung, der Ball wäre bereits hinter der Linie gewesen.

Die zweite Halbzeit brachte eine weitere Steigerung in Tempo und Einsatz, wobei beide Torhüter immer wieder Glanzparaden zeigten und weitere Torerfolgen verhinderten. Beide Mannschaften wechselten aus. Für Horst Liedtke übernahm Bliebenich den Stopperposten, und Frank Herzog wurde als Linksaußen eingesetzt. In der 82. Minute konnte er eine herrliche Flanke vor das Phönix-Tor schlagen, die Uwe Westphal sicher und unhaltbar mit dem Kopf in die Maschen setzte. Damit war der gerechte Ausgleich gefallen, aber beinahe wären die Gastgeber in der 89. Minute zu einem dem Spielverlauf nicht gerechten Erfolg gekommen, wenn Girschkowski nicht eine so hervorragende Abwehrleistung gezeigt hätte.

Zur Oldesloer Mannschaft ist zu sagen, daß die beiden Verteidiger ohne Tadel spielten, die beiden Seitenläufer im Aufbau und in der Abwehr unermüdlich waren. Ein besonders großes Arbeitspensum leistete Alfred Liedtke. Ihm allerdings sei empfohlen, das unnötige Reden zu lassen. Im Sturm war Licht und Schatten. Ein besonderes Lob gebührt Bendig, der bereits am Nachmittag ein volles Pflichtspiel bei seiner Einheit in Segeberg ableisten mußte. ST

VfL Oldesloe: Aufstellung unbekannt. - SPM oder LN!!!!!

Tore: 1:0 (?????39.), 1:1 Uwe Westphal (82.). - Schiedsrichter: ?????. - Zuschauer: ?????.

 

Freitag, 14. Mai 1965 Eichede/Trittau kombiniert gegen VfL Oldesloe. Der VfL tritt in stärkster Besetzung an und nutzt dieses Spiel als Vorbereitung für das erste Treffen um die Deutsche Amateurmeisterschaft in Karlsruhe. Wir rechnen mit einem interessanten und fairen Spiel. Morgen um 17.30 Uhr in Eichede. ST

 

Samstag, 15. Mai 1965 - Freundschaftsspiel

SV Eichede/TSV Trittau komb. - VfL Oldesloe 2:2 (0:1)

Freundschaftsspiel. Das faire Spiel endete leistungsgerecht. Der VfL hatte in der Hintermannschaft umgestellt, was sich recht negativ auswirkte. Der Gegner nutzte dies natürlich aus und kam dadurch zu Gegentoren, die, wenn der VfL-Stopper planmäßig seine Position besetzt hätte, nicht gefallen wären. ST

VfL Oldesloe: Aufstellung unbekannt.

Tore: NN. - Schiedsrichter: Tetzlaff (Todendorf). - Zuschauer: NN.

 

Montag, 17. Mai 1965 VfL Oldesloe nach Karlsruhe. Am kommenden Sonntag beginnt der Kampf um die Deutsche Amateurmeisterschaft im Fußball. Schleswig-Holstein wird dabei durch den VfL Oldesloe vertreten, der zuerst zum Meister von Nordbaden, also zu den Amateuren des Bundesliga-Absteigers Karlsruher SC, muß und diesen Gegner dann eine Woche später in Bad Oldesloe zum Rückspiel empfängt.

Wie im Europapokal werden Tore und Punkte beider Spiele zusammengezählt. Für den VfL Oldesloe, der die Reise am Samstag in Privatwagen unternimmt, wird es darauf ankommen, in Karlsruhe nach Möglichkeit ein Unentschieden zu erringen oder nur mit einer knappen Niederlage, die dann in Oldesloe wieder wettgemacht werden könnte, davonzukommen!

Bekanntester Spieler der Karlsruher ist der siebenfache Nationalspieler Bernhard „Berni“ Termath, der als 36jähriger immer noch einen großartigen Fußball spielt. Gelingt es dem VfL, diesen Stürmer auszuschalten, wäre schon viel gewonnen! SPM

 

Dienstag, 18. Mai 1965 Heute um den Holstenpokal VfL gegen TuS Holtenau. Es ist heute wohl für einige Zeit das letzte Mal, daß die Holtenauer im Oldesloer Stadion zu Gast sind, denn sie steigen ab. Schade, recht spannende Kämpfe haben sich beide Mannschaften geliefert, und immer ging es dabei fair zu. Auch verbindet beide Teams eine herzliche Sportkameradschaft. Dabei war es uninteressant, ob man gewonnen oder verloren hatte. Für den VfL ist dieses Treffen die Generalprobe für das Spiel am Sonntag im Wildparkstadion in Karlsruhe. Beginn um 18.30 Uhr. ST

 

Dienstag, 18. Mai 1965 - Holstenpokal

VfL Oldesloe - TuS Holtenau 2:0 (0:0)

Holtenau spielte nicht wie ein Absteiger. VfL-Torwart bei Ballabwehr schwer verletzt. In einem schnellen, jederzeit spannenden Spiel der Holstenpokalrunde konnte der VfL Oldesloe einen klaren 2:0-Sieg für sich buchen. Er kam den Platzherren allerdings recht teuer zu stehen, denn in der 25. Minute prallte Girschkowski bei der Ballabwehr mit dem Stürmer Reimer von TuS Holtenau so unglücklich zusammen, daß er eine schwere Verletzung der Rippen erlitt. Für ihn kam in der Halbzeit Kröger in das Tor.

In dieser Begegnung, in der flüssige Kombinationen und spannende Momente wechselten, hatte man nicht das Gefühl, einen Absteiger der Amateurliga zu sehen. Der gut aufgelegte VfL griff das Holtenauer Gehäuse mit Steilangriffen an, wobei in der ersten Halbzeit Egon Lütge eine gute Partie lieferte. Haye jedoch im Tor der Gäste verhinderte durch geschickte Paraden einen Erfolg.

In der zweiten Halbzeit wurde Lütge gegen Alfred Liedtke ausgewechselt. Stolp ging in den Sturm und Alfred Liedtke besetzte seine Läuferposition. In der 75. Minute war es Bliebenich, der eine herrliche Flanke nach innen gab, die Heitmann zum Führungstor einsenden konnte. Und in der 90. Minute fiel das zweite Tor des Abends. ST

VfL Oldesloe: Aufstellung unbekannt.

Tore: 1:0 Heitmann (75.), 2:0 NN (90.). - Schiedsrichter: NN. - Zuschauer: NN.

 

Freitag, 22. Mai 1965 Fußballnachwuchs stand Spalier. Am Tag vor seiner Abreise mit der Ligamannschaft des VfL Oldesloe nach Karlsruhe heiratete der Verteidiger Rainer Westphal Gerda Treichel. Seine Hochzeitsreise verschob er auf später. Als er mit seiner jungen Frau die Peter-Pauls-Kirche verließ, standen die Knaben des VfL Spalier. ST

 

Samstag, 22. Mai 1965 VfL auf dem Wege nach Karlsruhe. Heute morgen ist die Amateurliga des VfL Oldesloe nach Karlsruhe zu einem Spiel um die Deutsche Amateurmeisterschaft abgereist. Sie trifft dort morgen im Wildparkstadion auf die Amateure des Karlsruher SC. Die Sturmreihe wird gegen die einen Flachpaß spielenden Gastgeber, die auch in der Abwehr kompromißlos sind, nur dann Erfolg haben, wenn sie über die Außen spielt. Im Tor wird voraussichtlich Girschkowski stehen. Er hat die Folgen seiner Verletzung vom vergangenen Dienstag im Spiel gegen Holtenau weitgehend überwunden. Der VfL hat kaum eine Chance in Karlsruhe, das sich, wahrscheinlich von Tausenden von Zuschauern angefeuert, einen sicheren Vorsprung für das Rückspiel in Bad Oldesloe schaffen dürfte. Als Ersatzleute fahren Rolf Kröger und Frank Herzog mit. ST

 

Sonntag, 23. Mai 1965 - Amateurmeisterschaft

Karlsruher SC Am. - VfL Oldesloe 2:2 (0:0)

2:2 in Karlsruhe - das ist mehr, als man in Oldesloe erhofft hatte. Großartiges Spiel des VfL. Das Rückspiel am Sonntag kann glatt gewonnen werden! Großartig gemacht, VfL Oldesloe! Der Tabellendritte der schleswig-holsteinischen Amateurliga erreichte im ersten Vorrundenspiel zur Deutschen Amateurmeisterschaft beim Meister von Nordbaden, den seit 15 Spielen ungeschlagenen Amateuren des Karlsruher SC, ein hervorragendes 2:2. Er hat es nun in der Hand, am kommenden Sonntag im Oldesloer Heimspiel durch einen Sieg die zweite Runde zu erreichen. „Unser Plan ist aufgegangen, ich bin zufrieden und zuversichtlich!“ meinte nach Spielende Artur Jantz, der Trainer der ausgezeichnet gefallenden VfL-Mannschaft.

In der ersten Halbzeit überließen die Norddeutschen den Karlsruhern noch weitgehend das Mittelfeld, sie igelten sich am Strafraum ein und stoppten immer wieder die Angriffe der feldüberlegenen Platzherren. Als den Badenern nach der Pause endlich durch Linksaußen Termath in der 53. Minute das Führungstor gelang, rechneten die KSC-Anhänger schon mit einem hohen Sieg der Süddeutschen. Aber sehr geschickt konterten die Gäste, sie schalteten plötzlich auf Offensivspiel um! Linksaußen Uwe Westphal, der von dem Mannschaftskapitän Heitmann in der 58. Minute klug eingesetzt wurde, erzielte mit einem Bombenschuß, gegen den der Karlsruher Torwart keine Abwehrchance hatte, den Ausgleich. In der 70. Minute führte Oldesloe sogar sensationell mit 2:1, als der KSC-Torwart einen Eckball verpaßte und der Halbrechte Stolp den Ball sofort aus geringer Entfernung ins Netz jagte. Erst neun Minuten vor dem Abpfiff gelang den verzweifelt anstürmenden Süddeutschen schließlich durch Rechtsaußen Schrodt, der einen abgeprallten Schuß von Roos ins Tor knallte, das 2:2.

„Das ist ein sehr gutes Ergebnis für uns“, sagte Trainer Jantz, „denn eigentlich hatte ich gegen die spielstarken Süddeutschen mit einer Niederlage gerechnet. Aber wir wollten nur knapp verlieren, um noch eine Chance im Rückspiel zu haben. das ist nun mit dem 2:2-Ergebnis weit besser als erwartet gelungen!“

Große Sorgen hatte man sich im Lager des VfL Oldesloe vor dem Spiel noch mit dem verletzten Torwart Girschkowski gemacht, dessen Einsatz wegen einer Rippenverletzung lange Zeit fraglich war. Im Spiel bewies der Torwart jedoch mit vielen hervorragenden Paraden, daß auf ihn wieder Verlaß ist. Der beste Spieler der Gäste war jedoch unzweifelhaft der blonde Stopper Horst Liedtke, der überall auftauchte, wo Gefahr drohte, die Abwehr zusammenhielt und außerdem gegen den badischen Torschützenkönig Ripp alle Zweikämpfe gewann.

Großen Anteil am Erfolg hatten auch die beiden Verteidiger Rainer Westphal und Peters, der an seinem Geburtstag zusammen mit seinem Nebenmann dafür sorgte, daß die Kreise der sonst so gefährlichen KSC-Flügelstürmer Schrodt und Termath erheblich eingeschränkt wurden. Ein Riesenpensum bewältigten auch die beiden Seitenläufer Bliebenich und Alfred Liedtke, die allerdings von den beiden Halbstürmern Stolp und Heitmann, die viel hinten aushalfen, gut unterstützt wurden. Der Sturm konnte sich auf nur wenige Vorstöße beschränken, die aber weiträumiger und gradliniger angelegt waren als die viel zu engmaschigen und kunstvollen Angriffe der Platzherren.

Den Karlsruhern nützte die starke Feldüberlegenheit wenig, da an der geschickt gestaffelten Abwehr von Oldesloe fast alle Angriffe scheiterten. Was dennoch aufs Tor kam, wurde eine sichere Beute von Torwart Girschkowski, der lediglich beim ersten Tor der Süddeutschen nicht ganz im Bilde war, da er glaubte, die mißglückte Flanke von Termath würde das Tor verfehlen. Die spielerischen Vorteile der Karlsruher, die technisch hoch überlegen waren, konnten zwar nicht übersehen werden, aber der große Kampfgeist und Einsatz der Norddeutschen, die sich prachtvoll zur Wehr setzten, glichen die spielerischen Vorteile der Karlsruher weitgehend aus.

Bei den Badenern lief diesmal nicht alles nach Wunsch, vor allen Dingen der Angriff fand nicht das richtige Rezept gegen die defensiv eingestellten Gäste. Statt die „Festung“ von den Flügeln her aufzureißen, versuchte man immer wieder, in der Mitte durchzubrechen und erleichterte damit nur der Oldesloer Abwehr die Arbeit. SPM

Karlsruher SC Am.: Kessler - Ehmann, Knörzer - Cuntz, Hotz, Rühle - Schrodt, Roos, Ripp, Layh, Termath.

VfL Oldesloe: Gert Girschkowski - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Alfred Liedtke - Uwe Goronzi, Günter Stolp, Holger Dau, Gerd Heitmann, Uwe Westphal.

Tore: 1:0 Thermath (53.), 1:1 Uwe Westphal (58.), 1:2 Stolp (70.), 2:2 Schrodt (81.). - Schiedsrichter: Heckeroth (Frankfurt). - Zuschauer: 1300.

 

Montag, 24. Mai 1965 Gute Oldesloer Chancen. Weit besser als erwartet schnitt der VfL Oldesloe in seinem ersten Spiel zur Deutschen Amateurmeisterschaft beim Karlsruher SC ab; mit dem 2:2 konnte eine vielversprechende Ausgangsposition für das am nächsten Sonntag in Bad Oldesloe stattfindende Rückspiel erkämpft werden! Den Oldesloern genügt schon ein 1:0, um die zweite Runde zu erreichen. Und sicherlich wird es am Sonntag in Oldesloe wieder Rekordbesuch geben. Denn jetzt geht es ja wieder um etwas beim VfL! SPM

 

Dienstag, 25. Mai 1965 VfL fährt wieder nach Karlsruhe. Ein überaus herzlicher Empfang der Oldesloer beim Karlsruher SC und die Einladung zu einem achttägigen kostenlosen Aufenthalt mit zwei Spielverpflichtungen bei namhaften Amateurgegnern im Karlsruher Raum - das ist die Bilanz des Spieles und des Auftretens des VfL.

Am ersten Abend nach ihrer Ankunft in Karlsruhe besuchten die Oldesloer eine Boxveranstaltung. Am anderen Morgen ging es im Trainingsanzug zu einer Besichtigung in das herrliche Wildparkstadion. Umkleidekabinen, Duschanlagen und das vereinseigene Klubhaus gehören zu den modernsten Anlagen ihrer Art. Das Spiel am Nachmittag begann mit einer Überraschung. Der Präsident des KSC  übermittelte dem Geburtstagskind „Tille“ Peters über Lautsprecher herzliche Glückwünsche und überreichte ihm eine Flasche Sekt. Der VfL übergab dem KSC-Präsidenten ein mit blau-weißen Farben geschmücktes Blumengebinde.

Und dann begann der Kampf, von dem man wußte, daß es nicht einfach sein wird, ihn mit Erfolg zu bestehen. Die Elf war glücklich, daß Girschkowski das Tor hüten konnte, und mehr als einmal brauste Beifall für seine Leistung durch die Arena. Daß die Oldesloer kurz vor Ende des Spiels sogar die Führung übernehmen würden, hätte wohl keiner geglaubt. Und wenn es auch im Moment etwas niederschmetternd war, daß die Karlsruher zum Ausgleich kamen, so verließen die Gäste den Platz dieser fairen Begegnung unter der hervorragenden Leitung des Schiedsrichters Heckeroth aus Frankfurt doch zufrieden. Auf dem nach dem Spiel stattfindenden Bankett wurden die Leistungen der VfL-Mannschaft durch den Präsidenten des KSC, Dr. Weider, mehrfach lobend erwähnt. Dabei wurde die am Anfang erwähnte Einladung ausgesprochen. Begleiter und Spieler des VfL erhielten durch den Vertreter der Stadt Karlsruhe ein Buch mit Widmung des Bürgermeisters und des KSC überreicht, sowie eine Sammelkassette von besonderen Erzeugnissen aus der Stadt.

Nach dem Bankett fand im Kreise der KSC-Familie, die im großen Saal auf etwa 300 Personen angewachsen war, ein Kameradschaftsabend statt, und Peter Schell vermochte als Leiter und Regieführer alle in Schwung zu bringen. Soviel Temperament hatten die Karlsrtuher den Norddeutschen gar nicht zugetraut. Gestern abend kehrte die Mannschaft wohlbehalten heim. ST

 

Samstag, 29. Mai 1965 Einziges Rezept des VfL: Flügelspiel. Hatte Karlsruhe den Gegner aus dem Norden unterschätzt? Wird der VfL Oldesloe morgen seine gute Leistung vom vorigen Sonntag in Karlsruhe im Rückspiel gegen den Nordbadischen Meister auf heimischem Platz wiederholen können? Die Karlsruher sind gewarnt und werden die Zeit genutzt haben, um sich auf dieses Spiel auch physisch einzustellen. Hatte man in Karlsruhe den VfL etwa unterschätzt? Aus gewissen Äußerungen konnte man es fast entnehmen.

Es wird also für die Schleswig-Holsteiner darauf ankommen, sich nicht überrumpeln zu lassen. Eine gute Rückendeckung dürfte wohl das heimische Publikum sein. Es gibt auch in dieser Begegnung für den VfL nur ein Rezept, und das ist Flügelspiel, und noch einmal Flügelspiel. Girschkowski hat seine Verletzung fast überwunden und wird wohl alles daran setzen, sein Gehäuse rein zu halten. VfL-Stopper Horst Liedtke hat in Karlsruhe gezeigt, was er wirklich kann. Und diese Leistung ist er auch seinem Oldesloer Publikum schuldig.

Wir glauben, daß es zu einer hochdramatischen Begegnung kommen wird, denn wer hier verliert, ist ausgebootet. Bei Unentschieden muß zweimal 15 Minuten verlängert werden. Ist dann noch nichts entschieden, bleibt nur das Los.

Der VfL macht auf folgendes aufmerksam: Nach einer Absprache mit dem AMC Stormarn findet das Go-Kart-Hauptrennen erst nach dem Fußballspiel statt. Es besteht also Gelegenheit, beide sportlichen Ereignisse mitzuerleben. Sonderkarten haben bei diesem Spiel - es beginnt um 15 Uhr - keine Gültigkeit. Wie wir von Günter Maletzko erfahren, überträgt der Norddeutsche Rundfunk morgen von 16.35 bis 17.15 Uhr das Spiel aus dem Travestadion. ST

 

Samstag, 29. Mai 1965 - Holstenpokal

Eimsbütteler TV - VfL Oldesloe 3:0 (?????)

Im dritten Spiel der Holstenpokalrunde gab es für die Oldesloer die erste Niederlage.

VfL Oldesloe: Aufstellung unbekannt.

Tore: NN. - Schiedsrichter: NN. - Zuschauer: NN.

 

Sonntag, 30. Mai 1965 - Amateurmeisterschaft

VfL Oldesloe - Karlsruher SC Am. 1:0 (1:0)

Ein Tor von Dau brachte die Oldesloer in die zweite Runde der „Deutschen“. Verdienter 1:0-Sieg. Jetzt gegen den Titelverteidiger Hannover 96 Amateure. Durch einen verdienten 1:0-Sieg hat der VfL Oldesloe die zweite Runde der Deutschen Amateurmeisterschaft erreicht! In einem schnellen und streckenweise recht hart geführten Treffen nutzten die Oldesloer in der ersten Spielhälfte die sich bietenden Chancen nicht aus, so daß sie am Ende froh sein mußten, daß die Gäste aus Karlsruhe aus ihrer Überlegenheit der zweiten Halbzeit kein Kapital schlagen konnten. Leider blieb der Besuch etwas hinter den Erwartungen zurück, da gleichzeitig eine Großveranstaltung im Go-Kart-Rennen in Bad Oldesloe stattfand, an der über 1000 Zuschauer teilnahmen. Der rechte Verteidiger Ehmann (in der zweiten Halbzeit nur im Sturm zu finden) wurde wegen wiederholten Foulspiels in der 89. Minute des Feldes verwiesen. Ausschlaggebend war ein grobes Foul an Bliebenich. Diese Szene überschattet leider das freundliche Verhältnis, daß die beiden Mannschaften bisher zueinander hatten.

Für den Gastgeber begann dieses Treffen sehr verheißungsvoll. Bereits in der ersten Minute hatte Stolp eine große Möglichkeit, sein Schuß jedoch verfehlte knapp das Ziel. Nach der 7. Minute bereits 1:0 in Führung liegend, erwartete man von den Oldesloern jetzt, daß sie die Schwäche in der Deckung der Gäste ausnützen würden, aber trotz Überlegenheit in der ersten Halbzeit blieb es bei diesem einen Tor. Auch die Gäste versagten in der zweiten Hälfte im Sturm bei drückender Überlegenheit, so daß bei beiden Mannschaften stärkster Teil die Deckung war.

Der Sieg des VfL ist glücklich, aber verdient. Großen Anteil an diesem Erfolg hatte zweifellos die Hintermannschaft, die den Sturm der Gäste einfach nicht zur Entfaltung kommen ließ und immer wieder Zeit fand, daß eigene Spiel aufzubauen. Auch später, als die Karlsruher stärker wurden, mit sechs Mann stürmten, behielten sie die Ruhe und hielten das Tor sauber. Girschkowski hatte wenig Möglichkeiten, dem anwesenden Verbandstrainer Kirchrath sein Können zu beweisen. Die Verteidigung nahm ihm die meiste Arbeit ab. Hervorragend das Dreieck Rainer Westphal, Peters und Horst Liedtke. Was diese drei Spieler an Arbeitspensum leisteten und dabei nahezu fehlerlos blieben, ist erstaunlich. Allerdings ist fraglich, ob sie konditionell eine Verlängerung so sicher überstanden hätten. Von den beiden Außenläufern gefiel Bliebenich durch sein klares Spiel besser. Im Sturm war leider viel Schatten. Die Leistung Goronzis fiel gegen die der anderen Spieler stark ab. Ihm fehlte es auch an Kondition, aber auch bereits in der ersten Spielhälfte vergab er gute Möglichkeiten. Bester Stürmer war Dau, dessen Einsatz besonders in den ersten 45 Minuten vorbildlich war. Aber auch er ließ nach und konnte sich später nicht mehr gegen Mittelläufer Cuntz durchsetzen. Linksaußen Uwe Westphal passierte seinen Gegenspieler Ehmann wie er wollte, mußte sich aber gefallen lassen, daß er von zwei und mehr Mann gebremst wurde. Stolp und Heitmann arbeiteten unermüdlich, ihnen fehlte jedoch in manchen Situationen Glück.

Die Gäste aus Karlsruhe haben keineswegs enttäuscht. Im Gegenteil, in technischer Hinsicht waren sie dem Gastgeber weit überlegen, aber sie mußten sich doch geschlagen geben, weil die Oldesloer eben mit dem zweckmäßigen Fußball, der im Norden gespielt wird, mehr Erfolg hatten. Aus der Abwehr ragten besonders Torwart Kessler und Rühle hervor. Kessler machte so manche Chance der Oldesloer zunichte und auch Rühle war in seinem Aufbauspiel sehr wirkungsvoll. Stolp hatte es sehr schwer, in direktem Zweikampf an ihm vorbeizukommen. Mittelläufer Cuntz hielt Dau nicht immer auf, ebenso wie die beiden Verteidiger. Ehmann ging später in den Sturm, fiel aber leider besonders wegen Foulspiels auf. Der Sturm hatte die größte Stütze mit dem Halbrechten Roos.

Der Karlsruher SC war am Samstag herzlich empfangen worden. Am Abend gab die Fußballabteilung des VfL ein Essen für die Gäste, an dem auch Bürgermeister Hermann Barth teilnahm. Er überreichte den Gästen den Ehrenteller der Stadt, und der VfL übergab ein großes Bild der alten Kranbrücke mit einer herzlich gehaltenen Widmung. Ferner erhielten die Spieler kleine Geschenke in Form von Erzeugnissen aus Bad Oldesloe und Umgebung. Auch die Karlsruher hatten wieder kleine Freundschaftsgeschenke mit, mit denen sie die Offiziellen erfreuten. Am Sonntagabend fand noch ein Kameradschaftsabend im „Forsthaus Kneeden“ statt, der die Karlsruher die Enttäuschung über die Niederlage vergessen machte. Der Leiter der Fußballabteilung der Karlsruher Amateure wiederholte die Einladung an den VfL zu einem achttägigen Besuch Karlsruhes. SPM/ST

VfL Oldesloe: Gert Girschkowski - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Alfred Liedtke - Uwe Goronzi, Günter Stolp, Holger Dau, Gerd Heitmann, Uwe Westphal.

Karlsruher SC Am.: Kessler - Ehmann, Knörzer - Büchler, Cuntz, Rühle - Schrodt, Roos, Ripp, Layh, Termath.

Tor: 1:0 Dau (7.). - Schiedsrichter: Picker (Hamburg). - Zuschauer: 2600. - Platzverweis: Ehmann (Karlsruher SC Am., 89.).

 

Montag, 31. Mai 1965 Bravo, VfL Oldesloe! Der VfL Oldesloe hat die erste Hürde in der Deutschen Amateurmeisterschaft genommen! Nach dem 2:2 in Karlsruhe gegen die KSC-Amateure gewann er am Sonntag das Rückspiel mit 1:0! Eine ausgezeichnete Leistung des schleswig-holsteinischen Tabellendritten, der nun in der zweiten Runde auf den Titelverteidiger Hannover 96 trifft. Eine schwere, aber nicht unlösbare Aufgabe! Die Oldesloer müssen am Pfingstsonntag nach Hannover und tragen dann das Rückspiel am 12. Juni in Bad Oldesloe aus. Eine günstige Auslosung! Ob der VfL die Runde der letzten Vier erreichen kann? SPM

 

Donnerstag, 3. Juni 1965 - Holstenpokal

VfL Oldesloe - Concordia Hamburg 1:0 (0:0)

VfL zwei Punkte dichter am Holstenpokal. Die in stärkster Aufstellung erschienenen Concorden mußten im Travestadion eine Niederlage hinnehmen, die vielleicht etwas unglücklich ausfiel. Sie hatten mehrfach Pech mit Latten- und Pfostenschüssen, und der Oldesloer Torwart Wasmund hatte einen ausgesprochen guten Tag. Er meisterte Schüsse, die man längst im Gehäuse glaubte. 450 Zuschauer sahen ein lebhaftes, auf hohem Niveau stehendes Spiel, bei dem die Technik brillierte und, abgesehen von wenigen Karambolagen das körperlose Spiel bevorzugt wurde. Auf beiden Seiten gab es in der ersten Halbzeit herrliche Torszenen und auch Chancen, wobei die beiden Torhüter glänzend reagierten.

Beide Mannschaften tauschten in der Halbzeit aus, der VfL Heitmann gegen Alfred Liedtke (Heitmann war stark erkältet) und die Concorden den Torwart und den Rechtsaußen. Das Spiel nahm nun sogar noch an Tempo zu und man hatte die helle Freude an den vollendeten Kombinationen. In der 70. Minute war es Goronzi, der schnell reagierte, eine Flanke hereinhob, die Egon Lütge durch Kopfball unhaltbar in die Maschen setzte. Die Concorden traten mit Voigt, Waldmüller, Weidtlandt, Castorff, um nur einige aus der Vertragsliga zu nennen, an. ST

VfL Oldesloe: Aufstellung unbekannt.

Tor: 1:0 Lütge (70.). - Schiedsrichter: NN. - Zuschauer: 450.

 

Samstag, 5. Juni 1965 Punkteteilung wäre schon ein Erfolg. VfL vor schwerem Kampf gegen Hannover 96. Wer hätte geglaubt, daß die Oldesloer eine so spielstarke Mannschaft wie den Karlsruher SC aus dem Rennen werfen würden? Und wie wird die Bilanz nach den Begegnungen mit Hannover 96, dem Deutschen Amateurmeister aussehen? Am Sonntag um 15 Uhr treten die Oldesloer im Eilenriedestadion gut vorbereitet an.

Die Mannschaft der Hannoveraner erhielt in den Sportberichten Niedersachsens eine recht gute Kritik. Insbesondere wies man darauf hin, daß die Elf bei ihrem 3:0-Sieg in Lohberg eine geschlossene Mannschaftsleistung von hohem kämpferischen und technischen Format zeigte. Man darf dabei aber nicht vergessen, daß sich der VfB Lohberg durch eine nervöse Spielweise zwei Selbsttore hineinzauberte. Die besten Spieler der Niedersachsen sind Mumme, Esch, Driesselmann und der brillante Techniker Ferenz als Linksaußen.

Der VfL war nicht müßig. Er hat sich auf diese Begegnung so vorbereitet, daß er den Gegner nicht zu fürchten braucht. Wenn die Oldesloer genauso zweckmäßig spielen, wie sie es in Karlsruhe taten, so möchten wir glauben, daß sie doch einen Punkt aus Hannover mitbringen könnten, und das wäre schon ein Erfolg. Das Rückspiel findet am 12. Juni im Travestadion statt.

Die Mannschaftsaufstellung wird die gleiche wie am vergangenen Sonntag gegen Karlsruhe sein. Heute reiste die Elf ab. Sie wird im Sporthotel „Schwanenwik“ in Mellendorf wohnen, wo so namhafte Vereine wie Borussia Dortmund, 1. FC Köln und Hamburger SV sich vor den Spielen auszuruhen und vorzubereiten pflegen. ST

 

Sonntag, 6. Juni 1965 - Amateurmeisterschaft

Hannover 96 Am. - VfL Oldesloe 1:0 (0:0)

Ob dieses 1:0 reicht, Hannover 96? VfL Oldesloe könnte zu Hause den Spieß umdrehen! Das Spiel in Hannover war vorbildlich fair und mit Format. Nachdem die Zuschauer vor zwei Wochen beim 0:1 des Vorjahrsmeisters Hannover 96 Amateure gegen den VfB Lohberg keinen Pfifferling mehr für eine erfolgreiche Titelverteidigung gaben, so gingen 3500 Besucher auch diesmal trotz eines 1:0-Erfolges der Hannoveraner im ersten Zwischenrundenspiel zur Deutschen Amateurmeisterschaft über den VfL Oldesloe nicht vollbefriedigt nach Hause. Wohl hatten die Gastgeber über weite Strecken mehr vom Spiel, wohl erspielten sie sich auch die besseren Torchancen, aber von Zielstrebigkeit und konzentrierten Torschüssen war herzlich wenig zu sehen! Vor allem der Angriff bot manche enttäuschende Aktion, wenngleich auch in der Abwehr mit Torwart Steinbach auch kein sonderlich zuverlässiger Mann zwischen den Pfosten stand. Der VfL Oldesloe spielte über weite Strecken mit einer doppelt und dreifach gesicherten Deckung, gab diese Spielweise jedoch schnell nach dem Führungstor der 96er auf, wurde dann im Handumdrehen offensiv und auch gefährlich, so daß die Hannoveraner schließlich noch froh sein mußten, wenigstens diesmal einen knappen Vorsprung für den Rückkampf in einer Woche sichergestellt zu haben.

Auch der Auftakt zum Spiel gegen Bad Oldesloe bot viele Parallelen zum ersten Kampf gegen VfB Lohberg. Die 96er zogen blitzschnelle Kombinationen auf, die Angriffsmaschine lief auf vollen Touren, aus der Läuferreihe und Verteidigung wurden die Aktionen gut und wirkungsvoll unterstützt, so daß der Führungstreffer nur eine Frage der Zeit zu sein schien. Aber es schien eben nur so. Allzu schnell waren nämlich die 96-Stürmer mit ihrem Latein am Ende. Man vernachlässigte das Flügelspiel, Mittelstürmer Esch übetrieb die Dribblings, und auch Mumme wußte sich nicht wie gewünscht als Spielgestalter in Szene zu setzen. Er wich zwar meist auf die Flügel aus, ohne daß dadurch aber der nach innen rückende Bode an Wirkung gewann. Ganz im Gegenteil! Bode erwies sich im Innensturm, und vor allem dann, wenn er auf engem Raum einen gegnerischen Abwehrspieler überlaufen wollte, als viel zu unbeweglich. Auch Linksaußen Ferenz sprühte nicht sonderlich von Tatendrang, er spielte den Ball viel zu oft in rückwärtige Positionen ab und machte dadurch seinen eigenen Angriff langsam. Wohl mühte sich Driesselmann als Anspielpunkt, aber auch von ihm gingen nicht die zündenden Impulse aus, die die tiefgestaffelte VfL-Abwehr hätte aus den Angeln heben können. In der Abwehr des Vorjahrsmeisters klappte es dagegen besser. Baldauf war stets Herr im Strafraum, Hennemann und Stiller und sogar Verteidiger Fricke rückten oft mit auf, aber auch ihnen fehlte es an der notwendigen Übersicht, um Lücken beim VfL Oldesloe zu erspähen.

Allerdings hatten die Schleswig-Holsteiner auch eine so dichte Abwehrkette aufgezogen, die nur mit vollster Konzentration und auch mit entsprechenden spielerischen Mitteln zu sprengen gewesen wäre. Und beinahe hätte dieses Rezept auch zu einem Teilerfolg geführt! - Die Oldesloer waren ganz offensichtlich von Anfang an auf ein Unentschieden aus! Später mußte man diese Meinung jedoch etwas revidieren. Vom Zeitpunkt des hannoverschen Führungstores nämlich spielte der VfL wie umgewandelt. Man hatte wohl auch inzwischen erkannt, daß die 96er trotz des 1:0-Vorsprungs auch nur mit Wasser kochen und daß man beileibe keine Hemmungen mehr zu haben brauchte. Der vorher nur in rückwärtiger Position spielende Halblinke Heitmann wurde zum Motor der Oldesloer Gegenangriffe. Und er machte das großartig!

Man mußte sich zwangsläufig die Frage vorlegen, ob das taktische Rezept der VfLer, diesen spielerisch so wertvollen Mann über weite Strecken nur mit einer defensiven Aufgabe zu betrauen, ihm damit förmlich Fesseln anlegte und ihn für die eigene Mannschaft lahmlegte, tatsächlich der Weisheit letzter Schluß gewesen sein mag. Unterstütz durch den kleinen, aber ungemein wendigen und ausdauernden linken Läufer Alfred Liedtke wurde Heitmann zum angriffsgefährlichsten Mann seiner Elf! Wenn er nur auf bessere Unterstützung bei seinen direkten Nebenleuten gestoßen wäre, dann hätte 96 durchaus noch eine unliebsame Überraschung erleben können. Rechtsaußen Goronzi besaß aber kaum einen Funken Selbstvertrauen, Mittelstürmer Dau hatte seine Kräfte schon in der ersten Halbzeit durch oftmaliges Zurückpendeln verschlissen und auch Uwe Westphal sowie Stolp vermochten im Schlußabschnitt keine zusätzlichen Kräfte mehr zu mobilisieren. In der Oldesloer Deckung war Stopper Horst Liedtke ein jederzeit zuverlässiger Mann. Er wurde noch übertroffen von seinem Torwart Girschkowski. War sein ausgezeichnetes Stellungsspiel mehr zu loben oder seine große Fangkunst? Jedenfalls brachte er die hannoverschen Stürmer bei hohen Bällen schier zur Verzweiflung. Der einzige Treffer, der allerdings keineswegs zu Lasten des ausgezeichneten VfL-Torwarts ging, war dann auch ein Flachschuß aus kurzer Entfernung.

Alles in allem bekamen die Zuschauer im Eilenriedestadion eine außerordentlich gute Partie geboten, die bei den glatten Bodenverhältnissen ein hohes Niveau aufwies. Besonders zu imponieren wußte die große Fairneß auf beiden Seiten. Zweifellos verfügen die Hannoveraner über die besseren spielerischen Mittel, vor heimischer Kulisse werden die Schleswig-Holsteiner aber von Anfang an auf Angriff spielen. Und wie gefährlich sie dann werden können, davon bekamen die 96er in der zweiten Halbzeit schon einen guten Vorgeschmack! SPM

Hannover 96 Am.: Steinbach - Thomassek, Fricke - Hennemann, Baldauf, Stiller - Bode, Mumme, Esch, Driesselmann, Ferenz.

VfL Oldesloe: Gert Girschkowski - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Alfred Liedtke - Uwe Goronzi, Günter Stolp, Holger Dau, Gerd Heitmann, Uwe Westphal.

Tor: 1:0 Mumme (53.). - Schiedsrichter: Lutz (Bremen). - Zuschauer: 3500.

 

Dienstag, 8. Juni 1965 Gut gemacht, Oldesloe! Der VfL Oldesloe hat jetzt gute Aussichten, in der Deutschen Meisterschaft der Fußball-Amateure nun auch die Runde der letzten Vier zu erreichen. Er schlug sich am Pfingstsonntag in Hannover gegen den Titelverteidiger 96 vortrefflich, unterlag nur 0:1 und hat beste Chancen, den Spieß im Rückspiel am nächsten Sonntag umzudrehen! Hat der VfL nach 90 Minuten einen Vorsprung von einem Tor, wird die Partie um zweimal 15 Minuten verlängert. Ist auch dann noch kein Gesamtsieger (Ergebnis Hannover plus Ergebnis Oldesloe) ermittelt, muß das Los entscheiden, wer das Halbfinale erreicht. Aber so weit wollen die Oldesloer es nicht kommen lassen, sie haben in Hannover erkannt, daß die 96er auch nur mit Wasser kochen, sie sind fest davon überzeugt, daß sie den erforderlichen Vorsprung von 2:0 oder 3:1 herausschießen werden! SPM

 

Donnerstag, 10. Juni 1965 Fußballspiel fällt aus. Das für heute vorgesehene Fußballspiel der ersten Mannschaft des VfL Oldesloe gegen Barmbek-Uhlenhorst Hamburg fällt aus. ST

 

Freitag, 11. Juni 1965 Dreht der VfL diesmal den Spieß um? Morgen wollen die Oldesloer unter die letzten Vier der Meisterschaft kommen. Mit großer Spannung erwarten die Fußballfreunde das Spiel des VfL Oldesloe gegen Hannover 96 morgen um 16 Uhr im Travestadion. Wird den Oldesloern die Revanche für die 0:1-Niederlage am Pfingstsonntag in Hannover gelingen? Werden sie das Rückspiel in der Zwischenrunde um die Deutsche Amateurmeisterschaft mit zwei Toren Vorsprung für sich entscheiden können? Dann würden sie in das Halbfinale der Meisterschaft einziehen!

Übermäßiger Optimismus ist nicht angebracht. Zweifellos müssen die Gäste favorisiert werden, aber im Oldesloer Lager ist man gleichwohl zuversichtlich. Am letzten Sonntag erwies sich, daß auch die Hannoveraner verwundbar sind, und im heimischen Stadion wird der VfL alles daran setzen, das Vertrauen seiner Anhänger nicht zu enttäuschen.

Im ersten Spiel zeigten die Oldesloer nur in der zweiten Halbzeit, was wirklich in ihnen steckt. Die Gäste sind also gewarnt, und ihr Konzept wird vor allem darin bestehen, einen Torerfolg der Oldesloer auf alle Fälle zu verhindern. Man muß deshalb mit einer defensiven Taktik der Gäste rechnen. Wahrscheinlich werden sie ihre eigene Chance in Steildurchbrüchen suchen.

Nicht einfach also für den VfL, das richtige Gegenrezept dafür zu finden. In Hannover war die Hintermannschaft des VfL entscheiden stärker als der Sturm. Das Problem des Gastgebers ist es deshalb, einen Sturm auf das Spielfeld zu schicken, der durchschlagskräftig genug ist, um die erfahrene hannoveranischere Verteidigung zu überwinden. Um die eigene Deckung braucht sich der VfL keine großen Sorgen zu machen, wenn sie sich in der gleichen hervorragenden Form vorstellt wie am letzten Sonntag.

Vielleicht ist die Rückendeckung entscheidend, die der Vertreter Schleswig-Holsteins auf seinem Wege zum Halbfinale der Deutschen Amateurmeisterschaft im heimischen Stadion bestimmt finden wird. Kampf und noch einmal Kampf wird die Parole für diese Begegnung sein, wobei der VfL absolut nicht den kürzeren zu ziehen braucht. ST

 

Freitag, 11. Juni 1965 Rundfunk und Fernsehen im Travestadion. Der Norddeutsche Rundfunk überträgt die Schlußphase des Spiels des VfL gegen Hannover 96 in seiner Sendung „Sportübersicht zum Wochenende“ auf UKW. Das Fernsehen zeigt Ausschnitte dieser Begegnung in der „Sportschau der Nordschau“ am Montag. Reporter ist Günter Maletzko. ST

 

Samstag, 12. Juni 1965 - Amateurmeisterschaft

VfL Oldesloe - Hannover 96 Am. 2:1 (1:0, 1:0) n.V.

2:2 nach 120 Minuten - das Los entschied dann für Hannover 96! Der VfL Oldesloe verließ als 2:1-Sieger, aber auch als Verlierer den Platz! 210 Minuten hatten der VfL Oldesloe und Hannover 96 in der Zwischenrunde zur Deutschen Amateurmeisterschaft gespielt - und dennoch konnte auf dem grünen Rasen kein Sieger ermittelt werden! Am Pfingstsonntag hatten die 96er im Eilenriedestadion ein 1:0 vorgelegt. Diesen Rückstand holten die Oldesloer im Heimspiel mit einem 1:0 auf. 1:1 also nach regulärer Spielzeit im Gesamtergebnis. Die Oldesloer Partie mußte daher verlängert werden. Und in dieser aufregenden, nervenzehrenden Verlängerung schafften die Hannoveraner dann in der 102. Minute den Ausgleichstreffer zum 1:1, der in der Gesamtwertung das 2:1 bedeutete. Die Entscheidung schien gefallen, aber die kämpferisch großartigen Oldesloer ließen nicht nach und schafften in der 106. Minute auch noch die 2:1-Führung (und damit das 2:2 in der Gesamtwertung). Nun mußte tatsächlich das Los darüber entscheiden, wer in das Halbfinale einziehen darf. Der Hamburger Schiedsrichter Ohmsen rief die Mannschaftskapitäne Heitmann und Baldauf zu sich, Baldauf durfte wählen, welche Seite der Münze er Vertrauen schenken wollte, der 96er entschied sich für die Zahl. Ohmsen ließ die Münze durch die Luft fliegen, alles blickte gespannt auf den Rasen - und plötzlich sah man nur noch jubelnde 96er. Das Los hatte sich also für sie entschieden.

Eine bittere Entscheidung gegen den VfL Oldesloe, der zwar das Spiel mit 2:1 gewonnen hatte, aber trotzdem als Verlierer vom Platz gehen mußte. Doch am Ende gaben es auch die Oldesloer Zuschauer, die vorher ihre Mannschaft immer wieder lautstark angefeuert hatten, zu, daß mit den Hannoveranern die bessere Mannschaft gewonnen hatte. Man darf schließlich auch nicht vergessen, daß die Niedersachsen schon von der 38. Minute an, also insgesamt 82 Minuten, ohne ihren Halbrechten Driesselmann auskommen mußten, der sich mehrere Male so vergessen hatte, daß sein Feldverweis einfach in der Luft lag. Und in der 38. Minute war es dann auch soweit! Aber auch mit zehn Spielern gefielen die 96er ausgezeichnet, sie hatten technisch deutliche Vorteile, ihre Kombinationen liefen fließender. Es hat schon imponiert, wie die zehn Hannoveraner spielten und kämpften! Aber auch die Oldesloer verdienen, gelobt zu werden. Sie lieferten einen ganz großen Kampf, nur das Los verhinderte ein Vordringen in die Runde der letzten Vier!

Die beiden kleinsten Spieler waren in diesem mitreißenden Kampf auch die Größten: hier der 19jährige Hannoveraner Rainer Stiller, der im wahrsten Sinne des Wortes bis zum Umfallen kämpfte, eine sensationell starke zweite Halbzeit hatte und als bester aller 23 Akteure bezeichnet werden darf - dort der schwarzhaarige Oldesloer Mittelstürmer Alfred Liedtke, von dem die größte Gefahr für die Niedersachsen ausging. Es war gewiß kein Zufall, daß Alfred Liedtke beide Treffer für den VfL erzielte! Stiller drückte diesem Spiel seinen Stempel auf, der junge Mann mit der Rückennummer 10 könnte in ein, zwei Jahren einen Stammplatz in der Bundesliga-Elf der 96er einnehmen! Als der Halbrechte Driesselmann in der 38. Minute vom Platz gestellt wurde, da übernahm Stiller einen großen Teil jener Aufgaben, die Driesselmann zugedacht waren. Zweimal wurde er in der Verlängerung von einem Wadenkrampf befallen, aber er gab nie auf, war ein leuchtendes Vorbild für seine Mannschaft. Das große Spiel des kleinen Stiller - so hätten wir auch die Überschrift zu diesem Spiel wählen können!

So sehr wir Stiller loben können - Driesselmann verdient sehr getadelt zu werden! Hannovers Halbrechter zeichnete sich vom Anpfiff an als unbeherrschter Foulspieler aus, er wurde auch nach einer Verwarnung und zwei Ermahnungen nicht vernünftig und durfte sich schließlich nicht wundern, als er in der 38. Minute nach einem an sich harmlosen Zwischenfall vom Platz gestellt wurde. Das Maß war einfach voll - und den Schaden hatte die Mannschaft!

Aber so seltsam es klinge mag, genau so war es: mit zehn Mann spielten die 96er besser als vorher mit elf, sie ließen jetzt den Ball geschickter laufen, spielten endlich ihre technische Überlegenheit aus! Thomassek (der das Spiel mit einer blutenden Kopfwunde beendete), Fricke, Baldauf, Dittmann und Ferenz steigerten sich immer mehr, und wenn im Angriff Esch und Bode ein wenig glücklicher und gescheiter gespielt hätten, wäre sogar ein Sieg möglich gewesen. Hinzu kam, daß der verletzte Mumme doch sehr vermißt wurde!

Die große Pechminute für die 96er: in der 94. Minute hatte Ferenz einen Ball auf das Oldesloer Tor gedonnert, Girschkowski konnte das Leder nur abprallen lassen, es sprang hoch unter die Latte - Schiedsrichter Ohmsen entschied sofort auf Tor, zeigte zur Mitte, lief dann aber auf Bitten der protestierenden Oldesloer zum Linienrichter, um sich zu überzeugen. Der Linienrichter erklärte: „Kein Tor, der Ball sprang gegen die Latte!“ Ohmsen revidierte seine Entscheidung sofort und gab Niederwurf. Auch die hinter dem Tor stehenden Fotografen aus Lübeck, Hamburg und Hannover bestätigten: „Kein Tor, der Ball sprang gegen die Latte!“

Die Oldesloer haben sich prachtvoll geschlagen. Wenn sie das Halbfinale nicht erreichten, dann in erster Linie deshalb, weil im Angriff gleich drei Spieler erheblich hinter den Erwartungen zurückblieben: Dau (der einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte), Heitmann und auch Goronzi. Diese drei haben zwar kämpferisch alles gegeben, aber es gelang ihnen viel zu viel daneben, vor allem Heitmann schaffte es nicht, das Oldesloer Spiel wie gewohnt aufzuziehen! Die Oldesloer Hintermannschaft dagegen war erstklassig. Girschkowski gelangen ein paar schöne Paraden, die Verteidiger Westphal und Peters fuhren den 96ern immer wieder schneidig in die Parade, Horst Liedtke war ein kluger Stopper (dafür ließ aber sein Abspiel zu wünschen übrig), Bliebenich diesmal der eigentliche Motor des VfL und Stolp rackerte sich trotz einer Verletzung unermüdlich ab. Kämpferisch war dieser VfL großartig, besonders in den letzten zehn Minuten der Verlängerung, als die 96er noch einmal zittern mußten, Bliebenichs herrlicher Rückzieher beinahe zum Erfolg geführt hätte, Steinbach dann einmal 25 Meter aus dem Tor eilen mußte, um gegen Goronzi durch Fußabwehr zu klären und schließlich ein Weitschuß Bliebenichs die Latte traf.

Der VfL ist mit fliegenden Fahnen untergegangen, nur durch das Los geschlagen worden. Die Oldesloer dürfen stolz auf ihre Mannschaft sein! Den Hannoveranern winkt jetzt ein erneutes Vordringen in das Endspiel. Der BC Augsburg wird ein ganz schwerer Brocken sein - schade nur, daß Mumme nicht zur Verfügung stehen wird! Dennoch: wir trauen den 96ern nach dieser feinen Leistung in Bad Oldesloe auch den Sprung ins Finale zu!

Schiedsrichter Ohmsen war sicher und einwandfrei in der Regelauslegung. Aber wir waren geradezu erschrocken, plötzlich einen schauspielernden, sich durch übertriebene Gesten in den Mittelpunkt stellenden Ohmsen kennenzulernen. Wir können dem Hamburger nur raten, mit den Arm- und Handbewegungen etwas sparsamer umzugehen. Ein Schiedsrichter, den man kaum bemerkt, ist uns lieber als ein Pfeifenmann, der glaubt, der wichtigste Mann auf dem Platz sein zu müssen! SPM

VfL Oldesloe: Gert Girschkowski - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Wolf-Dieter Bliebenich, Horst Liedtke, Günter Stolp - Uwe Goronzi, Holger Dau, Alfred Liedtke, Gerd Heitmann, Uwe Westphal.

Hannover 96 Am.: Steinbach - Thomassek, Fricke - Hennemann, Baldauf, Dittmann - Bode, Driesselmann, Esch, Stiller, Ferenz.

Tore: 1:0 Alfred Liedtke (24.), 1:1 Bode (102.), 2:1 Alfred Liedtke (106.). - Schiedsrichter: Ohmsen (Hamburg). - Zuschauer: 3500. - Platzverweis: Driesselmann (Hannover 96 Am., 38.).

 

Montag, 14. Juni 1965 Kopf hoch, VfL Oldesloe! Das ist wirklich bitter: da schlägt der VfL Oldesloe in der Zwischenrunde zur Deutschen Amateurmeisterschaft den Titelverteidiger Hannover 96 mit 2:1 (nach Verlängerung), da läßt er sich als Sieger feiern - und muß wenig später dann doch als Verlierer vom Platz gehen! Durch das Los zu verlieren, ist wirklich hart. Zumal dann, wenn der Eintritt ins Halbfinale zu einer deutschen Meisterschaft lockt! Aber die Oldesloer dürfen dennoch stolz auf ihr Abschneiden sein. Sie haben Schleswig-Holstein großartig vertreten! SPM

 

Samstag, 19. Juni 1965 Saisonausklang. VfL verabschiedet sich mit Pokalspiel. Am Sonntag treffen die Oldesloer auf einen Vertreter der 2. Amateurliga. Der TSV Russee gehört ebenfalls zu den letzten acht Vereinen, die um den Pokal des Landes kämpfen. Es handelt sich also um eine Mannschaft, die zu kämpfen versteht. Das haben die TSVer auch bewiesen, indem sie lange Zeit an der Spitze der Kieler Staffel standen und erst in letzter Zeit auf den siebenten Platz herabfielen.

Der VfL ist das erste Mal in einer Pokalrunde so weit gekommen, und will sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, das Endspiel um diesen Pokal zu bestreiten. Vor allem dürfte interessant sein, daß er bei einem Siege bereits an dem Wettbewerb auf NFV-Ebene teilnimmt und damit als Gegner Regionalliga-Mannschaften empfängt. Die VfL-Amateure werden alles daransetzen, ihr letztes Spiel in dieser Saison siegreich zu beenden. ST

 

Sonntag, 20. Juni 1965 - Pokalspiel

TSV Russee - VfL Oldesloe 6:4 (3:3, 1:1) n.V.

Russee schlug Oldesloe! Mit 6:4 nach Verlängerung. Dem TSV Russee ist als Bezirksklassenverein des Bezirks Ost der „große Wurf“ gelungen, den hochfavorisierten VfL Oldesloe aus dem DFB-Pokalwettbewerb auf Landesebene auszubooten! Russee hat damit die Vorschlußrunde erreicht. Der Sieg der bis zum Umfallen kämpfenden Bezirksligisten ist verdient, denn mit weniger Lampenfieber hätten sie gar keine Verlängerung gebraucht, um Sieger zu sein. Oldesloe war in der Verlängerung nicht mehr konditionell so stark, um eine Entscheidung erzwingen zu können. Außerdem waren die Gäste durch das vorzeitige Ausscheiden des bis dahin guten Linksaußen Uwe Westphal (seine alte Verletzung brach nach einem Preßschlag wieder auf) gehandikapt.

Es war ein typisches Pokalspiel, in dem der Klassenniedere seine Chance restlos ausnutzte. Ein Spiel, das den Pokal wieder populär, auch auf der unteren Ebene, machen könnte. Daß der VfL Oldesloe diesmal das „Opfer“ wurde, ist dabei kein Beinbruch, denn die Oldesloer waren durch die schweren Spiele um die Deutsche Amateurmeisterschaft doch mehr belastet, als sie sich selbst vielleicht eingestehen wollten. Das machte sich vor allem nach der regulären Spielzeit bemerkbar, als sie offensichtlich etwas resignierten und nicht mehr die Linie fanden, um Russee zu schlagen. Alfred Liedtke bemühte sich als Mittelstürmer immer wieder, seinen Sturm anzukurbeln, und Oldesloe war auch in Russee die technisch einwandfrei bessere Mannschaft, aber im Ausnutzen der Torchancen zeigten die Oldesloer einfach zuviel Umständlichkeit, so daß immer wieder ein rettendes Russeer Bein dazwischenfahren konnte. Neben Alfred Liedtke gefiel Rechtsaußen Goronzi und Uwe Westphal. Die übrigen Spieler erreichten alle nicht ihre Normalform.

Aus der geschlossenen Mannschaftsleistung Russees kann man vielleicht den Stopper Keipert herausheben, der doch der Abwehr insgesamt Halt gab. Torwart Klatt war etwas nervös und hätte eigentlich zwei Tore verhindern müssen. Im Sturm war Bohn der Spielmacher, der geschickt die Fäden zog und immer wieder seine Nebenleute gut einsetzte. Linksaußen Boschmann war vom Flügel her die gefährliche Angriffsspitze der Gastgeber. SPM

TSV Russee: Klatt - Jäger, Baumgart - Keipert, Kleinow, Arnecke - Bohn, Kalbus, Schröder, Mösche, Boschmann.

VfL Oldesloe: Hans-Werner Buls - Rainer Westphal, Jürgen Peters - Jürgen Höppner, Horst Liedtke, Helmut Fett - Uwe Goronzi, Holger Dau, Alfred Liedtke, Gerd Heitmann, Uwe Westphal.

Tore: 1:0 Kalbus (19.), 1:1 Heitmann (33., Handelfmeter), 2:1 Bohn (52.) 2:2 Dau, 3:2 Boschmann (82.), 3:3 Uwe Westphal (85.), 4:3 Boschmann (105.), 5:3 Kalbus (115.), 5:4 Goronzi (118.), 6:4 Bohn (120.). - Schiedsrichter: Prodöhl (Böklund). - Zuschauer: 400.

 

Montag, 21. Juni 1965 Itzehoe vor DGF Flensburg. Sind die Zuschauerzahlen in der Amateurliga auch in der jetzt auslaufenden Saison 1964/65 weiter zurückgegangen? Diese Frage kann weder mit Ja noch mit Neun beantwortet werden!

Sechs Vereine hatten auf jeden Fall höhere Einnahmen als im Vorjahr: Meister Itzehoer SV steigerte sich von 13.654 Besucher auf 19.244 (dazu kommen fast 15.000 „Zahlende“ in den drei Heimspielen der Regionalliga-Aufstiegsrunde!), ein mehr oder weniger großes Plus hatten auch Flensburg 08, Schleswig 06, TSV Lägerdorf, LBV Phönix und Gut Heil Neumünster aufzuweisen.

Den größten Rückgang hatte Kilia Kiel zu verzeichnen: im Vorjahr zahlten noch 14.401 Zuschauer am Hasseldieksdamm Eintritt, in dieser Saison aber waren es nur noch 6325! Auch in Bad Segeberg wird der Schatzmeister mit dem Verlauf der Saison nicht zufrieden gewesen sein, denn statt der 15.309 Zuschauer im Vorjahr kamen in dieser Saison nur noch 8695 zu den Heimspielen der Holstein-Elf. Sensationell die 18.819 Zuschauer, die der Aufsteiger DGF Flensburg in seinem ersten Amateurliga-Jahr aufzuweisen hatte! Er lag damit hinter dem Itzehoer SV (19.244) an zweiter Stelle vor dem Heider SV, Schleswig 06, VfL Oldesloe, Flensburg 08 und dem Büdelsdorfer TSV.

 

 

 

1961/62

1962/63

1963/64

1964/65

1.     

Büdelsdorfer TSV

---

16.914

13.587

10.919

2.     

Comet Kiel

---

---

7.253

6.988

3.     

Gut Heil Neumünster

6.115

5.145

4.041

4.261

4.     

TuS Holtenau

9.830

6.106

5.014

3.623

5.     

Kilia Kiel

13.345

7.564

14.401

6.325

6.     

Flensburg 08

21.890

12.697

7.893

11.054

7.     

Schleswig 06

15.891

18.013

12.444

15.856

8.     

Heider SV

29.020

23.548

17.517

17.023

9.     

Itzehoer SV

17.813

20.801

13.654

19.244

10.   

TSV Lägerdorf

---

7.481

5.998

7.821

11.   

LBV Phönix

38.669

11.495

8.978

10.457

12.   

VfL Oldesloe

22.166

11.288

15.711

14.192

13.   

Holstein Segeberg

---

---

15.309

8.695

14.   

Borussia Kiel

---

---

---

7.651

15.   

DGF Flensburg

---

---

---

18.819

16.   

Holstein Kiel Am.

17.534

4.906

---

2.753

 

Holstein Kiel Amateure trug einige Begegnungen als Vorspiele zur Regionalliga-Kämpfen aus, so daß die Zuschauerzahlen in der Statistik nicht mit erfaßt werden konnten. SPM

 

Montag, 21. Juni 1965 VfL fairste Elf. Die Amateurliga-Mannschaft des VfL Oldesloe ist aus dem Fair-Play-Wettbewerb des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes als Sieger hervorgegangen. Nach ihren sportlichen Erfolgen, die den Namen der Stormarner Kreisstadt über Schleswig-Holstein hinaus bekannt gemacht haben, heimst sie damit die verdiente Anerkennung für ihre vorbildliche Haltung auf dem grünen Rasen ein. Das zeugt von dem guten Geist, der in der Mannschaft und im ganzen Verein herrscht. Der Endstand: 1. VfL Oldesloe 14 Punkte, 2. Büdelsdorfer TSV 18, 3. TuS Holtenau 20, 4. DGF Flensburg 28, 5. Heider SV 30, 6. Holstein Kiel Amateure 30, 7. Holstein Segeberg 36, 8. Flensburg 08 48, 9. Borussia Kiel 448, 10. TSV Lägerdorf 49, 11. Phönix Lübeck 58, 12. Kilia Kiel 60, 13. Gut Heil Neumünster 60, 14. Schleswig 06 68, 15. Itzehoer SV 70, 16. Comet Kiel 80. ST

 

 

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