Saison 1962/63

Groß die Erwartung, schmal der Erfolg

Nach der sensationell starken Vorjahressaison, die mit durchschnittlich 1.477 Zuschauern bei Heimspielen auch die Kassen des VfL füllte, sind Fachleute und Presse gespannt, ob die Elf von Trainer Artur Jantz und Ligaobmann Wilhelm Düllmann auch in dieser Serie daran anknüpfen kann.
Als Neuzugänge vermelden die Blau-Weißen Paul Löper (Post SV Oldesloe), sowie die Jungmannenspieler Klaus Wilkens und Horst Glowatzki.

Durch eine Verletzung von Stammtorwart Uwe Dau wechseln sich zu Beginn der Saison Siegfried Slawski, Hans-Werner Buls und Rolf Kröger zwischen den Oldesloer Pfosten ab. Insbesondere Slawski besticht durch hervorragende Leistungen, jedoch machen auch die beiden anderen es Artur Jantz nicht leicht, die Torwartfrage abschließend zu entscheiden.

Viele Vorbereitungsspiele bestreitet die Liga nicht. Lediglich gegen Rasensport Elmshorn (2:0) und Sperber Hamburg (1:7) testet Jantz ein letztes Mal seine Wunschelf, bevor es in die Pflichtrunde geht.
Die Spielzeit beginnt alles andere als erfreulich. Mit 1:7 Punkten fällt der VfL ans Tabellenende ab und kann erst am 9. September gegen den Tabellenletzten VfR Neumünster den ersten Sieg einfahren. Egon Lütge trifft dreimal, während das vielgelobte Sturmduo der Vorsaison, Harry Struppek und Gerd „Gummi“ Heitmann unter Ladehemmung leidet. So wird vom Sport-Megaphon dann nach zwei weiteren Niederlagen in Phönix Lübeck (2:3) und gegen Büdelsdorf (2:5), trotz eines 1:0-Sieges gegen Kilia Kiel am 30. September denn auch die „08/15-Spielweise des VfL“ gerügt, die nichts mit dem erfrischenden Fußball der vergangenen Saison zu tun habe.

Einem 1:1 gegen Flensburg 08 folgen zwei weitere Niederlagen gegen den Heider SV (1:2) und in Lägerdorf (0:3). Am 4. November verschuldet Neuzugang Paul Löper dann mit einem Eigentor auch noch die bittere 0:1-Niederlage bei TuS Lübeck, die die Mannschaft auf einen Abstiegsplatz fallen lässt.
Erst die 5:1 Punkte der letzten drei Spiele der Hinrunde bringen den zwölften Platz, der jedoch niemanden zufriedenstellt. Mit Beginn der Rückrunde jedoch fängt sich die Mannschaft wieder.
Uwe Dau, ins Tor zurückgekehrt, gibt der Mannschaft Rückhalt und Gerd Heitmann trifft wieder.
Die ersten fünf Spiele der Rückrunde bringen dem VfL 7:3 Punkte, wobei sich Schwalke und Wilkens als besonders kampfstark erweisen.
Als die Jantz-Elf am 24. Februar dann Gut Heil Neumünster mit 4:0 nach Hause schickt, heißt es auch im „Stormarner Tageblatt“: „Struppek bombt wieder“, denn er trifft dreimal (den vierten Treffer markiert „Tille“ Peters).

Im März folgt eine zweiwöchige Zwangspause, die aufgrund der landesweit verordneten Polio-Schluckimpfung angesetzt wird.
Der VfL kommt gut aus dieser Unterbrechung und siegt mit 3:2 gegen Kilia. Einem 3:3 in Büdelsdorf folgt das gefürchtete Spiel beim Spitzenreiter Friedrichsort. Doch auch den „Leuchtturmwärtern“ kann die Liga ein 0:0 abtrotzen.
Nach 5:1 Punkten aus den letzten drei Spielen der Saison ist die Spartenleitung letztlich mit dem erreichten achten Platz zufrieden, gewinnt jedoch die Erkenntnis, dass es eben doch nicht mit guten Einzelleistungen getan ist, will man in Schleswig-Holstein zur absoluten Spitze gehören.

Zum Saisonabschluss kann Rudi Herzog den Deutschen Amateurmeister von 1960, Hannover 96, für ein Freundschaftsspiel in Oldesloe gewinnen. Leider finden nur 300 Zuschauer den Weg ins Travestadion, sehen aber einen guten VfL, der nur mit 0:1 unterliegt.

Eine hervorragende Saison legt die 2. Herrenmannschaft hin. Mit Spielern wie Klopp, Liedtke, Wendt, Güldenpfennig, Löper, Bendig, Erbs, Nossol, Gellers, Jürgensen und Wasmund wird sie mit 83:34 Toren und 42:10 Punkten überlegener Meister der Kreisliga Stormarn/Segeberg.
Besonders kurios verläuft dabei das Freundschaftsspiel bei der zweiten Mannschaft des Phönix Lübeck, das abgebrochen werden muss, als zwei Bällen die Luft ausging und ein dritter nicht aufzutreiben ist.

Leider versagt der Schleswig-Holsteinische Fußballverband nach wie vor zweiten Mannschaften das Aufstiegsrecht über die Kreisebene hinaus, so dass die Mannschaft trotz der Meisterschaft in der Kreisliga verbleiben muss.

Die 3. Herren erringt in der A-Klasse, in der sie verbleiben durfte, nachdem der TSV Bargteheide aufgestiegen war, den zehnten Platz.
Erstmals in dieser Saison tritt beim VfL eine „Jungliga“ mit Spielern bis 22 Jahren an. Sie spielt als 4. Herren in der C-Klasse und wird mit 134:29 Toren und 37:11 Punkten auf Anhieb souveräner Meister und Aufsteiger.
Nach langer Zeit nimmt auch eine Alte Herren wieder den Spielbetrieb auf. Altgediente Recken, wie Schweim, Neumann, Petersen, Wölk und andere, bestreiten erste Freundschaftsspiele.

Einmal mehr holt die 1. Jungmannen die Kreismeisterschaft. Doch auch in diesem Jahr muss sich die Mannschaft um Torwart Gert Girschkowski in den Spielen um die Bezirksmeisterschaft dem VfB Lübeck beugen und wird knapp Vizemeister im Bezirk.
Auch die 1. Schülermannschaft holt sich die Vizemeisterschaft, als sie im Endspiel 0:2 gegen Bargteheide unterliegt.

Auf der Spartenversammlung der Fußballer, die am 15. Januar bei Vereinswirt Peemöller stattfindet, der seit dem 21. August Schwiegervater von Stürmer Harry Struppek ist, wird Gerhard Rath zum Stellvertreter von Rudi Herzog gewählt.

Bereits am 16. November hatten die Fußballer, gemeinsam mit Vertretern der Stadt und des Gesamtvereins, den Gedenkstein zu Ehren der Gefallenen des 1. und 2. Weltkriegs enthüllt. Bildhauer Harry Egler entwarf das Mahnmal, das einen Ehrenplatz im Travestadion erhält.

Am 23. Januar wählt eine kleine Schar erschienener Mitglieder Walter Busch erneut zum 1. Vorsitzenden des Gesamtvereins. Busch stellt enttäuscht fest, dass die meisten Mitglieder es wohl vorgezogen hätten, den fünften Teil des Fernsehkrimis „Tim Frazer“ zu sehen, der zeitgleich im Fernsehfunk ausgestrahlt wurde.

Auf seinem Bundestag beschließt der Deutsche Fußball-Bund gegen die Stimmen des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes die Einführung der eingleisigen Bundesliga ab 1963.

 

 

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