Das Jahr 1962
Sonnabend, 6. Januar 1962
Die Meinung des Lesers
Hochstraße durch den Bürgerpark?
Mit großem Interesse habe ich in den Wochen vor Weihnachten die Beiträge zu dem Problem „Nordring – Bürgerpark“ im „Stormarner Tageblatt“ verfolgt. Da ich als alter Oldesloer meine Heimatstadt liebe und als ehemaliger Sportler die Sportstätten im Bürgerpark wohl zu schätzen weiß, nahm ich in diesen Tagen die Gelegenheit zur Einsicht in den öffentlich ausgelegten Flächennutzungsplan wahr; denn ich bin der Meinung, daß nur der eine Stellungnahme dazu abgeben darf, der sich mit dem Plan und dem Erläuterungsbericht eingehend beschäftigt hat.
Nach Durchsicht der Unterlagen steht man unwillkürlich vor, der Frage „Nordring – oder Verkehrschaos?“ Gewiß ist es bedauerlich, daß ein Teil des Bürgerparks dem Verkehr geopfert werden muß; aber eine andere vergleichbare Lösung wird sich kaum finden lassen. Daher möchte ich den Stadtverordneten und Bürgern sagen:, Wenn Ihr Eure Heimatstadt so liebt, daß sie weiterleben soll, dann könnt Ihr nur für die Stadtkernentlasturig, das heißt für den Nordring sein!“ Es läßt sich nämlich sehr gut vorstellen, daß diese Straße im Bereich des Bürgerparks als Hochstraße auf Stützen geführt wird, so daß kein Mensch die Fahrbahn zu überqueren braucht, sondern die Fußgänger bequem unter der Straße promenieren können. Damit wären auch die unübersteigbaren Absperrungen nicht notwendig, und der Weg von den Umkleideräumen zum Exer wäre wie heute kein Problem.
Äußerst befremdend für mich ist die Tatsache, daß gewisse Kreise anscheinend bemüht sind, diese Angelegenheit in den Wahlkampf hineinzuziehen, und somit zu einem Politikum zu machen. Ich warne dringend davor, denn im technischen Bereich sind politische Beschlüsse meist schlechte Beschlüsse!
Weiterhin erlaube ich mir den Hinweis, daß sogenannte „unpopuläre“ Planungen bei der nicht fachkundigen Bevölkerung oft mit Unwillen aufgenommen werden, später nach Fertigstellung von denselben Leuten umso stärker begrüßt werden. In diesem Zusammenhang möchte ich zum Schluß noch erwähnen, daß bei der Verkehrsplanung jedermann sich für befähigt hält, die von den Fachleuten exakt ermittelten Maßnahmen zur Verkehrssanierung zu kritisieren, während in den anderen Bereichen der Technik kein Mensch die maßgebenden Grundlagen anzuzweifeln wagt.
Dipl.-Ing. F.W. Chrosch, Leiter der Verkehrs- und Planungsabteilung beim Tiefbauamt Krefeld, zur Zeit Bad Oldesloe.
STORMARNER TAGEBLATT vom 6.1.1962
Freitag, 12. Januar 1962
Interessengemeinschaft gegen den Nordring
In Bad Oldesloe gegründet. Protest gegen Straße durch den Bürgerpark
Eine „Interessengemeinschaft gegen den Nordring“ hat sich auf einer gut besuchten Versammlung im „Restaurant Haberland“ konstituiert, die von Anliegern der Lorentzenstraße einberufen worden war. Den Vorsitz hat der Pensionär Wilhelm Buckert übernommen. In den Vorstand wurden ferner Kaufmann Paul Ströh, Bierverleger Otto Harms, Vermessungsoberinspektor a.D. H. Marquardt und Verwaltungsangestellter Röpke gewählt.
„Wir wollen die ganze Einwohnerschaft aufrütteln. Der Bau des geplanten Nordringes geht nicht nur die Anlieger der Schützenstraße und der Lorentzenstraße an, sondern alle Einwohner unserer Stadt, weil unsere grüne Lunge, der Bürgerpark, durch die Straße zerstört werden würde. Noch haben wir eine Chance, dieses Unheil abzuwenden.“ Das ist die Auffassung von Kaufmann Carl Boldt, der die Initiative zur Gründung der Interessengemeinschaft ergriffen hatte.
Nach einer regen Aussprache, in der recht harte Worte gegen die Stadt und die Stadtverordneten fielen, wurde beschlossen, daß die Interessengemeinschaft geschlossen gegen den Bau dieser Straße protestiert. Außerdem werden die Grundstückseigentümer einzeln Einspruch einlegen. Sie wollen für den Bau dieser Straße freiwillig keinen Quadratzentimeter Boden abgeben.
Die Interessengemeinschaft will aber nicht nur kritisieren und protestieren, sondern auch Gegenvorschläge zur Lösung des Oldesloer Verkehrsproblems erarbeiten und der Stadt unterbreiten. Sie will dabei keine Mühe und keine Kosten scheuen. So will sie sich notfalls durch einen Rechtsexperten vertreten lassen und einen erstrangigen Verkehrsplaner zu Rate ziehen. Zur Finanzierung soll ein „Kampffonds“ gebildet werden.
Die Interessengemeinschaft will auch unter Umständen nicht davor zurückschrecken, für die Kommunalwahlen im März parteilose Kandidaten aufzustellen, die gegen den Bau des Nordrings sind.
STORMARNER TAGEBLATT vom 13.1.1962
Sonnabend, 13. Januar 1962
Die Meinung des Lesers
Protest gegen den Nordring
Mit tiefer Bestürzung und Empörung habe ich aus dem Stormarner Tageblatt vom 19. Dezember 1961 entnommen, daß in der Parlamentssitzung vom 18. Dezember 1961 – bei fünf Stimmenthaltungen – dem Plan zum Bau einer Ringstraße über den Bürgerpark/Lorentzenstraße zugestimmt wurde, obgleich den Herren Stadtverordneten bekannt ist, daß mindestens 75 Prozent der Einwohner mit diesem Plan nicht einverstanden sind. Für meine Begriffe ist das ein glatter Vertrauensbruch der gewählten Stadtverordneten den Wählern gegenüber. Wo bleibt da die vielgepriesene Demokratie? Man kann nur hoffen, daß die Wähler in der im März 1962 stattfindenden Neuwahl ihnen die Quittung präsentieren werden.
Den Herren Stadtverordneten Heick und Ludwig möchte ich – und ich glaube im Namen ungezählter Einwohner zu sprechen – für ihre Haltung, die sie in der besagten Sitzung einnahmen, meinen Dank sagen.
So wie ich die Sache sehe, sind nur einige wenige Wirtschaftler an dieser Ringstraße interessiert, und die Einwohner der Stadt sollen den Preis zahlen. Hiermit protestiere ich gegen diesen Plan nicht nur als Anlieger der Lorentzenstraße, sondern auch im Interesse der Einwohner dieser Stadt. Meine Begründung: Die Stadt ist nicht gerade mit Naturschönheiten gesegnet; Der Bürgerpark und die Lorentzenstraße aber mit der schönen Parkanlage sind Oasen der Erholung für die Einwohner der Stadt. Ich verweise auf den Artikel des Herrn Dr. Greve, erschienen im Stormarner Tageblatt vom 6. Dezember 1961.
Sonntags sehe ich unzählige Spaziergänger, die über die landschaftlich schön gelegene ruhige Lorentzenstraße in den Bürgerpark gehen. Das ist alles vorbei, wenn die geplante Ringstraße mit – wie ich höre – 18 Meter Breite sozusagen als Rennstrecke mitten durch die Stadt gebaut wird. Das Gros der Einwohner, besonders Frauen mit ihren Kindern und Alte müßten dann, um in die erheblich verkleinerten Parkanlagen zu gelangen, diese Rennstraße überqueren. Auch die Schüler der Ober- und Luisenschule, die ihre Turnspiele auf dem Bürgerpark abhalten und täglich von der Schule zu den Sportplätzen gehen sowie die Berufsschüler der Berufsschule, die oft von einem Gebäude zum anderen gehen müssen (Ecke Grabauer/Lorentzenstraße), müßten diese Rennstrecke überqueren.
Weiter ist zu bedenken, daß die geplante Ringstraße drei verkehrsreiche Straßen kreuzt, nämlich die Segeberger-, Schützen- und Grabauer Straße. Die beiden letzgenannten Straßen sind Zubringer zur Nordsüdstraße (B 404).
Bekanntlich verleitet eine breite Straße, wie sie hier geplant wird, viele undisziplinierte Fahrer – und davon gibt es leider sehr viele, als Autofahrer erlebe ich das täglich auf den Landstraßen – zum Schnellfahren. Ich möchte jedenfalls nicht die Verantwortung für die darin geschaffene Gefahrenquellen übernehmen; die Herren aber, die diesem Plan zustimmen, haben die volle Verantwortung zu tragen. Ich frage Sie, meine Herren. haben Sie sich das wirklich reiflich überlegt?
Nun zur Lorentzenstraße. Diese wird, wenn die Ringstraße gebaut würde, von einer ruhigen Villen-Straße zu einer Landstraße 1. Ordnung herabgesetzt; das bedeutet für die Anlieger eine erhebliche Wertminderung der Häuser. Mein Haus steht auf sehr moorigem Grund. Wenn nun die großen Lastzüge über diese Straße, die bislang nur eine ruhige Neben- und Villen-Straße war, donnern, wird das Haus sicher erhebliche Schäden davontragen, für die ich die Stadt verantwortlich mache; ebenso wie ich sie für die Wertminderung meines Hauses verantwortlich mache.
Von meinem Grundstück trete ich keinen Quadratmeter freiwillig und ohne Gegenwehr ab.
Wir Anlieger der Lorentzenstraße haben uns inzwischen zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen und werden auch noch gemeinsam protestieren; nicht aber nur protestieren, sondern auch entsprechende Gegenvorschläge machen, wie man die Verkehrsprobleme auch anders lösen könnte. Die Verkehrsexperten haben die Patentlösung auch nicht in der Tasche, und ein Experte greift, wie wir jetzt sehen, den anderen Experten wegen seines Planes an.
Der Professor Wortmann hat sich von dem Exer auch ganz andere Vorstellungen gemacht. Der Exer ist kein Exerzierplatz, wie der Professor anzunehmen scheint, sondern Sport- und Erholungsstätte.
Wenn Herr Rickert in der Sitzung sagte: Ohne Wirtschaft können wir keinen Sport treiben, so sage ich: Ohne Konsumenten – und das sind die Einwohner der Stadt, nämlich die Arbeiter, Angestellten, Beamten und so weiter – kann die Wirtschaft nicht leben. Die Wirtschaft sollte immer Diener des Volkes und die Herren Stadtverordneten sollten Diener der Einwohnerschaft sein und nicht etwa umgekehrt.
Carl Boldt, Bad Oldesloe, Lorentzenstraße 16, Haus Bucheneck.
STORMARNER TAGEBLATT vom 13.1.1962
Montag, 15. Januar 1962
Bereits 100 Mitglieder
Über 100 Oldesloer sind bisher der am Freitag gegründeten Interessengemeinschaft gegen den Nordring beigetreten. Zugleich haben sie sich in die Liste zur Anerkennung der Wählergemeinschaft „Parteilose“ eingetragen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 15.1.1962
Montag, 15. Januar 1962
Die Meinung des Lesers
„Nordring ist dringend notwendig!“
Nach einem Bericht im „Stormarner Tageblatt“ vom 13. Januar unter obiger Überschrift haben sich einige Anlieger der Lorentzenstraße zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen zu dem Zweck, den Bau der nördlichen Entlastungsstraße zu verhindern.
Diese nördliche Entlastungsstraße ist in dem am 18. Dezember 1961 von der Stadtverordnetenversammlung beschlossenen Flächennutzungsplan für eine Einwohnerzahl von etwa 25.000 enthalten.
Die städtischen Körperschaften haben sich diese Planung für die künftige Entwicklung der Stadt nicht leicht gemacht, sondern zu ihrer Beratung erstklassige Städteplaner, wie die Neue Stadt in Hannover in Verbindung mit der Forschungs- und Planungsgemeinschaft für Stadtentwicklung in Hannover herangezogen.
Bei der Straßenplanung geht es darum, das Stadtzentrum auch für die Zukunft gesund zu erhalten. Dazu ist es notwendig, in der Nähe des Stadtzentrums ein leistungsfähiges Straßennetz aufzubauen. Eine Umgehungsstraße in großer Entfernung vom Stadtzentrum kann diese Funktion nicht erfüllen.
In Bad Oldesloe besteht diese günstige Möglichkeit, ein geschlossenes Tangentennetz um den Stadtkern anzulegen. Im Süden ist bereits die Salinenstraße und Kurparkallee ausgebaut, im Osten verläuft der Berliner Ring und im Westen die Lorentzenstraße. Im Norden müßte dieses System noch zu einem circa 1,3 km langen Straßenzug ausgebaut werden. Diese nördliche Kerntangente soll an den Rand des Bürgerparkes gelegt werden. Die Funktion des Bürgerparkes als Spiel- und Erholungsplatz wird hierbei nur geringfügig eingeschränkt und soll durch einen großzügigen Ausbau im Travetal ausgeglichen werden.
Durch diese vorgeschlagenen Maßnahmen zur Sanierung des Straßennetzes kann das Stadtzentrum gesund erhalten werden. Werden die Sanierungen nicht durchgeführt, so besteht die Gefahr, daß das Stadtzentrum am Straßenverkehr erstickt und sich an anderen Stellen neue Zentren bilden und die Bausubstanz im historischen Kern verkümmert.
Schon heute hat der Verkehr im Stadtzentrum die Grenze eines schnellen Verkehrsablaufes erreicht. Unter der Berücksichtigung des noch ständig anwachsenden Verkehrs und der Erhöhung der Einwohnerzahl der Stadt auf 25.000 Einwohner kann sich jeder ausrechnen, daß der Ausbau der nördlichen Entlastungsstraße eine Lebensfrage für die Stadt ist.
Nur aus dieser Sicht kann man den Flächennutzungsplan mit der vorgeschlagenen nördlichen Entlastungsstraße sehen.
Die Interessengemeinschaft Lorentzenstraße hat sich den richtigen Namen gegeben. Sie sieht nur ihre eigenen Interessen und nicht das Wohl der Stadt. Ich habe volles Verständnis dafür, daß die Anlieger der Lorentzenstraße, von ihrem Standpunkt aus gesehen, nicht gerade beglückt davon sind, daß der Verkehr in der Lorentzenstraße zunehmen wird. Sie müssen aber einsehen, daß dem Gesamtwohl der Stadt der Vorrang gebührt. Auch die Große Salinenstraße und die Kurparkallee waren früher Villenstraßen in ruhiger Lage und sind heute Hauptverkehrsstraßen.
Die Mehrzahl der Stadtverordneten aller Parteien haben sich nur schweren Herzens zur Annahme des Flächennutzungsplanes entschließen können. Im Interesse eines gesunden Wachsens der Stadt mußten auch einige Nachteile in Kauf genommen werden, um das große Ziel zu erreichen. Deshalb hat auch die Fraktion der SPD im Stadtparlament dem Plan nach gründlicher Prüfung einstimmig und ohne Einschränkung zugestimmt. Aber auch die anderen Parteien haben mit großer Mehrheit dem Plan ihre Zustimmung gegeben.
Ich begrüße das Vorhaben der Interessengemeinschaft Lorentzenstraße, die ganze Einwohnerschaft wachzurütteln, aber mehr Bürgersinn und mehr Gemeinschaftsdenken für die Stadt, die wir doch alle lieben!
Willy Mahrdt, Fraktionsvorsitzender der SPD Bad Oldesloe.
STORMARNER TAGEBLATT vom 15.1.1962
Mittwoch, 17. Januar 1962
Die Meinung des Lesers
Positive Gegenvorschläge angekündigt
Herr Mahrdt irrt, wenn er in seinem Artikel vorn 15. Januar „Nordring ist dringend notwendig“ von einer „Interessengemeinschaft Lorentzenstraße“ schreibt. Aus guten Gründen wurde die Bezeichnung „Interessengemeinschaft“ durch die Worte „gegen den Nordring“ ergänzt, denn die Kreise, die sich für dieses Thema interessieren, sind viel größer. Das geht ja auch aus einer weiteren Notiz im Stormarner Tageblatt vom gleichen Tage hervor, nach der bereits über 100 Oldesloer der Interessengemeinschaft beigetreten sind.
Daß etwas geschehen muß, um den Verkehr in der Innenstadt flüssiger zu gestalten, darüber dürfte es bei allen Beteiligten keine Meinungsverschiedenheiten geben. Ob aber die Zerschneidung des Bürgerparks, des Exers, der Anlage an der Lorentzenstraße sowie die Verwendung der ruhigen Lorentzenstraße in eine stark frequentierte Durchgangsstraße der Weisheit letzter Schluß ist, darüber kann man wohl verschiedener Auffassung sein. Das zeigt doch schon, daß Herr Professor Wehner, den man ursprünglich einmal mit der Planung beauftragt hatte, zu ganz anderen Ergebnissen kam als Herr Professor Wortmann, der für die jetzige Planung verantwortlich zeichnet. Ich glaube zum Beispiel, daß durch weitere Park- und Halteverbote in den nun einmal vorhandenen engen Straßen der Innenstadt manche Verbesserung zu erreichen wäre. Die Interessengemeinschaft hat ausdrücklich betont, daß sie absolut bereit ist, positive Vorschläge zu machen.
Wenn Herr Mahrdt die neue Straßenführung mit der Großen Salinenstraße und der Kurparkallee vergleicht, so ist dies wohl nicht ganz stichhaltig, denn in der Lorentzenstraße müßte man erst, um die notwendige Breite der Fahrbahn zu erhalten, neben einer Beschneidung der Bürgersteige die Vorgärten an der Ostseite der Straße ganz beseitigen, während die Vorgärten in der Großen Salinenstraße und in der Kurparkallee, die im allgemeinen erheblich breiter sind, in ihrer ursprünglichen Form erhalten blieben.
Ein noch ungeklärtes Problem in der jetzigen Planung dürfte auch das „Nadelöhr“ Kleine Salinenstraße und der Anfang der Grabauer Straße sein, denn bei der Gesamtbreite einschließlich Bürgersteig von 12 Metern an der Einmündung in die Hamburger Straße dürfte dieser Straßenzug kaum als Durchgangsstraße geeignet sein.
Ich meine, die „Interessengemeinschaft gegen den Nordring“ hat nicht die Absicht, es an Bürgersinn und Gemeinschaftsdenken fehlen zu lassen.
Wilhelm Altenburg, Bad Oldesloe, Lorentzenstraße 4.
STORMARNER TAGEBLATT vom 17.1.1962
Sonnabend, 20. Januar 1962
Die Meinung des Lesers
Interessengemeinschaft greift an
Heftige Debatten sind in den letzten Tagen über den neuen Flächennutzungsplan von Oldesloe entbrannt, mancher Leserbrief gibt von der Erbitterung Kunde. Viel zu spät, aber noch nicht zu spät, erhält die Oldesloer Bürgerschaft Gelegenheit, zu der umstrittenen Planung Stellung zu nehmen.
Vorwiegend in den beiden letzten Jahrzehnten wurde In Oldesloe an einem scheinbar unbrauchbaren Straßensystem wahllos herumgebastelt und geflickt; ob bessere Lösungen dadurch erreicht wurden, mag dahingestellt bleiben. Mit der Beseitigung der Kriegszerstörungen und mit der Neuaufschließung von Baugelände wurde manche Straßenführung nur noch verwirrender, und darüber sind viele Chancen gründlich verpaßt worden, die voraussehbare Zunahme des Verkehr vorwegzunehmen und großzügige Verkehrsanlagen zu schaffen.
Teillösungen sind in jedem Falle von zweifelhaftem Wert und zeigen nun in Oldesloe, wie wenig sie geholfen haben. Der Verkehr erzwingt jetzt auch hier eine baldige Lösung; keiner der Oldesloer Bürger will das bezweifeln. Von der Schaffung innerstädtischer Auto-Schnellstraßen darf man aber keineswegs eine grundsätzliche und allgemeine Behebung der Verkehrsnöte erwarten, vergleichbar in der Medizin einem chirurgischen Eingriff, der kein organisches Leiden beheben kann.
Sicher weiß Herr Mahrdt die Meinung der Bevölkerung nicht richtig zu deuten, wenn er Ihre Stellungnahme gegen den Flächennutzungsplan nur mit Eigennutz und Eigeninteresse anstatt Streben für das Gemeinwohl abtun will. Hier liegen die Ursachen tiefer und sind wert, angeführt zu werden.
Das Dilemma des Verkehrs in unserer Stadt hat nicht nur die Stadtverordneten bewogen, sich nach einer Lösung umzusehen, denn die taten es reichlich spät. Mancher Bürger dieser Stadt hat in den letzten Jahren mit bangem Herzen verfolgt, wir oft man sich bietende Chancen gründlich verbaut hat. Nun soll eine Gewaltmaßnahme Abhilfe schaffen –, und keiner kann die Gewähr übernehmen, ob der Patient gesunden wird. Nicht einmal die Fachleute sind sich einig in der Wahl des zu ergreifenden Mittels, und mancher hat den vorliegenden Entwurf in den letzten Tagen kritisiert, ja, die vielen Bedenken wiegen schwerer als die Anerkennungen. Und da sollen die Oldesloer gleichmütig zusehen, wie oberflächlich sich der Planverfasser in die Oldesloer Verhältnisse einläßt? Wie frei er in der Wahl seiner Mittel ist, einen angeblich kranken Stadtorganismus mit seinen Rezepten gesunden zu wollen und darüber Bestehendes mit einem Pinselstrich abdeckt? Es ist nicht nur die nördliche Kerntangente, die zu erhitzten Debatten Anlaß gibt.
Es hat sich nicht nur unter Verkehrsfachleuten herumgesprochen, daß Kreuzungen des Verkehrs erstes Übel sind. Wie viele neue Kreuzungen sind jedoch in der Planung enthalten, selbst wichtigste Verkehrsverbindungen werden wahllos überschnitten. Für die bestehenden Kreuzungen wie Grabauer Straße/Lorentzenstraße, Grabauer Straße/Hamburger Straße, Mewesstaße/Berliner Ring, Lübecker Straße/Berliner Ring – jeder Oldesloer weiß, wie gefährlich sie sind – weiß der Planverfasser nichts anderes, als ihren Verkehrsanteil noch zu erhöhen mit der Zukunftsvision, alle vom neuen Stadtring umfahrenen Straßen des Stadtkerns vom Verkehr grundsätzlich freizuhalten.
Billig ist es, sich durch Ausweisung des Stadtkernes als Sanierungsgebiet um die augenblickliche Lösung des Verkehrsproblems Innenstadt herumzudrücken und erst mit der rechtsgültigen Feststellung des vorliegenden Teiles des Flächennutzungsplanes vollendete Tatsachen schaffen zu wollen, ehe die Planung Innenstadt vorgelegt werden soll.
Unter diesen Umständen ist es zu begrüßen, daß die Interessengemeinschaft gegen den Nordring es unternehmen will, maßgebliche Städtebau- und Verkehrsexperten als Gutachter und zur Ausarbeitung eines Gegenvorschlages heranzuziehen. Denn seitens der Stadtverordneten war man bereit, viel Geld für eine neue Planung an einen einzelnen auszugeben; klingende Namen mit vielversprechenden Titeln mußten es sein. Mehr hätte man für die eingesetzten Mittel erhalten, wenn ein offener Wettbewerb unter Beteiligung namhafter Städtebauer ausgeschrieben worden wäre. Sicher hätten heute mehrere Lösungen zur Debatte gestanden, und sicher wären bessere dabei gewesen.
Sollte die Stadtvertretung etwa unter Zeitnot gestanden haben, das Versäumte nachzuholen? Planungen, die über Jahrzehnte Gültigkeit bekommen sollen, sollten gründlicher und niemals unter Terminnot geschaffen werden! Den Oldesloer Mitbürgern mag geraten sein, gegen diesen vor-liegenden Entwurf zum Flächennutzungsplan ihre Bedenken und Anregungen während der Auslegungsfrist schriftlich bis zum 26. Januar 1962 beim Bauamt anzumelden, um dadurch die Gewähr zu erhalten, bei den weiteren Besprechungen des Planes gehört zu werden.
Interessengemeinschaft gegen den Nordring, Bad Oldesloe.
STORMARNER TAGEBLATT vom 20.1.1962
Montag, 22. Januar 1962
Stadtplanung im Widerstreit der Meinungen
Haus- und Grundeigentümerverein diskutierte Professor Wortmanns Entwurf
Bedenken und Anregungen zum Flächennutzungsplan“ lautete das Thema, das der Haus- und Grundeigentümerverein von Bad Oldesloe und Umgegend e.V. in einer öffentlichen Versammlung im „Oldesloer Hof“ behandelte. Außer zahlreichen Einwohnern Waren auch Vertreter der Stadt, an der Spitze Bürgermeister Hermann Barth, erschienen.
Der Syndikus des Vereins, Rechtsanwalt Paul Krueger, wies darauf hin, daß am Montag nächster Woche die Frist ablaufe, bis zu der konstruktive Kritik an der städtischen Planung durch Anregungen und Bedenken geübt werden könne. Der Referent begrüßte es, daß die Stadt die Öffentlichkeit durch den Vortrag von Professor Wortmann mit dem Flächennutzungsplan bekannt gemacht habe, schlug aber für die Zukunft vor, der Bürgerschaft noch frühzeitiger als bisher von ihren Planungen Kenntnis zu geben.
Rechtsanwalt Krueger beschäftigte sich mit dem Bundesbaugesetz, von dem er meinte, es bringe bedeutende Verbesserungen gegenüber dem bisherigen Zustand.
Die Wortmann’sche Planungskonzeption nannte er überzeugend. Ob andere Lösungen möglich und denkbar seien, könne nicht entscheidend sein. Der Referent betonte, daß er seine private Meinung vortrage. Er unterstrich die Bemühungen des Vereins um einen Ausgleich der gegensätzlichen Auffassungen durch Gespräche mit der Interessengemeinschaft gegen den Nordring.
Auf Wunsch des Vereins nahm Architekt Diplomingenieur Rolf Gelhausen als Planungsfachmann zu dem Flächennutzungsplan Stellung. Er tat dies in einer sehr kritischen Form.
Für die Interessengemeinschaft gegen den Nordring betonte Kaufmann Otto Harms, daß sie das Gemeinwohl bei ihren Bemühungen im Auge habe.
Diskussionsredner Boldt fragte, warum man den Flächennutzungsplan so schnell durchpeitschen wolle. Altenburg erklärte, daß keineswegs nur ein Entwurf Professor Wortmanns vorliege, sondern drei Entwürfe. „Ich weiß nicht, warum die anderen Lösungen der Öffentlichkeit vorenthalten geblieben sind.“
Dr. Siegfried Moll würdigte die Wortmann’sche Konzeption als eine wissenschaftlich und gestalterische Leistung. der Bürgerpark würde besser und schöner, wenn er durch die Nordringstraße an den Stadtkern mit einbezogen würde.
Diskussionsredner Scheffler schlug vor, die Straße 100 Meter weiter nördlicher zu bauen.
Bürgermeister Barth wandte sich vor allem an die Einwohner der Lorentzenstraße. Die Stadt denke nicht an eine Beschneidung der Vorgärten oder gar an Enteignung. Die große südliche Umgehungsstraße sei nach wie vor geplant. Aber sie werde in den nächsten acht Jahren nicht kommen. Um die wachsende Zahl der Kraftwagen in den innerörtlichen Verkehr aufnehmen zu können, brauche die Stadt den Nordring.
STORMARNER TAGEBLATT vom 23.1.1962
Dienstag, 23. Januar 1962
Die Meinung des Lesers
Noch ist es Zeit zum Einspruch!
Der der Öffentlichkeit von der Stadt Bad Oldesloe vorgelegte Entwurf zum Flächennutzungsplan hat zu heftigen Debatten Anlaß gegeben. Das ist sicher richtig. Denn nach dem Willen des Gesetzgebers soll die Öffentlichkeit durch ihre Bedenken und Anregungen an der Aufstellung von Bauleitplänen mitwirken. Es hatte den Anschein, als wenn unsere Stadtverordnetenversammlung sich bei der Beschlußfassung am vergangenen 18. Dezember nicht über die Bedeutung ihres zu fassenden Beschlusses klar geworden ist. Mich als Fachmann wenigstens setzte es in ungläubiges Erstaunen, daß nach Anhörung eines Lichtbildervortrages der Entwurf zum Flächennutzungsplan trotz der vielen darin geplanten einschneidenden Veränderungen unseres Stadtbildes ohne Eintritt in eine Debatte fast einstimmig beschlossen wurde. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, daß die wenigsten den Umfang der einschneidenden Maßnahmen und Reformen in diesem Flächennutzungsplan überhaupt beachtet haben.
Es ist ein Irrtum, etwa zu meinen, nur die Straße durch den Bürgerpark oder die Lorenzenstraße stünden zur Debatte. Von außerordentlicher Bedeutung ist zum Beispiel, daß die innere Stadt zum Sanierungsgebiet erklärt ist. Haben sich die Geschäftsleute, Handwerker und Haus- und Grundeigentümer schon einmal überlegt und bedacht, welche Folgen damit für jedes Grundstück in der Innenstadt verbunden sein können? Hat jeder sich den Plan überhaupt einmal angesehen und dazu auch die Zeitpläne, die im Treppenhaus des Kreishauses ausgestellt sind? Da wird mancher Haus- und Grundeigentümer staunen, daß er in und außerhalb der Stadt sein Grundstück und seine Straße überhaupt nicht wieder findet, wie zum Beispiel Teile der Hamburger Straße, des Pölitzer Weges, der Lorentzenstraße, der Lübecker Straße, des Pferdemarktes; es ließen sich noch weitere Beispiele nennen. Gewiß folgt später noch der Bebauungsplan nach, aber was nützt den Bürgern später der Hinweis, er habe seine Bedenken nicht rechtzeitig geltend gemacht.
Der Flächennutzungsplan soll so abgefaßt sein, daß seine Planungen ohne Inanspruchnahme von Mitteln von Außen aus dem Etat der Gemeinde geschaffen werden können. Es hat also wenig Zweck, einen Plan aufzustellen, der in seiner Verwirklichung Unsummen verschlingen wird, die man aus eigenen Mitteln nie wird bestreiten können. Ich darf auf ein Beispiel kommen: Wenn festgestellt worden ist, daß in Oldesloe der Durchgangsverkehr nur 15 Prozent des Gesamtverkehrs ausmacht, dann kann ich mir nicht vorstellen, daß zu den innerstädtisch geplanten Entlastungsstraßen wie insbesondere zu der umstrittenen Kerntangente durch den Bürgerpark und die Lorentzenstraße Geld bezuschußt wird, wenn auf der anderen Seite Gemeinden mit 60 Prozent und mehr vom Durchgangsverkehr belastet sind. Was nützt es uns, daß nach Beseitigung der Notstände in anderen Gemeinden dann endlich auch in weiter Zukunft einmal Oldesloe mit einem Zuschuß an der Reihe sein könnte?
Der Flächennutzungsplan hat auch auf die landschaftlichen Eigenheiten und auf die traditionellen Anlagen so weit wie irgend möglich Rücksicht zu nehmen. Tradition ist etwas, über das sich die Gegenwart nur zu gerne hinwegzusetzen bereit ist, um augenblickliche Nöte zu mildern. Was aber erst einmal zerstört ist, läßt sich dann nicht wieder reparieren. Man soll sich Rechenschaft legen, ob mit der Aufgabe traditioneller Einrichtungen wirklich das geschaffen werden kann, was man sich verspricht. Die Vergangenheit hat nur zu oft gelehrt, daß eben erst Gebautes binnen kurzem nicht mehr ausreichte und damit der Sinn der Zerstörung schon nach kurzer Zeit zum Unsinn wurde.
Ich fasse als wichtig zusammen:
- Daß die Planung in Oldesloe in den Jahren seit 1945 bisher sehr im Argen gelegen hat, und infolgedessen die sich aufdrängenden Lösungen buchstäblich verbaut sind, ist wohl kein Geheimnis. Dies führt naturgemäß nun zu einer Explosion sowohl in einem neuen städteplanerischen Entwurf wie auch im Unwillen der Bevölkerung.
- Ich hätte es für richtiger gehalten, einen allgemeinen oder beschränkt öffentlichen Wettbewerb unter Städteplanern auszuschreiben und nicht den Auftrag an einen einzelnen zu erteilen. Dann hätte man den Vorteil gehabt, daß man verschiedene durchgearbeitete Pläne und Ansichten bekommen hätte. Dies führt erfahrungsgemäß zu einer Befruchtung und Erleichterung der Problemlösungen. Man hätte aus dem Vielen das jeweils Beste in den Entwurf zum Flächennutzungsplan einarbeiten können und hätte dadurch einen Idealentwurf erhalten. Dies sollte meines Erachtens sogar heute noch erstrebt werden.
- Aus der Wichtigkeit des Flächennutzungsplanes für die nächste und ferne Zukunft folgt für jeden einzelnen Haus- und Grundeigentümer, genau zu prüfen, ob und wie er jetzt oder in Zukunft betroffen wird.
- Jeder Haus- und Grundeigentümer ist berechtigt, seine Interessen und Bedenken geltend zu machen. Es genügt nach dem Wortlaut des Gesetzes, wenn er zunächst erklärt, daß er seine Bedenken anmelde. Die nähere Begründung seiner Bedenken kann später schriftlich oder mündlich nachgereicht werden.
- Die Frist läuft am 27. Januar ab, also mit Ende dieser Woche. Die Folgen einer Nichtanmeldung sind nach dem Baugesetz noch nicht voll vorauszusagen, da es an jeglichen Durchführungs- und Ausführungsbestimmungen noch fehlt und Gerichtsentscheidungen naturgemäß auch noch nicht vorliegen. Man muß aber damit rechnen, daß ein Haus- oder Grundeigentümer bei späteren Baubeschränkungen, Bauauflagen oder Schadenersatzansprüchen den Einwand zu gewärtigen hat, er habe seine Bedenken nicht rechtzeitig geltend gemacht und könne nun nicht mehr damit gehört werden.
Dipl.-Ing. Rolf Gelhausen, Bad Oldesloe, Abteilungsleiter im Planungsamt der Hansestadt Lübeck.
STORMARNER TAGEBLATT vom 23.1.1962
Dienstag, 23. Januar 1962
Die Meinung des Lesers
Verkehrschaos ist vermeidbar
Um eine geordnete Verkehrsregelung im Altstadtkern von Bad Oldesloe der Entwicklung entsprechend zu erreichen, braucht man nicht ein gelehrter Verkehrsexperte zu sein, sondern sich nur als Vorbild Städte wie Lübeck, Malente, Itzehoe, Nortorf, Schleswig und, wenn man will, Hamburg und Paris anzusehen. Man braucht nur einmal mit dem Kraftwagen durch diese Städte zu fahren, um feststellen zu können, wie einfach es ist, einen fließenden Verkehr in den engen Straßen dieser Städte zu ermöglichen!
Der fließende Verkehr in dem alten Stadtkern von Bad Oldesloe kann nur durch ein Einbahnstraßensystem für alle Zukunft geregelt werden!
Mit Stadtkern ist gemeint: Hagenstraße – Hindenburgstraße – Mühlenstraße – Besttorstraße – Kirchberg.
Würden diese Straßen sind voll für den Verkehr – bei Zurückstellung persönlicher Interessen – zu Einbahnstraßen erklärt, wäre das Verkehrschaos in Bad Oldesloe entwirrt! Und darauf kommt es doch nur an! Der beste Beweis hierfür ist die schon vorhandene Einbahnstraßenregelung in der Bahnhof-, Besttor- und Mühlenstraße! Eine Verlegung der Bundesstraße 75 aus dem Stadtkern wäre erforderlich.
Dank der Einrichtung eines generellen Einbahnstraßensystems in der Innenstadt brauchte auch der traditionsreiche Exer (Bürgerpark) nicht angeknabbert zu werden; er könnte weiterhin als Sport-, Veranstaltungs-, Markt-, Park- und Kinderspielplatz und vor allem als „grüne Lunge“ bei der Weiterentwicklung unserer Stadt erhalten bleiben!
Ein weiteres Problem scheint noch immer die Beschaffung von Parkplätzen zu sein. Hier bieten sich an: Die Einbahnstraßen, der freie Platz am Berliner Ring für circa 100 bis 200 Fahrzeuge, bessere Ausnutzung des Parkplatzes am Kurpark und Verdoppelung der Parkplatzmöglichkeiten auf dem Exer.
Diese einfache und finanziell billigste Lösung des Verkehrschaos in unserer Stadt sollte in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Die Frage drängt sich dann auf, warum diese Regelung nicht versuchsweise – wie derzeit auf dem Marktplatz – vorgenommen wird!
Hans Guske, Bad Oldesloe, Lübecker Straße 89.
STORMARNER TAGEBLATT vom 23.1.1962
Freitag, 26. Januar 1962
Die Meinung des Lesers
Neue Stadt GmbH antwortet
In letzter Zeit sind an dieser Stelle Lesermeinungen zum vorbereitenden Bauleitplan von Bad Oldesloe veröffentlicht worden. Besonders zu den Äußerungen des Herrn Dipl.-Ing. Rolf Gelhausen ist zu sagen:
Im Gegensatz zur Zuschrift von Hans Guske „Verkehrschaos ist vermeidbar“ bewegt sich Herr Gelhausen ausschließlich in negativen Verallgemeinerungen, die dahin gipfeln, Einspruch nur des Einspruchs wegen zu erheben. Herrn Gelhausen scheinen die Begriffe und die Aufgaben des vorbereitenden Bauleitplanes (Flächennutzungsplanes) und die der verbindlichen Bauleitpläne (Bebauungspläne) unklar zu sein.
Die vorliegende Planung ist auf der Grundlage zahlreicher Vorarbeiten der Stadtverwaltung, des Kreises und der Behörden des Landes Schleswig-Holstein sowie einer Reihe namhafter Architekten und Ingenieure als Gutachter in einer 14 Monate dauernden intensiven Bearbeitung aufgestellt worden, Mit 17 Trägern öffentlicher Belange und ständiger Zusammenarbeit mit den örtlichen Verwaltungen sowie laufender Beratungen mit dem Stadtrat wurden die Pläne in vielen Entwicklungsstufen und Varianten bis zum vorliegenden Ergebnis entwickelt.
Die Vorstellung, eine solche Arbeit als Architektenwettbewerb aufzuziehen, zeugt von wenig Erfahrung.
Es ist Sinn des laufenden Verfahrens, „begründete“ Einsprüche und konzentrierte Vorschläge entgegenzunehmen, auch von Herrn Dipl.-Ing. Gelhausen.
Für die Neue Stadt GmbH: Peter Hübotter, Dietrich Masuch.
STORMARNER TAGEBLATT vom 26.1.1962
Sonnabend, 27. Januar 1962
Die Meinung des Lesers
Magistrat und Planungsausschuß antworten auf einen Leserbrief
Es war ursprünglich nicht Absicht des Magistrats und des Planungsausschusses, in die Diskussion über den Flächennutzungsplan einzugreifen, so sehr das Interesse der Bevölkerung, wie es in den vielen Leserbriefen zum Ausdruck kommt, begrüßt wurde. Nachdem in den Leserbriefen vom 20. Januar 1962 und vom 23. Januar 1962 der Boden der Sachlichkeit verlassen und die Bevölkerung irregeführt wurde, sehen sich Magistrat und Planungsausschuß jedoch gezwungen, hierzu eine sachliche Stellungnahme abzugeben.
In dem Brief vom 23. Januar 1962 versucht Herr Dipl.-Ing. Gelhausen den Eindruck zu erwecken, als ob der Flächennutzungsplan der Stadtverordnetenversammlung erst in der Sitzung am 18. Dezember 1961 durch den Vortrag von Herrn Professor Wortmann bekannt wurde. Tatsache ist, daß der Plan in eineinhalbjähriger Arbeit im Planungsausschuß erarbeitet worden ist und über Teilergebnisse mehrfach in größerem Kreise beraten wurde. Zu Beginn der Entwurfsarbeiten erläuterte Herr Professor Wortmann die Entwurfsidee vor den Stadtverordneten. Insgesamt haben danach 25 Arbeitsbesprechungen mit den Fachministerien und auch dem Planungsamt der Freien und Hansestadt Hamburg stattgefunden. Hieran haben ebenfalls Vertreter des Fachausschusses teilgenommen. Das Endergebnis ist in einer interfraktionellen Sitzung vorbereitet worden. Ferner wurde das Stadtverordnetenkollegium laufend über den Stand der Planung durch eingehende Sitzungsniederschriften unterrichtet.
In den Leserbriefen wird weiter behauptet, daß die Bevölkerung zu spät Gelegenheit bekommen hat, zu dem Plan Stellung zu nehmen. Hierzu ist zu sagen: Nach dem Gesetz ist der Planentwurf einen Monat lang öffentlich auszulegen und die Auslegung amtlich bekanntzumachen. Hiermit wäre dem Gesetz Genüge getan. Wegen der Bedeutung, die die Stadtverordnetenversammlung dem Plan zumißt, hat sie der Bevölkerung außerdem Gelegenheit gegeben, in einem öffentlichen Vortrag des Planverfassers, Professor Wortmann, sich eingehend über die Planung zu informieren. Der Beifall, den Herr Professor Wortmann nach seinem Vortrag von der anwesenden Bevölkerung erhalten hat, kann auf eine gewisse Zustimmung schließen lassen. Außerdem hingen während der Auslegungsfrist die Entwicklungspläne zum Flächennutzungsplan im Stormarnhaus öffentlich aus.
Herr Gelhausen macht der Stadt den Vorwurf, daß in den beiden letzten Jahrzehnten am Straßensystem „wahllos herumgebastelt und –geflickt“ wurde. Hierzu ist festzustellen, daß seit 1946 nicht planlos in Bad Oldesloe gearbeitet worden ist. Bereits 1946 hat die Stadt einen Wirtschaftsplan (Flächennutzungsplan nach der heutigen Bezeichnung) von einem anerkannten Städtebauer aufstellen lassen. Dieser zu späterer Zeit überarbeitete Plan sah eine Lösung des Durchgangsverkehr durch den Bau einer Umgehungsstraße im Norden der Stadt vor.
Um dem wachsenden Verkehr in der Innenstadt gerecht zu werden, baute die Stadt den Berliner Ring und führt zur Zeit die Begradigung der Kurve Kurparkallee – Brunnenstraße – Mewesstraße durch. Ferner wurden der „Flaschenhals“ an der Hamburger Torbrücke und die gefährliche Kurve in der Hamburger Straße beseitigt. Ob er diese Maßnahmen als Bastelei bezeichnet hat, entzieht sich der Kenntnis des Magistrats und des Planungsausschusses. Magistrat und Planungsausschuß bedauern, daß Herr Gelhausen keine besseren konstruktiven Vorschläge machen konnte.
Herr Gelhausen hätte es für richtiger gehalten, für den Flächennutzungsplan einen Wettbewerb unter Städteplanern auszuschreiben. Diese Frage ist mehrfach im Planungsausschuß und Magistrat, wie auch mit überörtlichen Dienststellen besprochen worden. Das Angebot einer Architektengemeinschaft, der auch der Verfasser, Herr Dipl.-Ing. Gelhausen, angehörte, lag hierbei vor. Dabei einer Städteplanung nicht nur architektonische Belange eine Rolle spielen, sondern u.a. auch verkehrstechnische, volkswirtschaftliche, soziologische und wassertechnische Fragen gelöst werden müssen, entschlossen sich Magistrat und Planungsausschuß, den Planungsauftrag einer Arbeitsgemeinschaft zu geben, die sich aus den entsprechenden Fachleuten zusammensetzt. Bei der Erarbeitung der auf diesem Plan fußenden Bebauungspläne sollen danach ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben werden. Ein Wettbewerb, die in sich Herr Gelhausen für den Flächennutzungsplan vorstellt, hätte weder eine Befruchtung noch eine Erleichterung der Problemlösungen, sondern nur eine Verwirrung gebracht.
Herr Gelhausen irrt, wenn er annimmt, daß die Planungsgemeinschaft sich über das dargestellte Sanierungsgebiet keine Lösung vorgestellt hat. Dieses Gebiet ist erst als Sanierungsgebiet in dem jetzigen Umfange ausgewiesen worden, nachdem eine Grundsatzstudie hierüber vorlag. Einzelheiten im Plan darzustellen, war bei dem Maßstab des Planes nicht möglich. Diese Studie lag außerdem außerhalb des Auftrages der Planungsgemeinschaft. Ein Bebauungsplan kann erst aufgestellt werden, wenn genaues Planungsmaterial vorliegt und die erforderlichen Untersuchungen und Erhebungen angestellt worden sind.
Als Irreführung muß die Bemerkung von Herrn Gelhausen angesehen werden, wenn er schreibt, daß mancher Haus- und Grundeigentümer sein Grundstück auf dem Plan überhaupt nicht wiederfindet. Als Planer weiß er bzw. hätte er wissen müssen, daß wegen der Übersichtlichkeit des Flächennutzungsplanes nur die Hauptverkehrsstraßen aufgenommen werden. Alle anderen Gebiete werden nach der Art der Bebauung kenntlich gemacht und die Straßenzüge in der Darstellung unberücksichtigt gelassen.
Er berät die Bevölkerung ferner falsch, wenn er behauptet, daß sie sich ihrer Rechte begibt, wenn sie nicht rechtzeitig Bedenken gegen den Plan angemeldet hat, obgleich später ein Bebauungsplan nachfolgt. Hierzu ist festzustellen: Die nachfolgenden Bebauungspläne liegen, wie der Flächennutzungsplan, nach dem Gesetz öffentlich aus, damit die Betroffenen Bedenken und Anregungen geltend machen können. Selbst wenn ein Eigentümer auch gegen diesen Plan noch nichts unternimmt, hat er bei der direkten Inanspruchnahme das Recht des Widerspruchs bzw. der Verwaltungsklage. Als Leiter einer Stadtplanungsabteilung hätte Herr Gelhausen über diese Rechtsfragen im Bilde sein müssen.
Als weitere Irreführung muß auch angesehen werden, wenn er schreibt, daß die Planung aus Mitteln des eigenen Haushalts durchzuführen ist. Hierzu ist festzustellen, daß bei der Verwirklichung der Planung, soweit es sich dabei um kommunalpolitisch wichtige Maßnahmen handelt, die über das finanzielle Leistungsvermögen einer Gemeinde hinausgehen, Mittel des Landes und des Bundes zur Verfügung stehen. Bei den bisher durchgeführten Maßnahmen wurde die Stadt stets großzügig unterstützt. Bei der Durchführung der Planungen der sogenannten Achsenstädte stehen ferner Mittel des Förderungsfonds des Gemeinsamen Landesplanungsrates Hamburg/Schleswig-Holstein zur Verfügung.
Der Hinweis des Herrn Gelhausen, wonach es nach dem Wortlaut des Gesetzes genügen soll, daß der Bürger zunächst Bedenken anmeldet, erweckt den Anschein, als ob ihm daran liegt, jeden zu ermuntern, Bedenken anzumelden, um den Abschluß der Planungsarbeit zu verzögern. Ob Herr Gelhausen der Bürgerschaft Lübecks die gleichen Vorschläge macht, ist dem Magistrat und Planungsausschuß nicht bekannt. Magistrat und Planungsausschuß sind aber der Auffassung, daß es nicht im Interesse der Bevölkerung liegt, das Planverfahren unnötig in die Länge zu ziehen. § 2 Abs. b Bundesbaugesetz lautet: „Die Gemeinde hat die Entwürfe der Bauleitpläne mit dem Erläuterungsbericht oder der Begründung auf die Dauer eines Monats öffentlich auszulegen. Ort und Dauer der Auslegung sind mindestens eine Woche vorher ortsüblich bekanntzumachen mit dem Hinweis darauf, daß Bedenken und Anregungen während der Auslegungsfrist vorgebracht werden können. …“
Magistrat und Planungsausschuß müssen leider feststellen, daß der Brief des Herrn Gelhausen keine konstruktive Kritik und keine Vorschläge enthalten, wie man den Plan hätte besser gestalten können. Die Magistrat und Planungsausschuss ist es unbekannt, ob Herr Gelhausen den Aufsatz in seiner Eigenschaft als Abteilungsleiter im Planungsamt der Hansestadt Lübeck geschrieben hat, um damit seine Fähigkeiten herauszustellen, oder als Bürger der Stadt Bad Oldesloe. Dies überrascht Magistrat und Planungsausschuß um so mehr, als Herr Gelhausen an einem Lichtbildervortrag über das Planwerk zusammen seinem Amtsleiter teilnahm, ohne sich an der Diskussion zu beteiligen, während sein Amtsleiter sich positiv und anerkennend zu der Planung geäußert hat.
Stadt Bad Oldesloe, Der Magistrat und Planungsausschuß.
STORMARNER TAGEBLATT vom 27.1.1962
Montag, 29. Januar 1962
Die Meinung des Lesers
Längere Einspruchsfrist gefordert
Die „Interessengemeinschaft gegen den Nordring“ sieht sich durch die Presseveröffentlichungen der Neuen Stadt GmbH vom 26. Januar 1962 und des Magistrats und des Planungsausschusses vom 27. Januar 1962 zur Stellungnahme veranlaßt.
Es dürfte inzwischen bekannt sein, daß die Interessengemeinschaft sich zusammengeschlossen hat einerseits, um die Interessen der vielen unmittelbar betroffenen Bürger der Stadt gegenüber dem von der GmbH entworfenen Flächennutzungsplan wahrzunehmen, andererseits durch Aufklärung, Kritik und Mitarbeit eine vernünftige Planung zu fördern. Wir sind der Auffassung, daß dies nicht nur unser Recht ist, das im Bundesbaugesetz ausdrücklich verankert ist, sondern daß es auch allgemeine Bürgerpflicht ist, an den Aufgaben der Selbstverwaltung teilzunehmen.
Wie man seitens der Stadtvertretung aber dagegen vorgeht, möchten wir der Öffentlichkeit nicht vorenthalten. Auf unseren Einspruch hat man uns eine Frist bis sage und schreibe übermorgen gesetzt, also bis zum 1. Februar 1962, unsere Bedenken und Gegenvorschläge gegen den Plan eingehend zu begründen, an dem nach Angabe der Stadt eineinhalb Jahre von der GmbH gearbeitet worden ist. Man hat also großzügigerweise drei ganze Tage an das vorgesehene Datum angehängt. Von Seiten der Stadt hat man mit vielen Verkehrsexperten und großem Geldeinsatz Jahre gebraucht, um den heutigen Plan auf die Beine zu stellen. Uns als Laien, die wir uns um Fachleute erst bemühen müssen, mutet man zu, in nur einem Monat ab Bekanntmachung, Gegenvorschläge beizubringen, die doch Hand und Fuß haben sollen. Daher lehnen wir diesen Termin ab und verlangen Fristen, die so gesetzt sind, daß sie üblicherweise eine solche Bearbeitung gestatten.
Wie man liest, behaupten Magistrat und Planungsausschuß, daß die Stadtverordnetenversammlung laufend von dem Stand der Planung unterrichtet worden sei. Dann müssen wir aber fragen: Wie kommt es, daß der Vorsitzende des Planungsausschusses, Herr Stadtrat Hoffmann, laut Pressenotiz vom 25. Mai 1961 im Stormarner Tageblatt im Artikel „Bürgerpark-Straßenprojekt auf Eis gelegt“ in der Generalversammlung des Bürger- und Verkehrsvereins am 24. Mai 1961 in der Aussprache erklärte: „Der der Plan einer 16 Meter breiten Straße durch den Bürgerpark sei auf Eis gelegt. Er wisse dies, denn er habe an der fraglichen Sitzung des Landesplanungsamtes Kiel teilgenommen. Man habe die Absicht, eine südliche Umgehungsstraße zu bauen.“ Wo bleibt da eine ehrliche Aufklärung der Bevölkerung? Wäre diese Äußerung nicht getan, hätte man schon damals gegen die Pläne der Stadt eingehend Stellung genommen und Gelegenheit gehabt, in Ruhe Gegenvorschläge vorzubereiten.
Wir wenden uns dagegen, daß eine große Zahl von Bürgern jetzt die Fehler der früheren planlose bezahlen und der Bürgerpark nun doch dem Verkehr geopfert werden soll.
Wir müssen auch fragen, warum Stadtbauamt und Bauausschuß jahrelang nichts unternommen haben, um wenigstens die Möglichkeiten einer vernünftigen weiter Planung offen zu halten.
Magistrat und Planungsausschuß wenden sich in ihrer Presse Veröffentlichung dagegen, daß der Vorwurf erhoben sei, „daß in den beiden letzten Jahrzehnten am Straßensystem wahllos herumgebastelt und -geflickt wurde“. Sie führen als Gegenbeispiel selbst den Berliner Ring an. Sie unterlassen es aber zu erwähnen, daß das Stadtbauamt kurze Jahre vorher die Genehmigung zum Bau eines Hauses gegeben hatte, das nun wieder im Wege stand und auf Kosten der Stadt abgebrochen werden mußte und für das ein neues Haus an anderer Stelle gebaut worden ist. Eine ebensolche wahllose Planung der letzten Jahre müssen wir es nennen, wenn uns in der verlängerten Lorentzenstraße auferlegt werden soll, die Häuser wieder abzureißen, die erst vor kurzem fertiggestellt worden sind.
Der Herr Bürgermeister hat uns in der öffentlichen Versammlung beschwichtigend erklärt: Es denke niemand daran, in der Lorentzenstraße etwa Vorgärten in Anspruch zu nehmen, um die Straße zu erweitern. Wir haben Herrn Bürgermeister gebeten, uns dies schriftlich zu bestätigen, und sind gespannt, wann diese Bestätigung kommt.
Wir verlangen, daß der Öffentlichkeit reiner Wein eingeschenkt wird, daß insbesondere diejenigen Bürger der Innenstadt und der Außenbezirke, die nach dem Flächennutzungsplan in Mitleidenschaft gezogen werden, selbst aber kaum in der Lage sind, einen solchen Plan zu deuten und auszulegen, von der Stadtvertretung aufgeklärt werden, die ja unser Vertrauen genießen soll. Wenn die Herren Stadtvertreter sich die Mühe machen würden, sich in ihren Wahlbezirken umzuhören, würden sie sich dann wahrscheinlich wundern, was sie zu hören bekämen.
Wir sind auch der Überzeugung, daß sich noch unzählige Bürger unseren Reihen anschließen werden, wenn ihnen gesagt wird, was ihnen im einzelnen droht. Wir jedenfalls werden die uns zustehenden Möglichkeiten und Rechte wahrnehmen.
Wir begrüßen es, daß Herr Dipl.-Ing. Gelhausen es unternommen hat, in einer öffentlichen Versammlung des Haus- und Grundeigentümervereins als Fachmann und Bürger der Stadt auf die Bedeutung und Folgen des Flächennutzungsplanes hinzuweisen und auch darauf aufmerksam zu machen, welche Möglichkeiten zur Wahrnehmung von Rechten bestehen. Wir begrüßen es ebenso, daß die Presse seine Ausführungen für so wesentlich hielt, daß sie sie in den wesentlichen Punkten unter „Meinung des Lesers“ wiedergab. Wenn wir jetzt aber in der Stellungnahme des Magistrats und des Planungsausschusses lesen, daß die Stadtvertretung ihn deswegen persönlich angreift und ihm gar noch unterschiebt, den Abschluß der Planungsarbeiten verzögern zu wollen, müssen wir daraus schließen, daß es der Stadtvertretung darauf ankommt, die Rechte ihrer Bürger auszuschalten und eine Gegenmeinung nicht erst aufkommen zu lassen. Dagegen verwahren wir uns.
Interessengemeinschaft gegen den Nordring, Bad Oldesloe. Wilhelm Buckert, Wilhelm Altenburg.
STORMARNER TAGEBLATT vom 29.1.1962
Dienstag, 30. Januar 1962
Die Meinung des Lesers
Antwort an den Oldesloer Magistrat
Auf die Veröffentlichung durch die Neue Stadt GmbH wollte ich eigentlich nicht antworten, weil sie sich nur in persönlichen Verunglimpfungen erging und sonst nichts enthielt, worauf einzugehen sich gelohnt hätte. Sie hat sich damit selbst erledigt.
Auf die Veröffentlichung des Magistrats und Planungsausschusses bin ich dagegen gezwungen, öffentlich zu entgegnen, weil sie in das gleiche Horn der Verunglimpfung stößt, sich aber darüber hinaus der Unterstellung und Entstellung bedient.
Sie tut so, als ob ich alle Nachteile des vorliegenden Entwurfes zum Flächennutzungsplan bereits aufgeführt und der Öffentlichkeit vorgetragen hätte. Dabei hatte ich bisher noch keinen Leserbrief veröffentlicht und in der Versammlung des Haus- und Grundeigentümervereins ausdrücklich betont, daß ich mich der Beurteilung des vorliegenden Planes enthalten wolle, weil ich wisse, daß dies in einem Kurzreferat nicht möglich sei, sondern ein gründliches Eingehen auf die Probleme erfordere.
Daß die Stadtvertretung sich im Stormarner Tageblatt so ausführlich mit meiner Person beschäftigt – ich hatte bisher andere Vorstellung von den Aufgaben eines Magistrats – ehrt mich. Sie verwechselt aber wohl meine Person mit der Sache, und in der Sache stelle ich folgendes richtig:
Die Veröffentlichung beginnt gleich damit, ich hätte „in dem Brief vom 23. Januar 1962 versucht, den Eindruck zu erwecken, als ob der Flächennutzungsplan der Stadtverordnetenversammlung erst in der Sitzung am 18. Dezember 1961 bekannt wurde“. Dabei habe ich weder solches gesagt noch geschrieben. Der Haus- und Grundeigentümerverein hatte mich gebeten, ein Referat auf der Versammlung vom 22. Januar 1962 über das Thema „Bedenken und Anregungen zum Flächennutzungsplan“ zu halten. Dieser Bitte habe ich entsprochen und die Presse hat – wie im Stormarner Tageblatt vom 23. Januar 1962 zu lesen – meine dortigen Ausführungen auszugsweise in größerem Umfang in der Spalte „Meinung des Lesers“ wiedergegeben. Das war dem Magistrat und Planungsausschuß bekannt, da Vertreter zugegen waren. Wozu die verstellende Verstrickung meines Namens mit Leserbriefen? Wie in der Zeitung richtig wiedergegeben, habe ich nur mein Erstaunen zum Ausdruck gebracht, daß der Flächennutzungsplan trotz der einschneidenden Veränderungen unseres Stadtbildes am 18. Dezember 1961 ohne jegliche Debatte sogleich beschlossen wurde.
Der Verfasser der Veröffentlichung des Magistrats und Planungsausschusses beginnt fast jeden Absatz mit meinem Namen und muß damit wohl einen Zweck verfolgen. So, wenn er das Zitat aus einem Leserbrief anführt, „daß in den beiden letzten Jahrzehnten am Straßensystem wahllos herumgebastelt und -geflickt wurde“. Wie ebenfalls in der Zeitung, außerdem in dem noch vorliegenden Wortlaut meines Referats nachzulesen ist, habe ich hingegen gesagt, „daß die Planung in Bad Oldesloe in den Jahren seit 1945 bisher sehr im Argen gelegen hat“. Damit habe ich wohl auch kein Geheimnis verraten.
Ich weiß auch nicht, warum ich bessere konstruktive Vorschläge zur Begradigung der Kurve Kurparkallee – Mewesstraße usw. hätte einreichen sollen. Ich habe mich weder in meinen Ausführungen damit befaßt, noch hat mich der Magistrat dazu aufgefordert.
Die persönlich abfällige Kritisierung meiner Auffassung, daß die Ausschreibung eines allgemein oder beschränkt öffentlichen Wettbewerbs unter Städteplanern das richtige gewesen wäre, geht an der Tatsache vorbei, daß zahlreiche Städte mit diesem Verfahren bestens gefahren sind und dadurch – worauf ich Wert lege – Planungsideen in Fülle bekommen haben. Wir infolgedessen Unerfahrenheit und Unkenntnis einer mit solchem Verfahren erreichten Verwirrung nachzusagen, war mindestens viel im Ausdruck.
Toll sind die völlig entstellenden Ausführungen zum Sanierungsgebiet, die sich in die Bemerkung steigern, ich vermöchte wohl keinen Flächennutzungsplan zu lesen. Wenn man seit Jahren in Städteplanung arbeitet und mit diesen Plänen dauernd zu tun hat und sie selbst entwirft, dann müßte man eigentlich über solchen Anwurf lächeln. Wenn damit aber gleichzeitig die Öffentlichkeit beeinflußt werden soll unter der Hinzufügung: „Als Irreführung muß die Bemerkung von Herrn Gelhausen angesehen werden, wenn er schreibt, daß mancher Haus- und Grundeigentümer sein Grundstück auf dem Plan überhaupt nicht wieder findet“, so ist das eine sehr ernste Angelegenheit. Wenn ich hier jetzt schreibe, was ich in meinem Referat gar nicht erwähnte, daß sogar mein eigenes Elternhaus, das mit Nordring oder Kerntangente usw. nichts zu tun hat, nach dem Flächennutzungsplan ausgelöscht werden soll und auf ihm nicht wiederzufinden ist, dann kann der Verfasser der Veröffentlichung des Magistrats und Planungsausschusses die Gewißheit haben, daß ich solchen Plan zu lesen verstehe. Bleibt nur noch, daß der Verfasser selbst diesem Plan nicht zu lesen versteht oder ihnen nicht gründlich genug gelesen hat. Sonst hätte er mir wohl den Vorwurf der Irreführung erspart.
Und dann will man im nächsten Absatz und wiederum in entstellendem Wortlaut mir noch vorwerfen, ich beriete die Bevölkerung falsch, wenn ich wörtlich gesagt habe: „Aus der Wichtigkeit des Flächennutzungsplanes für die nächste und ferne Zukunft folgt für jeden einzelnen Haus- und Grundeigentümer, genau zu prüfen, ob und wie er jetzt oder in Zukunft betroffen wird. Jeder Haus- und Grundeigentümer ist berechtigt, seine Interessen und Bedenken geltend zu machen.“ Wie richtig und wichtig dieser Punkt ist, ergibt sich einerseits aus dem Bundesbaugesetz und seinen Rechtsfolgen, andererseits wird dies den vielen, die den Plan nicht eingesehen haben oder nicht verstehen, erst offenbar werden, wenn es zu spät ist.
Daß die Stadtvertretung der Hoffnung ist, die enormen finanziellen Mittel zur Verwirklichung dieses Flächennutzungsplanes würden ihr vom Bund oder Land gezahlt werden, will ich hier als Hoffnung nicht nehmen. Aber nach den Erfahrungen bei den Stadt internen Planungen ist es unverständlich, wie man meinen diesbezüglichen Hinweis „als weitere Irreführung mißdeuten“ kann.
Im Gegenteil muß ich mich dagegen verwehren, daß man schreibt, ich als „Leiter einer Stadtplanungsabteilung hätte über die Rechtsfragen im bilde sein müssen“und im übrigen auseinandersetzt, daß den Betroffenen doch später, wenn sie direkt in Anspruch genommen würden, noch der Widerspruch und die Verwaltungsklage offen stünde. Ich sehe solche Auskunftserteilung sogar für gefährlich an. Denn fest steht nach dem Bundesbaugesetz, daß der Flächennutzungsplan die Behörden bindet, auch bei der Aufstellung der Bebauungspläne. Wie sich die Bestimmungen des Bundesbaugesetzes in solchen Prozessen später auswirken werden, ist in der Fachliteratur und allen zuständigen Stellen noch völlig offen. Aber in Oldesloe scheint man es zu wissen. Nur eines ist sicher, aber das scheint man in Oldesloe nun nicht zu wissen, daß das Bundesbaugesetz die Klärung auftretender Bedenken und Probleme bereits vor Verabschiedung der Satzung des Flächennutzungsplanes wünscht. Es ist daher keinesfalls ratsam, weder für den einzelnen noch für eine Stadtverwaltung, die strittigen Fragen einer Planung auf später zu vertagen. Unübersehbare Rechtsstreitigkeiten sind die Folge.
Deswegen ist es auch töricht, mir noch vorzuwerfen, ich wollte den Plan verzögern. Die Verzögerung wird dann unumgänglich eintreten, wenn nicht auf die Bedenken und die Kritik, die aus der Öffentlichkeit erschallen, eingegangen wird. Durchgearbeitete Gegenvorschläge kann man von ihr nicht verlangen, das ist Aufgabe der Verhandlungen und Beratungen, die nun einsetzen müßten.
Ich habe nur den Wunsch, daß sie zu einem befriedigenden Ergebnis führen, sonst keinen. Deshalb möchte ich zum Schlußabsatz der Veröffentlichungen des Magistrats und Planungsausschusses lediglich noch bemerken: Es ist so bequem, jemand persönlich zu diffamieren, wenn es an sachlichen Argumenten fehlt.
Rolf Gelhausen, Bad Oldesloe.
STORMARNER TAGEBLATT vom 30.1.1962
Donnerstag, 1. Februar 1962
Beginn des Nordrings
Die Herstellung der Straßenverbindung Berliner Ring – Segeberger Straße erfordert nach einer Kostenvorberechnung des Stadtbauamtes 250.000 DM. Für 1962 ist zunächst ein Teilabschnitt von der Segeberger Straße durch das frühere Blunck’sche Gelände für 110.000 DM vorgesehen als Aufschließungsmaßnahme für einen Autobetrieb bzw. für Wohnungsbaugelände. Da es sich um eine Maßnahme im Zuge der Stadtentwicklung handelt, wurde hierfür ein Zuschuß aus dem Förderungsfonds für das Hamburger Randgebiet beantragt. Eine Zusage liegt jedoch noch nicht vor.
STORMARNER TAGEBLATT vom 1.2.1962
Donnerstag, 1. Februar 1962
2411 Wanderer in der Jugendherberge
Die Jugendherberge im Bürgerpark hatte im abgelaufenen Jahr 2411 Gäste mit 7034 Übernachtungen. Davon waren 298 Ausländer. Die meisten von ihnen, nämlich 78, kamen aus Dänemark. Weiter wurden u.a. registriert: 48 Schweden, 34 Australier, 18 Spanier, 17 Franzosen, 15 Engländer, 14 Österreicher, 12 Norweger und 10 Ägypter.
STORMARNER TAGEBLATT vom 1.2.1962
Sonnabend, 3. Februar 1962
Die Meinung des Lesers
Exer als „Foyer“ für Oldesloe
In den Leserbriefen stehen die Interessen der Anlieger im Vordergrund. Die Angriffe richten sich meist gegen die Nordtangente mit ihrer Führung durch die Lorentzenstraße und den Bürgerpark. Der Wert dieser nördlichen Zubringerstraße läßt sich nur beurteilen, wenn man die gesamten Pläne mit dem umfangreichen Erläuterungsbericht. studiert.
Der Arbeitskreis Professor Wortmann hat damit begonnen, den Lebensraum von Oldesloe systematisch zu erforschen. Eine Reihe von Spezialisten haben mit großem Fleiß fast alle Lebensgebiete statistisch und graphisch erfaßt, so zum Beispiel den Pflanzenbewuchs, die Bodenverhältnisse, den Bevölkerungsaufbau, die soziale Struktur, den Verkehr und die Ortsgeschichte. Von besonderer Bedeutung sind die wirtschaftlichen Untersuchungen über das Hinterland der Stadt. In verschieden großen Ringen legen sich die Einflußgebiete um Oldesloe. Die Verbindung mit dem umliegenden Landgebiet charakterisiert die Stadt als einen „zentralen Ort“.
Mit Hilfe von städtebaulichen Richtwerten und Erfahrungen wird der Zustandsplan zu einem Zukunftsplan umgeformt. Dieses ist die schwierigste Aufgabe des Landesplaners. Als Forscher war er gewohnt, in methodisch festgelegten Gedankengängen zu arbeiten. Bei der Gestaltungsarbeit verlassen ihn die Weggefährten, er steht frei und allein, dem schöpferischen Impuls vertrauend. Der Architekt muß den Forscher in sich vergessen.
Professor Wortmann ist zu wichtigen Ergebnissen für Oldesloe gelangt. Die Planung einer verzweigten Gartenstadt mit weit auseinanderliegenden Stadtteilen wurde aufgegeben, da die Kosten für die Straßen und die Versorgungsleitungen hierfür zu hoch lagen. Eine geschlossene Stadtlandschaft mit kurzen Entfernungen ist das wünschenswerte Ziel.
Die formlose Masse einer Stadt ist gegliedert in übersehbare Stadtteile. In einem Kernplan sind die wichtigsten Betriebe und Einrichtungen angegeben. Jeder Stadtteil entspricht einem Schulbezirk, es ist der Nachweis erbracht, daß die Bereiche lebensfähig sind.
Die Grünflächen trennen die Stadtteile. Radiale Streifen mit Fußgängerwegen führen in das Zentrum. Die Stadt wird geschützt durch breite Windschutz-Streifen in Nord-Südrichtung. Bei einer Einwohnerzahl von 25.000 sind 25 Hektar neue Grünflächen vorgesehen, dazu fünf Sportplätze.
Die Bebauung von Oldesloe wird in Entwicklungsstufen eingeteilt. Zunächst soll die Stadt auf 25.000 Einwohner gebracht werden und im Endzustand auf 40.000 Einwohner. Diese Begrenzung durch Zeitzonen schafft geschlossene Stadtteile. Da die technische und politische Entwicklung nicht auf Jahrzehnte hinaus zu überschauen ist, darf eine Planung nicht in das Uferlose geraten.
Der Flächennutzungsplan ist im tiefsten Grunde eine Wirtschaftshilfe für die Altstadt. Nicht allein die Kraftfahrzeuge bedrohen den Stadtkern. Die Geschäfte der Stadt werden in Zukunft einem erbarmungslosen Konkurrenzkampf ausgesetzt sein. Hamburg und Lübeck sind durch die verbesserten Verkehrsverhältnisse nahegerückt. Das Warenhaus und die Versandgeschäfte beeinträchtigen den Umsatz des Oldesloer Einzelhandels, die Auswirkungen der EWG sind noch nicht abzusehen. Die Stadt ist in Gefahr, ihre Bedeutung als Mittelpunkt für eine ländliche Umgebung zu verlieren. Der einzelne steht dieser Entwicklung machtlos gegenüber, wenn nicht die Planung nach übergeordneten Gesichtspunkten eingreift.
Die Altstadt muß als Geschäftszentrum noch attraktiver gestaltet werden. Das Ideal des Städteplaners ist eine reine Fußgängerstadt mit rückwärtigen Ladestraßen. Die Einzelplanung für die Innenstadt ist in Bearbeitung, Details konnten im Flächennutzungsplan nicht enthalten sein.
Der Kern von Oldesloe ist so klein, daß der Fußgänger bequem alle Besorgungen erledigen kann, ohne Verkehrsmittel zu benutzen. Oldesloe ist so groß, daß alle notwendigen Betriebe und Einrichtungen vorhanden sein können. Ein Stadtkern ohne Autobelästigung, Lärm und Gestank, mit guten Geschäften und noch besseren Dekorationen, mit einer kultivierten Baupflege wäre ein Wunschbild, dessen Verwirklichung durch den Aufbauplan in greifbare Nähe gerückt ist.
Die Verkehrsführung dient der Gesundung der Altstadt. Die Stadt wird von Zubringerstraßen umkreist. An den wichtigsten Eckpunkten sind über 1000 Abstellplätze für Kraftfahrzeuge vorgesehen. Die Nordtangente führt durch den Bürgerpark unmittelbar an den Kern heran. Welche Stadt hat eine so günstige Möglichkeit, das Zentrum zu erschließen? Gibt es eine schönere Lösung als die historische Altstadt durch einen gepflegten Naturpark zu erreichen? Der bisher vernachlässigte „Exer“ wird zum „Foyer“ für Oldesloe. Von der „Festwiese“ geht man über geschwungene Brücken in die Stadt mit ihren krummen Straßen und spitzen Giebeln. Die kleine Stadt mit ihrer echten Tradition wird uns neu geschenkt.
Dr. Siegfried Moll, Bad Oldesloe.
STORMARNER TAGEBLATT vom 3.2.1962
Montag, 19. Februar 1962
72 Bedenken gegen Flächennutzungsplan
Gegen den Flächennutzungsplan sind bei der Stadt aus der Bevölkerung 72 Bedenken und Anregungen eingegangen und in Abschriften allen Stadtverordneten weitergeleitet worden. Heute werden die Stadtverordneten hierüber beraten und entscheiden. Es dürfte mit einer langen Sitzung zu rechnen sein.
STORMARNER TAGEBLATT vom 19.2.1962
Montag, 19. Februar 1962
Oldesloes Weg in die Zukunft festgelegt
Flächennutzungsplan endgültig verabschiedet – Nordring erst in fünf Jahren?
Hunderte von Bedenken und Anregungen hatten Einwohner der Kreisstadt im Zusammenhange mit dem Flächennutzungsplan dem Magistrat zugeleitet. Um so erstaunlicher war die Tatsache, daß bei der Behandlung dieser Eingaben im Stadtparlament noch Stühle in den drei Reihen des Zuhörerraumes frei blieben. In zweistündiger Sitzung kam noch einmal das Für und Wider den Flächennutzungsplan, worunter man allerdings in den meisten Fällen den Nordring durch den Bürgerpark zu verstehen hatte, zum Ausdruck. Die Abstimmung ergab eine große Mehrheit für die kürzlich von Professor Wortmann (Hannover) erläuterte Planung bei zwei Gegenstimmen und drei Stimmenthaltungen.
In eineinhalbstündigen Ausführungen beschäftigte sich Architekt Franz Wolff vom Stadtbauamt mit den vorgebrachten Bedenken und Anregungen. Von ihnen richteten sich
- 147 gegen den Nordring,
- 135 gegen die Inanspruchnahme des Bürgerparks für den Nordring,
- vier gegen den Standort des Industriegebietes,
- 81 gegen die Linienführung des Nordrings durch die Lorentzenstraße,
- fünf gegen die Kreuzungen durch den Nordring,
- 19 gegen sonstige Planungseinzelheiten.
- In 39 Fällen erhoben Einwohner Widerspruch gegen den Flächennutzungsplan, der nach den gesetzlichen Bestimmungen erst nach dessen Inkrafttreten behandelt werden kann.
Zwei Eingaben trugen zahlreiche Unterschriften; die eine stammte vom VfL Oldesloe und die andere von der Interessengemeinschaft gegen den Nordring. Sämtliche Schulen und der Hausbesitzerverein hatten gleichfalls Bedenken und Besorgnisse geäußert.
Architekt Wolff erklärte, daß ein großer Teil der eingegangenen Schreiben Bedenken und Anregungen in dem Sinne vorbrächten, wie sie das Gesetz vorsieht. Diese Voraussetzung erfüllten nur 72 Schreiben. Der Vortragende verlas eine Reihe von Eingaben und stellte ihnen den Standpunkt der von der Stadt mit dem Flächennutzungsplan befaßten Gremien gegenüber. Auch nach dem Bau des Nordrings würden auf dem Exer zwei vollständige Sportplätze verfügbar sein. Der von mehreren Seiten vorgeschlagene Durchbruch durch die Mühlenstraße auf dem Nickel’schen Grundstück mit Anschluß an den Berliner Ring entspreche einem städtischen Plan von 1926, der der damaligen städtebaulichen Auffassung entsprungen sei, heute aber zur Lösung des Innenstadtproblems nicht angewendet werden könne.
Stadtverordneter Johannes Ludwig (CDU) hielt die Befürchtung, daß die Innenstadt ohne den Nordring veröden würde, für unsinnig. Alle Anziehungspunkte der Stadt lägen doch dort. Mit dem Nordring sei der Bürgerpark verloren. Der Stadtverordnete lehnte den Plan ab.
Bürgerworthalter Willy Rosch (CDU) erklärte, seine Zustimmung nicht geben zu können, solange nicht eine Reihe von Sofortmaßnahmen durchgeführt würde, deren erste die Erklärung der Hagenstraße und der Hindenburgstraße zu Einbahnen sei.
Stadtrat Bruno Rickert (CDU): Diese Einbahnregelung ist schon beschlossen. Wir warten lediglich auf die Genehmigung durch das Straßenverkehrsamt.
Stadtverordnete Frau Lisa Hayn (CDU) wies auf die erhebliche Beeinträchtigung des Jugendheims und der Jugendherberge durch den Nordring hin.
Stadtrat Willy Mahrdt (SPD) äußerte seine Überzeugung, daß der Plan für die Stadt von Segen sein werde. Stadtverordneter Adolf Runge (SPD): „Wir können uns dem Zug der Zeit nicht entgegenstellen.“
Am Schluß der Sitzung gab Bürgerworthalter Rosch einen Rückblick auf die vom Stadtparlament in den letzten zweieinhalb Jahren geleistete Arbeit. Er dankte den Stadtverordneten und den Angehörigen der Verwaltung, an ihrer Spitze Bürgermeister Hermann Barth, und schloß mit den Worten: „Dies war die letzte Sitzung, die zu leiten ich die Ehre hatte.“
STORMARNER TAGEBLATT vom 20.2.1962
Donnerstag, 22. Februar 1962
Zur Aufnahme von Obdachlosen bereit
Die städtische Jugendherberge einschließlich Jugendheim und das Unfallkrankenhaus sind am vergangenen Sonnabend zusammen mit anderen Gebäuden in Stormarn der Hansestadt Hamburg zur Unterbringung von obdachlosen Flutgeschädigten angeboten worden und stehen auch jetzt noch zur Aufnahme bereit. Hamburg will darauf zurückgreifen, falls es nicht genügend Obdach in seinem Gebiet schaffen kann.
STORMARNER TAGEBLATT vom 22.2.1962
Freitag, 23. Februar 1962
Nordringstraße im Bürgerpark auf Stützen?
Oldesloer Magistrat läßt Leserbrief-Vorschlag auf Ausführbarkeit überprüfen
Der vielumstrittene Nordring, der durch die Verabschiedung des Flächennutzungsplanes im Stadtparlament beschlossene Sache ist, wird kaum vor fünf Jahren gebaut werden. Im Rathaus erhofft man hohe Zuschüsse zu den erheblichen Baukosten aus den Förderungsfonds für die Hamburger Randkreise mit der Begründung, daß die Entlastung des Innenstadtverkehrs der von der Landesplanung vorgesehenen Entwicklung Oldesloes zur Trabantenstadt zugute käme. Vorläufig ist die Finanzierung noch unklar.
Wie wir erfahren, ist beabsichtigt, den Nordring als künstlich aufgeschütteten Damm durch den Bürgerpark zu führen. Er soll an beiden Seiten bepflanzt und auf diese Weise dem Parkcharakter angepaßt werden. Die Tangentenstraße ist als reine Verbindungsstraße für Kraftfahrzeuge gedacht, wird also keine Fußgängersteige erhalten. Der Zugang zum Exer erfolgt von der Jugendheimseite her durch Unterführungen, so daß beispielsweise die Sportler ungefährdet die Spielfelder betreten können. Möglicherweise macht sich die Stadt den in einem Leserbrief an das „Stormarner Tageblatt“ gemachten Vorschlag des Dipl.-Ing. Franz-Wilhelm Chrosch zu eigen, den Nordring im Bürgerpark auf Stützen zu stellen. Der Magistrat hat inzwischen den Auftrag erteilt, den Vorschlag auf seine Durchführbarkeit zu überprüfen.
Wie Architekt Wolff vom Stadtbauamt im Stadtparlament ausführte, sind verschiedene Bedenken und Anregungen von Bürgern zum Flächennutzungsplan von Magistrat, Planungsausschuß und Stadtbauamt positiv beurteilt worden. Sie sollen bei den noch ausstehenden Überlegungen berücksichtigt werden.
Zum Teil decken sich die vorgebrachten Gedanken mit den Vorstellungen der städtischen Gremien.
- So zum Beispiel der Vorschlag, am Bürgerpark eine Mehrzweckhalle zu errichten. Für diesen Zweck soll ein Platz am Westrand des Bürgerparks freigehalten werden.
- Ebenso will die Stadt ein Grundstück am Berliner Ring gegenüber dem Hako-Werk reservieren in Berücksichtigung einer Anregung der Polizei-Inspektion. Hier können später Gebäude für die Polizei und und die Feuerwehr errichtet werden.
- Zu den Bedenken vor allem der Schulen über die Sportplatzpolitik wies Architekt Wolff darauf hin, daß neben dem Sportplatz nahe der Klaus-Groth-Schule am Wendum auch ein Sportplatz an der ehemaligen Papierfabrik ernsthaft vorbereitet wird.
- Ferner will die Stadt für eine Vermehrung der Parkplätze im Stadtkern sorgen. In diesem Zusammenhang ist eine Bemerkung des CDU-Stadtrates Rickert erwähnenswert, der sich für diesen Zweck mehr Entgegenkommen der evangelischen Kirchengemeinde wünscht.
Bedenken gegen das westlich des Friedhofs ausgewiesene Industriegebiet will die Stadt insoweit entsprechen, als sie auf dieses Gebiet erst zuletzt zurückgreifen wird. Es kann sich sowieso nur um Betriebe handeln, die weder geruch- noch geräuschbelästigend sind. Die Stadt will der Anregung eines Bürgers folgen und ein zusätzliches Industriegebiet südöstlich der Elmshorner Eisenbahn in Aussicht nehmen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 23.2.1962
Montag, 5. März 1962
SPD: Sportstätten werden verbessert
Auseinandersetzung mit dem Flächennutzungsplan
In einer gut besuchten Mitgliederversammlung des SPD-Ortsvereins im „Hotel Stadt Kiel“ erläuterte Architekt Franz Wolff ausführlich den Flächennutzungsplan für die Stadt sowie weitere Planungsmaßnahmen. Dieser Vortrag, illustriert durch zahlreiche Dias, fand lebhaftes Interesse und löste eine ausgedehnte Diskussion aus.
Aus den Fragen und Anregungen ergab sich, daß die Sorgen um ausreichende Sport- und Grünanlagen, Kinderspielplätze und auch Bade- und Schwimmöglichkeiten bei der Beurteilung des Flächennutzungsplanes eine große Rolle spielen. Architekt Wolff und der SPD-Fraktionsvorsitzender des Stadtparlaments, Willy Mahrdt, wiesen diese Befürchtungen als unbegründet zurück.
Auch nach dem Bau einer Straße über den Nordrand des Exers würden zwei vollwertige Spielfelder erhalten bleiben. Außerdem werde noch in diesem Jahr der Bau einer neuen Sportanlage an der Breslauer Straße begonnen. Ferner seien die Vorarbeiten für einen weiteren Sportplatz an der Papierfabrik in Vorbereitung. In absehbarer Zeit würden also besonders die Sportstätten unserer Stadt weitgehend verbessert sein.
Das künftige Stadtbild werde zahlreiche Grünanlagen aufweisen. Bad Oldesloe werde dann noch mehr als bisher eine Stadt im Grünen sein.
STORMARNER TAGEBLATT vom 5.3.1962
Donnerstag, 19. April 1962
Sportplatzgrundstück in städtischer Hand
Die Stadt hat jetzt das letzte Grundstück, das für den geplanten Sportplatz hinter der Papierfabrik benötigt wird, erwerben können. Damit nimmt das Projekt feste Gestalt an.
STORMARNER TAGEBLATT vom 19.4.1962
Dienstag, 15. Mai 1962
Strandbad eröffnet
Bei einer Lufttemperatur von knapp 10 Grad Wärme und einer Wassertemperatur von nur 13 Grad öffnete das Strandbad am Poggensee seine Pforten für die Sommersaison. Zuvor waren die Anlagen hergerichtet worden. Nun müssen noch Malerarbeiten ausgeführt werden.
STORMARNER TAGEBLATT vom 15.5.1962
Donnerstag, 17. Mai 1962
Minigolf-Anlage im Bürgerpark
Der frühere Stadtrat Waldemar Schultz beabsichtigt die Schaffung einer gewerblichen Minigolf-Anlage im Bürgerpark neben der Gaststätte. Der Magistrat stimmte dem Plan zu und stellte eine 1000 Quadratmeter große Fläche zur Verfügung, unter der Bedingung, daß kein Baum angetastet werden darf.
STORMARNER TAGEBLATT vom 17.5.1962
Freitag, 8. Juni 1962
Endlich Badewetter!
Gestern begann im Strandbad Poggensee die Badesaison. 360 Besucher fanden sich am Nachmittag ein und erfüllten das Bad zum ersten Male in diesem Sommer mit Leben. Die Wassertemperatur betrug 19 Grad Wärme. Heute, am ersten Pfingstferientag, tummelten sich in den Vormittagsstunden schon etwa 60 Kinder im Wasser.
STORMARNER TAGEBLATT vom 8.6.1962
Sonnabend, 9. Juni 1962
Poggensee 20 Grad warm
Die Wassertemperatur des Poggensees beträgt heute vormittag 20 Grad Wärme. Gestern besuchten 863 Erwachsene und Kinder das Strandbad. Eine gute Nachricht für die sprungfreudige Jugend: Das Ein-Meter-Sprungbrett hat heute einen Kunststoffbelag erhalten. Damit ist die Rutschgefahr beseitigt. Ein Drei-Meter-Sprungbrett kann wegen der geringen Wassertiefe nicht aufgelegt werden.
STORMARNER TAGEBLATT vom 9.6.1962
Freitag, 15. Juni 1962
Mädchen ertrank im Poggensee
Badeunglück mitten im grüßten Trubel
Ein Badeunglück überschattete das hochsommerliche, fröhliche Treiben in der Badeanstalt am Poggensee. Während sich hunderte von Kindern im Wasser und auf den Spielwiesen tummelten, ertrank die 13jährige Schülerin Marianne Haase aus Sehmsdorf, ohne daß es bemerkt wurde.
Gegen 17.45 Uhr stießen ein 16-und ein 14jähriger Oberschüler beim Schwimmen zwei Meter von der Nichtschwimmerbarriere entfernt mit den Füßen gegen einen unter Wasser treibenden Körper. Sie suchten darauf die Stelle ab. Als sie nichts mehr entdeckten und schon weiterschwimmen wollten, bekam der 16jährige etwas zu fassen. Es war der Kopf eines Mädchens. Er zog den Körper zusammen mit seinem Begleiter an die Oberfläche und trug ihn ans Ufer. Doch jede Hilfe kam zu spät. Wiederbelebungsversuche des Bademeisters und die Bemühungen eines Arztes blieben erfolglos. Der Tod war vermutlich bereits 15 Minuten zuvor eingetreten.
Die Verunglückte war Nichtschwimmerin. Etwa fünf Minuten vor ihrer Bergung waren ihre Freundinnen zu Bademeister Hommes gegangen und hatten ihm gesagt, daß sie Marianne vermißten. Er hört täglich solche Vermißtenmeldungen. Sie klären sich fast immer als harmlos auf. Dennoch machte er einen Inspektionsgang am Ufer entlang. Gerade hatte er einem verletzten Kind ein Pflaster auf die Wunde geklebt, als der Schüler mit seinem schrecklichen Fund das Ufer erreichte.
Das Unglück wirft die Frage auf, ob das Mädchen noch zu retten gewesen wäre, wenn mehr Aufsichtspersonal zur Verfügung gestanden hätte. An so besucherreichen Tagen wie jetzt stürmen zu viele Aufgaben auf den einzigen Bademeister ein. An den Wochenenden stehen ihm DLRG-Schwimmer zur Seite. Doch sie sind an den übrigen Tagen berufstätig.
STORMARNER TAGEBLATT vom 16.6.1962
Montag, 18. Juni 1962
„Für die Sicherheit alles getan“
Stadtväter zum Badeunglück – Billige Schwimmbecken
Das Badeunglück am Freitag im Strandbad am Poggensee löste im Stadtparlament eine Debatte aus. Mehrere Abgeordnete sprachen ihr Bedauern und ihr Mitgefühl mit den Eltern der verunglückten zwölfjährigen Sehmsdorferin aus. Sie vertraten die Auffassung, daß für die Sicherheit in der Badeanstalt alles getan worden sei.
Die Wasserschutzpolizei habe die Sicherheitseinrichtungen abgenommen. Dem Schwimmeister könne nicht der Vorwurf mangelnder Aufsichtspflicht gemacht werden.
Im Verlauf der Diskussion meinten einige Abgeordnete, daß die Eltern eindringlich ihre Kinder davor warnen sollten, mit vollem Magen oder erhitzt von der Anfahrt mit dem Rad ins Wasser zu springen, wie man dies immer wieder im Strandbad beobachten könne.
Als beste Vorsorge gegen Badeunglücke bezeichnete Stadtverordneter Ludwig (CDU) die Förderung des Schwimmunterrichts. Er schlug dazu den Bau von Lehrschwimmbecken an allen Schulen vor. Nach einer neuen Methode, die das Max-Planck-Institut bereits erprobt habe, könne ein solches Becken schon für 10.000 Mark geschaffen werden. Es brauche nur der Boden zwei Meter tief ausgehoben zu werden. Dann werde eine Nylonhaut in die Grube gelegt, und schon sei das Schwimmbecken fertig. Dazu gebe es sogar Zuschüsse bis zu 5000 Mark. Als besonders günstiger Platz biete sich der Hof zwischen Mittel- und Oberschule an. In der Turnhalle wären auch gleich die notwendigen Duschanlagen vorhanden. Die erforderliche Wasserumwälzanlage für die Wasserzufuhr sei ebenfalls auf einfachste Weise herzustellen.
Stadtrat Schröder (SPD) schlug vor, ein solches Lehrschwimmbecken für jede Oldesloer Schule zu schaffen.
Bau-, Finanz- und der Jugend-und Sportausschuß sollen sich mit diesen guten Vorschlägen beschäftigen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 19.6.1962
Montag, 18. Juni 1962
Geröll statt Sand im Strandbad
Acht Fuhren Geröll statt Sand hat das Bauamt irrtümlich in die Badeanstalt am Poggensee fahren lassen. Der Strand ist daher recht steinig geworden. Diese Panne soll nun schnellstens behoben werden. „Ich wunderte mich auch über die vielen Steine am Strand“, bemerkte Bürgermeister Barth im Stadtparlament.
STORMARNER TAGEBLATT vom 19.6.1962
Sonnabend, 14. Juli 1962
Umkleideraum blitzblank
Um die Umkleideräume der Sportler im Jugendheim am Bürgerpark auch bei schlechter Witterung möglichst sauber zu halten, hat der Magistrat Steinemaillearbeiten zugestimmt, die einen Betrag von 1200 Mark erfordern.
STORMARNER TAGEBLATT vom 14.7.1962
Sonnabend, 14. Juli 1962
Barren für die Oberschule
Der Magistrat bewilligte 670 Mark für die Anschaffung eines Barrens, der in der Turnhalle der Oberschule aufgestellt werden soll.
STORMARNER TAGEBLATT vom 14.7.1962
Mittwoch, 25. Juli 1962
Bademeister Mädchen für alles
Trotz des kühlen Wetters hat das Oldesloer Strandbad am Poggensee täglich seine 70 bis 80 Stammbesucher. Bei der geringen Zahl fällt es Schwimmmeister Hommes nicht schwer, die Übersicht zu behalten. Er ist zugleich Mädchen für alles. …
An den Wochenenden nimmt ihm das DRK die Erste Hilfe bei Verletzungen und Unfällen ab. Allerdings fragt es vorher an, ob seine Hilfe notwendig sei. Ebenso halten es die DLRG-Rettungsschwimmer, die sich an den Wochenenden und in ihrer Freizeit gern für den Wachdienst zur Verfügung stellen. Die Stadt Bad Oldesloe hat ihrerseits den Wachdienst verstärkt. Bei Bedarf unterstützt der städtische Tiefbauarbeiter Honert den Schwimmeister. Weitere Kräfte aus den Reihen der Stadtverwaltung sollen noch für den Rettungsdienst ausgebildet werden.
STORMARNER TAGEBLATT vom 25.7.1962
Sonnabend, 25. August 1962
Naturschutzbeauftragter: Kurpark bedroht!
Durch Rodungen für Sportplatzanlage – Magistrat sagt Überprüfung zu
Der Naturschutzbeauftragte Carl Duve (Hamburg-Wohldorf) hat in einem Schreiben an die Stadt Bad Oldesloe seine ernste Sorge um die Erhaltung des Kurparks ausgesprochen. Anlaß dazu gaben die Anforderung eines Gutachtens durch den Kreis über die Baumbestände, die durch Planungen am Sülzberg geopfert werden sollen, und Bedenken Oldesloer Naturfreunde.
Am Südostrand des Kurparks ist ein Einschnitt abgesteckt, innerhalb dessen zu Gunsten des geplanten städtischen Sportplatzes an der Papierfabrik gerodet werden soll. Diese Tatsache hat den Naturschutzbeauftragten dazu bewogen, die Stadt auf die nach seiner Meinung eintretende Gefährdung des ganzen Kurparks hinzuweisen. Carl Duve führt dazu aus: „Die Randbäume haben in den 20 Jahrzehnten ihres Lebens durch starke Wurzelballen und einen Laubmantel bis tief zum Boden Abwehrfunktionen für die Innenbäume übernommen.
Nach Rodung des Baumbestandes hat der Innenbestand nicht mehr genügend Wurzelfestigkeit, um Sturmböen standzuhalten. Ebenso wird (besonders bei Buchen) durch die ungeschützte Sonnenbestrahlung der größte Teil der Altbäume am Rindenbrand zugrunde gehen. Es besteht die Gefahr, daß nach Ausführung der abgesteckten Rodungen der gesamte Altbestand des Kurparks nach und nach zusammenbricht.“ …
Inzwischen hat sich der Planungsausschuß mit der Warnung des Naturschutzbeauftragten befaßt. In seiner Stellungnahme kommt zum Ausdruck, daß die aus dem Kurpark für den Sportplatz benötigte Fläche örtlich abgesteckt worden ist, um zunächst das Ausmaß der Sportanlage zu begrenzen. Die verantwortlichen Stadtverordneten sollen dadurch die Möglichkeit erhalten, sich vor der endgültigen Beschlußfassung über die Situation eingehend zu informieren.
Innerhalb des Planungsausschusses wurde in einer Aussprache geltend gemacht, daß zur Gesunderhaltung der Bevölkerung und Jugendertüchtigung außer Parkanlagen auch gute Sportanlagen gehören. Aus diesem Grunde habe sich die Stadtverordnetenversammlung bei der Beschlußfassung über den Flächennutzungsplan für die Einrichtung von zwei weiteren Ersatzsportflächen entschieden. Eine dieser Sportflächen sei der Sportplatz am Sülzberg. Dieser Platz könne nur dann als vollwertig angesehen werden, wenn er die vorgeschriebene Größe von 70 mal 150 Metern besitze. Nach Ansicht des Planungsausschusses ist es erforderlich, einen Streifen des Kurparks in die Anlage einzubeziehen. …
STORMARNER TAGEBLATT vom 25.8.1962
Montag, 10. September 1962
Badeanstalt geschlossen
Die Stadt hat das Strandbad am Poggensee geschlossen. Zwar hatte sie in der vergangenen Woche noch das Baden auf eigene Gefahr ohne Aufsichtsperson gestattet, doch jetzt ist das Baden zu gefährlich geworden, weil der See Hochwasser führt. Zudem ist die Wassertemperatur unter 15 Grad gesunken.
STORMARNER TAGEBLATT vom 10.9.1962
Donnerstag, 4. Oktober 1962
Kurpark wird nicht angetastet
Stadtverordnete teilen Bedenken des Naturschutzbeauftragten – Sportplatzpläne geändert
Der Plan, einen Einschnitt in den Südostrand des Kurparks zu Gunsten eines städtischen Sportplatzes an der Papierfabrik vorzunehmen, ist aufgegeben worden! Wie Bürgermeister Hermann Barth gestern mitteilte, teilt der Planungsausschuß die Bedenken, die der Naturschutzbeauftragte des Kreises Stormarn, Carl Duve, in einem Schreiben an die Stadt Bad Oldesloe ausgesprochen hat.
Duve hatte dargelegt, daß das beabsichtigte Fällen der Randbäume eine Gefährdung des Innenbestandes mit sich bringen würde. Möglicherweise würde nach Ausführung der abgesteckten Rodungen der gesamte Altbestand des Kurparks nach und nach zusammenbrechen.
Der Planungsausschuß befaßte sich bei einer Besichtigung mit der Warnung des Naturschutzbeauftragten und kam zu dem Entschluß, den wertvollen Baumbestand nicht anzutasten.
Infolgedessen soll der städtische Sportplatz an der Papierfabrik nicht in den ursprünglich vorgesehenen Maßen gebaut werden. Er soll nunmehr ganz Schulzwecken gewidmet werden und als Ersatz für den gegenwärtig von den Schulen benutzten Exer dienen.
Dieser neue Platz wird eine Laufbahn, Sprunggruben und eine Spielfläche erhalten. Die sogenannten olympischen Maße können allerdings bei der Laufbahn nicht eingehalten werden; auch wird die Spielfläche nicht die Größe eines normalen Fußballfeldes haben, doch dürfte sie nach Ansicht der Stadt für die Kleinfeldspiele, die der Schuljugend angemessen sind, genügen.
Außerdem hat der Planungsausschuß den Bau eines großen Sportplatzes zwischen Beste und Bahnhofsgelände in Aussicht genommen. Das benötigte Gelände ist eben, trocken und befindet sich, was das wichtigste ist, in städtischem Besitz.
Der Verzicht des Planungsausschusses auf einen neuen Weinschnitt in den Kurpark wird von allen, denen die Erhaltung der Grünflächen am herzen liegt, begrüßt werden. Wenn die Stadt die nunmehr vorgesehene großzügigere Lösung des Sportplatzproblems möglichst schnell verwirklicht, könnten auch die Schulen und Sportvereine aus der neuen Situation nur Nutzen ziehen.
STORMARNER TAGEBLATT vom 4.10.1962
Sonnabend, 20. Oktober 1962
Verbesserungen im Stadion
nläßlich des 100jährigen VfL-Jubiläums hat die Stadt in den Haushalt 5000 DM zur Pflege des Stadions eingesetzt. Mit Mitteln aus diesem Haushaltsposten sind neue Terrassenstufen geschaffen worden. Die Anlaufbahnen zu den Sprunggruben wurden überholt. Neben einem Gerät zur Pflege der Laufbahn ist ein großer Rasenmäher angeschafft worden, der allein 2500 DM kostete.
STORMARNER TAGEBLATT vom 20.10.1962
Freitag, 16. November 1962
VfL enthüllt Gedenkstein im Stadion
Einen Gedenkstein für seine in beiden Weltkriegen gefallenen Mitglieder hat der VfL Oldesloe von dem Oldesloer Bildhauer Harry Egler anfertigen und auf dem Nordwesthang des Travestadions aufstellen lassen. Die feierliche Enthüllung erfolgt am kommenden Sonntag, dem Volkstrauertag, um 9 Uhr. Alle Mitglieder und Freunde des Vereins sind hierzu eingeladen. Die Kosten für den schlichten Stein werden durch Mitgliederspenden gedeckt. Die Inschrift lautet: „Unseren Toten zum ehrenden Gedenken“.
STORMARNER TAGEBLATT vom 16.11.1962
Sonntag, 18. November 1962
Die Mahnung des Volkstrauertages
„Den Toten zur Ehre – den Lebenden zur Mahnung.“ Diese Inschrift trägt der Gedenkstein für die gefallenen Sportler, den der VfL Oldesloe im Travestadion einweihte. Die mannshohe Stele aus Sandstein, ein Werk des Oldesloer Bildhauers Harry Egler, hat einen guten Platz inmitten einer Grünanlage am Nordwesthang des Stadions erhalten.
An der Einweihung nahmen der Vorstand mit Ehrenmitglied Christian Ohrt sowie der Vorsitzende des Bürger- und Verkehrsvereins, Hans Guske, teil.
„Wir neigen uns in Ehrfurcht vor den gefallenen Vereinsmitgliedern und ihrem Opfer“, sagte Pastor Hans Beiderwieden in seiner Weiherede. „Wir müssen wieder das lernen, was in unserer Zeit verlorengegangen ist, die Ehrfurcht vor dem Leben und die Ehrfurcht vor der Überzeugung der Anderen. Möge dieses schlichte Mahnmal auch zur Erhaltung des Friedens beitragen. Wir dürfen nicht immer nur die großen Staatsmänner für die Erhaltung des Friedens verantwortlich machen. Jeder von uns muß auf seinen Platz auch dazu beitragen!“
STORMARNER TAGEBLATT vom 19.11.1962
Montag, 17. Dezember 1962
Ein Fünfjahresplan für Bad Oldesloe
Stadtparlament verabschiedete den Haushaltsplan für 1963 …
Mit einem Fünfjahresprogramm, dessen Kosten auf 11.240.000 DM veranschlagt werden, hat sich die Kreisstadt den Weg in die nächste Zukunft im Zuge der Weiterentwicklung auf der Grundlage der Beschlüsse des Gemeinsamen Planungsrates Hamburg/Schleswig-Holstein vorgezeichnet. Dieses Programm ist in den Erläuterungen des Bürgermeisters zum Haushaltsplan für 1963 enthalten, den das Stadtparlament gegen drei Stimmen verabschiedete. Schon im kommenden Jahr werden realisiert der aus technischen Gründen in diesem Jahr zurückgestellte Erweiterungsbau der Klaus-Groth-Schule (3. und letzter Bauabschnitt) für 805.000 DM, der 4. Bauabschnitt der Vollkanalisation für 1,3 Millionen DM, der Ausbau und die Erneuerung von Versorgungsanlagen der Stadtwerke für 600.000 DM und der Erwerb von Grundvermögen für 200.000 DM. …
Das Fünfjahresprogramm sieht außer den bereits oben genannten Vorhaben folgende Projekte vor:
- Gymnastikhalle für das Gymnasium,
- Schulneubau für die Sonderschule
- Turnhalle für die Stadtschule mit Lehrschwimmbecken, …
- Sportplatz bei der Klaus-Groth-Schule (Wendum).
STORMARNER TAGEBLATT vom 18.12.1962