Saison 1968/69

Zwei Spitzenteams und Spannung bis zum Schluss

Nach dem Aufstieg der 2. Herrenmannschaft spielt die Liga in der höchsten Klasse des Landes, der Landesliga, und die 2. Mannschaft direkt darunter in der Verbandsliga.
Dazu kommt noch die 3. Herren, die in der Kreisliga Stormarn/Segeberg ihre Punktspiele absolviert.

Natürlich ist es erforderlich, daß so viele Spitzenmannschaften auch jede Menge Neuzugänge erfordern. Rudi Herzog gelingt es dann auch, namhafte Spieler zum VfL zu locken. Neu in den Kadern sind Uwe Dau (SC Elmenhorst), Hans Körner (SV Siek), Walter Stursberg und Wolfgang Fleischhammel (TSV Trittau), Peter Sorgenfrei (Holstein Segeberg), Jürgen Bröcker (SV Steinhorst), Runald Fischer (TSV Bargteheide), Rainer Biemann, Horst Bieschke und Gerd Dehmel (alle VfB Lübeck Amateure) und (zurück von Bergedorf 85) Uwe Goronzi.

Trainer Fritz Andree hat mit seinem Assistenten Martin Nitzke nun die Qual der Wahl, die jeweils beste Elf aus dem Riesenkader herauszufinden.

Die Presse erklärt den VfL derweil zu einem der Favoriten auf die Landesmeisterschaft. Ob die Mannschaft diesen Vorschusslorbeeren gerecht werden kann, will Andree unter anderem in einem Vorbereitungsspiel gegen die Profimannschaft von EFB Esbjerg herausfinden. Am 27. Juli erscheint der mehrfache dänische Meister und Teilnehmer am Europapokal in Bad Oldesloe. Der VfL schlägt sich gut. Nach interessantem Spiel unterliegt die Mannschaft den starken Dänen nur mit 0:2. Ein Ergebnis, das hoffen lässt.

Am 11. August startet man in die Landesliga-Saison. Gleich im Auftaktspiel gibt ein weiterer Meisterschaftsanwärter, Schleswig 06, seine Visitenkarte ab. Doch die Liga gibt sich in dem torreichen Spiel keine Blöße und schlägt Schleswig mit 5:3. Schon keimen Hoffnungen auf den Titel auf. Doch von drei Unentschieden in Folge und einer Niederlage in Büdelsdorf (1:2) wird die Andree-Elf wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Erst am 22. September gelingt mit dem 2:0 gegen Friedrichsort der zweite Sieg. Die Mannschaft kommt nun besser in ihren Rhythmus. Es folgen Siege in Eichholz (1:0), gegen Brunsbüttelkoog (2:0) und in Neumünster (4:0). Nach diesem Erfolg übernimmt der VfL die Tabellenführung, nicht zuletzt, weil sich kein Verein als übermächtig erweist, sondern acht Teams sich gegenseitig die Punkte abjagen. Am 27. Oktober folgt der große Tag von Horst Bieschke. Mit einem Hattrick besiegt er die Amateure des Itzehoer SV quasi im Alleingang. Erst am 3. November gibt die Trave-Elf beim 1:1 gegen Lägerdorf wieder einen Punkt ab. Eine Woche später reist man zum Tabellenvierten TSV Rendsburg. Die Rendsburger erwischen den VfL in einer schwachen Phase und siegen mit 4:1. Die empfindlichste Niederlage seit Jahren bringt der Liga am 17. November dann das Team von Flensburg 08 bei. Mit einem 0:6 und hängenden Köpfen kehren die Mannen von der dänischen Grenze zurück.

Ausgerechnet der Tabellenführer Holstein Segeberg erscheint am 1. Dezember in Bad Oldesloe. Doch die Blau-Weißen reißen sich zusammen und siegen vor 1.700 Zuschauern verdient mit 1:0. Dies bringt den dritten Platz der Tabelle und einen 5:0-Sieg im letzten Hinrundenspiel gegen die Amateure von Holstein Kiel. Der reicht tatsächlich noch zur unerwarteten Herbstmeisterschaft. Diese ist allerdings nur theoretisch, da man bereits eine Woche zuvor schon ein Rückrundenspiel gegen den Tabellenletzten Lägerdorf bestritten hatte, das mit 1:3 verloren ging.

Ein harter Winter bringt im Januar Schnee und Eis und macht das Fußballspielen unmöglich. Doch der VfL gerät nicht aus dem Rhythmus. Am 26. Januar kommt Holstein Kiel zum Rückspiel und hält sich bis zur 60. Minute gut. Doch die letzte halbe Stunde reicht dem VfL, um das Spiel mit 5:0 für sich zu entscheiden.

Beim 0:0 in Schlutup überrascht der VfL mit einem 1-3-3-3-System, bei dem Karl-August Wilkens als Libero agiert. Diese Aufstellung wählt Trainer Andree auch am 9. Februar gegen Flensburg. Vor 600 Zuschauern erkämpft sich sein Team auch eine Überlegenheit, die zu einem Eckenverhältnis von 21:7 führt. Zählbare Erfolge können allerdings nur die Gäste verbuchen. Sie gewinnen das Spiel mit 2:0.

Während abermals der Winter hereinbricht, spekuliert die Presse über die Meisterschaftsfrage. Nach wie vor können mit Eichholz, Friedrichsort, Segeberg, VfB Kiel, Flensburg 08, TSV Rendsburg, Büdelsdorf und dem VfL Oldesloe acht Vereine Meister werden.

Die Liga bleibt zunächst auf Kurs und holt sich am 2. März beim 3:0 gegen Büdelsdorf, zu diesem Zeitpunkt Vierter, durch die Tore von Holger Dau (2) und Walter Stursberg den dritten Platz zurück.

Doch die Leistungen bleiben durchwachsen. Einem 1:2 in Brunsbüttelkoog, folgt am 30. März ein 2:1-Sieg gegen Neumünster, der erst in der 90. Minute durch ein Tor von Stolp zustande kommt. Als die Liga aber eine Woche später Eichholz mit 1:2 unterliegt, scheint klar, dass der Titel für den VfL in unerreichbare Ferne gerückt ist. Doch auch die anderen patzen. Obwohl der VfL aus den drei Spielen gegen Schleswig (0:5), Rendsburg (2:0) und VfB Kiel (0:3) nur zwei Punkte holt, bleibt Platz drei erreichbar. Und so gibt die Trave-Elf noch einmal alles. Angetrieben von Horst Liedtke siegt die Liga in den letzten vier Spielen viermal und holt sich doch noch den dritten Platz und damit die Teilnahme an der deutschen Amateurmeisterschaft.

Letztlich ist die Platzierung auch durch faires Spiel der Oldesloer zustande gekommen, denn einmal mehr erhält die Liga den Fair-Play-Pokal.

Am 1. Juni beginnt die erste Runde der Amateurmeisterschaft. Der VfL muss diesmal in die Pfalz, wo Phönix Bellheim wartet. Holger Dau rettet mit seinem Tor das 1:1 und die Hoffnung auf den Sieg im Rückspiel. Doch das Spiel am 8. Juni bleibt auch nach der Verlängerung torlos, so dass, wie schon gegen Hannover 96, das Los entscheiden muss. Und wieder hat der VfL Lospech. Die Münze fällt für Bellheim und der VfL verabschiedet sich ohne Niederlage aus der Amateurmeisterschaft.

Auch der Pokalwettbewerb ist in dieser Spielzeit kein Erfolg. Nach einem 3:2 nach Verlängerung in Mölln am 13. Oktober scheidet der VfL am 29. Dezember durch ein 1:2 gegen Verbandsligisten VfL Bad Schwartau aus.

Die 2. Herrenmannschaft
Knapp aber verdient, hatte die Zweite den Sprung in die Verbandsliga geschafft. Nun will das Team allen beweisen, dass der Aufstieg gerechtfertigt ist. Und die Mannschaft beginnt furios. Mit drei Siegen in Folge, erobert sie am 1. September Platz eins der Verbandsliga. Diese Platzierung rückt in den nächsten Wochen allerdings in weite Ferne, denn man verliert vier Spiele nacheinander und rutscht in der Tabelle ab.

Am 27. Oktober kommt es dann zu einer interessanten Begegnung, denn der TSV Bargteheide erscheint im Travestadion. Ex-VfL-Trainer Hans-Otto Fahl, derzeit in Diensten der Bargteheider, kommt jedoch nicht zum Spiel und so übernimmt Artur Jantz, derzeit Kreisauswahltrainer, früher jedoch Erfolgscoach des VfL, spontan die Leitung der Rot-Weißen. Doch der VfL setzt sich durch und siegt mit 1:0. Einem 2:5 in Marne folgt ein 1:0-Sieg in Elmenhorst. Torschütze des Sieg-treffers ist „Ala“ Liedtke. Am 16. November ist es Harry Struppek, der durch seine Treffer den 2:0-Sieg gegen Schwartau sichert. Bis zum Ende der Hinrunde folgen zwei Siege, ein Unentschieden gegen Tabellenführer Siems (0:0) und eine Niederlage.
Mit 17:13 Punkten und 24:19 Toren kann die Mannschaft beruhigt Weihnachten feiern.

Zwei Auftaktsiege in der Rückrunde lassen sogar auf mehr hoffen, doch in der Folge bricht die „Zweite“ völlig ein. Aus elf Spielen kann sie nur drei magere Punkte entführen, so dass das Team in der Tabelle durchgereicht wird und in Abstiegsgefahr gerät. Doch im vorletzten Spiel dreht die Mannschaft noch einmal auf und siegt am 7. Juni mit 3:0 gegen Sereetz. Trotzdem bleibt wenig Hoffnung, denn am 21. Juni kommt der bereits feststehende Meister aus Heiligenstedten ins Travestadion. Doch die Mannschaft gibt noch einmal alles und besiegt den Tabellenführer mit 4:2. Eigentlich bedeutet dieser Sieg den Klassenerhalt, aber der Heider SV steigt aus der Regionalliga ab.
Dadurch müssen die Amateure des Itzehoer SV in die Verbandsliga und zwingt so die 2. Herren ins Entscheidungsspiel gegen FSV Lübeck. So bleibt dann am Ende der Saison doch nur der bittere Abstieg aus der zweithöchsten Spielklasse, aus der man mit erhobenem Haupt absteigt.

Auch die anderen Mannschaften des VfL spielen durchaus erfolgreich in ihren Klassen. Die 4. Herren wird Meister der B-Klasse und steigt in die A-Klasse auf. Die 6. Herren sichert sich die Vizemeisterschaft der D-Klasse und holt sich darüber hinaus den Fair-Play-Pokal.

Auch in der Jugend bleiben die Meisterschalen fast ausnahmslos beim VfL. Bereits am 9. Oktober sichert sich die Bubenmannschaft durch ein 3:0 über Bargteheide die Kreismeisterschaft. Die Knabenmannschaft unterliegt dem SV Siek im Endspiel mit 2:3 und wird Vizemeister. Besser machen es die Schüler, die Wilstedt im Endspiel mit 5:2 besiegen und ebenso Kreismeister werden, wie die Jugend, die sogar sich mit 7:0 über Bargteheide durchsetzt.

Auch im repräsentativen Bereich ist der VfL wieder vorne dabei. Mit Holger Dau und Peter Sorgenfrei stellt er zwei Spieler für die Auswahl Schleswig-Holsteins. Im Spiel gegen Hamburg, am 13. November, erzielen sie beide Tore. Trotzdem geht das Spiel mit 2:3 verloren. Am 23. November stehen sie gegen das Saarland erneut auf dem Feld, können aber nichts gegen die 4:1-Niederlage ausrichten.

Am 28. September wird die Stormarnhalle eingeweiht. Sie ist die größte Halle im Kreis Stormarn und bringt erhebliche Entlastung für Sportvereine und Schulsport. Weniger befriedigend ist die Situation im Freien.

Einmal mehr kritisiert Spartenleiter Rudi Herzog auf der Jahresversammlung der Fußballer am 5. Juni, dass die meisten der inzwischen 22 Mannschaften ihre Spiele auf „Reit- und Rummelplätzen“ bestreiten müssen. Obwohl die Sparte bereits 417 Mitglieder hat, findet sich auf der Versammlung niemand, der als Stellvertreter von Herzog agieren möchte.

Kritik hagelt es auch am 11. März, als der geschäftsführende Vorstand unter Walter Busch auf der Jahreshauptversammlung eine Beitragserhöhung auf vier Mark durchsetzt. Anders, so erklärt er im „Oldesloer Hof“, sei der Verein mit seinen mittlerweile 1.574 Mitgliedern nicht mehr zu finanzieren.

 

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